Großalmerode

Stadt · 354 m über NN  
Gemeinde
Großalmerode
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
Urkataster+
Großalmerode
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Stadt

Lagebezug

10,5 km südsüdwestlich von Witzenhausen

Lage und Verkehrslage

Kleinstadt mit unregelmäßigem Grundriss am Ostrand des Kaufunger Waldes im westlichen Grenzbereich des Werra-Meißner-Gebietes. Auf flachen, nach Nordwesten gerichteten Sporn zwischen Gelster und einmündendem Faulbach die (ehemals oval ummauerte?) Kirche; nordwestlich zu ihren Füßen langgestreckter Dreiecksmarkt an der Talstraße Kassel - Bad Sooden-Allendorf oder Witzenhausen. Moderne Siedlungsentwicklung vor allem im Norden. Chaussee Großalmerode - Witzenhausen (1835). Lage an der heutigen B451 sowie der L 3225. Bahnhof der Eisenbahnlinie Hessisch Lichtenau/Velmeden – Großalmerode/Ost – Neu-Eichenberg/Eichenberg ("Gelstertalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 15.12.1915) (Einstellung des Personenverkehrs am 3.6.1973). Endbahnhof der Eisenbahnlinie Hessisch Lichtenau/Walburg – Großalmerode/West (Inbetriebnahme der Strecke 1.2.1884).

Ersterwähnung

1386

Siedlungsentwicklung

Seit 1785 hat die mauerlose Stadt zwei Stadttore, jeweils eines am Stadtausgang nach Kassel und nach Witzenhausen

Vorbemerkung Historische Namensformen

Vgl. auch die Namensentwicklung von Kleinalmerode und Niedergut

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

  • Dorf (1446)
  • Stadt (1775)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Älteste Gemarkungskarte

etwa 1700

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3554872, 5680683
UTM: 32 U 554776 5678850
WGS84: 51.258373° N, 9.785° O

Statistik

Ortskennziffer

636004020

Flächennutzungsstatistik

  • 1569: 83 Acker Rodeland, 387 Acker Wald
  • 1781: 2689 Acker
  • 1885 (Hektar): 776, davon 250 Acker (= 32.22 %), 420 Wiesen (= 54.12 %), 11 Holzungen (= 1.42 %)
  • 1900: 811 Hektar, davon 260 Hektar Acker, 424 Hektar Wiesen
  • 1961 (Hektar): 880, dazu 1338 Wald (mit Anteil am Kaufunger Wald)

Einwohnerstatistik

  • 1461 und 1480/84: 19 Feuerstellen
  • 1519 und 1528: 26 Hühner
  • 1564/65: 104 Rauchhühner
  • 1580/82: 118 Hausgesesse
  • 1747: 194 Mannschaften mit 147 Feuerstellen (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
  • 1780: 1267 Einwohner, 229 Häuser, Gewerbetreibende: 6 Schmelztiegelmacher, 11 Krügetöpfer, 8 Tabakspfeifenmacher, 13 Pfeifenmachergesellen, 7 Ziegelmacher, 9 Metzger, 7 Bäcker, 11 Zeugmachermeister, 11 Zeugmachergesellen, 18 Schuhmacher, 3 Hufschmiede, 20 Nagelschmiede, 1 Schlosser, 4 Büttner, 4 Schreiner, 3 Wagner, 1 Drechsler, 1 Zimmermeister, 17 Maurer, 10 Weißbinder, 1 Seifensieder, 6 Schneider, 2 Leinweber, 1 Färber, 1 Tabackspinner, 3 Chirurgen, 1 Apotheker, 13 Kaufleute und Krämer, 1 Papiermachergeselle, 5 Geschirrhaltende, 38 Tagelöhner und Bergarbeiter, 4 Mahl- und 1 Walkenmüller, 57 einzelne Weibspersonen
  • 1885: 2442, davon 2393 evangelisch (= 97.99 %), 10 katholisch (= 0.41 %), 34 andere Christen (= 1.39 %), 5 Juden (= 0.20 %)
  • 1925: 3379 (3185 evangelisch, 75 römisch-katholisch, 45 Baptisten, 135 Methodisten)
  • 1961: 4436, davon 3471 evangelisch (= 78.25 %), 838 katholisch (= 18.89 %)
  • 1970: Kernstadt 4096 Einwohner, mit Epterode 4611 Einwohner
  • Berufsgliederung
  • Stadt Großalmerode (mit den am 31.12.1971 und 01.01.1974 angegliederten Ortsteilen) 8386 Einwohner
  • Um 1570: 113 Hausgesesse

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 1446: Landgrafschaft Hessen, Amt Kassel-Neustadt
  • 1585: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Kassel-Neustadt
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Kassel-Neustadt
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Kassel-Neustadt
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Kassel, Kanton Kaufungen
  • 1814-1817: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Kassel-Neustadt
  • 1817-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Großalmerode
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Witzenhausen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis

Witzenhausen

Gemeindeentwicklung

Am 31.12.1970 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingemeindung von Epterode in die somit vergrößerte Stadtgemeinde Großalmerode. Zu deren weiterer Entwicklung s. Großalmerode, Stadtgemeinde. Sitz der Stadtverwaltung ist Großalmerode.

