Oberweimar

Die Lage von Oberweimar im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
7,5 km südwestlich Marburg
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss in schmalem Talgrund. Kirche in erhöhter Lage auf nach Südosten gerichtetem Sporn. Am Nordosten-Rand Gutshof. Moderne Wohnsiedlung im Nordwesten.
Durch den Ort führt die B 255 (alte Landstraße nach Siegen bzw. Dillenburg)
Ersterwähnung
1138/1139
Siedlungsentwicklung
9 merowingische Grabhügel im Bereich von Hof Germershausen ca. 600 m nordwestlich Oberweimar (3478250 / 5625980)
1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Oberweimar.
Historische Namensformen
- Wimare, de (1138/39) [Urkunden und Quellen zur Geschichte von Stadt und Abtei Siegburg, S. 92-94, Nr. 43; sofern nicht Niederweimar]
- Gvîmare, in (1159) [UB Mainz 2,1, S. 441-443, Nr. 244]
- Wimere (1227) [vgl. auch Niederweimar]
- superior Wimere (1277)
- Oberwimere (1313)
- Mertinswymer, de (1319)
- Mertines Wy^emer (1359)
- Obirwemair (1461)
- Obernweymar (1527)
- Oberweimar (1630)
- Weimar, Ober-
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1250/60) [XIII] [Wagner, Lehnsverzeichnisse, Abs. 84]; Adliche Wohnung (1630); adlig-freier Hof 1746 genannt
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1870
Älteste Gemarkungskarte
1723
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3479098, 5624789
UTM: 32 U 479032 5622979
WGS84: 50.758205° N, 8.702723° O
Statistik
Ortskennziffer
534020070
Flächennutzungsstatistik
- 1838 (Kasseler Acker): 740 stellbares Land, 143 Wiesen, 20 Gärten, 58 Triesche, 218 Wald.
- 1885 (Hektar): 254, davon 155 Acker (= 61.02 %), 27 Wiesen (= 10.63 %), 47 Holzungen (= 18.50 %)
- 1961 (Hektar): 632, davon 230 Wald (= 36.39 %)
Einwohnerstatistik
- 1467: 14, 1577: 21 Hausgesessene, 1630: 9 hausgesessene Mannschaften, 1681: 8 hausgesessene Mannschaften
- 1630: 2 dreispännige, 1 zweispännige Ackerleute, 6 Einläuftige
- 1746: 1 Wirt, 1 Branntweinbrenner, 1 Schneider, 3 Zimmerleute, 1 Maurer, 5 Tagelöhner(-innen).
- 1746: 97 Einwohner (jeweils ohne Germershausen).
- 1838 (Familien): 9 Ackerbau, 24 Gewerbe, 6 Tagelöhner 13 nutzungsberechtigte, 26 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger.
- 1838: 276, 1885: 273, 1925: 341, 1939: 333, 1950: 521, 1961: 411 Einwohner (jeweils mit Germershausen).
- 1861: 326 evangelisch-lutherische, 1 römisch-katholischer, 1 jüdischer Einwohner
- 1885: 248, davon 248 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1961 (Erwerbspersonen): 108 Land- und Forstwirtschaft, 64 Produzierendes Gewerbe, 33 Handel und Verkehr, 19 Dienstleistungen und Sonstiges
- 1961: 411, davon 367 evangelisch (= 89.29 %), 41 katholisch (= 9.98 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- Um 1400 und später: Gericht Reizberg, mitunter auch Gericht Ober-W. genannt
- 1565 und später: Gerichtsstuhl Ober-W. im Gericht Reizberg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Lohra
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Altkreis
Marburg
Gemeindeentwicklung
Am 1.2.1971 wurde Oberweimar im Zuge der hessischen Gebietsreform in die Gemeinde Weimar eingegliedert.
