Tann (Rhön)

Die Lage von Tann (Rhön) im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Stadt
Lagebezug
17,5 km südöstlich von Hünfeld
Lage und Verkehrslage
Dicht an der alten Grenze nach Thüringen im nordöstlichen Zipfel des Kreises Fulda. Bahnhof der Eisenbahnlinie Hilders – Vacha von 1891 bis zur Stilllegung der Strecke 1976 (Die Teilstrecke Hilders - Tann (Rhön) wurde am 1.6.1891 eröffnet, die Teilstrecke Tann (Rhön) - Geisa am 1.10.1909).
Ersterwähnung
1197
Siedlungsentwicklung
1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Friedrichshof.
Historische Namensformen
- Tanne, in (1197) [HStAM Bestand Urk. 75 Nr. 132]
- Tann (Rhön) (1978) [neuer Gemeindename]
Bezeichnung der Siedlung
- civitas (1197)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3572295, 5612375
UTM: 32 U 572192 5610569
WGS84: 50.642512° N, 10.021003° O
Statistik
Ortskennziffer
631023080
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 644, davon 269 Acker (= 41.77 %), 208 Wiesen (= 32.30 %), 88 Holzungen (= 13.66 %)
- 1961 (Hektar): 1324, davon 657 Wald (= 49.62 %)
Einwohnerstatistik
- 1885: 1090, davon 921 evangelisch (= 84.50 %), 23 katholisch (= 2.11 %), 146 Juden (= 13.39 %)
- 1961: 1674, davon 1488 evangelisch (= 88.89 %), 175 katholisch (= 10.45 %)
- 1970: 2375
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1789: Herrschaft der Freiherren von der Tann (Ritterkanton Rhön-Werra, Buchisches Quartier)
- 1806-1813: Großherzogtum Würzburg, Patrimonialgericht
- 1820-1834: Königreich Bayern, Herrschaftsgericht Tann
- 1834-1848: Königreich Bayern, Landgericht Hilders, Herrschaftskommissariat Tann
- 1848-1862: Königreich Bayern, Kreis Unterfranken und Aschaffenburg, Landgerichtsbezirk Hilders
- 1862-1866: Königreich Bayern, Regierungsbezirk Unterfranken, Bezirksamt Gersfeld
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Gersfeld
- 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Fulda
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fulda
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fulda
Altkreis
Fulda
Gemeindeentwicklung
Am 1.4.1970 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform durch Eingliederung die Neubildung der Stadtgemeinde Tann. Zur deren Entwicklung s. Tann (Rhön), Stadtgemeinde. Sitz der Stadtverwaltung ist Tann (Rhön).
Gericht
- (1804) 1814: Landgericht Hilders (Herrschaftsgericht Tann)
- 1867: Amtsgericht Hilders
- 1945: Amtsgericht Fulda (Zweigstelle Hilders)
Herrschaft
- 1332 bekundet Heinrich von der Tann, genannt zu Bischofsheim, dass ihm Heinrich [von Hohenberg], Abt von Fulda und der Konvent von Fulda des Klosters halben Anteil an Stadt und Gericht Tann für zehn Pfund Heller und 550 Pfund Heller auf Wiederkauf verkauft haben. Zugleich wurde das verkaufte Gut zum Lehen erklärt [HStAM Bestand Urk. 75 Nr. 285].
- Zur Herrschaft Tann gehörten außer der Stadt Tann (Rhön) Aura, Dippach, Esbachsgraben, Günthers, Habel mit Habelgraben, Herdathurm, Hundsbach, Knottenhof, Kleinfischbach, Meerswinden, Mollartshof, Neustädtges, Neuswarts, Oberrückersbach, Schlitzenhausen, Alt- und Neuschwambach, Schwarzenborn, Theobaldshof und Wendershausen. Seit 1647 war Tann ein Bestandteil des buchischen Quartiers der Reichsritterschaft. 1806 kam es an das Großherzogtum Würzburg, 1814 an Bayern und 1866 an Preußen.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Fulda, Kloster Kloster Fulda
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1345 Pfarrhof von Tann
- um 1550 Neubau der Pfarrkirche
Patrozinien
- Nikolaus [1483, 1564]
Pfarrzugehörigkeit
Ursprünglich zur Großpfarrei Schleid gehörig. Um 1500 gehörte Habel als Filiale zu Tann.
