Vockerode

Die Lage von Vockerode im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
11 km westnordwestlich von Eschwege gelegen
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit einfacher Struktur an den Ostausläufern des Meißners, 2 km westlich von Abterode. Im Norden verläuft bogenartig der zur Berka fließende Kupferbach, die Kirche befindet sich in zentraler Lage. Die dichte Bebauung erstreckt sich jenseit der Pfarrkirche entlang der Kirchstraße und der Fettgasse. Am Ostrand des Ortes treffen sich die Landestraßen 3241 (Schwalbenthaler Straße) und 3334 (Germeröder Straße)
Ersterwähnung
1074
Historische Namensformen
- Vo[...] (1074) [MGH DD H IV. 1, S. 346-347, Nr. 270]
- Vockerot, in (1228) [Falck, Mainzer Regesten, S. 324, Nr. 598; Dobenecker, Regesta 3, S. 1, Nr. 6]
- Vockenrode (1343) [Schreibweise nach Archivregest Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 397, Nr. 1011]
- Vockenrade (1358) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 426, Nr. 1095]
- Vockinrode, zcu (1359) [Landgrafen-Regesten online Nr. 10959]
- Fockenroide (1498) [Bilsteiner Salbuch HStAM Bestand S Nr. 236]
- Fockenroyde (1534) [HStAM Bestand 3 Nr. 360; Friedrich Küch, Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Großmüthigen von Hessen, Württembergischer Zug, S. 221, Nr. 360]
- Vockenrodt (1585) [Der ökonomische Staat, S. 78]
- Vockenrode (1592) [Mercator, Hassia landtgraviatus HStAM Bestand Karten Nr. R II 28]
- Fockenrode (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 10]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1074)
- Häuser und Höfe (1358)
- Dorf (1359)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1885
Älteste Gemarkungskarte
1686
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3563316, 5675275
UTM: 32 U 563217 5673444
WGS84: 51.208895° N, 9.904993° O
Statistik
Ortskennziffer
636008040
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 489, davon 276 Acker (= 56.44 %), 147 Wiesen (= 30.06 %), 7 Holzungen (= 1.43 %)
- 1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Meißner.
- 1961 (Hektar): 1529, davon 982 Wald (= 64.22 %)
Einwohnerstatistik
- 1498: 26 Feuerstätten (Bilsteiner Salbuch)
- 1585: 69 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 87 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1776 werden folgende Erwerbszweige genannt: 2 Müller, 1 Papiermacher, 19 Fuhrleute, 10 Leineweber, 1 Metzger, 1 Maurer, 2 Schneider und Schmiede, 1 Schreiner, 2 Wirte, 3 Wagner, 11 Tagelöhner, 1 Papierkrämer, 1 Handelsjude, und "10 Weibspersonen, so spinnen"
- 1885: 580, davon 578 evangelisch (= 99.66 %), 0 katholisch, 2 Juden (= 0.34 %)
- 1961: 563, davon 503 evangelisch (= 89.34 %), 53 katholisch (= 9.41 %)
- 1970: 517
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1074: Gau Germaramark in der Grafschaft des Grafen Rugger (in pago Germaremarca in comitatu Ruoggeri)
- 1359: Landgrafschaft Hessen, Gericht Bilstein (verpfändet)
- 15. Jahrhundert: Landgrafschaft Hessen, Amt/Gericht Bilstein
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederfürstentum, Amt Eschwege, Gerichtsstuhl Abterode
- 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Bilstein
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Bilstein
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Abterode
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bilstein
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
Altkreis
Eschwege
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Meißner zusammengeschlossen, deren Ortsteil Vockerode seitdem ist.
Gericht
- 1822: Fürstlich Rotenburgisches Justizamt Bilstein (Sitz in Abterode)
- 1834: Justizamt Abterode
- 1867: Amtsgericht Abterode
- 1879: Amtsgericht Abterode
- 1932: Amtsgericht Eschwege
Herrschaft
- 1074 schenkt König Heinrich IV. der bischöflichen Kirche zu Bamberg die im Gau Germaramark in der Grafschaft Ruoggers gelegene Besitzung Vo[...]. und bis zu 100 Hufen in den angrenzenden Orten nebst allem Zubehör und allen Einkünften.
Hessen, Landgrafen Anfang des 14. Jahrhunderts gelangt Vockerode aus dem Herrschaftsbereich der Grafen von Bilstein an die hessischen Landgrafen. 1325 überträgt Landgraf Heinrich an Gottfried von Germerode und dessen Erben die Mühle am sogenannten Vockenbach. 1359 erhält Landgraf Heinrich II. das Vorkaufsrecht auf Vockerode, das als Pfand an Eschweger Bürger ausgetan ist.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1228 erwirbt die Heiligenstädter Kirche Güter des mainzischen Ritters Heinrich von Birkenfelde u.a. in Vockerode.
- Seit Mitte des 14. Jahrhundert gelangen Güter und Renteneinkünfte aus Vockerode und seinen Mühlen an das
Prämonstratenserinnenkloster Germerode , die mit der Auflösung des Klosters im 16. Jahrhundert an die Landgrafschaft gelangen.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Evangelische Pfarrkirche mit gotischem Kern 1634 im Norden erweitert.
Pfarrzugehörigkeit
1585, 1872 und 1994 Filial von Abterode.
Patronat
In Vockerode übte das Kloster Germerode Pfarrechte aus (Huyskens 1402 Zus. 1).
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.
Kirchliche Mittelbehörden
Das Dorf stand unter dem Dekanat Allendorf (Wolf, De archidiacon. Heiligenstad. 53).
Juden
1835: 11; 1861: 10 Juden
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Historische Ereignisse
1883 Dorfbrand
Wirtschaft
Bis ins 19. Jahrhundert wird überwiegend Landwirtschaft und Bergbau betrieben.
In Vockerode werden in der Mitte und zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wiederholt Töpfer genannt. Gemäß K. Sippel liegt es nahe, dass einzelne oder gar alle Töpfereien des Ortes in dieser älteren Zeit hoch auf dem Meißner lagen, wo sich in der Nähe ja auch die Tonlager und das Holz befanden.
Mühlen
Bereits im 14. Jahrhundert ist die Rede von zwei Mühlen in Vockerode, wobei unklar ist, um welche es sich handelt. Am Ostrand des Ortes befindet sich seit 1755 (Inschrift) die sogenannte Obermühle (HStAM Bestand 40 c Nr. 4076. Sie wird mit dem Wasser des Kupferbaches und des Vierbaches über ein oberschlächtiges Wasserrad bis etwa 1970 betrieben. S. auch Papiermühle und Untermühle
Nachweise
Literatur
- 900 Jahre Meißner-Abterode. 1076-1976, S. 157-159
- Scholz, Wasser- und Windmühlen Werra-Meißner-Kreis, S. 89
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 483
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis 1, S. 270 - 282
- Fundberichte aus Hessen 1996, S. 482 (Sippel) > Altwege am Meißner
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 25
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Vockerode, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/7163_vockerode> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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