Rotenburg an der Fulda

Die Lage von Rotenburg a. d. Fulda im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Stadt
Lagebezug
16 km nördlich von Bad Hersfeld
Lage und Verkehrslage
Komplexe Stadt mit regelhaften Grundrissmerkmalen an der mittleren Fulda zwischen den Einmündungen von Mündersbach und Kottenbach. Kern der Altstadt südlich der Fulda um einen großen trapezförmigen Markt mit gitterförmigem Straßennetz. Stadtkirche (St. Jakobi) am Markt in zentraler Lage, Stadtmauer mit drei Toren (Ober-, Unter und Brückentor) im 19. Jahrhundert niedergelegt, ehemaliges Residenzschloss im Nordwesten. Alt- und Neustadt sind über die 1357 erstmals erwähnte, aber vermutlich schon in der Anfangsphase der Siedlung entstandene Fuldabrücke verbunden. Die 1355 erstmals ausdrücklich genannte Neustadt entwickelt sich mit unregelmäßiger Straßenführung getrennt von der Altstadt am rechten Fuldaufer als unbefestigte, nur durch Hecken, Zäune und Schlagbäume gesicherte Vorstadt. Stiftskirche (St. Elisabeth und Maria) in zentraler Lage auf dem Kirchplatz. Jüngere Siedlungsausdehnung vor allem in beiden Richtungen entlang der Fulda, in der Neustadt auch in den Bereich des Klinikums auf dem Hausberg im Norden. Chaussee nach Altmorschen und Bebra. Anschluß an das Straßenverkehrsnetz über die Bundesstraße B 83, die Landesstraßen 3208 und L3336, sowie die Kreisstraßen K60 und K63. Haltepunkt der Eisenbahnlinie Bebra – Kassel (Inbetriebnahme der Strecke 29.8.1848).
Ersterwähnung
1170
Siedlungsentwicklung
Die Anfänge der Siedlung stehen in Verbindung mit der etwa 2 km nördlich von der späteren Stadt entfernt gelegenen thüringischen Vogteiburg, deren Funktion die Stadt im 13. Jahrhundert übernahm.
1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Ellingerode und von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Rotenburg-West und Guttels.
Historische Namensformen
- Rodenberc, de (1170) [Wenck, Hessische Landesgeschichte 3, Urkundenbuch, S. 77-79, Nr. 79 = Löwenstein, Quellen Stadt Rotenburg, S. 2, Nr. 1]
- Rotinberc, de (1197) [Wenck, Hessische Landesgeschichte 3, Urkundenbuch, S. 91-92, Nr. 93 = Löwenstein, Quellen Stadt Rotenburg, S. 2, Nr. 2]
- Rothenberg, de (1248) [Löwenstein, Quellen Rotenburg, S. 2-3, Nr. 3]
- Rotenberch, in (1266) [Löwenstein, Quellen Rotenburg, S. 5-6, Nr. 7]
- Rotenberg, in (1266) [Löwenstein, Quellen Rotenburg, S. 7, Nr. 9]
- Rotemberg (1295) [Löwenstein, Quellen Rotenburg, S. 14-15, Nr. 24]
- Rotenburg (zwischen 1343 und 1364) [HStAM Bestand Urk. 56 Nr. 681; A. Herbst, Hersfelder Zinsenverzeichnis des 14. Jahrhunderts, S. 17]
- Rottenbergk (1444) [Abschrift 1789 Löwenstein, Quellen Rotenburg, S. 193-196, Nr. 202]
- Rodenbergk (1538) [HStAM Best. S Nr. 533]
- Rottenberg (1585) [Der ökonomische Staat, S. 88]
- Rotenbergk (1597) [Fuldakarte HStAM Bestand Karten Nr. R III 7, Karte 3]
- Rodenburcg (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 14]
- Rothenburg (1747) [Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105]
- Rotenburg (Fulda) [1975]
- Rotenburg a.d. Fulda (1977)
Bezeichnung der Siedlung
- civitas (1248)
- oppidum (1353)
- staidt (1444)
- Stat (1585)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Berthel
- Breitingen
- Dickenrück
- Ellingerode (Gut)
- Forstgehöft Guttels
- Guttels
- Heckershausen
- Jugendhof
- Lindenhof
- Oberguttels
- Pflanzengraben
- Rode
- Rodenberg
- Rotenburg
- Schützenhaus
- Wilhelminenhof
- Ellingerode, Hofgut (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Rodenberg (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Rotenburg, Schloss (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Rotenburg an der Fulda, Kollegiatstift (→ Klöster)
