Niederweimar

Dorf · 178 m über NN  
Gemeinde
Weimar (Lahn)
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Dorf

Lagebezug

ca. 6,5 km südwestlich Marburg

Lage und Verkehrslage

Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrissmerkmalen im Allna-Tal. Ortskern mit dichter Gehöftanordnung und nahezu kreisrundem Umriß (ehemalige Dorfbefestigung). Am Nord-Rand des Ortes lineare Bebauung. Moderne Bebauung im Norden und Osten. Die B 255 führt im Zuge einer alten Landstraße von Siegen bzw. Dillenburg durch Nieder-Weimar. Auf sie trifft von Süden Straße Wenkbach-Gisselberg im Zuge der alten Landstraße Frankfurt-Bremen bzw. Kassel; zugleich Köln-Leipziger Messestraße bzw. Wetzlarer Landstraße. Ursprünglich war die frühe Weinstraße aus dem Rhein-Main-Gebiet Richtung Paderborn / Bremen führend die Hauptverkehrsader (Nord-Süd Achse des Dorfes). Bahnhof, gegenwärtig Haltepunkt, der Eisenbahnlinie Kassel - Frankfurt am Main ("Main-Weser-Bahn", erbaut 1850).

Ersterwähnung

1138/1139

Siedlungsentwicklung

Flurnamen Hofacker am West-Rand und südlich Nieder-Weimar

Historische Namensformen

  • Wimere, de (1138/39) [Urkunden und Quellen zur Geschichte von Stadt und Abtei Siegburg, S. 92-94, Nr. 43; sofern nicht auf Ober-Weimar zu beziehen]
  • Wymare (1280) [Wyss 1 Nr. 381]
  • Wimere (1291) [vgl. auch Ober-Weimar]
  • Wimer inferior (1294)
  • Niderwimere (1320]
  • Nyderinwymere (1320)
  • Wimere inferior (1326)
  • Wymar an der straze (1358)
  • Wynber (1470)
  • Niddernweymar (1518)
  • Weimar, Nieder-

Bezeichnung der Siedlung

Umlegung der Flur

1925/1926

Älteste Gemarkungskarte

1717

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3481314, 5625162
UTM: 32 U 481247 5623352
WGS84: 50.761634° N, 8.734109° O

Statistik

Ortskennziffer

534020060

Flächennutzungsstatistik

  • 1838 (Kasseler Acker): 1395 stellbares Land, 180 Wiesen, 87 Gärten, 54 Triesche.
  • 1885 (Hektar): 586, davon 355 Acker (= 60.58 %), 58 Wiesen (= 9.90 %), 129 Holzungen (= 22.01 %)
  • 1961 (Hektar): 586, davon 176 Wald (= 30.03 %)

Einwohnerstatistik

  • 1577: 32 Hausgesessene, 1630: 21 Mannschaften, 3 Witwen. 1681: 19 hausgesessene Mannschaften
  • 1630: 4 vierspännige, 5 dreispännige, 4 zweispännige, 2 einspännige Ackerleute, 9 Einläuftige
  • 1746: 1 Wagner, 1 Branntweinbrenner, 4 Leineweber, 3 Schmiede, 4 Schneider, 1 Zimmermann, 7 Tagelöhner(-innen).
  • 1746: 218, 1838: 331, 1885: 413, 1925: 536, 1939: 745, 1950: 1124, 1961: 1079 Einwohner
  • 1838 (Familien): 24 Ackerbau, 11 Gewerbe, 15 Tagelöhner 32 nutzungsberechtigte, 17 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 4 Beisitzer.
  • 1861: 430 evangelisch-lutherische Einwohner, 1961: 987 evangelische, 76 römisch-katholische Einwohner
  • 1885: 413, davon 413 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
  • 1961 (Erwerbspersonen): 105 Land- und Forstwirtschaft, 188 Produzierendes Gewerbe, 119 Handel und Verkehr, 82 Dienstleistungen und Sonstiges
  • 1961: 1079, davon 987 evangelisch (= 91.47 %), 76 katholisch (= 7.04 %)

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 1386: Lgfl. Gericht im Amt Marburg; 1511 als lantgericht. 1559 als landgräflich Unterger. bezeichnet. Seit 1669 vom landgräflich Schultheißen des Gericht Caldern gehegt
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Lohra
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf

Altkreis

Marburg

Gemeindeentwicklung

Am 1.2.1971 wurde Niederweimar im Zuge der hessischen Gebietsreform in die Gemeinde Weimar eingegliedert.

