Allendorf an der Landsburg

Die Lage von Allendorf im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
2,5 km nordöstlich von Schwalmstadt
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit komplexem Grundriss an der Einmündung eines kleinen Seitentals in die Schwalmniederung. Kernbereich der Siedlung in konzentrischer Ausrichtung auf die Kirche. Kirche mit Resten wehrhafter Ummauerung (unter anderem Schlüsselschießscharten). Ein weiterer, tiefer gelegener Siedlungskomplex mit sichelförmigem Umriss im Südosten. Südwestlich abgesetzt, jenseits eines kleinen Bachtals, moderne Bebauung mit Gewerbeanlagen. Ein östlicher Strang der alten Straße durch die Langen Hessen führte durch Allendorf. Straßen von Ziegenhain und Dittershausen vereinigen sich am Bachübergang in Allendorf, um sich nördlich von Allendorf nach Schlierbach bzw. Michelsberg wieder zu verzweigen.
Ersterwähnung
1197
Siedlungsentwicklung
Auf eine wüste Siedlung deutet vielleicht der Flurname Ommelburg (ca. 1 km südwestlich von Allendorf).
Historische Namensformen
- Aldendorf, in (1197) [HStAM Bestand Urk. 18 Nr. 638; Druck: Wenck, Hessische Landesgeschichte 2,1 Urkundenbuch Nr. 90, S. 125-128, vgl. List, Spieskappel, S. 38-44]
- Aldenthorp (1231)
- Altendorf in monte (1262)
- Aldendorff unter der Landes Burg (1353)
- Kirch-Aldindorf (1360)
- Aldendorf uf dem Berge (1360/67)
- Allendorf (1747)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1899/1925
Älteste Gemarkungskarte
ca. 1772
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3515189, 5645812
UTM: 32 U 515109 5643993
WGS84: 50.947363° N, 9.215075° O
Statistik
Ortskennziffer
634022010
Flächennutzungsstatistik
- 1838 (Kasseler Acker): 1051 stellbares Land, 432 Wiesen, 80 Gärten, 76 Triesche
- 1885 (Hektar): 791, davon 316 Acker (= 39.95 %), 177 Wiesen (= 22.38 %), 285 Holzungen (= 36.03 %)
- 1961 (Hektar): 864, davon 205 Wald (= 23.73 %)
Einwohnerstatistik
- 1502: 28 Männer. 1585: 48 Hausgesesse
- 1639: 7 Bauern, 5 Ködener, 16 Einzelne, 1 Witwe
- 1681: 32 Hausgesesse, 4 Ausschuss
- 1782: 2 Schmiede, 3 Wagner, 1 Bender, 2 Maurer, 2 Schneider, 3 Leineweber, 1 Müller, 1 Zimmermann, 2 Branntweinschenken, 1 Krämer, 3 Lohnschäfer, 12 Tagelöhner
- 1782: 51 Wohnhaus, 311 Einwohner
- 1838 (Familien): 44 Ackerbau, 25 Gewerbe, 36 Tagelöhner
- 1861: 529 evangelisch-reformierte Einwohner, 10 Juden
- 1885: 485, davon 480 evangelisch (= 98.97 %), 0 katholisch, 5 Juden (= 1.03 %)
- 1961 (Erwerbspersonen): 163 Land- und Forstwirtschaft, 98 produzierendes Gewerbe, 40 Handel und Verkehr, 21 Dienstleistungen und Sonstiges
- 1961: 620, davon 549 evangelisch (= 88.55 %), 61 katholisch (= 9.84 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- Vor 1344/45: Gericht auf den Wasen (Amt Ziegenhain)
- 1467 erscheint Allendorf mit Michelsberg zwischenzeitlich unter den Dörfern des Amtes Ziegenhain; ebenso 1548
- Seit 1548/69: Amt Ziegenhain
- 1371 und wohl schon seit 1344/45: Gericht zur Landsburg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton Frielendorf
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Grafschaft Ziegenhain, Amt Ziegenhain
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Ziegenhain
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Ziegenhain
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Ziegenhain
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis
Altkreis
Ziegenhain
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingliederung in die Stadtgemeinde Schwalmstadt, deren Stadtteil Allendorf an der Landsburg wurde.
Gericht
- 1822: Justizamt Ziegenhain
- Seit 1867: Amtsgericht Ziegenhain
- Seit 1945: Amtsgericht Treysa
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Spieskappel, Kloster 1197 hat Kloster Spieskappel Einkünfte in AllendorfFulda, Kloster 1205/16 bekundet der Abt von Fulda, dass die Grafen von Ziegenhain von Fulda zu Lehen gehende Einkünfte in zwei Orten Allendorf an die von Heckershausen bzw. von Erbenhausen verpfändet hätten (Ortsidentifizierung fraglich; möglich, dass neben Allendorf im Bärenschießen [Stadtallendorf, Altkreis Marburg] Allendorf an der Landsburg gemeint ist; vgl. Klosterarchiv V Nr. 9).- 1252 belehnt Graf Gottfried von Ziegenhain seinen Ministerialen Bruno von Gerwigshain mit einem Vorwerk (allodium) zu Allendorf.
