Amönau

Die Lage von Amönau im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
12 km nordwestlich von Marburg
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrissmerkmalen in einer Talniederung beiderseits des Treisbaches. Lineare Bebauung beiderseits des Bachlaufes im Südwesten sowie entlang der Straße nach Wetter. Kirche mit Kirchhof auf halber Höhe oberhalb des Zusammenflusses von Asphe und Treisbach am Nordost-Rand des Ortes. Östlich anschließend Gutshof mit Herrenhaus. 200 m östlich oberhalb des Gutshofes Linde auf spornartigem Absatz. Straße Wetter-Oberndorf bzw. Treisbach
Ortsform
Geschlossenes Dorf; Kirchhof
Ersterwähnung
1130
Siedlungsentwicklung
1871: Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Amönau
Vorbemerkung Historische Namensformen
Mit den um 1130 genannten Orten Amenowa et Amenowa sind Ober-Amönau, heute Oberndorf (Stadt Wetter, Kr. Marburg-Biedenkopf) und Nieder-Amönau, heute Amönau gemeint.
Historische Namensformen
- Amenowa (um 1130) [Gensicke, Vogtei Ebsdorf, S. 101]
- Amnouwa (1200/1220)
- Amenowe, in (1228) [Varnhagen, Grundlage der waldeckischen Landes- und Regentengeschichte, Urkundenbuch, S. 53-55, Nr. 18 = HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 8280]
- Amene, de (1233) [Huyskens, Quellenstudien, S. 250 Nr. 9]
- Amenowe (1234) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 1, S. 46, Nr. 47]
- Amenauwe (1287)
- Ummenaw (1308)
- Nedir Amenawe (1374)
- Omenawe (1574)
- Ohmenaw (1630)
- Amenau (1681) [ Vgl. auch Oberndorf]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1234) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 1, 1 Nr. 47]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1907/09
Älteste Gemarkungskarte
1776
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3478020, 5641460
UTM: 32 U 477955 5639643
WGS84: 50.908022° N, 8.686445° O
Statistik
Ortskennziffer
534021010
Flächennutzungsstatistik
- 1838 (Kasseler Acker): 1639 stellbares Land, 460 Wiesen, 25 Gärten, 200 Triesche, 485 Wald
- 1885 (Hektar): 815, davon 495 Acker (= 60.74 %), 109 Wiesen (= 13.37 %), 137 Holzungen (= 16.81 %)
- 1961 (Hektar): 812, davon 132 Wald (= 16.26 %)
Einwohnerstatistik
- 1502: 26 Hausgesesse
- 1577: 75 Hausgesesse
- 1580: 29 Ackerleute, 31 Einläuftige, 1630: 6 zweispännige, 18 einspännige Ackerleute, 19 Einläuftige
- 1630: 43 Hausgesesse
- 1681: 39 hausgesessene Mannschaften
- 1747: 68 Haushalte
- 1776: 2 Müller, 4 Schmiede, 6 Wagner, 6 Zimmerleute, 1 Kalkbrenner, 5 Schneider, 5 Leineweber, 1 Wirt, 2 Branntweinschenker und -brenner, 6 Tagelöhner, 9 Tagelöhnerinnen, 4 Schäfer
- 1776: 369 Einwohner
- 1838 (Familien): 58 Ackerbau, 4 Gewerbe, 12 Tagelöhner; 66 nutzungsberechtigte, 8 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 2 Beisitzer
- 1861: 509 evangelisch -lutherische, 5 evangelisch -reformierte Einwohner
- 1885: 520, davon 520 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1961 (Erwerbspersonen): 216 Land- und Forstwirtschaft, 131 Produzierendes Gewerbe, 42 Handel und Verkehr, 25 Dienstleistungen und Sonstiges
- 1961: 795, davon 733 evangelisch (= 92.20 %), 34 katholisch (= 4.28 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1374: Grafschaft, später Amt Wetter
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Wetter
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Altkreis
Marburg
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 wurde Amönau im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil der neu gebildeten Stadtgemeinde Wetter eingegliedert.
