Unterrieden

Die Lage von Unterrieden im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
2 km östlich von Witzenhausen
Lage und Verkehrslage
Langgestrecktes Dorf mit einfachem Grundriss am östlichen Zufluss des Mühlbachs in die Werra, unmittelbar an der heutigen Landesgrenze zum Freistaat Thüringen. Kirche in erhöhter Lage, ursprüngliche Ausdehnung entlang der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Ludwigstraße. Nach Süden anschließend sehr regelhafter straßendorfähnlicher Dorfteil. Östlich der Ortsgemarkung verläuft die 1960 errichtete B 27 auf die nördlich von Unterrieden die aus Witzenhausen von Westen kommende B 80 stößt. Bahnhof der Eisenbahnlinie Hessisch Lichtenau/Velmeden – Großalmerode/Ost – Neu-Eichenberg/Eichenberg ("Gelstertalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 15.12.1915) (Einstellung des Personenverkehrs am 3.6.1973). Bahnhof 1914 fertiggestellt
Ersterwähnung
(802-817)
Vorbemerkung Historische Namensformen
Historische Namensformen
- Ûngerodet, in (802-817) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 1, fol. 146rb, S. 241 (113)]
- Ungrotun, in (826-876) [Kop. 1479 Traditiones Corbeienses, § 234, S. 122, vgl. Schütte, Mönchslisten, S. 203]
- Ungerethe, in (1139) [UB Mainz 2,1, S. 15-16, Nr. 10]
- Ungerethe, in (1162) [UB Mainz 2,1, S. 472-473, Nr. 265]
- Vncherede, in (1246) [Urkundenbuch des Klosters Mariengarten, S. 34-35, Nr. 6]
- Ungeriden, in (1266) [Urkundenbuch des Klosters Mariengarten, S. 43, Nr. 18]
- Vngeride, in (1277) [Urkundenbuch des Klosters Mariengarten, S. 55-56, Nr. 38]
- Vngeriden, in (1277) [Urkundenbuch des Klosters Mariengarten, S. 68, Nr. 58]
- Ungereden, in (1292) [Urkundenbuch Stift Hilwartshausen, S. 87, Nr. 87]
- Reden, in (1299) [Urkundenbuch Stift Hilwartshausen, S. 103-104, Nr. 113]
- Vngerede, in; Vngereden, in (1309) [Urkundenbuch Stift Hilwartshausen, S. 115-116, Nr. 132-133]
- Vngherede, in (1329) [Urkundenbuch des Klosters Mariengarten, S. 148-149, Nr. 171]
- Ungeryden, in (1370) [Landgrafen-Regesten online Nr. 1429]
- Ungeriden, in; Ungeredin, zu (um 1376) [Vogtherr, Ältestes Lehnbuch der Landgrafschaft Hessen, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 37 (1987), S. 25-71, hier S. 39, 56 (Nr. 29,30,178)]
- Ungeriiden, zu (1414) [HStAM Urk. 14 Nr. 5131]
- Ingeryden (1462) [St. Arndt, Familien-, Herrschafts- und Gutsarchiv v. Berlepsch, S. 4 Nr. 18]
- Ungereyden (1470) [HStAM, Urk. 100 Nr. 2778]
- Ungerydden (1486) [St. Arndt, Familien-, Herrschafts- und Gutsarchiv v. Berlepsch, S. 19 Nr. 88]
- Underidenn, zu (1525)
- Ungengereden (1527)
- Ungeridenn (1527)
- Ingeride, die von (1532)
- Unter Rieden (1535) [Eckhardt, Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Witzenhausen, S. 95-96, Nr. 74]
- Ungeriedden (1551)
- Underrieden (1583)
- Ungeriede (1575/85)
- Ungerieden (1575/85)
- Ungeriede (1585) [Der ökonomische Staat, S. 86]
- Ungeriden (1592) [Mercators Karte HStAM Bestand Karten Nr. R II 28]
- Unter Ride (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 5]
- Unter Rieden (1747) (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
Bezeichnung der Siedlung
- villa (802-817)
- villa (1285)
- Vorwerk (1431)
- Dorf (1470)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
eingeleitet 1963
Älteste Gemarkungskarte
1722
