Steinperf

Die Lage von Steinperf im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
11 km südwestlich Biedenkopf.
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss in einem engen, nach Nordosten offenen Talkessel des Perfgrundes. Nach Süden beziehungsweise Südwesten abgesetzt Industrieanlagen.
Straße Obereisenhausen - Bottenhorn. Alte Landstraße von Wetzlar beziehungsweise Gießen nach Laasphe beziehungsweise Biedenkopf führte durch Steinperf.
Siedlungsentwicklung
Vorgeschichtlicher, vermutlich eisenzeitlicher Ringwall auf dem Burgberg südwestlich von Steinperf; infolge industriellen Abbaus von Diabas größtenteils abgetragen. Reste der ehemaligen Steinwall-Befestigung von bis zu 10 m Breite und 1,50 m Höhe befanden sich zum Zeitpunkt der archäologischen Aufmessung an der Ost-Seite der Anlage. Ehemalige Toreinfahrt an der abgetragenen West-Seite des Ringwalles vermutet. Datierende Funde fehlen
Historische Namensformen
- Steinpernepho
- Steinpernfo (1103) [Anfang XIII, Urkundenbuch Mainz I Nr. 412]
- Steinperf, in (1318) [Abschrift 16. Jahrhundert HHStAW Bestand 170 II Nr. 1318]
- Steynperff (1352)
- Steinpferrff (1686)
- Steinperff (1726)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1902/04
Älteste Gemarkungskarte
1825/30
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3463474, 5631701
UTM: 32 U 463414 5629888
WGS84: 50.819563° N, 8.48062° O
Statistik
Ortskennziffer
534019060
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 1594, davon 856 Acker (= 53.70 %), 248 Wiesen (= 15.56 %), 452 Wald. (= 28.36 %)
- 1885 (Hektar): 400, davon 105 Ackerland (= 26.25 %), 58 Wiesen (= 14.50 %), 149 Holz. (= 37.25 %)
- 1961 (Hektar): 399, davon 124 Wald (= 31.08 %)
Einwohnerstatistik
- 1577: 23 Hausgesesse
- 1630: 11 Hausgesesse
- 1630: 4 zweispännige, 7 einspännige Ackerländer
- 1677: keine Angabe
- 1742: 35 Haushalte
- 1830: 318 evangelische Einwohner
- 1867 (Erwerbspersonen): 118 Landwirtschaft, 2 Bergbau und Hüttenwesen, 1 Erziehung und Unterricht, 1 Kirche und Gottesdienst
- 1885: 428 evangelisch, 0 katholisch
- 1961 (Erwerbspersonen): 118 Land- und Forstwirtschaft, 241 produzierendes Gewerbe, 31 Handel und Verkehr, 20 Dienstleistungen und sonstiges
- 1961: 828, davon 731 evangelisch (= 88.29 %), 49 katholisch (= 5.92 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1575 und später: Gericht (Nieder-)Eisenhausen, das 1630 und später dem Gericht (Amt) Grund Breidenbach zugerechnet wird
- 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Battenberg
- 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf (Umbenennung)
- 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Dillenburg
- 1933: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
- 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Biedenkopf
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Altkreis
Biedenkopf
Gemeindeentwicklung
Am 1.7.1974 wurde Steinperf im Zuge der hessischen Gebietsreform als Ortsteil der neu gebildeten Gemeinde Steffenberg eingegliedert.
Gericht
- 1821: Patrimonialgericht Grund Breidenbach
- 1823: Landgericht Gladenbach
- 1853: Landgericht Biedenkopf
- 1867: Amtsgericht Biedenkopf
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1363 verkaufen Ritter Kraft Döring und seine Frau ihrem Ganerben Johann von Breidenbach und dessen Frau ihren Teil am Zehnten zu Steinperf. 1466 ist ein Teil des Zehnten nassau-dillenburgisches Lehen der Döring; so auch 1501. 1577 hat Alexander Döring 1 Drittel, Wolf Georg von Breidenbach 1 Sechstel des Zehnten zu St. 1577 hat der Deutsche Orden Marburg Güterbesitz in Steinperf, der von 1 Beständer bewirtschaftet wird. Die von Dernbach erhalten Abgaben aus dem so genannte Steinfelder Gut, das von l Beständer bewirtschaftet wird
Zehntverhältnisse
1318 bekennen die von Weitershausen, daß sie an ihren Verwandten Eberhard Döring von Biedenkopf ihre Zehntanteile u.a. zu Steinperf verkauft haben.
Kirche und Religion
Pfarrzugehörigkeit
Bis 1103 nach Breidenbach eingepfarrt; 1103 wird Steinperf der neugegründeten Pfarrei Obereisenhausen zugeschlagen
Bekenntniswechsel
Da Filial von Obereisenhausen, Einführung der Reformation vermutlich ab 1526. Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Sendbezirk Breidenbach
Kultur
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Im 15. Jahrhundert und 1527 verfügte Steinperf über 1, 1630 und später über 2 Mühlen. 1830 und später: 3 Mühlen, von denen 2 im südlichen Ortsbereich lagen; nördlich von Steinperf abgesetzt die Bruchmühle. Die so genannte Battenfeld-Mühle (im Ort) noch in Betrieb. Abbau und Verarbeitung von Diabas seit 1958
Nachweise
Literatur
- A. Beimborn, Wandlungen der dörflichen Gemeinschaft im Hessischen Hinterland (1959). R. Nieke, Die kultur- und territorialgeschichtliche Entwicklung Steinperf bis zum 19. Jahrhundert In: Hinterländer Geschichtsblätter 52 (1973) Nr. 3. ders., Steinperf - Das Bild einer Siedlungslandschaft. In: Hinterländer Geschichtsblätter 55 (1976) Nr. 3. R. Gensen, Der Steinwall auf dem Burgberg bei Steinperf, Kreis Biedenkopf. In: Fundberichte aus Hessen 9/10 (1969/70), S. 111-113 (Plan)
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die acquirierten Lande und die verlorenen Gebiete, S. 218
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Steinperf, Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/9551_steinperf> (aufgerufen am 27.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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