Hertingshausen

Die Lage von Hertingshausen im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
15 km nördlich von Kirchhain
Lage und Verkehrslage
Dorf mit wenig regelhaft ausgebildetem linearen Grundriss an einem langen nach Südwest ziehenden Hang
Mehrzahl der Gehöfte in teilweise lockerer Anordnung beiderseits der Straßenzufahrt nach Wohra aufgereiht
2 kleine Gehöftgruppen jenseits des Bachlaufs im Südwest sowie am Nordwesten-Rand des Ortes
Ersterwähnung
1200/1220
Siedlungsentwicklung
Das noch 1392 bestehende Dorf liegt 1471 wüst Private Initiative des Schwabendorfer Pfarrers Daniel Martin führt 1694/1695 zur Gründung einer Tochterkolonie der Hugenottenkolonie Schwabendorf Erstsiedler sind 3 französische Familien aus Schwabendorf, die zunächst in Notunterkünften wohnen (Flurnamen in den Baracken) 1695 entstehen 3 von den Siedlern selbstfinanzierte Hofgebäude in ziemlich isolierter, regelloser Anordnung an der südlich Talseite beim Dorfteich (ehem. herrschaftl. Fischteich) Zuzug weiterer Hugenotten und 2 deutscher Familien bis 1724 Erhebliches Bevölkerungswachstum gegen Mitte und Ende 18. Jahrhundert (mit verstärktem Zuzug deutscher Siedler) sowie 1. Hertingshausen 19. Jahrhundert Umlegung: 1931/1934 Älteste Gemarkungskarte: 1695 In der Gemarkung -> Waldhof
Historische Namensformen
- Iterchusen (1200/1220) [Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 2 S. 377 ?]
- Hettingishusen (1340) [Historisches Ortslexikon Kurhessen S. 234]
- Hetgenshusen (1570)
- Hertingshaußen (1694)
Bezeichnung der Siedlung
- Dorf 1364 (WEISS, Gerichtsverfassung, S. 182)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1931/1934
Älteste Gemarkungskarte
1695
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3494981, 5647508
UTM: 32 U 494909 5645689
WGS84: 50.962785° N, 8.927503° O
Statistik
Ortskennziffer
534022020
Flächennutzungsstatistik
- 1745 (Hektar): ca. 60 Ackerland, ca.11 Wiesen und Gärten, ca. 22 Triesche
- 1780 (Hektar): ca. 71 Ackerland, ca. 11 Wiesen und Gärten, ca. 16 Triesche
- 1838 (Kasseler Acker): 365 stellbares Land, 50 Wiesen, ca. 16 Gärten, ca. 100 Triesche
- 1885 (Hektar): 381, davon 113 Acker (= 29.66 %), 24 Wiesen (= 6.30 %), 182 Holzungen (= 47.77 %)
- 1961 (Hektar): 384, davon 164 Wald (= 42.71 %)
Einwohnerstatistik
- 1694: 3 Familien
- 1724: 10 Familien, davon 2 deutsche
- 1745: 17 Ackerleute; zahlreiche Hutmacher und Strumpfwirker
- 1745: 18 Familien, davon 5 deutsche
- 1780: 11 Bauern, 12 Handwerker, davon 3 mit mehr als 0,5 ha Land, 3 Tagelöhner
- 1780: 27 Familien, davon 18 deutsche
- 1838 (Familien): 21 Ackerbau, 9 Gewerbe, 8 Tagelöhner 24 nutzungsberechtigte, 5 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 8 Beisitzer
- 1861: 13 evangelisch-lutherisch, 167 evangelisch-reformierte Einwohner
- 1885: 165, davon 165 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1961 (Erwerbspersonen): 88 Land- und Forstwirtschaft, 24 Produzierendes Gewerbe, 2 Handel und Verkehr, 6 Dienstleistungen und Sonstiges
- 1961: 203, davon 195 evangelisch (= 96.06 %), 4 katholisch (= 1.97 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1364: Amt Gemünden
- 1687-1800: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Französische Kanzlei (ursprünglich Französische Kommission, dann Französische Kanzlei, ab 1778 offiziell Französische Justizkanzlei)
- 1800-1803: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Oberhessen, Amt Rauschenberg
- 1803-1807: Kurfürstentum Hessen, Oberhessen, Amt Rauschenberg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Rosenthal
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Kirchhain
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Kreis Kirchhain
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kirchhain
- 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Altkreis
Marburg
Gemeindeentwicklung
Am 1.2.1971 wurde Hertinghausen im Zuge der hessischen Gebietsreform der neu gebildeten Gemeinde Wohratal eingegliedert.
Gericht
- 1821: Justizamt Rauschenberg
- 1867: Amtsgericht Rauschenberg
- 1932: Amtsgericht Kirchhain
Herrschaft
- Seit 1694/95-1800 als Kolonie der französichen Kanzlei der landgräflich Regierung in Kassel unterstehend.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1200/1220 hat Stift Wetter ein Mannlehen von 1 Hufe in Iterchusen (= H. ?)
- 1364 verpfänden die Grafen von Ziegenhain Hertingshausen an die Schenken zu Schweinsberg
- 1471 ist die Wüstung Hertingshausen landgräflich Lehen der Schleier, die sie 1603 an die Landgrafen verkaufen
Kirche und Religion
Pfarrzugehörigkeit
Seit 1694 Filiale der reformierten Pfarrei Schwabendorf, seit 1848 Filiale der reformierten Pfarrei Gemünden
Seit 1949: Filiale von Wohra
Bekenntniswechsel
1694 Gründung einer französisch-reformierten Gemeinde.
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Sendbezirk Grüsen
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
1780: Hut- und Strumpffabrikation
1798: Anlage einer Baumwollzeugfabrik geplant
Nachweise
Literatur
- Eisel, Geländeforschungen im Burgwald, S. 26ff.
- Zögner, Hugenottendörfer in Nordhessen, S. 123-134 (Plan)
- Vogt, Ansiedlungen französischer Glaubensflüchtlinge, S. 150-152
- Kadell, Hugenotten in Hessen-Kassel
- Historisches Ortslexikon Marburg, S. 127-128
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Hertingshausen, Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/9164_hertingshausen> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/9164