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3561681, 5690008
UTM: 32 U 561583 5688171
WGS84: 51.341485° N, 9.884139° O
Statistik
Ortskennziffer
636016130
Flächennutzungsstatistik
- 1744: 1568 Acker Land, 60 Acker Wald
- 1587: 396 Acker Berlepscher Güter
- 1961 (Hektar): 610, davon 108 Wald (= 17.70 %)
Einwohnerstatistik
- 1575/85: 46 Hausgesesse
- 1681: 44
- 1744: 286 Einwohner
- 1747: 48 Mannschaften mit 61 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
- 1961: 866, davon 675 evangelisch (= 77.94 %), 185 katholisch (= 21.36 %)
- 1970: 839 Einwohner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- (802-817): Grafschaft Thüringen, Augau (in pago Abagewe)
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Ludwigstein, Adelsdorf (von Berlepsch)
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Witzenhausen
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Witzenhausen
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Witzenhausen
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Witzenhausen
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Witzenhausen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
Altkreis
Witzenhausen
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingemeindung in die Stadtgemeinde Witzenhausen, deren Stadtteil Unterrieden wurde.
Gericht
- um 1570: Niederes Gericht von Berlepsch, peinliches Gericht Hessen
- 1747: Niederes Gericht Hessen, von Berlepsch und von Bodenhausen, peinliches Gericht Hessen
- 1807: Friedensgericht Witzenhausen
- 1814: Amt Witzenhausen
- 1822: Justizamt Witzenhausen
- 1834: Justizamt Witzenhausen II
- 1837: Justizamt Witzenhausen
- 1867: Amtsgericht Witzenhausen
- 1879: Amtsgericht Witzenhausen
Herrschaft
Mainz, Erzstift Helmarshausen, Kloster 1139 überlässt Erzbischof Adalbert II. von Mainz dem Benediktinerkloster Helmarshausen den Viehzehnten eines Hofes in Amelgotzen und einer dazugehörigen Hufe gegen Äcker in Unterrieden, die Graf Konrad von Everstein nachweislich als Mainzer Lehen besass. 1162: Erzbischof Konrad von Mainz tauscht mit Kloster Helmarshausen Güter zu Unterrieden.- Berthold Spannseil, Bürger in Witzenhausen, bekundet 1358, dass Landgraf Heinrich von Hessen die vier Hufe Land in Unterrieden mit 10 Mark auslösen kann.
Hessen, Landgrafen 1370: Konrad Spanseil hat vom Landgrafen 2 Mansen zu Unterrieden als Lehen.Hessen, Landgrafen Kurz nach 1376: weitere landgräfliches Lehen zu Unterrieden.- 1458 verpfändet Landgraf Ludwig II. von Hessen für sich und seinen Bruder das Dorf Unterrieden an Berlt von Dörnberg.
Hessen, Landgrafen 1414: Landgraf Ludwig belehnt die Familie Fleischhauer zu Unterrieden.Hessen, Landgrafen 1430: Landgraf Ludwig belehnt die von Bischoffshausen mit einem Hof, Fischerei und Gütern zu Unterrieden.Hessen, Landgrafen 1435: Landgraf Ludwig belehnt die Familie Fleischhauer zu Unterrieden.Hessen, Landgrafen 1439: Landgraf Ludwig belehnt Heimbrad von Rengelrode mit 6 Hufen zu Unterrieden.Hessen, Landgrafen 1447: Die von Dörnberg durch Hessen mit Gütern zu Unterrieden belehnt.Hessen, Landgrafen 1458: Landgraf Ludwig verschreibt dem Berthold von Dörnberg das Dorf Unterrieden.Hessen, Landgrafen 1460: Landgraf Ludwig verpfändet dem Berthold von Dörnberg das Dorf Unterrieden.- 1461: Besitz der von Dörnberg zu Unterrieden ist durch die von Berlepsch einlösbar.