- Rotenburg, Terminei der Eschweger Augustiner (→ Klöster)
Älteste Gemarkungskarte
1742
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3551134, 5651335
UTM: 32 U 551040 5649514
WGS84: 50.994941° N, 9.727299° O
Statistik
Ortskennziffer
632018070
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 2147, davon 900 Acker (= 41.92 %), 157 Wiesen (= 7.31 %), 786 Holzungen (= 36.61 %)
- 1961 (Hektar): 3144, davon 1749 Wald (= 55.63 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 344 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1745: 423 Häusern mit 2262 Einwohner; Gewerbetreibende: 17 Kaufleute und Krämer, die vorwiegend Leinen, Tuche, Garne und Bremer Waren verkauften, 26 Schneider, 3 Drechsler, 13 Töpfer, 48 Schuhmacher, 5 Lohgerber, 6 Weißgerber, 18 Metzger, 6 Hufschmiede, 3 Nagelschmiede, 7 Schlosser, 1 Zinngießer, 30 Bäcker, 7 Bender, 11 Zimmerleute, 11 Schreiner, 1 Kupferschmied, 2 Knopfmacher, 1 Beckenschläger, 8 Maurer, 7 Weißbinder, 2 Dachdecker, 4 Färber, 2 Goldschmiede, 1 Tabakspinner, 2 Apotheker, 2 Hutmacher, 1 Seiler, 5 Fenstermacher, 3 Perückenmacher, 6 Hopfenführer, 6 Wirte (Gasthalter und Branntweinschenker), 4 Wagner, 64 Leinweber, 1 Wollentuchmacher, 1 Zeug und Raschmacher, 5 Sattler, 2 Bader, 3 Chirurgen, 3 Buchbinder, 69 männliche Tagelöhner, 43 einzelne Weibspersonen (weibliche Tagelöhner), 1 Stadtmusikant, 2 Seifensieder, 1 Maler, 27 Juden, die vor allem mit Schnitt- und Galanteriewaren handelten
- 1747: 410 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
- 1885: 3026, davon 2471 evangelisch (= 81.66 %), 203 katholisch (= 6.71 %), 352 Juden (= 11.63 %)
- 1961: 7738, davon 6157 evangelisch (= 79.57 %), 1370 katholisch (= 17.70 %)
- 1970: 8973
- 1981: 14590 (mit Stadtteilen)
- 2001: 9621 bzw. 14507 (ohne und mit Stadtteilen)
- 2003: 14399 (mit Stadtteilen)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1300: Landgrafschaft Hessen, Amt Rotenburg (zum wechselnde Umfang des Amts s. Mittelpunktfunktion)
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Rotenberg, Stadtgericht
- 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Stadt und Amt Rotenburg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Stadt und Amt Rotenburg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton Rotenburg
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Stadt und Amt Rotenburg, Fürstlich Rotenburgisches Justizamt
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Rotenburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Altkreis
Rotenburg
Gemeindeentwicklung
Zur Entwicklung der am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Rotenburg an der Fulda, Stadtgemeinde. Sitz der Stadtverwaltung ist Rotenburg an der Fulda.
Gericht
- 1822: Fürstlich Rotenburgisches Oberamt Rotenburg
- 1834: Justizamt Rotenburg I
- 1867: Amtsgericht Rotenburg
- 1879: Amtsgericht Rotenburg a. d. Fulda
Herrschaft
Thüringen, Landgrafen Die Landgrafen von Thüringen waren in dieser Gegend Vögte des Stifts Hersfeld und wurden vermutlich als solche auch Herren der Stadt.Hessen, Landgrafen Die Stadt ging dann von ihnen auf die Landgrafen von Hessen über. Stadtwerdung in Anlehnung an die Burganlage und deren Funktion als landgräflicher Amtsmittelpunkt.- Die Rotenburger Quart bestand von 1627 bis 1835. Dazu gehörten die Städte und Ämter Bilstein, Eschwege, Germerode, Ludwigstein, Rotenburg, Sontra, Wanfried und Witzenhausen sowie die nicht mehr kurhessischen Treffurt und Plesse mit Gleichen und Höckelheim (Reimer).