Gericht
- Gericht Ober-W. Reizberg
- 1821: Landgericht Marburg
- 1850: Justizamt Marburg
- 1867: Amtsgericht Marburg
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1277 besitzt Kloster Altenberg einen Hof in Ober-W., der gegen Zins dem Schöffen Engelbert von Marburg zu lebenslanger Nutzung überlassen ist. - 1300 erwirbt der Deutsche Orden Marburg von Geba von Allna Güterbesitz in Ober-W. - 1313 kauft der Marburger Bürger Siegfried von Biedenkopf den Güterbesitz der von Vers in Ober-W. - Um 1312 erwirbt das Erzstift Mainz .von dem Ritter Zenichin von Bommersheim Güterbesitz, der seit 1356 verpfändet ist. - 1332 und später ist das Stift Essen in (Ober- bzw. Nieder-)W. begütert; Zubehör der Villikation des Stifts in Fronhausen. - 1359 verkauft Konrad von Breidenbach, Bürger von Gelnhausen, sein Gut in Ober-W. an den Marburger Bürger Hermann Bruning. - 1433 erwirbt der Marburger Schöffe Peter Rode ein Gut (vermutlich das 1359 von Hermann Bruning erworbene); 1461 erwirbt Heinrich Imhof genannt Rode von Johann von Breidenbach ein Gut zu Oberweimar. - 1494 sind dem Landgraf 2 Pflüge in Ober-W. dienstbar. - 1630 befindet sich in Ober-W. eine adlige Wohnung der Witwe des Hans-Hermann Heydwolff; 1746 als adlig-freier Hof der von Heydwolff zu Germershausen bezeichnet; später mit diesem zu einem Gutsbezirk Ober-W. zusammengeschlossen(-> Germershausen).
Zehntverhältnisse
Im 12. Jahrhundert ist der Zehnte nassauisches Lehen der Dynasten von Eppstein; mainzisch Zehntrechte im 14. Jahrhundert
Ortsadel
1138/39-um 1215 (?)
Kirche und Religion
Ortskirchen
- presbyter et pastor ecclesie (1159)
- Pfarr- und Sendkirche
Patrozinien
- Martinus [1319]
Pfarrzugehörigkeit
Bis ca. 1120 war Fronhausen, bis 1227 Marburg, bis 1235 die reizberg. Hälfte von Elnhausen nach Ober-W. eingepfarrt. Pfarrbezirk 1577: Allna, Cyriax-W., Gisselberg, Haddamshausen, Hermershausen, Kehna, Nieder-W., Ronhausen, Weiershausen; ferner zuzurechnen: Germershausen. Seit 1582 ist zeitw. Allna, 1592: Weiershausen, vor 1630 sind Hermershausen, Kehna, Niederweimar. Filiale Kirchen von Ober-W. Ronhausen 1617 ausgepfarrt. 1950: Ober-W. (1) mit Filiale-Gmden. Allna, Haddamshausen, Hermershausen, Kehna und Weiershausen; Ober-W. (2) mit Filiale Gmden. Cyriax-W., Gisselberg, Nieder-W. Aus dem 2. Pfarrbezirk 1959 die Pfarrei Nieder-W. gebildet.
Patronat
Vor 1191 bis 1250/60 nass. Lehen der Dynasten von Eppstein. 1235 werden die Vögte Guntram und Widerold von Marburg als Patrone genannt Im 14. Jahrhundert stand der Patronat vermutl. den von Nordeck zu, seit dem 16. Jahrhundert den Schenken zu Schweinsberg.
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.
Erster evangelischer Pfarrer: Ludwig Schenck 1518-1563, unbekannt, seit wann evangelisch
Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch.
Kirchliche Mittelbehörden
Dekanat Amöneburg
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
Sedes im Dekanat Amöneburg. Der Sendbezirk Ober-Weimar umfaßte im 15. Jahrhundert: Allna, Cyriax-W., (Wüstung) Eichhof, Elnhausen, Germershausen, Gisselberg, Haddamshausen, Hermershausen, Kehna, Nesselbrunn, Niederwalgern, Nieder-W., Ronhausen, Weitershausen, Wolfshausen. Der 1565 als Untereinheit des Gericht Reizberg bezeugte Gerichtstuhl Ober-Weimar umfaßte bis zur Auflösung des Gericht: Allna, Cyriax-Weimar, Eichhof, Elnhausen (zur Hälfte), Germershausen, Gisselberg, Haddamshausen, Hermershausen, Kehna, Neuhöfe (bis 1577), Niederwalgern, Oberweimar, Ronhausen, Weiershausen und Wolfshausen
Nachweise
Literatur
- Fundberichte aus Hessen 11 (1971), S. 93
- H. AMENT, Merowingische Grabhügel. In: Althessen im Frankenreich, S. 73
- Historisches Ortslexikon Marburg, S. 329-331
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 530
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
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Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Oberweimar, Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/9385_oberweimar> (aufgerufen am 25.11.2025)
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