Hessen, Landgrafen 1470: Landgraf Ludwig belehnt die von Berlepsch mit Dorf Unterrieden, wie es die von Dörnberg zuvor als hessisches Lehen hatten.Hessen, Landgrafen 1476: Landgraf Ludwig belehnt Heinrich von Bodenhausen mit Hof, Mühle und Land zu Unterrieden.Hessen, Landgrafen 1486 und 1489: Landgraf Wilhelm belehnt die von Berlepsch mit Dorf Unterrieden. Sie sind fortan als Inhaber der niederen Gerichtsbarkeit die wichtigsten Lehnsträger.Hessen, Landgrafen 1551: Landgraf Philipp belehnt die von Berlepsch mit dem Erbkämmereramt und Dorf Unterrieden.Hessen, Landgrafen 1575/85: Etliche Güter und Zinsen zu Unterrieden hessisches gehen als Lehen an die von Bischoffshausen, Fischerei hessisches Lehen der von Dörnberg.Hessen, Landgrafen 1642: Landgräfin Amalie Elisabeth belehnt die von Bodenhausen mit einem Werder zu Unterrieden.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Corvey, Kloster 856/866: Kloster Corvey erhält von Bunica eine Schenkung zu Unterrieden.Fulda, Kloster (802-817): Kloster Fulda erhält durch Günther de Hassia unum ambitum (Bifang) mit Zubehör zu Unterrieden.Mariengarten, Kloster 1246 und 1266: Die von Unterrieden und von dem Berge schenken dem Kloster Mariengarten 3 Huben zu Unterrieden.Mariengarten, Kloster 1277: Die von Steinau verkaufen eine Hube zu Unterrieden an Dieter von Vierbach, die dieser an Kloster Mariengarten weitergibt.Mariengarten, Kloster 1285: Dietmar von Vierbach verkauft seinen Mansus zu Unterrieden an Kloster Mariengarten.Hilwartshausen, Kloster 1292: Graf Werner von Lauterberg schenkt dem Kloster Hilwartshausen 3 1/2 Hufen zu Unterrieden.Hilwartshausen, Kloster 1297: Heinrich von Hundelshausen verkauft 2 Hufen zu Unterrieden, die er vom Graf von Everstein zu Lehen trägt, dem Graf Werner von Lauterberg; dieser überträgt sie dem Kloster Hilwartshausen.Hilwartshausen, Kloster 1298: Heinrich von Ziegenberg überträgt dem Kloster Hilwartshausen 2 Mansen zu Unterrieden.Hilwartshausen, Kloster 1299: Die von Hundelshausen verzichten auf die von Graf Werner von Lauterberg dem Kloster Hilwartshausen geschenkten Güter zu Unterrieden, die dieser von Graf Werner von Lauterberg erhalten hatte.Mainz, Erzstift 1299: Ritter Friedrich von Roßdorf trägt 4 Hufen Eigengut zu Unterrieden dem Erzstift Mainz zu Lehen auf.Mariengarten, Kloster 1308: Duderstädter Bürger verzichten gegenüber Kloster Mariengarten auf Güter zu Unterrieden.Hilwartshausen, Kloster 1309: Die von Clawenberg und die von Hoye verzichten nach Rechtsstreit gegenüber Kloster Hilwartshausen auf Güteransprüche zu Unterrieden. Graf Otto von Everstein überträgt die vorgenannten Güter, die seine Lehen waren, dem Kloster Hilwartshausen.Hessen, Landgrafen 1358: Berthold Spanseil räumt dem Landgraf Heinrich den Rückkauf von 4 Huben zu Unterrieden, die vorher Joh. Lutzelberg hatte, für 10 Mk ein.- 1359: Kloster Mariengarten verkauft sein Allod zu Unterrieden an Pfarrer von Oberrieden.