- 1197: villicus
- 1253: sechs Stadtdiener oder Ratsherren (sex dispensatores civitatis), ein Bürgermeister (magister curie), ein Handwerker (faber) und ein Kaufmann (mercator)
- 1256: cives
- 1341: treten Bürgermeister, Rat und Gemeinde in Erscheinung
- 1444: regeln die Statuten die Zuständigkeit des Gerichts in weltlichen Dingen. Die Rechtsprechung oblag dem Schultheiß im Zusammenspiel mit dem Rat. Die Statuten waren von der Stadt Kassel auf Rotenburg übertragen worden.
- Im 18. Jahrhundert wurde die Stadt vom Ersten und Zweiten Bürgermeister, den beiden gemeinen Bürgermeistern, einem Stadtsekretär, zehn Stadträten und einem Kämmerer verwaltet. Zudem gab es einen für die Verteilung der Einquartierungen zuständigen Billetier, zwei Stadtförster, einen Stadtmusikus, zwei Braumeister, drei Brauknechte, vier Nachtwächter, zwei Kuhhirten und je einen Schweine- und Ziegenhirt, einen Feldschütz und einen Stadtdiener.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Hersfeld, Kloster Nach ihrem Siegel ist die Stadt eine Gründung des Abtes von Hersfeld und zwar in der Gemarkung des früh wüst gewordenen hersfeldischen Dorfes Breitingen.Heydau, Kloster 1303 erwirbt Kloser Heydau eine Fleischbank zu Rotenburg
Kirche und Religion
Ortskirchen
- pleban (1266)
- Stiftskirche St. Elisabeth und Maria (Kirchplatz 15), 1370-1379 errichtete Hallenkirche, bis 1527 Stiftskirche, danach evangelische Pfarrkirche, 1484-1501 Errichtung des spätgotischen Schiffs, 1651 Einrichtung der Landgrafengruft, 1766-1775 und 1822-1828 Verkürzung des Schiffs, 1859-1861 und 1890-1892 neugotische Umbauten und Neugestaltung des Aufbaus auf dem Südturm
- St. Jakobi-Kirche (Stadtkirche, Marktplatz 1), zweischiffige gotische Hallenkirche mit Seitenschiff auf der Nordseite, 1352 erwähnt, 1478-1495 Wiederaufbau nach Stadtbrand, 1500-1548 Bau des Turms, 1592 Einbau der Emporen
- St. Georgs-Kapelle (Sankt-Georg-Straße 15), einschiffiger gotischer Bau, 1352 erwähnt, 1595 Renovierung, 1882/83 Umbau des Schiffs zu St. Georgs-Hospital, 1896 Umbau zu Kindergarten, 1920/30 Anbau
- St. Nikolai-Kapelle, 1352 erwähnt, im Bereich des Neustädter Friedhofs wurden 1973 Reste der Kapelle entdeckt
- Katholische Schlosskapelle (Erdgeschoss des Südflügels des Schlosses), 1706 erbaute Hofkapelle
- Reformierte Kirche (im Nordflügel (Fuldaflügel) des Schlosses), 1581, als reformierte Kirche 1683, Abriss 1790
- Martin-Luther-Kirche (Martin-Luther-Straße 20), 1962-1964 errichtete evangelische Kirche
- Christus-Erlöser-Kirche (Mündershäuser Straße 1), 1966 errichtete katholische Kirche
- Neuapostolische Kirche (Am Toberod 4), 1966 errichtet
Patrozinien
- Nikolaus (1352)
- Jakobus (1353)
- Georg (1352)
- Maria und Elisabeth (1357)
Pfarrzugehörigkeit
Nach der Verlegung der Stiftskirche von der Alt- in die Neustadt an die Stelle der Spitalkirche St. Elisabeth 1357 zerfällt die kirchliche Gemeinde in die Alt- und Neustädter Gemeinde. Zur Pfarrei Rotenburg (Altstadt) gehört 1569 Mündersbach, das 1585 zu Beenhausen gehört, im 17. Jahrhundert aber wieder zu Rotenburg, ebenso 1872. 1994 ist es bei der Ev. Kirchengemeinde der Martin-Luther-Kirche zu Rotenburg eingegliedert.
Zur Neustadt gehört 1569, 1585 und 1872 als Filialort Lispenhausen. 1891 wird dieses Schwarzenhasel zugeordnet, um ein ausreichend großes Kirchspiel zu erhalten. 1953 scheidet Lispenhausen aus diesem Kirchspiel Schwarzenhasel mit der Errichtung einer eigenen Pfarrstelle aus.