- 1262 übereignet Hartrad von Goßfelden Kloster Haina seine Güter zu Allendorf.
- 1295 erwirbt Haina von Kloster Blankenau Güter in Allendorf, die der verstorbene Priester Konrad von Heimbach Blankenau vermacht hatte.
- 1271 leistet Meinrich von Uttershausen gegenüber Kloster Haina Verzicht auf Güter zu Allendorf, die sein verstorbener Onkel, Heinrich von Uttershausen, dem Kloster übertragen hatte.
- 1360 hat Haina in Kirch-Allendorf 2 Güter. Ein weiteres, mit den von Rommershausen geteiltes Gut des Klosters liegt in Klein-Allendorf.
- 1341 verpfändet Ritter Ludwig von Heimbach das von Ziegenhain zu Lehen gehende Gut zu Allendorf an Ritter Konrad Milchling.
- 1365 erwirbt Kloster Spieskappel von den Grafen von Ziegenhain deren Vorwerk zu Allendorf (das der verstorbene Ritter Ludwig von Heimbach besessen hatte) mit Ausnahme des Kirchlehens, welches zu jenem Vorwerk gehört.
- 1522 besitzt Kloster Spieskappel zu Allendorf und in der benachbarten Wüstung Holzhausen vier Güter (Allode) sowie einen Koden.
- 1415 verkauft Henne Krengel den Grafen von Ziegenhain das sogenannte Krengel-Gut, zu Holzmannshausen und Allendorf gelegen.
- 1569 haben die von Grusen einen Hof zu Allendorf.
- 1782 befindet sich in Allendorf ein freiadliges Gut der von Berlepsch.
Zehntverhältnisse
1337 verkaufen die von Milnrode den Hochgemut zu Treysa ihren halben Zehnten zu Allendorf.
1353 bekennt Ritter Heinrich Riedesel, dass er dem Burgmann Wigand Hochgemut und seinen rechten Lehnserben den großen und kleinen Zehnten bei Allendorf verkauft habe.
1368 reversieren sich die Hochgemut, dass sie ihren von Ziegenhain lehnsrührigen Zehnten binnen 8 Jahren von Ludwig Nodung wieder einlösen wollen.
Um 1585 teilen sich die Zehntrechte am Ort die Rau von Holzhausen, die von Linsingen und die von Gilsa.
Ortsadel
1215-1477
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Pleban um 1225; Vikar 1280 genannt (Klosterarchiv V Nr. 34 bzw. 698).
Pfarrzugehörigkeit
Pfarrkirche, der 1537 Dorheim, 1569 und später Michelsberg eingepfarrt waren.
1569 und 1585: Pfarrei Rommershausen (mit Dittershausen) von Allendorf versehen.
2. Viertel 16. Jahrhundert und 1794-1828: Dorheim Filiale von Allendorf.
Seither nur Michelsberg als Filiale eingepfarrt.
Patronat
1295 erwirbt Kloster Haina von Kloster Blankenau 1 Viertel des Kirchsatzes zu Allendorf, den Blankenau von den von Heimbach übereignet bekommen hatte.
1341 übertragen die Krug, 1342 die von Windhausen ihre Rechte am Patronat den Grafen von Ziegenhain, die ihn 1364 dann ganz besitzen.
Seit 1450 landgräfliches Patronat.
Diakonische Einrichtungen
1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 199 eine Gemeindestation mit einer Schwester; Diakoniestation 1945 - 1951 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Henn Brackers ca. 1530
Reformierter Bekenntniswechsel: 1605
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Sendbezirk Treysa
Juden
1861: 10 Juden
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Fischerei 1371 erwähnt (Schunder, Löwenstein II, Nr. 258). Ein 1432 angelegter großer Teich (vgl. noch Schleenstein 1708/10), Mitte 19. Jahrhundert trockengelegt; Flurname Teichwiesen.
Mühlen
Mühle 1371 genannt.
1546 bekennt Landgraf Philipp, dass er die Besteuerung seiner Mühle, zu Allendorf gelegen, samt der Fluer-Mühle, am Ausfluß des Allendorfer Teichs gelegen, der Frau des Hans Heiden und ihren Erben verkauft habe unter der Bedingung, dass sie auf der Fluer-Mühle keine Haushaltung haben noch Vieh halten dürften.
Nachweise
Literatur
- Seib, Kirche von Allendorf, S. 72-82
- Historisches Ortslexikon Ziegenhain, S. 2-4
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Allendorf an der Landsburg, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/4522_allendorf-an-der-landsburg> (aufgerufen am 25.11.2025)
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