Rüdigheim

Die Lage von Rüdigheim im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
5 km südlich Kirchhain
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrissmerkmalen am rechten Ohmufer auf der nach Südwest auslaufenden Niederterrasse. Gitterförmiges Straßen- und Wegenetz. Kirche am Nordosten-Rand der Siedlung. Moderne Bebauung im Nordosten und Osten. Auf die Straße von Amöneburg bzw. Kirchhain-Schweinsberg trifft in Ortsmitte die Straße von Niederklein. Bahnhof, später Haltestelle, der Eisenbahnlinie Kirchhain-Burg/Niedergemünden ("Ohmtalbahn",1914).
Ersterwähnung
um 1248
Siedlungsentwicklung
Auf eine wüst Siedlung 1 km nordwestlich R. deuten die Flurnamen: im Grebendorf; auf der alten Mühle (ca. 95 800/27 950); Keramikfunde, beginnend um 700 bis Anfang 13. Jahrhundert Bei der alten Mühle handelt es sich vielleicht um die Vorgängerin der Brücker Mühle
Historische Namensformen
- Rudencheim (um 1248) [Erhard, Heberolle S. 47]
- Rudikem (1322)
- Rodinkeym (1324)
- Rudingheim (1341)
- Rudenkeim (1391)
- Ruddeken (1443)
- Redekem (1708/10)
Bezeichnung der Siedlung
- villa 1322 (Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 1I Nr. 427)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Husgeweide
- Hunsgeweide, Burg (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Umlegung der Flur
1871
Älteste Gemarkungskarte
1830
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3496724, 5627329
UTM: 32 U 496651 5625518
WGS84: 50.781406° N, 8.952495° O
Statistik
Ortskennziffer
534001050
Flächennutzungsstatistik
- 1838 (Kasseler Acker): 841 stellbares Land, 245 Wiesen, 192 Triesche, 24 Wald. 1885 (Hektar): 314, davon 217 Ackerl., 49 Wiesen. 1961 (Hektar): 315
- 1885 (Hektar): 314, davon 217 Acker (= 69.11 %), 49 Wiesen (= 15.61 %), 0 Holzungen
- 1961 (Hektar): 313, davon 0 Wald
Einwohnerstatistik
- 1585: 26 Haushalte 1652 ist R. bis auf 3 Häuser, 1657 bis auf 2 Häuser abgebrannt. 1664: 17 Haushalte 1747: 109, 1838: 325, 1885: 295, 1925: 339, 1939: 341, 1950: 407, 1961: 398 Einwohner - 1861: 338 römisch-katholisch, 16 evangelisch-lutherisch Einwohner 1961: 393 römisch-katholisch, 5 evangelisch-lutherisch Einwohner - 1838 (Familien): 21 Ackerbau, 20 Gewerbe, 37 Tagelöhner 31 nutzungaber., 13 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 24 Beisitzer. 1961 (Erwerbspersonen): 107 Land- und Forstwirtschaft, 74 Produzierendes Gewerbe, 11 Handel und Verkehr, 11 Dienstleistungen und Sonstiges
- 1885: 295, davon 9 evangelisch (= 3.05 %), 286 katholisch (= 96.95 %)
- 1961: 398, davon 5 evangelisch (= 1.26 %), 393 katholisch (= 98.74 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1322 urkundet Eb. Matthias von Mainz in R. 1330 zahlt R. Landbede an den mainzisch Keller in Amöneburg; infolgedessen schon damals als Zubehör des Amtes Amöneburg zu erschließen. 1355 versetzt das Erzstift R. an den Amöneburger Burgmann Gilbracht von Nordeck. Teile der Pfandschaft gelangen 1383 an die von Seelheim. 1394 gestattet das Erzstift dem Burgmann Adolf Rau von Holzhausen das Dorf von den von Nordeck einzulösen. 1411-1586 ist R. Pfandbesitz der Schenken zu Schweinsberg. Seitdem wieder Zubehör des mainzisch, seit 1803 kurhess. Amtes Amöneburg.
- 1787: Kurfürstentum Mainz, Oberamt Amöneburg, Amtsvogtei Amöneburg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Fritzlar, Amt Amöneburg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Kirchhain
- 1815: Kurfürstentum Hessen, Amt Amöneburg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Kirchhain
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Kirchhain
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kirchhain
- 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- 1981: Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Altkreis
Marburg
Gemeindeentwicklung
Zum 31.12.1971 wurde Rüdigheim im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil der Stadt Amöneburg eingegliedert.
Gericht
- 1821: Assistenzamt Amöneburg
- 1831: Justizamt Amöneburg
- 1867: Amtsgericht Amöneburg
- 1932: Amtsgericht Kirchhain
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Um 1248 hat das Erzstift Mainz Einkünfte aus Güterbesitz in R. Der 1324 genannt mainzisch Hof in R. ist 1326 abgebrannt; später wieder errichtet. Er umfaßt 1360 22 Morgen Land. Bis 1507 ist der Hof zeitweise Bestandteil der schenkischen Pfandschaft R.; seitdem bis 1802 mainzisch Besitz. - 1305 sind die Hobeherr in R. begütert. - 1332 besitzen die Schenken zu Schweinsherg, vermutlich als mainzisch Lehen, einen Hof in R., der 1443 an den Deutsche Orden-Bruder Ludwig Schenk gelangt, 1479 im Besitz der Rau von Holzhausen ist, später aber wieder den Schenken gehört; bis ins 19. Jahrhundert als sog. Großer Hof der Schenken bestehend. Die Pacht- und Zinseinnahmen von weiteren, ursprgl. mainzisch Höfen in R. verblieben den Schenken auch nach der Ablösung der mainzisch Pfandschaft R. (1586) zu drei Vierteln. - 1360 besitzt die Amöneburger Kirche einen Hof zu R., der bis ins 19. Jahrhundert als Stiftsgut besteht. 1391 erwirbt das Stift Amöneburg einen ehem. mainzisch Hof in R.; weitere Gütererwerbungen 1431 und 1433 bezeugt. Der Güterbesitz verblieb bis 1802 beim Stift. - 1460 erwirbt Kloster Haina ein kleines Gut in R., das bis 1526/27 Zubehör des Klosterhofes in Gontershausen, Kreis Alsfeld, blieb; nach 1567 im Besitz der hess.-darmst. Amtskellerei Homberg/O. - Den Zehnten besaß 1332 bis zur Ablösung im 19. Jahrhundert die Amöneburger Kirche
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Kapelle 1595
Patrozinien
- Antonius der Eremit
Pfarrzugehörigkeit
1589 und später: Filiale von Amöneburg
Bekenntniswechsel
Der Ort blieb katholisch.
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Sendbezirk Amöneburg
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Schneider, Stadt und Amt Amöneburg, bes. S. 430 f.
- Schneider, Die Wüstung Grebendorf bei Rüdigheim, in: Hessenland 8, 1961 Folge 8.
- Kern, Amöneburger Becken, S. 139 f.
- Historisches Ortslexikon Marburg, S. 261-263
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Rüdigheim, Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/9300_ruedigheim> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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