Patronat
Der Landgraf von Hessen überträgt von seiner 1352 gegründeten Georgskapelle dem an die Pfarrkirche verlegten Kollegiatsstift das Patronatsrecht. Fortan setzen die Kanoniker einen Vikar, den Scholaster, den Schulmeister und den Opfermann in der Pfarrkirche ein. 1357 wird das Stift an die neue Kirche in der Neustadt verlegt, behält aber seine Rechte über die Pfarrkirche.
Klöster
Beginen
Am 27.10.1370 wird in einer Urkunde des Stifts Rotenburg ein Cloisinberg erwähnt.
Diakonische Einrichtungen
11.11.1889 Wohnung im Kleinkinderschulgebäude gebaut vom Diakonissenverein; eine Schwester und eine Kleinkinderlehrerin vom Presbyterium angestellt; Betreuung Jungfrauen- und Mütterverein; Diakonissenstation, Kleinkinderschule, Einrichtung am 11.11.1890 im alten Hospital; seit 6.9.1896 in neuem Gebäude = Schwesternheim Rudolf Francke, Die christliche Liebestätigkeit in Kurhessen. Kassel 1904, nach Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel, S. 330-331 Nähverein; Diakoniestation bis 1990 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Georg Möller 1526-1542, evangelischer Pfarrer an der St. Jakobskirche, ehemaliger Kanonikus auf dem Schloss und katholischer Dechant
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Braach Die Rotenburger Kirchenklasse bestand 1872 aus den Pfarreien Bebra, Braach, Breitenbach, Friedewald, Heringen, Iba, Oberellenbach, Obersuhl, Rengshausen, Ronshausen, Rotenburg, Seifertshausen, dem Vikariat Widdershausen und den Patronatspfarreien Beenhausen, Obergude, Schwarzenhasel und Solz sowie den Dankmarshäuser Filialen Bosserode, Kleinensee und Raßdorf (Reimer nach Hochhuth).
Juden
Provinzial-Rabbinat Kassel, Rengshausen angeschlossen 1731: 133; 1796: 180; 1800: 183; 1827: 215; 1835: 224; 1858: 268 (in 68 Familien); 1861: 292; 1895: 299; 1905: 275; 1925: 143 Juden. Nach 1933 starke Ab- und Auswanderung. Seit dem 13. Jahrhundert leben wohl vereinzelt Juden im Ort, darauf deutet bei einigen Juden der Name Rotenburg hin. nach der Verfolgung im 14. Jahrhundert sind Juden sicher im Jahr 1414 bezeigt. Spätere urkundlich Hinweise stammen von 1627 als zwei jüdische Familien im Ort wohnhaft sind. Ende des 19. Jahrhunderts war die Blütezeit der Gemeinde, danach besonders nach 1918 verliert sie stark an Mitgliedern. Berufe: Handwerker Die Synagoge befand sich in der Brotgasse, 1924 wurde sie vermutlich renoviert. Im Ort gab es eine jüdische Elementarschule (mindestens seit 1865) 1913 wird die Schule aufgelöst. Der jüdische Friedhof liegt am Fuß des Berges Alheimer, sog. Katzenkopf. Angelegt wurde er um 1740. (alemannia-judaica)
Kultur
Schulen
Schulmeister: Christoph Formicarius 29.9.1590-1593; Volksschule (Stadtschule) seit der Reformation; 1785 Erwähnung Stadtschule mit zwei Nebenschulen; 1825 Umorganisation des Schulwesens; um 1835 fünf Schulen; 1858 katholische Schule, sowie Industrieschule (Handarbeitsunterricht); 1910 Volksschule mit acht Klassen
1858 Progymnasium, später Höhere Bürgerschule, dann städtische Mittelschule, 1926 Aufbauschule, 1938 deutsche Oberschule
1858 Höhere Töchterschule; 1909-25 Lehrerinnenseminar
1842-52 Handwerkschule
Hospitäler
1352 Errichtung des Elisabeth-Hospital in der Neustadt, 1899 erweitert (Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 321)
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Historische Ereignisse
