Besse (Oberbesse)

Die Lage von Besse im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
5 km nordöstlich von Gudensberg.
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrissmerkmalen im Talkessel des Pilgerbaches östlich unterhalb des Langenberges. Auf einer Kuppe in zentraler Lage Kirche mit kreisförmig ummauertem, wehrhaften Kirchhof. Annähernd dreieckiger Grundriss des Ortskerns durch 2 dicht bebaute Straßen und Quergassen gebildet. Ferner Bebauung an den nach Nordwesten, Südwesten und Süden führenden Straßen. Großer Hof an der nach Nordwesten führenden Straße. Moderne Wohnsiedlung im Norden.
Ersterwähnung
802-817
Siedlungsentwicklung
Im Forstort Mörchen Steinkistengrab.
Historische Namensformen
- Passahe (802-817) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 1, Bl. 146rb, S. 241, (112)]
- Bessehe, in (1122)
- Bessen, in (1123) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 591; Druck: Mainzer Urkundenbuch 1, S. 417-420, Nr. 514]
- Bessahe, ad (1150-1200) [Otto Grotefend, Beitrag zur älteren Geschichte des Klosters Breitenau, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Bd. 59/60, Neue Folge 49/50 (1934), S. 53-56]
- Bessee, in (1209)
- Besse, de (1261)
- superiori Besse, in (1291)
- Overen Besse (1292)
- Ober Besse (1307)
- Obernbesse, in (1326)
- Beisse, von (1369)
- Beß, zco (1512)
- Besße (1538)
- Bessa, zu (1546)
- Beeß (1579)
- Besse, Ober
- Ober-Besse
- Oberbesse
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1885/1886
Älteste Gemarkungskarte
1685
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3527145, 5676419
UTM: 32 U 527060 5674588
WGS84: 51.222039° N, 9.387493° O
Statistik
Ortskennziffer
634002010
Flächennutzungsstatistik
- 1575: 21 Hufen des Kloster Breitenau genannt
- 1579: 85 landgräfliche Hufen
- 1742 (Kasseler Acker): 2812 Land, 1460 Wiesen und Weinberge
- 1885 (Hektar): 1391, davon 710 Acker (= 51.04 %), 197 Wiesen (= 14.16 %), 404 Holzungen (= 29.04 %)
- 1961 (Hektar): 1390, davon 377 Wald (= 27.12 %)
Einwohnerstatistik
- 1575/85: 77 Hausgesesse
- 1639: 56 verheiratete, 3 verwitwete Hausgesesse. 1650: 410 Einwohner
- 1735: 103 Mannschaften. 1748: 551 Einwohner.
- 1834: 375, 1885: 1166 Einwohner.
- 1861: alle Einwohner evangelisch-reformiert.
- 1885: 1166, davon 1156 evangelisch (= 99.14 %), 10 katholisch (= 0.86 %)
- 1925: 1600, 1939: 1658, 1950: 2280, 1961: 2195 Einwohner.
- 1961 (Erwerbspersonen): 324 Land- und Forstwirtschaft, 524 Produzierendes Gewerbe, 123 Handel und Verkehr, 94 Dienstleistungen und Sonstiges.
- 1961: 2195, davon 1871 evangelisch (= 85.24 %), 305 katholisch (= 13.90 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 9. Jahrhundert: in pago Hassorum
- 1497: Landgrafschaft Hessen, Amt Gudensberg
- 1742: Amt Gudensberg
- 1807: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton und Friedensgericht Gudensberg
- 1814: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Gudensberg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Fritzlar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Fritzlar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Fritzlar
- 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis
Altkreis
Fritzlar-Homberg
Gemeindeentwicklung
Am 1.1.1974 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Ortsteil der Gemeinde Edermünde beigetreten..
Gericht
- 1822: Justizamt Gudensberg
- 1867: Amtsgericht Gudensberg
- 1879: Amtsgericht Gudensberg
- 1943: Amtsgericht Fritzlar (Zweigstelle Gudensberg)
- 1971: Amtsgericht Fritzlar
Herrschaft
- 1387: unsers junchern von Hessin gerichte.
- 1428: Gericht Besse. Amt Gudensberg
- 1469: landgräfliches Gericht
- 1497: Amt Gudensberg
- 1575/85: Amt Gudensberg, niederes und peinliches Gericht Hessen
- centurio 1285, comes 1292, Grebe 1387
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Fulda, Kloster 9. Jahrhundert: Engelher und Rudunc übertragen dem Kloster Fulda ihre Güter zu Besse.- 1122: Erzbischof Adalbert I. von Mainz bestätigt dem Kloster Hasungen die Schenkung des Allods des Adalbert und seiner Frau Hacecha in Besse. 1123: desgleichen betreffend 1 1/2 Hufen.
- In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts werden unter den Erwerbungen des Klosters Breitenau Güter in Besse genannt.
- 1209: Stift Fritzlar hat Einkünfte in Besse; folgend um 1310, um 1340, um 1360, um 1390, und um 1450.
- 1227: Adelheid, Äbtissin zu Worms, verzichtet auf 2 Hufen zu Besse, die ihre Eltern an Kloster Weißenstein übertrugen.
- 1286: Ritter Werner von Besse übernimmt Güter des Kloster Weißenstein zu Besse in Bewirtschaftung.
- 1291: Hermann von Felsberg verkauft dem Deutschen Orden Marburg Güter zu Ober-Besse.
- 1292: Ermengard, Witwe des Werner von Besse, verkauft dem Deutschen Orden Marburg Grundstücke zu Besse, Konrad von Besse verkauft demselben 2 Hufen zu Besse.