- 1365: Pfarrer von Oberrieden tauscht die Güter zu Unterrieden mit den von Rusteberg.
Mariengarten, Kloster 1394: Hermann von Grone verpfändet dem Kloster Mariengarten Gericht und Vogtei Unterrieden, die das Kloster von Landgraf Heinrich für 40 Mk erhalten hat.- 1431: Kloster Mariengarten verkauft einen Zins aus dem Vorwerk zu Unterrieden.
- 1744 haben das Wilhelmitenkloster zu Witzenhausen und die Kirche zu Witzenhausen Besitz in Unterrieden
Zehntverhältnisse
1415: Gottschalk von Plesse belehnt Hans von Rengelrode mit einem Drittel des Zehnten zu Unterrieden.
1434: Gottschalk von Plesse belehnt die von Rengelrode zu Mannlehen mit einem Drittel des Zehnten zu Unterrieden.
1446 und 1449: Hermann von Plesse belehnt Georg Spanseil mit einem Drittel des Zehnten zu Unterrieden.
1489 und 1511: Cord Iring durch Plesse mit einem Drittel des Zehnten zu Unterrieden belehnt.
Ortsadel
1227-1266
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1276: plebanus (1276) [Eckhardt, Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Witzenhausen, S. 17, Nr. 18]
- 1440: Kirchhof
- 1489: Aufruf des Offizials von Heiligenstadt zur Wiederherstellung der zerstörten ecclesia parrochialis zu Unterrieden
- Einfache Saalkirche über rechteckigem Grundriss erbaut 1650, 1950 renoviert
Patrozinien
- Cyriakus; Martinus (1489)
Pfarrzugehörigkeit
Um 1570 und 1872: Filiale von Witzenhausen, nach Abtrennung hiervon zum Kirchspiel Werleshausen gehörig
Patronat
1628: Hessen-Rotenburg
1744: Hessen-Rheinfels
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Motz 1529
Kirchliche Mittelbehörden
Archpresbytariat vielleicht Geismar
Archdiakonat Heiligenstadt
Kultur
Schulen
1744 unterhält die Gemeinde einen Schulmeister mit -haus, das nach Abriss 1828 1832 neu entsteht.
1910 Volksschule mit zwei Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
1904 Gründung der Firma Welco zur Zigarrenherstellung
Mühlen
Am nördlichen Ende des Ortes befinden sich die Obermühle, am Westrand die Mahlmühle, die beide bereits Anfang des 18. Jahrhunderts mit dem Wasser des Mühlbaches über ein oberschlächtiges Wasserrad betrieben werden. Die Obermühle stellt ihren Betrieb bereits vor 1932 ein, die Mahlmühle 1955.
Nachweise
Quellen
Cal. Or.100 Mariengarten Nr. 4, 16, 34, 50.
Cal. Or. 81h. Cal. Br. 1 k Friedland Nr. 1, 40,
alle Staatsarchiv Hannover
Kopiar Mariengarten Nr. 284, Landesbibliothek Hannover
Literatur
- Gockel, Die urkundliche Überlieferung des Klosters Fulda zu Thüringen in der Karolingerzeit, S. 35, 53, 96, 100
- St. Arndt, Familien-, Herrschafts- und Gutsarchiv v. Berlepsch, S. 316 (Register)
- 1150 Jahre Unterrieden (856-2006)
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis, Bd. III: Altkreis Witzenhausen, S. 670-678
- Scholz, Wasser- und Windmühlen Werra-Meißner-Kreis, S. 160-161
- Lücke, Zwischen Leine und Werra, S. 45-49
- Historisches Ortslexikon Witzenhausen, S. 108-110
- H. Penndorf und E. Jacobshagen, Die Sandgrube von Unterrieden. In: Hessische Heimat 2, 1952
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 544
Siehe auch
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„Unterrieden, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/7139_unterrieden> (aufgerufen am 26.11.2025)
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