Nassenerfurth

Die Lage von Nassenerfurth im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
12 km südlich von Fritzlar.
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss am West-Ufer der Ohmes auf einem Hügelvorsprung der Mittelterrasse. Ovale Wegführung im westlichen Ortsbereich schließt Kirche mit ummauertem Kirchhof (Spitzbogenportal mit Zangenmauern und Schießscharten) sowie einige Hausstätten ein. Im Osten Gutshof (ehemalige Wasserburg). Im Süden moderne Wohnsiedlung.
Straße Dillich - Trockenerfurth führt westlich am Ort vorbei.
Ersterwähnung
1359
Vorbemerkung Historische Namensformen
Vgl. für die frühen Belege Erfurth
Historische Namensformen
- Nassenerffurt, Naszinerphurd (1359) [Staatsarchiv Marburg Urkunden Kloster Spieskappel, Urkunden von Falkenberg]
- Nassinerforte, in (1378)
- Nassenerfurte (1411)
- Nassen Erffort (1430)
- Naßenerffurte, zu (1469)
- Nasßinerfford, zu (1489)
- Naißenerfford, zcu (1511)
- Nassenn Erpfordt (1517)
- Nassenerfort (1567)
- Nasenfertt (um 1570)
- Nassen Erffurdt, Nassenerffurd, Naßenerffurdt (1575/85)
- Nassen Erfurth (1767)
- Erfurth, Nassen-
- Nassen-Erfurth
Bezeichnung der Siedlung
- 1468: Dorf.
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Wüstung Adorf
Burgen und Befestigungen
Umlegung der Flur
1896/1897
Älteste Gemarkungskarte
1771
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3518349, 5654356
UTM: 32 U 518268 5652534
WGS84: 51.024072° N, 9.26047° O
Statistik
Ortskennziffer
634001110
Flächennutzungsstatistik
- 1742 (Kasseler Acker): 790 Land, 747 Wiesen.
- 1885 (Hektar): 512, davon 314 Acker (= 61.33 %), 95 Wiesen (= 18.55 %), 60 Holzungen (= 11.72 %)
- 1961 (Hektar): 513, davon 53 Wald (= 10.33 %)
Einwohnerstatistik
- 1724: 97 Personen. 1742: 44 Häuser. 1747: 52 Hausgesesse. 1775: 255 Einwohner.
- 1834: 382, 1885: 337 Einwohner.
- 1835: 376 evangelisch-reformierte, 4 jüdische Einwohner.
- 1861: 352 evangelisch-reformierte, 5 jüdische Einwohner.
- 1885: 337, davon 337 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1925: 364, 1939: 415, 1950: 735, 1961: 614, 1970: 718 Einwohner.
- 1961 (Erwerbspersonen): 106 Land- und Forstwirtschaft, 122 Produzierendes Gewerbe, 11 Handel und Verkehr, 23 Dienstleistungen und Sonstiges.
- 1961: 614, davon 460 evangelisch (= 74.92 %), 154 katholisch (= 25.08 %)
- Um 1570: 42 Hausgesesse.
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1569: Untergericht von Grifte
- 1575/85: Amt Borken, niederes und peinliches Gericht Hessen
- 1598: Landgraf Moritz belehnt die von Baumbach mit Burg und Dorf Nassen-Erfurth (Belehnungen folgen bis 1822)
- 1742: Amt Borken, Gericht von Baumbach
- 1807: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton und Friedensgericht Borken
- 1814: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Borken
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis und Justizamt Homberg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Homberg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Homberg
- 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis
Altkreis
Fritzlar-Homberg
Gemeindeentwicklung
Am 1.1.1974 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil in die Stadtgemeinde Borken (Hessen) eingegliedert.
Gericht
- 1742: Gericht von Baumbach
- 1807: Friedensgericht Borken
- 1821: Justizamt Homberg
- 1822: Landgericht Homberg
- 1832: Justizamt Borken
- 1867: Amtsgericht Borken
- 1968: Amtsgericht Fritzlar (Zweigstelle Borken)
- 1970: Amtsgericht Fritzlar
Herrschaft
- 1537: Landgraf Philipp belehnt Hiob Schrendeisen mit Burg und Hufe zu Nassen-Erfurth, vormals von Wildungen, davor Holzsadel, mit aller Hoheit und Gericht (vgl. Besitz).