- 1293: Ludwolf Groppe verzichtet gegen den Deutschen Orden Marburg auf alle Güter zu Besse, Ulrich von Escheberg trägt dem Landgrafen Einkünfte in Besse auf.
- 1294: Elisabeth, Witwe des Hermann Molner, Bürger zu Fritzlar, verkauft dem Deutschen Orden Marburg einen Malter Getreide jährlich zu Besse.
- 1312: Eckehard von Venne verkauft dem Kloster Breitenau eine Hufe zu Besse.
- 1313: Kloster Breitenau erwirbt Güter und Zinsen zu Besse.
- 1320 : Landgraf Otto hat den von Züschen Einkünfte zu Besse angewiesen.
- 1326: Heinrich von Holzhausen hat Güter des Kloster Hasungen zu Besse inne.
- 1363: Johann von Kassel zu Frankenberg verkauft Christine Doeseler zu Fritzlar sein Gut zu Besse.
- 1366: Kloster Hasungen verleiht seinen Meierhof zu Besse, Landgraf Heinrich räumt den Einwohner zu Ober-Besse das Forstrecht am Langenberg ein.
- 1371: Heinrich von Kassel, Schöffe zu Frankenberg, verkauft seinen Hof zu Besse an Kasseler Bürgericht
- 1575: Landgraf Heinrich verleiht Hermann Hermcurdis eine Gült zu Ober-Besse.
- 1376: Die Landgrafen Heinrich und Hermann verschreiben eine Gült aus dem Geschoß zu Besse.
- Kurz nach 1376: Die von Besse haben 9 Pfund hessischen Burglehens zu Besse.
- 1377/83: Kloster Hasungen verschreibt Zinsen aus seinen Gütern zu Besse.
- 1408: Kloster Hasungen hat eine Gülte zu Besse von den Wolf von Gudensberg inne.
Ahnaberg, Kloster 1418: Kloster Ahnaberg verkauft eine Wiese zu Besse an Hans Grebe zu Besse.- 1453: Landgraf Ludwig verschreibt den von Hune einen Zins aus Dorf und Gericht Besse.
- 1461: Sittich von Berlepsch kauft Getreidezins aus freiem Hof zu Besse; Graf Otto zu Solms belehnt Werner von Elben mit Oberzehnt zu Besse.
Ahnaberg, Kloster 1467: Kurt Grebe überträgt eine Wiese zu Besse an Kloster Ahnaberg; Landgraf Ludwig belehnt die Gebrüder von Besse mit Mannlehen zu Besse.- 1481 und 1491: Die von Berlepsch verschreiben dem Kloster Ahnaberg einen Getreidezins aus Besse.
- 1503: Die von Linne verkaufen dem Kloster Ahnaberg einen jährlichen Zins zu Besse.
- 1520: Thilo von Falkenberg belehnt Thilo Klöppel mit Ackerland zu Besse als Mannlehen; desgleichen 1528 den Henne Keippel; desgleichen 1533 den Hermann Happel mit einer halben Hufe.
- 1530: Die von Baumbach durch Landgraf Philipp mit einer Gülte aus Dorf und Gericht Besse belehnt; folgend Belehnungen bis 1823.
- 1545: Landgraf Philipp belehnt die von Buttlar mit einer Hufe zu Besse; folgend Belehnungen bis 1822.
- 1546: Landgraf Philipp verschreibt seinem Kammersekretär S. Bing einen Getreidezins aus Besse.
- 1586: Landgraf Wilhelm gestattet wegen Wege- und Brückenunterhalt den von Besse ein Wegegeld.
Zehntverhältnisse
1368: Die Wolf von Gudenberg kaufen von Tile von Elben seinen Zehntanteil zu Ober-Besse.
1379: Stift Fritzlar erhält ein Viertel des Zehnten zu Besse vom Stiftsscholaster Theodor von Hardenberg.
1461: Graf Otto zu Solms belehnt Werner von Elben mit Oberzehnt zu Besse.
1575/85: Zehnter zu Besse landgräfliches Lehen der von Elben.
1550 und 1551: Grafen Philipp und Reinhard zu Solms belehnen Johann Wais von Fauerbach sowie Konrad und Johann von Solms mit Oberzehnten zu Besse.
1557 und noch 1639 streiten die von Elbischen Erben mit Hermann von der Malsburg wegen des Zehnten zu Besse; Vergleich erfolgt 1695.
1836: Ablösung des Zehnten.
Ortsadel
1181-1487
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1266: plebanus
- 1310: rector ecclesiae
- 1342: Kirche der Kantorei Fritzlar inkorporiert
Patronat
1527: Stift Fritzlar
1569 und später: Landgraf
Diakonische Einrichtungen
06.10.1912 kleine Diakoniestation mit einer Schwester Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel, S. 269; 1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 39 Gemeindestation mit einer Schwester; Diakoniestation bis 1962 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Jakob Becker (Pistorius) ca. 1527-1530(?)
Kirchliche Mittelbehörden
Archipresbyterat Fritzlar
Kultur
Schulen
1910 Volksschule mit vier Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Historische Ereignisse
1635: 167 Pesttote (2/5 der Gemeinde)
1638: Plünderung durch kaiserliche Truppen
1639: ein Viertel des Dorfes verbrannt und wüst
Umbach'sche Armenstiftung
Nachweise
Literatur
- Historisches Ortslexikon Fritzlar-Homberg, S. 25-27.
- Denkschrift zur 1100 Jahrfeier der Gemarkung Besse. (1950).
- G. Krause, Hessische Volksmedizin vor 200 Jahren. In: Heimatkalender Kreis Kassel (1952).
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
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„Besse (Oberbesse), Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/3983_besse-oberbesse> (aufgerufen am 25.11.2025)
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