Spieskappel

Dorf · 250 m über NN  
Gemeinde
Frielendorf
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Dorf

Lagebezug

8,5 km nordöstlich von Ziegenhain.

Lage und Verkehrslage

Dorf mit komplexem Grundriss am linken Ufer des Ohebachs. Ehemaliger Klosterbezirk, integriert in eine moderne Industrieanlage, auf nach Nordosten auslaufendem Hang. Westlich davon moderne Wohnsiedlung. 200 m südlich abgesetzt, jenseits der Bahnlinie, die alte dörfliche Siedlung (Oberkappel) in annähernd linearer Ausrichtung auf die Hauptstraße und den zum Spieß(-Turm) führenden Fahrweg. Straße Frielendorf - Ebersdorf bzw. Gebersdorf (mit Anschluss an die Bundesstraße 254). Haltepunkt der 1878 erbauten Eisenbahnlinie Treysa - Malsfeld - Eschwege.

Ersterwähnung

1197

Siedlungsentwicklung

1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Frielendorf.

Vorbemerkung Historische Namensformen

Vgl. auch Oberkappel

Historische Namensformen

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Umlegung der Flur

1892/1898

Älteste Gemarkungskarte

1741

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3522568, 5647771
UTM: 32 U 522485 5645952
WGS84: 50.964731° N, 9.320193° O

Statistik

Ortskennziffer

634004130

Flächennutzungsstatistik

  • 1838 (Kasseler Acker): 407 stellbares Land, 448 Wiesen, 15 Gärten, 6 Triesche.
  • 1885 (Hektar): 593, davon 300 Acker (= 50.59 %), 139 Wiesen (= 23.44 %), 97 Holzungen (= 16.36 %)
  • 1961 (Hektar): 845, davon 367 Wald (= 43.43 %)

Einwohnerstatistik

  • 1537: 21, 1585: 19 Hausgesesse.
  • 1639: 9 hausgesessene Männer, 2 Witwen. 1681: 22 Hausgesesse, 5 Ausschuss.
  • 1749: 26 Haushaltungen, 131 Einwohner.
  • 1749: 3 Schneider, 2 Schreiner, 5 Leineweber, 1 Schmied, 2 Wagner, 1 Maurer, 2 Müller.
  • 1834: 413, 1885: 411 Einwohner.
  • 1838 (Familien): 28 Ackerbau, 26 Gewerbe, 27 Tagelöhner.
  • 1861: 415 evangelisch-reformierte Einwohner.
  • 1885: 411, davon 410 evangelisch (= 99.76 %), 1 katholisch (= 0.24 %)
  • 1925: 594, 1939: 626, 1950: 936, 1961: 697 Einwohner.
  • 1961 (Erwerbspersonen): 102 Land - und Forstwirtschaft, 151 produzierendes Gewerbe, 27 Handel und Verkehr, 26 Dienstleistungen und Sonstiges.
  • 1961: 697, davon 643 evangelisch (= 92.25 %), 44 katholisch (= 6.31 %)

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • Seit 1527: Gericht am Spieß
  • 1807-1813: Königreich Westfalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton Frielendorf
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Grafschaft Ziegenhain, Amt Ziegenhain
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Ziegenhain
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Ziegenhain
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Ziegenhain
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis

Altkreis

Ziegenhain

Gemeindeentwicklung

Am 1.1.1974 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Frielendorf, deren Ortsteil Spieskappel wurde.

Gericht

Herrschaft

  • 1233 befreit Landgraf Konrad von Thüringen die Güter des Klosters Spieskappel von der Jurisdiktion des Gerichts auf dem Sendberg (Frielendorf) (Posse, Codex dipl. Sax. I, 3 Nr. 484), wobei sich jedoch, wie anlässlich der Bestätigung von 1235 ausgeführt, diese Befreiung nur auf die niedere, nicht auf die hohe Gerichtsbarkeit bezog. Auch weiterhin sollten die Kolonen bei den 3 ungebotenen Dingen auf dem Sendberg erscheinen und im Falle allgemeiner Not in der provincia zur Landfolge verpflichtet sein (Kuchenbecker, Anal. Hass. IX, 3; dazu List, Spieskappel, S. 65 ff.).
  • 1. Hälfte 15. Jahrhundert finden die Gerichtssitzungen des Klostergerichts unter Vorsitz des Abtes im Turm der Stiftskirche (List, Spieskappel, S. 69),
  • 1476 unter Anwesenheit des Hornberger Schultheißen im aestuarium des Abtes statt (Helbig, Amt Homberg, S. 86).

