Schwabendorf

Dorf · 293 m über NN  
Gemeinde
Rauschenberg
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Dorf

Lagebezug

8,5 km nordwestlich von Kirchhain

Lage und Verkehrslage

Straßendorf in einer Südwest-Nordost ziehenden Talmulde oberhalb eines in den Wadebach einmündenden Bachlaufs. Ausgeprägte bausoziale Gliederung: nordwestliche Häuserzeile mit durchweg größeren, mehrere Gebäude umfassenden Hofgrundstücken auf der Sommerseite ("Bauernseite"); südöstliche Häuserzeile mit kleinen, jeweils eine Gebäudeeinheit umfassenden Hofgrundstücken (zumeist Wohnstallhäuser) auf der Winterseite ("Handwerkerseite"); Nebengebäude auf der angerartigen Freifläche zwischen beiden Häuserzeilen. Nordwestlich abgesetzt kleine Gruppensiedlung an der Straße Rauschenberg-Bracht sowie entlang einer abzweigenden Stichgasse. Die Straße Rauschenberg-Bracht kreuzt 0,5 km nordwestlich Schwabendorf die B 3 (alte Landstraße Frankfurt-Kassel)

Siedlungsentwicklung

Als Hugenottenkolonie 1687 auf Anordnung der landgräflich Regierung in Kassel gegr. Ansiedlung von 30, größtenteils aus der Dauphiné stammenden franz. Familien in der zu Rauschenberg gehörigen Flur "uf der Schwob". Ungünstige Standortbedingungen und Bodenverhältnisse gestalten die Ansiedlung äußerst schwierig; zudem führt die Inbesitznahme und Einrichtung der angewiesenen Ländereien zu langen Auseinandersetzungen mit der Gemeinde Rauschenberg. 1690 siedeln 8 Familien von Sch. in die nass. Kolonie Charlottenburg über. Gründung der Tochterkolonien -> Hertingshausen 1695 (3 Familien) und -> Wolfskaute 1699 (4 Familien); 1699 Aussiedlung von weiteren 8 Pers. nach Rauschenberg. Seit 1700 Zuzug neuer Waldenserfam. in Sch., seit ca. 1710 auch deutscher Familien Starkes Wachstum nach 1724 bis Mitte 19. Jh.

Bezeichnung der Siedlung

  • Colonie 1687

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Umlegung der Flur

1932/35

Älteste Gemarkungskarte

1742

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3491978, 5640608
UTM: 32 U 491907 5638792
WGS84: 50.900727° N, 8.88491° O

Statistik

Ortskennziffer

534017060

Flächennutzungsstatistik

  • 1687 besteht das Portionsland aus ca. 600 Morgen 1745 (Hektar): ca. 145 Ackerl., ca. 55 Grünland. 1838 (Kasseler Acker): 500 stellbares Land, 30 Wiesen. 1885 (Hektar): 233, davon 180 Ackerl., 15 Wiesen, 50 Triesche. 1961 (ha): 304.
  • 1885 (Hektar): 233, davon 180 Acker (= 77.25 %), 15 Wiesen (= 6.44 %), 0 Holzungen
  • 1961 (Hektar): 303, davon 0 Wald

Einwohnerstatistik

  • 1687: 35 Familien 1747: 38 Haushalte 1812: 38 Hs., 342 Einwohner 1838: 445, 1885: 315, 1925: 334, 1939: 338, 1950: 505, 1961: 425 Einwohner - 1861: 339 evangelisch-ref., 10 evangelisch-huth., 10 römisch-katholisch Einwohner 1961: 391 evangelisch, 31 römisch-katholisch Einwohner - 1746: 16 Strumpfweber, 6 Wollkämmer, 5 Wollspinner, 4 Leineweber. 1780: 25 Strumpfweber, 2 Leineweber, 2 Hutmacher, 1 Schneider, 1 Schuhmacher. 1838 (Familien): 15 Ackerbau, 15 Gewerbe, 34 Tagelöhner 64 nutzungsberechtigte Ortsbürger. 1858: 1 Schreiner, 2 Leineweber, 3 Zimmerleute, 10 Maurer genannt 1961 (Erwerbspersonen): 104 Land- und Forstwirtschaft, 88 Produzierendes Gewerbe, 17 Handel und Verkehr, 18 Dienstleistungen und Sonstiges
  • 1885: 315, davon 315 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
  • 1961: 425, davon 391 evangelisch (= 92.00 %), 31 katholisch (= 7.29 %)

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 1687-1800: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Französische Kanzlei (ursprünglich Französische Kommission, dann Französische Kanzlei, ab 1778 offiziell Französische Justizkanzlei)
  • 1800-1807: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Oberhessen, Amt Rauschenberg
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Oberhessen, Amt Rauschenberg
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Rauschenberg
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Kirchhain
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Kirchhain
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kirchhain
  • 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf

Altkreis

Marburg

Gemeindeentwicklung

Am 31.1.1971 wurde Schwabendorf im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil der neu gebildeten Stadtgemeinde Rauschenberg eingegliedert.

Gericht

  • 1821: Justizamt Rauschenberg
  • 1867: Amtsgericht Rauschenberg
  • 1932: Amtsgericht Kirchhain

Herrschaft

  • Bis 1800 unterstand die Kolonie der Französische Kanzlei der landgräflichen Regierung in Kassel; dann Amt Rauschenberg.

Kirche und Religion

Pfarrzugehörigkeit

Eingepfarrt seit 1699: Kolonie Wolfskaute.
seit 1711 reformierte Pfarrei, 1715-21 mit der Marburger reformierten Gemeinde verbunden
1825-1840: reformierte Gemeinde Bracht Vikariat von Schwabendorf
Bis 1848 ist Hertingshausen, vor 1926 die reformierte Gemeinde Wohra Filiale

Bekenntniswechsel

1689 französisch-reformierter Pfarrer, von 1721-1820 französischer Pfarrer

Kultur

Schulen

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Wirtschaft

Tabakanbau nach 1687. Starkes Überwiegen des Wollgewerbes im 18. Jahrhundert nach Zuzug von Strumpfwirkern aus dem Pragelas-Tal; im Verlagssystem erhält sich das Gewerbe bis ins 19. Jahrhundert; Gründung einer Faktorei für Häkel- und Strickarbeiten in Verbindung mit der Wollspinnerei Geil, Gießen. Ende 19. Jahrhundert kommt das Textilgewerbe vollständig zum Erliegen

Nachweise

Literatur

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Schwabendorf, Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/9316_schwabendorf> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/9316