Patronat
1519 Asmus von der Tann als Senior der Ganerben
Diakonische Einrichtungen
1858 Kleinkinderbewahranstalt Gründerin Frau General von Tann, Besuch von 25 Kindern um 1900; eine Schwester aus Frankfurter Diakonissenhaus Rudolf Francke, Die christliche Liebestätigkeit in Kurhessen. Kassel 1904; 1934-1970 Diakoniestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus); 1916 - 1949 Kindergarten/Annastift (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Tann Pfarrarchiv Tann)
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation 1534 durch Eberhard von der Tann.
Erster evangelischer Pfarrer: Franciscus Kirchner 1534-1547(?).
Rekatholisierungsversuche im 17. Jahrhundert blieben erfolglos.
Kirchliche Mittelbehörden
1464/65: Bistum Würzburg, Archidiakonat Geisa-Mellrichstadt-Coburg, Landkapitel Geisa
Juden
Provinzial Rabbinat Fulda 1820: 81; 1845: 100; 1880: 105; 1905: 105; 1932/33: 72 Juden. Nach 1933 meldeten sich 74 Personen ab, besonders Richtung Nordamerika, Palästina und England. Seit etwa Mitte des 18. Jahrhunderts bestand die jüdische Gemeinde. Sie basiert auf 3 Schutzjuden, die sich zwischen 1740 und 1750 im Ort niederließen. Bis 1866 bestand ein selbständiges Bezirksrabbinat Gersfeld, erst 1892 wird dann dem Fuldaer Provinzialrabbinat unterstellt. Die Synagoge wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut. Sie wurde im November 1938 zerstört. Die Israelitische Elementarschule bestand mindestens seit 1869. Bereits in den 1920er Jahren sollte die Schule aufgrund geringer Schülerzahlen geschlossen werden, was 1933 erfolgte. Berufe: Kaufleute Der Friedhof bestand vermutlich seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Er liegt oberhalb der Straße Am Weinberg/Am Rothenhauck. (alemannia-judaica)
Kultur
Schulen
1910 Volksschule mit drei Klassen
Hospitäler
1617 Stadthospital zu St.Claus
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Haupterwerbsbereiche sind Landwirtschaft und Viehzucht; um 1845 bedeutender Obstanbau;
seit dem Mittelalter Woll-, Baumwoll- und Leinweberei, Anfang des 19. Jahrhunderts noch 86 Woll-, Leinen- und Barchentweber;
nach 1945 Textilfabrik; Vieh-, Holzhandel; Holzverarbeitung, Schneidemühlen, Sägewerke, Möbelfabrik, Holzschnitzerei; Maschinenbau und Matallwarenfabrikation; Zigarrenfabrik; Steinbrüche (Basalt und Muschelkalk); Mineralwasserproduktion, Kartonagenfabrik; Tourismus (Sommerfrische)
Markt
1541 Marktrecht
Nachweise
Literatur
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 219 f.
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 465
- Leinweber, Hochstift Fulda, S. 82 f.
- Historisches Ortsverzeichnis Großherzogtum und Volksstaat Hessen, S. 197
- Hessisches Städtebuch, S. 414-415
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 542
- Aschkewitz, Pfarrergeschichte des Sprengels Hanau, S. 925ff.
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 2, S. 302-304
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Gerichtsstätten in Hessen
- Jüdische Friedhöfe
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
- Urkataster+
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Tann (Rhön), Fulda“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/7056_tann-rhoen> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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