Böddiger

Die Lage von Böddiger im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
9 km westnordwestlich von Melsungen
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit unregelmäßigem Grundriss kurz vor der Mündung der Ems in die Eder. Kirche in zentraler Lage. Verbindungsstraßen nach Deute, Neuen- und Altenbrunslar, Felsberg und Niedervorschütz
Ersterwähnung
1081
Historische Namensformen
- Bodingernun, in; Bodengernun, in; Bodegernun, in (1081) [Fälschungen um 1100 HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 585 und HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 586. Druck Mainzer Urkundenbuch 1, S. 253-258, Nr. 358]
- Bǒidegeren, in (1123) [Mainzer Urkundenbuch 1, S. 417-420, Nr. 514]
- Bodeger, in; Bodegern, in (1209/1310) [Karl E. Demandt, Besitz des Fritzlarer Petersstiftes in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde, 61 (1936), S. 35-120, hier S. 87]
- Bodeger, de (1238) [Wenck, Hessische Landesgeschichte 2,1, Urkundenbuch, S. 154, Nr. 119; fälschliche Schreibweise im Archivregest Rodeger: HStAM Bestand Urk. 16 Nr. 10]
- Buthegerne, de (1252) [HStAM Bestand Urk. 41 Nr. 29]
- Bodegern, de (1275) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 1, S. 238-239, Nr. 318]
- Bodegerne, in, von (um 1376) [Vogtherr, Ältestes Lehnbuch der Landgrafschaft Hessen, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 37 (1987), S. 46 [84], S. 58 [190]]
- Böddigern (1555) [Felsberger Salbuch HStAM Bestand S Nr. 304]
- Rudigern (1585) [Der ökonomische Staat, S. 80]
- Bödiker (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 6]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Böddiger Weinberg
- Burg
- Böddiger, Burg (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Umlegung der Flur
1883-1889
Älteste Gemarkungskarte
1695
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3529266, 5668618
UTM: 32 U 529180 5666790
WGS84: 51.151816° N, 9.417218° O
Statistik
Ortskennziffer
634003040
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 465, davon 358 Acker (= 76.99 %), 70 Wiesen (= 15.05 %), 7 Holzungen (= 1.51 %)
- 1961 (Hektar): 464, davon 3 Wald (= 0.65 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 37 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 42 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 475, davon 475 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1961: 492, davon 457 evangelisch (= 92.89 %), 29 katholisch (= 5.89 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1403/05: Landgrafschaft Hessen, Amt Felsberg
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Felsberg
- 1747: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Felsberg, Grebenstuhl Böddiger
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Felsberg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Felsberg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Felsberg
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Felsberg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Melsungen
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Melsungen
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Melsungen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Melsungen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Melsungen
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis
Altkreis
Melsungen
Gemeindeentwicklung
Am 1.2.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit Felsberg und Lohre zur Stadtgemeinde Felsberg zusammengeschlossen.
Gericht
- 1822: Justizamt Felsberg
- 1867: Amtsgericht Felsberg
- 1879: Amtsgericht Felsberg
- 1943: Amtsgericht Melsungen (Zweigstelle Felsberg)
- 1970: Amtsgericht Melsungen
Herrschaft
- Das Gericht Böddiger ist nach dem um 1376 entstandenen Lehenbuch Landgraf Hermanns II. hessisches Lehen der von Bodegerne (Vogtherr, Ältestes Lehnbuch der Landgrafschaft Hessen, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 87 (1987), S. 46 [84], S. 58 [190]). Seit 1527 sind die von Boyneburg-Lengsfeld von Hessen mit dem halben Dorf, mit oberem und niederem Gericht daran belehnt. Auch die Scheffer haben Anteil hieran.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1081 bestätigt Erzbischof Siegfried I. von Mainz dem Kloster Hasungen den Besitz von fünf Mansen und einer halben Mühle in Böddiger. Das Kloster besitzt hier noch 1343 die Mühle und bis zur Einführung der Reformation einen Fronhof.
- 1367 gelangen über Verkauf Ländereien bei Gensungen und Böddiger an Kloster Eppenberg.
Zehntverhältnisse
1209 und 1310 hat das Petersstift Fritzlar Zehnteinkünfte in Böddiger
Ortsadel
Adlige von Böddiger 1238-1391
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Pleban 1252
- Heutige Pfarrkirche an der Stelle des Vorgängerbaus 1799 als Bruchsteinsaalbau errichtet, 1981/82 renoviert
Pfarrzugehörigkeit
1872: Protestantische Pfarrei der Klasse Felsberg mit Filial Niedervorschütz. 1994 Auflösung der Pfarrstelle und Verbindung als Vikariatsgemeinde mit der Kirchengemeinde Felsberg.
Patronat
Bis zur Reformation: Kloster Hasungen, danach Landgrafen von Hessen
Diakonische Einrichtungen
1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 121 Gemeindestation mit einer Schwester des Mutterhauses Hebron in Marburg
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Heller ca. 1536
Kirchliche Mittelbehörden
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
Im 11. Jahrhundert wird bereits eine Mühle in Böddiger erwähnt, die dem Kloster Hasungen gehört. Die spätere Schlag- oder Untermühle befand sich am Ostrande des Ortes an der Ems und wurde bis 1955 betrieben. Eine Mühle am Westrand ist bei Schleenstein (1708/10) zu erkennen.
Nachweise
Literatur
- 925 Jahre Böddiger, 200 Jahre Kirche
- Scholz, Wasser- und Windmühlen im Schwalm-Eder-Kreis, S. 42
- Heimerich, Eppenberg, S. 63
- Krummel, Ämter, S. 45-53
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 55
- Landau, Beschreibung des Hessengaues, S. 94
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 89
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 487
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Böddiger, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/4873_boeddiger> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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