Retterode

Dorf · 358 m über NN  
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Dorf

Lagebezug

21 km südsüdwestlich von Witzenhausen

Lage und Verkehrslage

Geschlossenes Dorf mit einfachem, regellosem Grundriss und geringer Siedlungsdichte am Oberlauf des Essebachs 3 km südlich Hessisch Lichtenau. Die Siedlung liegt unterhalb einer quadratisch wehrhaft ummauerten Kirche und einem rundummauerten Lindenplatz. Im Osten durchläuft die B 487 (Schnellroder Straße) den Ort, von der aus der Töpferweg in westlicher Richtung abzweigend den Ort erschließt.

Ersterwähnung

1209

Siedlungsentwicklung

1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Hessisch-Lichtenau.

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Burgen und Befestigungen

Älteste Gemarkungskarte

1688

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3550642, 5671257
UTM: 32 U 550548 5669428
WGS84: 51.174045° N, 9.72308° O

Statistik

Ortskennziffer

636006100

Flächennutzungsstatistik

  • 1779: 38 Acker Kirche, 58 Acker Pfarrei, 19 Acker geistliches Lehen, 823 Acker Meisenbug, 167 Acker Gemeinde, 683 Acker Bauern; zusammen 1808 Acker
  • 1961 (Hektar): 657, davon 235 Wald (= 35.77 %)

Einwohnerstatistik

  • 12 Leinweber, 4 Schmiede, 5 Töpfer, 3 Wagner, 11 Ackerleute, 3 Schneider, 7 Taglöhner, 1 Müller, 2 Hirten; zusammen: 48
  • 1575/85: 20 Hausgesesse
  • 1681: 16
  • 1747: 39 Mannschaften mit 38 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
  • 1779: 157 Einwohner
  • 1961: 550, davon 473 evangelisch (= 86.00 %), 64 katholisch (= 11.64 %)
  • 1970: 502 Einwohner
  • Gewerbetreibende 1779:1 Müller, 3 Töpfer, 1 Wagner, 2 Schmiede, 3 Brandweinbrenner, 1 Schneider, 12 Leinweber, 5 Tagelöhner und Tagelöhnerinnen

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 1383/87: Landgrafschaft Hessen, Amt Reichenbach (Lichtenau)
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Lichtenau, Adelsdorf (von Meisenbug)
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Lichtenau, Adelsdorf (von Meisenbug)
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Lichtenau
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Lichtenau
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Lichtenau
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Witzenhausen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis

Witzenhausen

Gemeindeentwicklung

Am 31.12.1971 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingemeindung nach Hessisch Lichtenau, Stadtgemeinde, dessen Stadtteil Retterode seitdem ist.

Gericht

  • 1466: Gericht Meisenbug
  • 1569: Niederes Gericht Meisenbug, peinliches Gericht Hessen
  • 1747, desgleichen
  • 1807: Friedensgericht Lichtenau
  • 1814: Amt Lichtenau
  • 1821: Justizamt Lichtenau
  • 1867: Amtsgericht Lichtenau
  • 1879: Amtsgericht Lichtenau
  • 1945: Amtsgericht Witzenhausen
  • 1961: Amtsgericht Witzenhausen
  • Gerichtsplatz mit gespaltener alter Linde, im Kreis rund von Quadermauer umzogen

Herrschaft

  • Hessen, LandgrafenKurz nach 1376: Landgraf Hermann belehnt Heinrich Beyer mit Dorf Retterode.
  • Hessen, Landgrafen1466: Landgraf Ludwig belehnt die Meisenbug mit Dorf Retterode.
  • 1527: Heinrich Meisenbug nimmt Grundstücke zu Retterode, die seine Vorfahren dem Georgsaltar in der Kilianskirche zu Lichtenau gestiftet hatten, wieder an sich.
  • 1568: Landgraf Wilhelm belehnt die Meisenbug mit Dorf Retterode. Nach Aussterben der Meisenbug 1811 Rückfall an den Staat (Königreich Westfalen)
  • 1814: Gut Retterode als Staatsdomäne verpachtet
  • 1873: verkauft und aufgeteilt

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • Fritzlar, St. Petersstift1209 und 1310 hat das Petersstift Fritzlar Anteile an den Zehnteinkünften in Retterode.
  • Heydau, KlosterGertrud von Schlutwinsdorf bekundet, dass sie Einkünfte in Bergheim und in Retterode zur Ausstattung ihrer Tochter, Nonne im Kloster Heydau übertragen hat

Ortsadel

1289 - 1445

Kirche und Religion

Ortskirchen

  • plebanus (1303)
  • ecclesia (1425-28) [Demandt, Quellen Fritzlar, S. 554-562, Nr. 411 I, hier S. 558-559)
  • Kirche: Turm gotisch, im 15. Jahrhundert (1453 ?) erhöht; Schiff 1825 erbaut

Pfarrzugehörigkeit

1560: mit Diakonat Lichtenau verbunden 1569 und 1585: selbstständige Pfarrei 1573 - 80: Diakonat Hessisch Lichtenau 1582 - 90: Durch Quentel versorgt 1593 - 97: Diakonat Lichtenau 1613: eigener Pfarrer 1661 - 78: Pfarrer von Walburg 1678 - 1700: Pfarrer von Weidelbach 1700 - 1727: Pfarrer von Walburg 1727 - 32: Kaplan oder Diakon Lichtenau 1732 - 54: Pfarrer von Velmeden 1754 - 69: Pfarrer von Walburg 1769 - 79: Diakon oder Kaplan von Lichtenau 1779 - 98: Pfarrer von Walburg 1798 - 1820: Kaplan oder Diakon Lichtenau 1820 - 32: Pfarrer von Walburg 1833 und 1872: 2. Pfarrei Lichtenau 1994: 4 Filialgemeinde von Lichtenau

Patronat

1569 und 1810: die Meisenbug

Bekenntniswechsel

Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Nikolaus Rosenblath 1569-1573

Kirchliche Mittelbehörden

15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archipresbyterat Fritzlar, Erzpriestersprengel Gensungen
Archdiakonat Heiligenstadt
1585: Superintendentur Rotenburg-Allendorf

Kultur

Schulen

Schuldiener im 17. Jahrhundert genannt, 1779 ist kein Schulhaus vorhanden
1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Wirtschaft

Neben Landwirtschaft, Leinenweberei Bergbau (Braunkohle s. Zeche Glimmerode), Töpferei

Mühlen

Um 1595 Errichtung einer Mühle durch die Familie Meysenbug, die vom Essebach angetrieben wird. 1779 hat sie einen Mahlgang, 1853 wird sie abgebrochen. Außerhalb der Dorfgemarkung: Walbachsmühle

Nachweise

Literatur

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Retterode, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/6731_retterode> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/6731