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Frühe Belege siehe Erfurth.
- 1338/50: Die Holzsadel haben Homberger Burglehen zu Nassen-Erfurth.
Spieskappel, Kloster 1357: Kloster Spieskappel vertauscht seinen Hof zu Nassen-Erfurth.- 1359: Johann von Falkenberg durch Erzbischof Gerlach von Mainz mit halbem Vorwerk zu Nassen-Erfurth belehnt.
- 1365: Erzbischof Gerlach von Mainz verträgt sich mit Johann von Falkenberg, dass diesem Nassen-Erfurth wieder gehören solle.
- 1400: Den Holzsadel ist zu Nassen-Erfurth eine Kemenate und eine Wohnung verbrannt.
- 1430: Kloster Spieskappel erhält ein Haus mit Zubehör zu Nassen-Erfurth.
- 1437: Landgraf Ludwig belehnt Werner Holzsadel mit Haus, Burgsitz und 3 Huben zu Nassen-Erfurth; folgend Belehnungen bis 1491.
- 1441: Die von Linsingen verkaufen einen Getreidezins aus ihrem Gut zu Nassen-Erfurth, desgleichen Johann von Linsingen 1469 und 1483.
- 1485: Haus der Holzsadel zu Nassen-Erfurth in den landgräflichen Kriegen zerstört.
- 1489: Gozmar von Linsingen belehnt Heinkel Moller mit 2 Hufen zu Nassen-Erfurth, desgleichen Hans von Linsingen 1511 den Hans Moller.
- 1512: Cyriax von Linsingen belehnt Konz Reinhard mit einem Garten zu Nassen-Erfurth.
- 1516: Landgraf Philipp belehnt die von dem Berge mit Zehnten zu Nassen-Erfurth; desgleichen die von Wildungen mit Burg und Hofreite zu Nassen-Erfurth, die von den Holzsadel an sie verkauft wurden.
- 1517: Johann von Wildungen verkauft einen Getreidezins zu Nassen-Erfurth an den dortigen Heiligenmeister.
- 1526: Die von Linsingen belehnen Martin Gerhard zu Nassen-Erfurth mit einem Gulden.
- 1590/93: Ph. W. von Cornberg erwirbt Burg Nassen-Erfurth von den Schrendeisen.
- 1594: Derselbe verkauft die Burg Nassen-Erfurth an Landgraf Moritz.
Zehntverhältnisse
1411: Bernhard von dem Berge durch Graf Johann von Ziegenhain mit Zehnten zu Nassen-Erfurth belehnt; folgend Belehnungen bis 1567.
1516: Landgraf Philipp belehnt die von dem Berge mit Zehnten zu Nassen-Erfurth (siehe Besitz).
1575/85: Die von dem Berge haben den großen und kleinen Zehnten zu Nassen-Erfurth als hessisches Lehen.
1591: Landgraf Wilhelm belehnt die von Cornberg mit Zehnten zu Nassen-Erfurth (vormals von dem Berge).
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1378: plebanus.
Pfarrzugehörigkeit
1432: Pfarrei;
1557: Nassen-Erfurth versieht auch Trocken-Erfurth, 1569: auch Haarhausen.
Seit 1570: Trocken-Erfurth Vikariat von Nassen-Erfurth.
1575/85: Nassen-Erfurth versieht Trocken-Erfurth, Haarhausen Filiale.
1780: Trocken-Erfurth und Haarhausen Filiale von Nieder-Erfurth.
1835 und später: Trocken-Erfurth ständiges Vikariat, Haarhausen Filiale von Nassen-Erfurth.
Patronat
1528, 1575/85: Patronat von Grifte. Ende 16. Jahrhundert: Die von Baumbach kaufen Patronat von den von Meisenbug als hessisches Lehen; seitdem von Baumbach Patrone.
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Christian Gleimenhain 1527 bis nach 1556 (1570?)
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Mardorf
Juden
1835: 4, 1861: 5 Juden.
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Seit 1954 Braunkohlentagebau Altenburg IV.
Nachweise
Literatur
- Historisches Ortslexikon Fritzlar-Homberg, S. 73-75
- Dehio. Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen I, S. 669
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 97-98
- Sammlung Knappe
- Bitter, Wasserschloss Nassenerfurth
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
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Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Nassenerfurth, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/4094_nassenerfurth> (aufgerufen am 28.11.2025)
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