Zimmersrode

Die Lage von Zimmersrode im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
10,7 km nordöstlich von Treysa.
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss auf flachem, nach Süden ziehenden Geländerücken. Grundriss des Kernbereichs mit dichter Gehöftanordnung von Wegegabel bestimmt; an deren Spitze im Süden Kirche und Gutshof. Moderne Wohnsiedlung im Westen. Im Ortsbereich treffen sich Straßen von Neuenhain, Waltersbrück, Bischhausen, Römersberg, Nassenerfurth und Haarhausen. Ein älterer Zug der Landstraße Frankfurt (Main) - Kassel führte durch Zimmersrode. Bahnhof der 1850 erbauten Eisenbahnlinie Kassel - Frankfurt am Main ("Main-Weser-Bahn"). Endbahnhof der Eisenbahnlinie Neuental/Zimmersrode – Kirchhain ("Wohratalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.6.1911) bis zur Stilllegung der Teilstrecke am 28.5.1972.
Ersterwähnung
1209
Historische Namensformen
- Cimannerot, in (1209) (Karl E. Demandt, Besitz des Fritzlarer Petersstiftes in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde, 61 (1936), S. 62)
- Ziemansrode (1307) (UA v. Linsingen)
- Zymansrodde, de (1310) (UA Immichenhain)
- Zimansrade, in (1310/15)
- Cymesrade, czu (1359)
- Tzymansrode (kurz nach 1376)
- Tzymisrade (1394) (GR Borken)
- Czymerßrode (1445)
- Czimersrade (1467)
- Czimesrade (1479)
- Czymesrade (1482)
- Zymersrode (1501) (Lehenrev. v. Gilsa)
- Zcymerßraide (1538)
- Zcymerßrade (1551)
- Zimmerßrode (1564)
- Zimersrod (um 1570)
- Ziemerßrade (1574)
- Simmersroda, Zymersroda (1575/85) [Der ökonomische Staat Landgraf Wilhelms IV.]
Bezeichnung der Siedlung
- 1307: villa.
- 1359: Dorf.
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Kapelle zum Hl. Kreuz,
- Wüstung Mörrmühle.
Umlegung der Flur
1889
Älteste Gemarkungskarte
1771
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3516105, 5652567
UTM: 32 U 516024 5650746
WGS84: 51.008058° N, 9.228407° O
Statistik
Ortskennziffer
634016080
Flächennutzungsstatistik
- 1742 (Kasseler Acker): 792 Land, 415 Wiesen.
- 1885 (Hektar): 540, davon 296 Acker (= 54.81 %), 140 Wiesen (= 25.93 %), 0 Holzungen
- 1961 (Hektar): 549, davon 26 Wald (= 4.74 %)
Einwohnerstatistik
- 1520: 5 oder 6 Hausgesesse. 1560: 48 Häuser. Um 1570: 54 Hausgeseß, 2 Burgsitze. 1575/85: 58 Hausgesesse.
- 1611: 60 Häuser. 1688: 40 Häuser.
- 1742: 68 Häuser. 1747: 60 Hausgesesse. 1778: 419 Einwohner.
- 1834: 549, 1885: 534 Einwohner.
- 1861: 448 evangelisch-reformierte, 7 römisch-katholische, 54 jüdische Einwohner.
- 1885: 534, davon 456 evangelisch (= 85.39 %), 12 katholisch (= 2.25 %), 66 Juden (= 12.36 %)
- 1925: 582, 1939: 556, 1950: 1036, 1961: 1030 Einwohner.
- 1961 (Erwerbspersonen): 90 Land- und Forstwirtschaft, 223 Produzierendes Gewerbe, 78 Handel und Verkehr, 69 Dienstleistungen und Sonstiges.
- 1961: 1030, davon 736 evangelisch (= 71.46 %), 275 katholisch (= 26.70 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- Bis 1359: Dorf des ganerblichen Gerichts Waltersbrück. Durch Teilung desselben an von Gilsa.
- Kurz nach 1376: Die von Gilsa tragen iurisdictio Zimmersrode als landgräfliches Lehen.
- 1401: Die von Gilsa mit Dorf Zimmersrode belehnt; folgend Belehnungen bis 1825
- 1561: Dorf Zimmersrode stellt sich unter landgräflichen Schutz
- 1575/85: Amt Borken, niederes Gericht von Gilsa, peinliches Gericht Hessen
- 1742: Amt Borken, Gericht von Gilsa
- 1807: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton und Friedensgericht Borken
- 1814: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Borken
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Fritzlar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Fritzlar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Fritzlar
- 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis
Altkreis
Fritzlar-Homberg
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 erfolgte der Zusammenschluss mehrerer Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Neuental, deren Ortsteil und Gemeindeverwaltungssitz Zimmersrode wurde.
Gericht
- 1822: Justizamt Jesberg
- 1867: Amtsgericht Jesberg
- 1945: Amtsgericht Borken
- 1968: Amtsgericht Fritzlar (Zweigstelle Borken)
- 1970: Amtsgericht Fritzlar
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1209: Stift Fritzlar hat Einkünfte zu Zimmersrode; desgleichen um 1310.
- 1307: Eine Hufe zu Zimmersrode zwischen Werner von Löwenstein-Westerburg und Ludwig von Linsingen getauscht.
Zehntverhältnisse
1445: Johann von Gilsa und Stift Fritzlar mit Zehnten zu Zimmersrode belehnt; folgend Belehnungen bis 1725.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Kapelle zum Heiligen Kreuz (s. d.).
Pfarrzugehörigkeit
1569 und bis 1582: Zimmersrode Filiale von Bischhausen.
1582: Errichtung einer Pfarrei Gilsa durch die von Gilsa, der Zimmersrode eingepfarrt wurde.
1611 und später: Zimmersrode Pfarrei; Gilsa seitdem Filiale von Zimmersrode.
1641-1653: Zimmersrode durch Bischhausen versehen.
1611-1794: Dorheim Vikariat.
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation vermutlich im 1527.
Erster eigener evangelischer Pfarrer: Gerlach Micinus 1582-1612
Juden
Provinzial-Rabbinat Kassel, Bischhausen, Gilsa und Waltersbrück angeschlossen. 1589: Judenschule; 1778: 4 Handelsjuden; 1835: 50; 1861: 54 Juden; 1905: 67; 1932/33: 44 Juden. Nach 1933 wanderten viele Juden aus, 1940 waren alle Juden ausgewandert bzw. zwangsumgesiedelt. Jüdische Einwohner sind seit Mitte des 18. Jahrhunderts nachweisbar. 1824 bestand die Synagogengemeinde aus 23 Familien. Eine Synagoge war im Ort vorhanden, sie wurde wohl 1938 abgerissen. Elementarschule 1886 vorhanden, sie bestand bis 1913. Juden waren mehrheitlich Händler, aber auch Handwerker. Friedhof liegt in der Gemarkung Haarhausen, 2 Kilometer von Bahnhof Zimmersrode entfernt.
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Historisches Ortslexikon Fritzlar-Homberg, S. 347-349
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 537
- W. Schoof, Beiträge zur hessischen Ortsnamenkunde 5; Zimmersrode. In: Hessenland 29 (1915) S. 68
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 141
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 2, S. 446-448
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Gerichtsstätten in Hessen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Zimmersrode, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/4368_zimmersrode> (aufgerufen am 26.11.2025)
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