Michelsberg

Die Lage von Michelsberg im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
5,7 km nördlich von Ziegenhain.
Lage und Verkehrslage
Dorf mit komplexem Grundriss im Talhaupt eines in die Gers fließenden Bachlaufs. Zwei Dorfkerne (Oberdorf, Unterdorf) mit jeweils regellosem Grundriss, die durch jüngere Bebauung zusammengewachsen sind. Kirche in zentraler Lage im Oberdorf.
Ein östlicher Strang der alten Landstraße durch die Langen Hessen führte östlich an Michelsberg vorbei.
Auf die Straße Allendorf - Linsingen trifft Straße von Dorheim (Altkreis Fritzlar-Homberg) - Rörshain.
Ersterwähnung
1256
Siedlungsentwicklung
Oberdorf und Unterdorf als ehemals getrennte Ortsteile bereits 1371 zu erschließen (Schunder, Die von Loewenstein 2, Nr. 258). 1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Frielendorf.
Historische Namensformen
- Michelsbergc, de (1256) (UA Immichenhain)
- Michelsberc (1265) (UA Kappel)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Wüstung Landsburg,
- Wüstung Knechtbach,
- Wüstung Rudolfshagen.
Burgen und Befestigungen
Umlegung der Flur
1903/1926
Älteste Gemarkungskarte
1773
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3517043, 5647675
UTM: 32 U 516962 5645856
WGS84: 50.964057° N, 9.241543° O
Statistik
Ortskennziffer
634022060
Flächennutzungsstatistik
- 1838 (Kasseler Acker): 554 stellbares Land, 344 Wiesen, 8 Gärten.
- 1885 (Hektar): 452, davon 167 Acker (= 36.95 %), 85 Wiesen (= 18.81 %), 180 Holzungen (= 39.82 %)
- 1961 (Hektar): 639, davon 248 Wald (= 38.81 %)
Einwohnerstatistik
- 1502: 18 Männer. 1585: 25 Hausgesesse.
- 1639: 1 Bauer, 13 Einzelne, 2 Witwen. 1681: 9 Hausgesesse, 1 Ausschuss.
- 1747: 30 Haush. (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen). 1782: 36 Wohnhäuser, 117 Einwohner.
- 1782: 2 Schneider, 1 Wagner, 2 Schmiede, 2 Leineweber, 23 Töpfer und Ziegler, 1 Branntweinschenker, 2 Tagelöhner, 1 Lohnschäfer.
- 1834: 265, 1885: 294, 1895: 262 Einwohner.
- 1838 (Familien): 25 Ackerbau, 13 Gewerbe, 12 Tagelöhner.
- 1861: 286 evangelisch-reformierte Einwohner.
- 1885: 294, davon 293 evangelisch (= 99.66 %), 1 katholisch (= 0.34 %)
- 1925: 290, 1939: 299, 1950: 418, 1961: 335 Einwohner.
- 1961 (Erwerbspersonen): 89 Land- und Forstwirtschaft, 59 produzierendes Gewerbe, 18 Handel und Verkehr, 9 Dienstleistungen und Sonstiges.
- 1961: 335, davon 322 evangelisch (= 96.12 %), 11 katholisch (= 3.28 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- Vor 1344/45: Gericht auf den Wasen (Amt Ziegenhain); wohl mit der Erbauung der Landsburg (1344/45), sicher 1371: Gericht zur Landsburg.
- Seit 1569: Amt Ziegenhain.
- 1467 und 1548: Amt Ziegenhain
- 1807-1813: Königreich Westfalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton Frielendorf
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Grafschaft Ziegenhain, Amt Ziegenhain
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Ziegenhain
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Ziegenhain
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Ziegenhain
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis
Altkreis
Ziegenhain
Gemeindeentwicklung
Am 1.8.1972 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingliederung in die Stadtgemeinde Schwalmstadt, deren Stadtteil Michelsberg wurde.
Gericht
- 1822: Justizamt Ziegenhain.
- Seit 1867: Amtsgericht Ziegenhain.
- Seit 1945: Amtsgericht Treysa.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1256 bekennt Rudolf von Michelsberg, dass er sich mit Kloster Immichenhain wegen zweier strittiger Hufen in der Weise verglichen hat, dass er diese gegen eine jährliche Abgabe als Meiergut vom Kloster empfängt. Nach seinem Tode sollen die 2 Hufen an das Kloster zurückfallen.
- 1352 bekundet Rüdiger von Moischeid, Pleban zu Grüsen, dass er Kloster Haina das Gut zu Michelsberg, das vordem sein Onkel Hartmann von Michelsberg besessen hatte, verkauft hat.
Spieskappel, Kloster 1522 besitzt Kloster Spieskappel ein kleines Gut in Michelsberg.
Zehntverhältnisse
1354 bestätigt das Erzstift Mainz Kloster Haina den Zehnten zu Michelsberg.
Um 1585 ist der Zehnte zu Michelsberg zur Hälfte landgräflich, zur Hälfte steht er den von Baumbach zu Wallenstein zu.
Ortsadel
1256 (?), 1265 - 1303.
Kirche und Religion
Pfarrzugehörigkeit
1569 und später: nach Allendorf an der Landsburg eingepfarrt.
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Sendbezirk Treysa.
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Im 18. Jahrhundert war die Töpferei und Ziegelbrennerei der wichtigste Erwerbszweig in Michelsberg.
1782 überwog die Ziegelproduktion die der Herstellung von Töpferwaren.
Annähernd 70 % der Bewohner lebten Ende des 18. Jahrhunderts direkt oder indirekt von der Tonwarenherstellung.
1858: 5-6 Töpfermeister, 16-18 Ziegelbrenner.
Bekannt waren damals die Michelsberger Milchtöpfe. Mit seiner Ziegelproduktion versah Michelsberg die ganze Schwalmgegend.
Letzte Brennöfen 1905 stillgelegt.
Nachweise
Literatur
- Schunder, Die von Loewenstein 2, Nr. 258
- Höck, Töpferei 1 Michelsberg, S. 87-94
- Pletsch, Töpferdorf, S. 72-78 (Pläne)
- Historisches Ortslexikon Ziegenhain, S. 128 f.
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 330
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Michelsberg, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/4674_michelsberg> (aufgerufen am 27.11.2025)
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