Gericht

  • 1821: Landgericht Marburg
  • 1850: Justizamt Marburg
  • 1867: Amtsgericht Marburg
  • Das nur den Ort Nieder-W. umfassende Gericht stand 1577 mit hoher und niederer Gerichtbarkeit dem Landgraf zu. - Gefängnis der Gericht Reizberg und Nieder-W. 1589 im Ort. - amptmann 1374; Landschöffe 1396; Grebe um 1400; Schultheiß 1467; Unterschultheiß 1579. - 1372 bis zur Auflösung im Jahre 1754 bestand in Nieder-W. als Sonderger. ein landgräflich Eigenger. (Ungenossenger.); es tagte als Schöffenger. einmal jährlich an St. Ägidien. 1474 werden an diesem Gericht landgräflich Leibeigene aus den Gericht Caldern, Ebsdorf, Lohra, Kirchhain, Oberwalgern, Reizberg, Treis-Sichertshausen und aus dem Amt Dillenburg gerügt. Bis 1555 hatte der Schultheiß von Nieder-W. den Vorsitz, 1572 und später der Schultheiß von Lohra. Der Zuständigkeitsbereich umfaßte: Heirat landgräflich Leibeigener mit Frauen fremder Herren (Ungenossen), Dienste und Abgaben der Leibeigenen und ähnliches.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • 1280 einigen sich der Landgraf und der Deutsche Orden Marburg über strittige Güter in Nieder-W. dahingehend, daß dem Landgraf 1 Hof, dem Deutsche Orden 9 Hufen zufallen sollen. 1320 gibt Landgraf Otto die strittigen Güter, die er zwischenzeitl. wieder usurpiert hatte, an den Deutsche Orden zurück: 9 Hufen und 2 Höfe, von denen einer zur Deutsche Orden-Pietanz gehörte. Weitere Gütererwerbungen des Deutsche Orden: 1291, 1294 und 1326. 1358 umfaßt der Deutsche Orden-Besitz insg. 9 Hufen und 4 Höfe; letztere mit zus. 175 Morgen Ackerland 1518 verkauft Kloster Caldern dem Deutsche Orden sein Gut zu Nieder-W. 1818 umfaßt der ehem. Deutsche Orden-Besitz noch 4 ganze Höfe und 3 Hofdrittel. - Um 1312 erwirbt das Erzstift Mainz von dem Ritter Zenichin von Bommersheim Güterbesitz, der seit 1356 verpfändet ist. 1341 verfügt das Erzstift über Einkünfte aus der Mühle in Nieder-W. - Der 1332 erwähnt Güterbesitz des Stifts Essen in W. könnte zumindest teilw. in Nieder-W. gelegen haben. - 1494 verfügt der Landgraf über 101/2 dienstbare Pflüge in Nieder-W. - Zehnte 1324 mainzisch

Ortsadel

-> Ober-W.

Kirche und Religion

Pfarrzugehörigkeit

1577: nach Oberweimar eingepfarrt. 1630 und später: Filiale von Oberweimar. Seit 1959 Pfarrei mit den Filiale Cyriax-Weimar und Gisselberg.

Patronat

1778 wird den Schenken zu Schweinsberg ein eigener Patronat über die Filialkirche zugesprochen.

Diakonische Einrichtungen

1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 167 Gemeindestation mit einer Schwester

Bekenntniswechsel

Da Filial von Oberweimar, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Oberweimarer Pfarrer Ludwig Schenck um 1527. Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch.

Kirchliche Mittelbehörden

15. Jahrhundert: Sendbezirk Ober-W.

Juden

Juden 1747 genannt.

Kultur

Schulen

1666 Schulmeister Georg Friedrich Franck, 1771 Schulhaus erwähnt; zwischen 1798 und 1803 Umbau des ehemaligen Bacckhauses zum Schulhaus (Herborner Straße 64); 1860 Neubau Huteweg 4; 1910 einklassige Volksschule, ab 1914 zwei Klassen; 1938 Einrichtung einer dritten Lehrerstelle (Klasse)

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Nachweise

Literatur

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Niederweimar, Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/9384_niederweimar> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/9384