Gericht
- 1821: Justizamt Wetter
- 1867: Amtsgericht Wetter
- 1948: Amtsgericht Marburg
- Ehemalige Gerichtsstätte bei der Linde vermutet.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Mainz, Stift St. Stephan Um 1130 ist Amönau einschließlich des Zehnten Zubehör der Villikation Ebsdorf des Mainzer St. Stephanstifts.Biedenkopf, von 1226 vergleicht sich das Stift mit den Rittern Gumpert von Biedenkopf und Volpert über Patronat, Hof und 4 Hufen in Amönau.Hohenfels, von 1270 nehmen die von Hohenfels den Hof mit Patronat und Zehnten erblich in Pacht; der Stiftshof wurde im 13. Jahrhundert curia principalis gen. [Kopialbuch St. Stephan zu Mainz, Bibl. Nat. Paris ms. lat. 17794] und diente offenbar als Verwaltungsmittelpunkt des Stiftsbesitzes im Raum Wetter.Hessen, Landgrafen Seit 1249 sind die anfallenden Zinse aus dem Stiftsbesitz an die Landgrafen verpachtet.Wetter, Stift 1200/1220 besitzt das Stift Wetter ein Mannlehen von 1 Hufe in Amönau. 1476 hat das Stift 2 Höfe, von denen einer 1510/20 verpfändet ist.Berich, Kloster 1228 bestätigt Graf Volkwin von Schwalenberg dem Kloster Berich Güter zu Amönau, die es von den drei Brüdern von Lengefeld erworben hat.Naumburg, Grafen Marburg, Deutscher Orden 1234 schenkt Graf Wittekind von Naumburg dem Deutschen Orden Marburg seinen Güterbesitz. 1358 und 1455 verfügt der Deutsche Orden über 3 Höfe mit 107 Morgen Ackerland und 7 Morgen Wiesen. Ein Haus mit Scheuer und Garten erwirbt der Deutsche Orden 1404 von den von Hohenfels.Haina, Kloster 1263 erwirbt Kloster Haina Güterbesitz in Amönau.Caldern, Kloster 1299 verkauft Ritter Kraft von Hohenfels dem Kloster Caldern einen Teil seiner Güter.Hohenfels, Braun von Rodenhausen, von Baumbach, von 1570 besitzen die Braun von Hohenfels 3 Höfe in Amönau. Der östlich neben der Kirche gelegene Haupthof der von Hohenfels kommt 1588 in den Besitz der von Rodenhausen. Seit 1711 im Besitz der von Baumbach; 1746: freiadliger Hof mit (in Kasseler Acker) ca. 109 Land, ca. 19 Wiesen, ca. 12 Garten, ca. 10 Wald; 1846: Rittergut; als Gutsbezirk bis 1871 bestehend.- 1574 erwirbt der Landgraf von Friedrich von Rollshausen 6 Höfe in Amönau.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1259 plebanus [Joannis, Rerum moguntiacarum 2 S. 759]
- Pfarrkirche. Kirchenschiff im Kern romanisch. Starker romanischer Westturm um 1200.
Pfarrzugehörigkeit
1577 und später: Oberndorf und Warzenbach eingepfarrt; Warzenbach vermutlich schon 1415 Filiale von Amönau.
Patronat
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Seifert Fett bis 1536
Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch.
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg (1314 und 1371 auch Dekanat Wetter genannt), Sendbezirk Wetter
Kultur
Schulen
Schulmeister: Georg Rotleder 1612; 1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
Die Marthe-Mühle vor dem Dorf gehörte 1580 dem Wetterer Bürger Hans Storck. 1630: 1 Mahl- und 1 Schlaggang. 1823: 1 Mahlgang
Nachweise
Literatur
- Schäfer, Ortschaften im Amt Wetter S. 16-18
- Cremer, Regierungsbezirke Gießen und Kassel, S. 25
- Historisches Ortslexikon Marburg, S. 9-11
- Görich, Wehrkirche und Rittersitz [zu Amönau], in: Hessenland 22 (1955),
- Classen, Kirchliche Organisation, S.123
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 482
- Höhle, Ortschaften in Waldeck, S. 240, Nr. 1
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Amönau, Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/8983_amoenau> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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