1478 größerer Brand im Schloss, bei dem vermutlich auch Teile der Stadt erfasst und zerstört werden (Landgrafen-Regesten online Nr. 9888; Hessischer Städteatlas: Rotenburg an der Fulda, Textheft, S. 5) 1554, 1571 weitere Brände 1576, 1584 und 1597: Pestepidemien
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
Zum Amt Rotenburg gehörten 1502 folgende Dörfer: a) im Obergericht: Asmushausen, Bebra, Blankenheim, Braunhausen, Breitenbach, Gilfershausen, Iba, Lispenhausen, Lüdersdorf, Meckbach, Mecklar, Ronshausen und Weiterode sowie b) im Untergericht: Baumbach, Braach, Dankerode, Erdpenhausen, Erkshausen, Hergershausen, Niederellenbach, Niedergude, Oberellenbach, Obergude, Schwarzenhasel, Seifertshausen und Sterkelshausen. 1579 wurden auch die Gerichte Obersuhl, Rengshausen und Rohrbach [= In der Rohrbach] dazu gerechnet [HStAM Best. S Nr. 536]. Es hatte 7 Gerichtsstühle: Bebra, Braach, Breitenbach, Rengshausen, Seifertshausen, Obersuhl und Weiterode (Reimer). Nach der Übernahme durch Preußen wurde eine Kaserne gebaut, und von 1867 bis zur Verlegung der Truppen nach Kassel im Jahre 1888 diente Rotenburg als Garnisonstadt.
1277 Kaufhaus für Wollenweber, bedeutendes Gewerbe; seit 1397 Jahrhundert Leineweberzunft, Leinweberei Hauptgewerbe seit dem 16. Jahrhundert. In der Folge bildeten Schneider, Schmiede, Schlosser, Bäcker, Schuhmacher, Loh- und Weißgerber sowie Wollenweber und Metzger eigene Zünfte.
1782 bedeutender Lederwarenverkauf nach Kassel und Frankfurt;
wichtige Schafzucht zu allen Epochen, Weinbau bis ins 18. Jahrhundert;
1627 zwei Ziegelhütten und drei Kalköfen;
um 1750 Stein- und Gipsbrüche, Lehm- und Tongruben;
1847 Töpfer und Ofenmacher, im Vergleich mit anderen Orten aber nur geringer Grad an Industrialisierung.
1925 Kaltwalzwerk, Färberei, Produktion von Zigarren, Lack, Firnis, Stahlmöbeln
Mühlen
1367: Herrenmühle (Hess'sche Mühle) auf der Neustädter Fuldaseite vor dem Tor der Altstadt, landgräfliche Mühle, bis 1892/1905 mit dem Wasser der Fulda über drei Wasserräder betrieben, seitdem mit Turbine. 1923 durch Brand zerstört, seit 1939 nur zur Stromerzeugung genutzt
Lohmühle nahe des Wilhelminenhofes 1858 genannt
Markt
1303: Fleischbank
1369 Marktrecht (Wochenmarkt)
1538: Martinimarkt
1566: Cantate (4. Sonntag nach Ostern), Johann Baptistae (24. Juni) und Jakobi (25. Juli), der mit Erlaubnis des Landgrafen auf Mariae Purificationis (2. Februar) verlegt wird. In der Folge bleibt der Jakobimarkt jedoch erhalten
1745: 6 Jahrmärkte, zu denen 1566 genannten kamen der Martinimarkt (11.11.) und ein Ostermarkt hinzu
Nachweise
Quellen
Literatur
- Denkmaltopographie Landkreis Hersfeld-Rotenburg 2, S. 760-897 (Kernstadt S. 762-853; Schloss S. 788-791)
- Scholz, Wasser- und Windmühlen im Landkreis Hersfeld-Rotenburg, S. 157-158
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 173 f. (Burg)
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 407 (Stadt; Amt; Quart; Kirchenklasse)
- Dersch, Klosterbuch Nachdr., S. 136 f.
- Fundberichte aus Hessen 1991, S. 516 f. (4 x Sippel) > Funde
- Fundberichte aus Hessen 1996 , S. 516 (Sippel) > Funde
- Hessisches Städtebuch, S. 370-373
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 535
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 2, S. 234-236
- Germania Judaica 3/2, S. 1252
- Dersch, Klosterbuch, S. 137
Siehe auch
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„Rotenburg an der Fulda, Hersfeld-Rotenburg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/3129_rotenburg-an-der-fulda> (aufgerufen am 25.11.2025)
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