Rockensüß

Die Lage von Rockensüß im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
9,7 km nordöstlich von Rotenburg an der Fulda
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss im oberen Sontratal zwischen dem Stölzinger und Richelsdorfer Gebirge. Kirche mit Kirchhof vor erhöhtem und ummauertem Lindenplatz südlich der in West-Ost-Richtung als Hauptachse verlaufenden Sontraer Straße (K 50), von der die Cornberger Straße (K 52) nach Südosten abführt.
Ersterwähnung
1274
Siedlungsentwicklung
1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Domäne Cornberg.
Historische Namensformen
- Rokensoze, in (1274) [Urkunden und Regesten Kloster Cornberg, S. 8-9, Nr. 12 und 13]
- Rokenzuze, in (1278) [Urkunden und Regesten Kloster Cornberg, S. 11, Nr. 16]
- Rochensuze, in (1296) [Urkunden und Regesten Kloster Cornberg, S. 24, Nr. 37]
- Rochenzohe, in (1310) [Urkunden und Regesten Kloster Cornberg, S. 33-34, Nr. 51]
- Rogensoze, zů; Ruckensůze, zů (1350) [Urkunden und Regesten Kloster Cornberg, S. 57, Nr. 85 und 86]
- Rockinsuze, czu (1350) [Krummel, Ämter, S. 114-115, Nr. 3; Landgrafen-Regesten online Nr. 1119 ]
- Ragkinsußce, czu, in (1362) [Urkunden und Regesten Kloster Cornberg, S. 62-63, Nr. 94]
- Rokinsozce, zců (1363) [Urkunden und Regesten Kloster Cornberg, S. 71-72, Nr. 106]
- Rockinsusse, zů (um 1376) [Vogtherr, Ältestes Lehnbuch der Landgrafschaft Hessen, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 37 (1987), S. 25-71, hier S. 57 (184)]
- Rackinsuse, czu (1402) [Urkunden und Regesten Kloster Cornberg, S. 106-107, Nr. 149]
- Ragkensuß (1440) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 59, Nr. 133]
- Rogkinsuße, zcu (um 1450) [HStAM Bestand K Nr. 4, Bl. 104-105, Nr. 387; Druck: G. Landau, Weistümer, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 2 (1840), S. 247-250; Landgrafen-Regesten online Nr. 2924]
- Rogkensuße (um 1455) [HStAM Bestand S Nr. 567 a]
- Rockensusse, in (1506) [Bünz, Mainzer Subsidienregister 1506, S. 234, Nr. 2055]
- Ruckensuße (1523) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 154, Nr. 417-418]
- Rogkensues (1525) [Urkunden und Regesten Kloster Cornberg, S. 130-135, Nr. 178, hier S. 132 (15)]
- Rockensues (1538) [HStAM Bestand S Nr. 569]
- Rockensues (1585) [Der ökonomische Staat Landgraf Wilhelms IV., S. 90]
- Rockensües (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 13]
Bezeichnung der Siedlung
- villa et campus (1310)
- Dorf (1350)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Elrichsüß
- Harles
- Rittershain
- Rittershain
- Schachthalden
- Untermühle
- Rittershain, Schloss (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Umlegung der Flur
1890
Älteste Gemarkungskarte
1745
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3559770, 5657901
UTM: 32 U 559672 5656077
WGS84: 51.053124° N, 9.851378° O
Statistik
Ortskennziffer
632005030
Flächennutzungsstatistik
- 1585: 63 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 99 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
- 1885 (Hektar): 1095, davon 642 Acker (= 58.63 %), 70 Wiesen (= 6.39 %), 313 Holzungen (= 28.58 %)
- 1961 (Hektar): 1048, davon 323 Wald (= 30.82 %)
Einwohnerstatistik
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1350: Herrschaft Spangenberg
- Mitte 15. Jahrhundert: Landgrafschaft Hessen, Zentgericht Sontra
- 1538: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Sontra, Gericht Rockensüß
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Sontra, Dritter Gerichtsstuhl Rockensüß
- 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Sontra
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sontra
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Sontra
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg, Fürstlich Rotenburgisches Justizamt Sontra
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Rotenburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Altkreis
Rotenburg
Gemeindeentwicklung
1.4.1954: Ausgliederung von Gebietsteilen zur Neugründung der Gemeinde Cornberg. Am 1.10.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Ortsteil mit der Gemeinde Cornberg zusammengeschlossen.
Gericht
- Zum Gericht Rockensüß gehörten 1538 außer Rockensüß noch Berneburg, Königswald, Mönchhosbach und Rautenhausen (Sontraer Salbuch).
- 1821: Fürstlich Rotenburgisches Justizamt Sontra
- 1822: Fürstlich Rotenburgisches Justizamt Sontra
- 1834: Justizamt Sontra
- 1867: Amtsgericht Sontra
- 1879: Amtsgericht Sontra
Herrschaft
- Ritter Hermann von Treffurt verkauft 1350 dem Landgrafen Heinrich [II.] und seinem Sohn Otto Haus und Stadt Spangenberg mit Zubehör, zu dem das Dorf Rockensüß gehört. Daraufhin wird es wieder an Hermann von Treffurt verpfändet.
- Um 1376 sind von den Landgrafen von Hessen Einkünfte u.a. aus Rockensüß als Mannlehen an den Spangenberger Bürger Hermann Rymff ausgetan.
- Vermutlich mit der Abtretung von Schloss und Burg Sontra 1433 durch Friedrich den Jüngeren von Meißen an Landgraf Ludwig von Hessen wird u.a. Rockensüß enger an die Landgrafschaft gebunden und Mitte des 15. Jahrhunderts zu dessen Gericht bzw. Amt gerechnet. 1538 gehört das Dorf mit aller Obrigkeit, Gericht, Gebot und Verbot, Dienst und Schaftrift dem Landgrafen von Hessen.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1274 verkaufen die Boyneburger dem Kloster Bubenbach (Cornberg) ihre Güter in Rockensüß.
- 1296 überträgt der Ritter Ludwig von (Wald-)Kappel dem Kloster Cornberg seine Einkünfte aus Rockensüß, die er vom Cyriacusstift in Eschwege zu Lehen hat. Das Kloster wird in der Folge durch weitere Schenkungen wichtigster Grundherr vorort.
- 1565 verkauft Balthasar Philipp von Boyneburg ein Lehengut u.a. in Rockensüß an Margarete von der Saale.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- plebanus (1277, 1506)
- ecclesia (1278)
- Kaplan, Pfarrkirche (1523)
- 1620 neu aufgebaut, der Kirchturm 1653 erneuert; nach Brand 1842-43 mit klassizistischem Schiff an der Stelle des Vorgängerbaus abermals neu errichtet, wobei der gotische Westturm erhalten blieb; 1988/89 renoviert
Patrozinien
- Andreas (1523)
Pfarrzugehörigkeit
1585 gehört Königswald zur Pfarrei, 1872 und 1994 sind Cornberg und Königswald eingepfarrt.
Patronat
1523 ist das Stift St. Cyriacus zu Eschwege im Besitz der Pfarrei
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: vermutlich Martin Velmeden 1523 bis ca. 1544 (1556), unbekannt, seit wann evangelisch, sicher Conradus Ackermann April 1556-1565
Kirchliche Mittelbehörden
1506: Erzbistum Mainz, Archidiakonat Dorla, Archipresbyterat Renda
Kultur
Schulen
1910 Volksschule mit zwei Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Historische Ereignisse
1838: Brand
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
1538 besteht das Dorfgericht Rockensüß aus den Dörfern Königswald, Berneburg, