Retterode

Die Lage von Retterode im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
21 km südsüdwestlich von Witzenhausen
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit einfachem, regellosem Grundriss und geringer Siedlungsdichte am Oberlauf des Essebachs 3 km südlich Hessisch Lichtenau. Die Siedlung liegt unterhalb einer quadratisch wehrhaft ummauerten Kirche und einem rundummauerten Lindenplatz. Im Osten durchläuft die B 487 (Schnellroder Straße) den Ort, von der aus der Töpferweg in westlicher Richtung abzweigend den Ort erschließt.
Ersterwähnung
1209
Siedlungsentwicklung
1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Hessisch-Lichtenau.
Historische Namensformen
- Rederoth, in (1209/1310) [Karl E. Demandt, Besitz des Fritzlarer Petersstiftes in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde, 61 (1936), S. 35-120, hier S. 55]
- Retrode, de (1289) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 359-360, Nr. 919]
- Rethrode, de (1294) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 1, S. 433, Nr. 575]
- Rederode, de (1303) [Landau, Beschreibung des Hessengaues, S. 102]
- Retterode, de (1304)
- Retterode (1318) [Schreibweise nach Archivregest HStAM Bestand Urk. 28 Nr. 120]
- Retterodde, de (1321)
- Retherode, de (1322) [Landgrafen-Regesten online Nr. 730]
- Reterode, von (1330) [Siegel, Geschichte der Stadt Lichtenau, S. 323, Nr. 8]
- Reyterode, de (1341)
- Reterade, von (1352) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 409-410, Nr.1045]
- Reterode (um 1376) [Vogtherr, Ältestes Lehnbuch der Landgrafschaft Hessen, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 37 (1987), S. 25-71, hier S. 45 (71)]
- Retterodde, tzu (1383) [HStAM Best. Rechn. I, Nr. 87/2]
- Ritterode (1425-28) [Demandt, Quellen Fritzlar, S. 554-562, Nr. 411 I, hier S. 558)
- Retterade, gein (1428)
- Retherad (1439)
- Reteraede, von (1472)
- Retderode, nach (1553) [HStAM Bestand S Nr. 524]
- Retteroda (1575/85)
- Retterode (1585) [Der ökonomische Staat, S. 87]
- Reterode (1592) [Mercator, Hassia landtgraviatus HStAM Bestand Karten Nr. R II 28]
- Reitenrod, zu (1600)
- Retterode (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 7]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1376)
- Dorf (1466) [HStAM Best. Urk. 14 Nr. 8763]
- Gemein (1600)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Glimmerode (Zeche)
- Haukerode
- Oberndorf
- Walbach
- Walbachsmühle
- Retterode, Herrenhaus (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Burgen und Befestigungen
Älteste Gemarkungskarte
1688
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3550642, 5671257
UTM: 32 U 550548 5669428
WGS84: 51.174045° N, 9.72308° O
Statistik
Ortskennziffer
636006100
Flächennutzungsstatistik
- 1779: 38 Acker Kirche, 58 Acker Pfarrei, 19 Acker geistliches Lehen, 823 Acker Meisenbug, 167 Acker Gemeinde, 683 Acker Bauern; zusammen 1808 Acker
- 1961 (Hektar): 657, davon 235 Wald (= 35.77 %)
Einwohnerstatistik
- 12 Leinweber, 4 Schmiede, 5 Töpfer, 3 Wagner, 11 Ackerleute, 3 Schneider, 7 Taglöhner, 1 Müller, 2 Hirten; zusammen: 48
- 1575/85: 20 Hausgesesse
- 1681: 16
- 1747: 39 Mannschaften mit 38 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
- 1779: 157 Einwohner
- 1961: 550, davon 473 evangelisch (= 86.00 %), 64 katholisch (= 11.64 %)
- 1970: 502 Einwohner
- Gewerbetreibende 1779:1 Müller, 3 Töpfer, 1 Wagner, 2 Schmiede, 3 Brandweinbrenner, 1 Schneider, 12 Leinweber, 5 Tagelöhner und Tagelöhnerinnen
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1383/87: Landgrafschaft Hessen, Amt Reichenbach (Lichtenau)
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Lichtenau, Adelsdorf (von Meisenbug)
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Lichtenau, Adelsdorf (von Meisenbug)
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Lichtenau
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Lichtenau
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Lichtenau
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Witzenhausen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
Altkreis
Witzenhausen
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingemeindung nach Hessisch Lichtenau, Stadtgemeinde, dessen Stadtteil Retterode seitdem ist.
Gericht
- 1466: Gericht Meisenbug
- 1569: Niederes Gericht Meisenbug, peinliches Gericht Hessen
- 1747, desgleichen
- 1807: Friedensgericht Lichtenau
- 1814: Amt Lichtenau
- 1821: Justizamt Lichtenau
- 1867: Amtsgericht Lichtenau
- 1879: Amtsgericht Lichtenau
- 1945: Amtsgericht Witzenhausen
- 1961: Amtsgericht Witzenhausen
- Gerichtsplatz mit gespaltener alter Linde, im Kreis rund von Quadermauer umzogen
Herrschaft
Hessen, Landgrafen Kurz nach 1376: Landgraf Hermann belehnt Heinrich Beyer mit Dorf Retterode.Hessen, Landgrafen 1466: Landgraf Ludwig belehnt die Meisenbug mit Dorf Retterode.- 1527: Heinrich Meisenbug nimmt Grundstücke zu Retterode, die seine Vorfahren dem Georgsaltar in der Kilianskirche zu Lichtenau gestiftet hatten, wieder an sich.
- 1568: Landgraf Wilhelm belehnt die Meisenbug mit Dorf Retterode. Nach Aussterben der Meisenbug 1811 Rückfall an den Staat (Königreich Westfalen)
- 1814: Gut Retterode als Staatsdomäne verpachtet
- 1873: verkauft und aufgeteilt
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Fritzlar, St. Petersstift 1209 und 1310 hat das Petersstift Fritzlar Anteile an den Zehnteinkünften in Retterode.Heydau, Kloster Gertrud von Schlutwinsdorf bekundet, dass sie Einkünfte in Bergheim und in Retterode zur Ausstattung ihrer Tochter, Nonne im Kloster Heydau übertragen hat
Ortsadel
1289 - 1445
Kirche und Religion
Ortskirchen
- plebanus (1303)
- ecclesia (1425-28) [Demandt, Quellen Fritzlar, S. 554-562, Nr. 411 I, hier S. 558-559)
- Kirche: Turm gotisch, im 15. Jahrhundert (1453 ?) erhöht; Schiff 1825 erbaut
Pfarrzugehörigkeit
1560: mit Diakonat Lichtenau verbunden 1569 und 1585: selbstständige Pfarrei 1573 - 80: Diakonat Hessisch Lichtenau 1582 - 90: Durch Quentel versorgt 1593 - 97: Diakonat Lichtenau 1613: eigener Pfarrer 1661 - 78: Pfarrer von Walburg 1678 - 1700: Pfarrer von Weidelbach 1700 - 1727: Pfarrer von Walburg 1727 - 32: Kaplan oder Diakon Lichtenau 1732 - 54: Pfarrer von Velmeden 1754 - 69: Pfarrer von Walburg 1769 - 79: Diakon oder Kaplan von Lichtenau 1779 - 98: Pfarrer von Walburg 1798 - 1820: Kaplan oder Diakon Lichtenau 1820 - 32: Pfarrer von Walburg 1833 und 1872: 2. Pfarrei Lichtenau 1994: 4 Filialgemeinde von Lichtenau
Patronat
1569 und 1810: die Meisenbug
Bekenntniswechsel
Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Nikolaus Rosenblath 1569-1573
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archipresbyterat Fritzlar, Erzpriestersprengel Gensungen
Archdiakonat Heiligenstadt
1585: Superintendentur Rotenburg-Allendorf
Kultur
Schulen
Schuldiener im 17. Jahrhundert genannt, 1779 ist kein Schulhaus vorhanden
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Neben Landwirtschaft, Leinenweberei Bergbau (Braunkohle s. Zeche Glimmerode), Töpferei
Mühlen
Um 1595 Errichtung einer Mühle durch die Familie Meysenbug, die vom Essebach angetrieben wird. 1779 hat sie einen Mahlgang, 1853 wird sie abgebrochen. Außerhalb der Dorfgemarkung: Walbachsmühle
Nachweise
Literatur
- 800 Jahre Retterode
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis, Bd. III: Altkreis Witzenhausen, S. 464-467
- Siegel, Geschichte der Stadt Lichtenau, S. 81 und 288 - 292
- Krummel, Ämter Melsungen, S. 70 f.
- Historisches Ortslexikon Witzenhausen, S. 105 f.
- E. Wenzel, Schloss Retterode und die Herren von Meysenburg. In: Hessenland 27, 1913; Heimatschollen 5, 1925
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Retterode, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/6731_retterode> (aufgerufen am 26.11.2025)
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