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • Oberkappel:
  • Spieskappel, KlosterMöglicherweise war Kloster Spieskappel einziger Grundherr am Ort (List, Spieskappel, S. 239).
  • 1197 bestätigt Papst Coelestin III. den Besitz des Klosters am Ort (locum ipsum, in quo prefata ecclesia sita est cum omnibus pertinentiis suis).
  • Der Klosterbesitz umfasste 1522: 2 Vollgüter (Allode), 4 Kodensitze und eine Vielzahl weiterer, von insgesamt 14 Pächtern bewirtschaftete Gesesse; die zugehörigen Ländereien umfassten zum großen Teil die Wüstungen Albrechterode, Hermannsdorf und Schachtebach.

Zehntverhältnisse

Bis 1527 besaß das Kloster den großen und kleinen Zehnten am Ort.

Kirche und Religion

Ortskirchen

  • Der Name des Ortes leitet sich möglicherweise von einer schon vor der Klostergründung vorhandenen Kapelle ab.

Pfarrzugehörigkeit

1383: Pfarrei Oberkappel, die damals vom Küster des Prämonstratenserstifts Spieskappel versehen wird. Eingepfarrt waren Frielendorf und Todenhausen, deren Einwohner dann 1383 die Erlaubnis zum Bau eigener Kapellen in ihren Orten erlangten (List, Spieskappel, S. 131 f.). Bestätigung der Pfarrechte von Oberkappel 1495. Seit der Aufhebung des Prämonstratenserklosters (1527) diente die Klosterkirche als Pfarrkirche von Oberkappel. Vor der Reformation war Leimsfeld nach Oberkappel eingepfarrt. 1569 und später: Linsingen, Todenhausen, Frielendorf, Ebersdorf und Gebersdorf eingepfarrt. 1585 ferner Lanertshausen.

Patronat

1383 und später Kloster Spieskappel,
seit 1527 den Landgrafen zustehend.

Klöster

Diakonische Einrichtungen

1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 226 eine Gemeindestation mit einer Schwester, Kleinkinderschule in Frielendorf; 1957 - 1959 Schwesternstation (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Spieskappel v.O. Pfarrarchiv Spieskappel)

Bekenntniswechsel

Erster evangelischer Pfarrer: Stephan Stoehr 1528-1530
Reformierter Bekenntniswechsel: 1605

Kirchliche Mittelbehörden

15. Jahrhundert: Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar.

Kultur

Schulen

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion

Die mit der Bildung des Klostergerichts verbundene Befreiung der Höfe des Klosters Spieskappel von der landgräflichen (niederen) Gerichtsbarkeit erfasste 1235: (Wüstung) Albrechterode, (Wüstung) Heuern, Ebersdorf, (Wüstung) Eigendorf, (Wüstung) Hof Buchholz, Lanertshausen, Leuderode, (Wüstung) Gleimsdorf, Verna, Englis, (Wüstung) Alboldesberg, Unshausen, Wichte. Im 15. Jahrhundert umfasste das Klostergericht neben Spieskappel und Oberkappel (einschließlich Ebersdorf) Leimsfeld, Todenhausen und den Klosterhof zu Verna. 1522: Spieskappel, Oberkappel, Ebersdorf, Todenhausen, Weidenmühle bei Frielendorf, Klosterhof Verna, Lanertshausen, (Wüstung) Alboldsberg, Leimsfeld, Leuderode.

Mit dem Farbkohleabbau bei Frielendorf entstanden in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts die Farbwerke Urban, deren Betriebsgebäude in Spieskappel auf dem ehemaligen Klostergelände errichtet wurden. Das im Tagebau geförderte Rohbraun diente zur Gewinnung von Malerfarben und zur Herstellung von brauner Beize. Produktion Mitte der 1960er Jahre eingestellt. Seitdem Bakelite-Werk mit industrieller Produktion von Dämmstoffen.

Mühlen

1749 befinden sich 2 Mühlen mit Mahl- und Schlaggang am Ort (Oberste, Unterste Mühle), beide vom Ohewasser getrieben.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Spieskappel, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/4755_spieskappel> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/4755