Niedermöllrich

Die Lage von Niedermöllrich im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
6,5 km südöstlich von Fritzlar
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit einfachem Grundriss und lockerer Gehöftanordnung am linken Ufer der Eder. Kirche am Nordrand des alten Dorfes. Im Ort kreuzen sich die in Nord-Südrichtung führende B 254 (Kassel-Homberg/Efze), und die in West-Ost Richtung verlaufende L 3426 (Fritzlar-Felsberg).
Ersterwähnung
1209
Vorbemerkung Historische Namensformen
Bei den älteren Belegen ohne Bestimmungswort Nieder- ist unklar, ob sie hierauf oder auf Ober-Möllrich zu beziehen sind.
Historische Namensformen
- Melriche, in (1. Hälfte 9. Jahrhundert) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 1, S. 239-240, fol. 145 vb, Nr. 97 = Dronke, Traditiones, S. 39, Capitulum 6, Nr. 97]
- Millere marcha, in (800-850) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 1, S. 240, fol. 146 ra, Nr. 104 = Dronke, Traditiones, S. 39, Capitulum 6, Nr. 104]
- Melderiche Inferiori, in (1209) [Demandt, Besitz des Fritzlarer Petersstiftes, S. 83, 98-99]
- inferior Mildrike, in (1272) (HStAM Bestand Urk. 20 Nr. 15)
- Melderico inferiori, in (1290) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 1, S. 384-386, Nr. 510]
- Nedern Melderich (1330) [HStAD Bestand B 13 Nr. 8]
- Melderich inferiori, in (1336) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 2, S. 459-460, Nr. 634]
- Nedirnmelderiche (1358) (Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, Nr. 766)
- Nydern Melderich (vor 1368) [Kopiar Landgrafen-Regesten online Nr. 993; Druck: Helbig, Amt Homberg, S. 117 f., Nr. 8 (allerdings zu 1338-1350)]
- Niedernmelderich; Melderich inferior (1492) [HStAM Bestand Urk. 74 Nr. 1124]
- Nider Mellerich (1585) [Der ökonomische Staat, S. 80]
- Nieder Melrich (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 6]
- Nieder Mellerich (1778) (Engelhard, Erdbeschreibung der hessischen Lande casselischen Antheiles 1: Niederfürstentum, S. 417)
Umlegung der Flur
1899
Älteste Gemarkungskarte
1685-1694
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3525767, 5664802
UTM: 32 U 525683 5662976
WGS84: 51.117683° N, 9.366939° O
Statistik
Ortskennziffer
634025040
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 657, davon 363 Acker (= 55.25 %), 76 Wiesen (= 11.57 %), 126 Holzungen (= 19.18 %)
- 1961 (Hektar): 657, davon 0 Wald
Einwohnerstatistik
- 1585: 58 Haush. (Der ökonomische Staat)
- 1747: 58 Haush. (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 570, davon 568 evangelisch (= 99.65 %), 1 katholisch (= 0.18 %), 1 Juden (= 0.18 %)
- 1961: 832, davon 718 evangelisch (= 86.30 %), 99 katholisch (= 11.90 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1. Hälfte 9. Jahrhundert: Hessengau (in pago Hassorum)
- 1403/05: Landgrafschaft Hessen, Amt Felsberg
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Felsberg
- 1747: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Felsberg, Sitz des Grebenstuhls Niedermöllrich
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Felsberg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Felsberg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Gensungen
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Felsberg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Melsungen
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Melsungen
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Melsungen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Melsungen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Melsungen
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Fritzlar-Homberg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis
Altkreis
Melsungen
Gemeindeentwicklung
Am 1.4.1972 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Ortsteil in die Gemeinde Wabern eingegliedert.
Gericht
- 1822: Justizamt Felsberg
- 1867: Amtsgericht Felsberg
- 1879: Amtsgericht Felsberg
- 1943: Amtsgericht Melsungen (Zweigstelle Felsberg)
- 1970: Amtsgericht Melsungen
Herrschaft
- 1330 bestimmen die Brüder Otto und Eckard von Röhrenfurth als Leibzucht für Ottos Gemahlin Adelheid sechs Malter Korngült halb Korn halb Hafer und allen anderen Nutzen aus ihrem Freihof und Gut zu Niedermöllrich.
- Vor 1368 ist Niedermöllrich durch Hessen an Hermann, Bruder des Landgrafen, verpfändet.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- In der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts schenkte Graf Dietrich dem Kloster Fulda u.a. Güter in Möllrich. Einkünfte, zumindest vom Zehnten, hatte ferner das Petersstift in Fritzlar.
- 1272 ist auch das Kloster Eppenberg im Besitz einer Hufe in Niedermöllrich.
- Der Deutsche Orden zu Marburg, der über eine Niederlassung in Obermöllrich verfügte, hat 1290 Einkünfte in Niedermöllrich und erhält 1336 dort eine Hufe.
Zehntverhältnisse
1209/1310 hat das Petersstift Fritzlar Anteil am Zehnten in Niedermöllrich.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Pleban (1277) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 1, S. 256-257, Nr. 341]
- Chorturm um 1300, Saalbau von 1826/27
Pfarrzugehörigkeit
1569 und 1585 gehört Lohre, das 1536 eine eigene Pfarrei bildete, zu Niedermöllrich. Die protestantische Pfarrei 1872 gehört zur Klasse Felsberg mit dem Filial Lohre. 1994 gehören zum Kirchspiel Niedermöllrich die Filialen Lohre und Niedervorschütz.
Patronat
Das Patronat stand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und noch 1536 dem Domkapitel von Fritzlar zu, war aber 1569 und 1585 bereits in den Händen der Landgraf von Hessen.
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Andreas Heußer vor 1534
Kirchliche Mittelbehörden
Zum Dekanat Fritzlar gehörig (Würdtwein D. 10,511).
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
0,5 Kilometer westlich des Dorfkerns befindet sich unmittelbar an der Eder der Stolleneingang zu einem ehemaligen Eisenerzbergwerk, im Jahre 1867 als „Holzhäuser Grube III“ erwähnt wird. Die Erträge aus dem Erzabbau waren allerdings bescheiden.
Nachweise
Literatur
- Heimerich, Eppenberg, S. 32, 68
- Krummel, Ämter, S. 45-53
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 333-333
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 526
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Niedermöllrich, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/4954_niedermoellrich> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/4954