Gericht

  • 1564/1565: hessisches Rügegericht
  • 1747: Niederes und peinliches Gericht Hessen
  • 1807: Friedensgericht Kaufungen
  • 1814: Hessen
  • 1817-1821: Amt Großalmerode
  • 1822: Assistenzamt Großalmerode (Justizamt Witzenhausen)
  • 1832: Justizamt Großalmerode
  • 1867: Amtsgericht Großalmerode
  • 1879: Amtsgericht Großalmerode
  • 1945: Amtsgericht Witzenhausen

Herrschaft

  • Hessen, Landgrafen Die Herrschaft über den Ort stand stets dem Landgrafen von Hessen zu. Teile der Gemarkung wiederum gehören 1558 zur Gemeinschaft des Kaufunger Waldes, wobei Rottzehnte zwischen hessischen und braunschweigischen Förstern geteilt wurden.
  • 1775 Stadtrechtsverleihung durch Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel (Wetterau, Betrachtungen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Stadt Großalmerode 1775-2000, S. 365-368). Die Verwaltung wird von einem Bürgermeister, sechs Ratsherren und einem Stadtaktuar (Schreiber) geführt. Die Stadt erhält das Recht ein Stadtsiegel mit der Umschrift Ex Gratia Friederici II. Hassiae Landgravii Sigillum Civitatis majoris Allmerodae zu führen und damit in grünem Wachs zu siegeln.

Kirche und Religion

Ortskirchen

  • Spätgotische Kirche bzw. Chor (Kanzel bez. 1514, Turm 1581), 1733 repariert
  • 1913/16 Schiff erbaut

Pfarrzugehörigkeit

Filiale um 1570, 1872 Epterode, Wickenrode, seit 1925 nur noch Epterode, so auch 1994 1747: eingepfarrt Niedergut Dazu 1780: Witzel-, Thomas-, Erbsmühle, Hirschberg Dazu 1872: Faulbach, Steinberg, Bunte- und Walkmühle, Querenberg, Giesenhagen Dazu 1925: Großalmerode Bahnhof Ost und Bahnhof Epterode, Ballenpeter

Patronat

Hessen, Landgrafen Seit 1570: Landgraf von Hessen

Diakonische Einrichtungen

03.01.1891 Diakonissen von Presbyterium angestellt, eine Schwester und eine Schulschwester; Betreuung von Kindergarten, Mütterverein, Sonntagsschule, Handarbeitsschule; 23.08.1894 neues Haus für Kiga und Diakonissenstation; Schwestern- und Gemeindehaus seit 1904 Rudolf Francke, Die christliche Liebestätigkeit in Kurhessen. Kassel 1904; Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel S. 283-284 nennt als Aufgaben Krankenpflege, Gemeindearbeit, Vereinsbetreuung; Diakoniestation bis 1971 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)

Bekenntniswechsel

Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.
Erster evangelischer Pfarrer: Kurt Follandt 1539

Kirchliche Mittelbehörden

Archdiakonat Heiligenstadt 1585: Superintendentur Kassel 1780: Klasse Kassel-Neustadt 1804 und 1872: Klasse Kaufungen 1923: Kirchenkreis Kaufungen Nach 1929: Kirchenkreis Witzenhausen

Kultur

Schulen

1736 Errichtung einer Freischule; 1826 Kantorschule (Volksschule), 1840-1920 Lohrsche Volksschule; 1877 Brübachschule; 1897 Neue Schule als vierte Volksschule; 1910 Volksschule mit zwölf Stellen; 1911 Städtische Mittelschule;
1865 Industrieschule, später Berufsschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion

1817-1821: Stadt Großalmerode mit ehemals Vogtei Ruckerode (Zugehörig: Epterode, Trubenhausen, Uengsterode, Wickenrode) Sitz eines Amtes Großalmerode 1821-1831: Sitz des Justizamts Witzenhausen-Großalmerode 1831-1867 des Justizamts 1867-1943 des Amtsgericht Großalmerode

1443: Glashütten im Kaufunger Wald, seit 1465 zu Großalmerode
1537: Durch den Bauernkrieg Verlegung der mitteldeutschen Gläsnerzunft nach Großalmerode, das Sitz der Gläsnerzunft für Hessen, Braunschweig, Harz, Rhön und weitere Umgebung wird; Bundesbrief Landgraf Philipps für Bundesmeister und Gläsner zu Großalmerode
Monopol nach 1560 aufgehoben, doch noch 1572 Feingläser und Kolben für Apothekerzwecke; dann Niedergang der Glasmacherei; dafür Aufstieg der Tonindustrie
Ton seit 15. Jahrhundert gewerblich genutzt; 1484 ein Töpfer genannt, Tonzins an Landgraf (Regal)
Seit 1600: Schmelztiegel und Spielkugeln; wegen des Rückgangs der Fertigung Aufhebung des Privilegs 1651
1790: Tiegelmacherprivileg
1836: Fertigung von Tiegeln bedeutendstes Gewerbe der Stadt; um 1860: 8 Fabriken
1887: Vereinigung mehrerer dieser Firmen zur Vereinigte Großalmeroder Tonwerke (Herstellung von Schammottesteinen). Um 1928 sind in den Werken rund 150 Personen beschäftigt
Daneben Fertigung von Pfeifenköpfen; um 1860 12 Fabriken
Seit 1592 und noch im 18. Jahrhundert: Abbau von Alaun, gegen 1860 Altramarinfabrik
Braunkohle seit 1690 ausgebeutet

Mühlen

1780: Vier Mahlmühlen in der Gemarkung
Eine Walkmühle befand sich am nordöstlichen Ende der Stadt.

Markt

1775 erhält die Stadt das Privileg zur Abhaltung von 4 Jahrmärkten: 5. Februar, 30. April, 10. September und 17. Dezember

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Großalmerode, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/5846_grossalmerode> (aufgerufen am 27.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/5846