Wittelsberg

Die Lage von Wittelsberg im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
ca. 8 km südöstlich Marburg
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss südlich unterhalb der Wasserscheide in der breiten Quellmulde eines Bachlaufs. Kirche und Turmwarte westlich des Ortes auf dem Kirchberg. Moderne Wohnsiedlung im Süden. Straßen von Schröck, Moischt, Heskem und Rauischholzhausen treffen in Ortsmitte aufeinander. Früher durchzog den Ort die Straße durch die nördlichen Langen Hessen von Heskem bzw. der Straß-Mühle zur Brücker Mühle/Amöneburg bzw. Kirchhain. Bahnhof (später Haltestelle) der Eisenbahnlinie Marburg – Ebsdorfergrund/Dreihausen (Inbetriebnahme der Strecke 5.4.1905) bis zur Stilllegung der Strecke am 24.6.1972.
Ersterwähnung
um 1130
Historische Namensformen
- Widdelesberc, in (um 1130) [Gensicke, Vogtei Ebsdorf, S. 101]
- Wydelberg (1243)
- Wihttelesber (um 1248)
- Wittilsberg (1267)
- Withelesberg (1267)
- Wittelsberg (1577)
Bezeichnung der Siedlung
- villa 1243 (GUDENUS 1 Nr. 258)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1906/08
Älteste Gemarkungskarte
1778
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3489919, 5624923
UTM: 32 U 489849 5623113
WGS84: 50.759699° N, 8.856074° O
Statistik
Ortskennziffer
534008110
Flächennutzungsstatistik
- 1838 (Kasseler Acker): 1617 stellbares Land, 339 Wiesen, 38 Gärten, 43 Triesche, 362 Wald
- 1885 (Hektar): 688, davon 438 Acker (= 63.66 %), 125 Wiesen (= 18.17 %), 73 Holzungen (= 10.61 %)
- 1961 (Hektar): 688, davon 74 Wald (= 10.76 %)
Einwohnerstatistik
- 1502: 13, 1577: 34, 1630: 29 hausgesessene 1681: 21 hausgesesseneMannsch. 1748: 273, 1838: 482, 1885: 475, 1925: 557, 1939: 567, 1950: 774, 1961: 721 Einwohner - 1861: 461 evangelisch-lutherisch, 21 jüd. Einwohner 1961: 690 evangelisch, 25 römisch-katholisch Einwohner - 1630: 8 vierspänn., 3 dreispänn., 4 einspänn. Ackerleute, 14 Einläuftige 1748: 5 Schmiede, 5 Leineweber, 5 Schneider, 1 Wagner, 1 Maurer, 1 Bender. 2 Wirte, 2 Branntweinbrenner, 1 Braumeister, 1 Schlachter (Jude), 5 Tagelöhner. 1838 (Familien): 28 Ackerbau, 20 Gewerbe, 22 Tagelöhner 38 nutzungsberechtigte, 25 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 7 Beisitzer. 1961 (Erwerbspersonen): 135 Land- und Forstwirtschaft, 136 Produzierendes Gewerbe, 31 Handel und Verkehr, 35 Dienstleistungen und Sonstiges
- 1885: 475, davon 448 evangelisch (= 94.32 %), 0 katholisch, 27 Juden (= 5.68 %)
- 1961: 721, davon 690 evangelisch (= 95.70 %), 25 katholisch (= 3.47 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- Wohl ursprgl. zur Vogtei Ebsdorf gehörig, vor dessen Vogtgericht noch um 1480 Streitigkeiten über Liegenschaften in W. entschieden werden. 1267 und später: Gericht W. -> Frauenberg. Um 1400 und später: Amt Marburg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Amöneburg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Altkreis
Marburg
Gemeindeentwicklung
Am 1.4.1972 wurde Wittelsberg im Zuge der hessischen Gebietsreform der neu gebildeten Gemeinde Ebdorfergrund eingegliedert.
Gericht
- 1821: Landgericht Marburg
- 1850: Justizamt Marburg
- 1867: Amtsgericht Marburg
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Um 1130 verfügt das Mainzer St. Stephansstift über die Hälfte der Einkünfte und den Zehnten von 3 Hufen bei W.; es handelt sich dabei um Zubehör der Stifts-Villikation Ebsdorf, deren Einkünfte seit 1249 an die Landgrafen verpachtet sind. - Um 1248 hat das Erzstift Mainz Einkünfte aus Güterbesitz in W. 1361 sind die von Londorf, bis 1369 die Rau von Holzhausen mit mainzisch Besitz in W. belehnt (zus. 2 Güter). - 1243 schenken die von Bucheck Kloster Arnsburg Güterbesitz in W., über den das Kloster noch im 15. Jahrhundertverfügt. - 1267 vermachen die von Nordeck dem Deutsche Orden Marburg Einkünfte aus Güterbesitz; weitere Gütererwerbungen des Deutsche Orden 1310-1360; 1358 umfaßt der Besitz 3 Höfe mit 134 Morgen Ackerland und ca. 6 Morgen Wiesen; 1707 zus. mit Besitz in Wüstung Lampertshausen: 6 halbe Höfe und weitere Bruchteile von Höfen. - 1293 erwirbt Kloster Caldern Güterbesitz in W. - 1428 erhält Eckart Riedesel als landgräflich Mannlehen den Hof in W.; Lehnsreserve 1446 und 1501. 1494 verfügt der Landgraf über 7 dienstbare Pflüge in W.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- viceplebanus 1276 (Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 1, 1 Nr. 327), pastor 1353.
Pfarrzugehörigkeit
Pfarrkirche, von 1647 an einige Jahre vom Pfarrer des Deutschen Ordens versehen. 1577 und später wird Beltershausen von W., 1621-1624 von Cappel aus versehen; seit 1624: Beltershausen Vikariat von W. 1577 und später ist Moischt nach W. eingepfarrt; nach 1835 Filiale von W.
Patronat
Patronat seit dem 14. Jahrhundert mainzisch-eppstein. Lehen der Rau von Holzhausen.
Diakonische Einrichtungen
1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 171 Gemeindestation mit zwei Schwestern für Wittelsberg, eine Schwester für Beltershausen und Moischt; 1925-1932, 1946, 1956-1965, Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Wittelsberg Pfarrarchiv Wittelsberg
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.
Erster evangelischer Pfarrer: Heinrich Sporer 1561-1568
Reformierter Bekenntniswechsel: 1606(?), 1624 wieder lutherisch.
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Sendbezirk Ebsdorf. Dekanat Amöneburg
Juden
Jude 1744 genannt.
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Historische Ereignisse
1466 versammeln sich in Wittelsberg die Abgesandten der oberhessischen Städte.
1527 beantragt die hessische Ritterschaft auf dem Homberger Landtag, künftig die Landtage in Marburg oder Wittelsberg abzuhalten.
Nachweise
Literatur
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Wittelsberg, Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/9404_wittelsberg> (aufgerufen am 27.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/9404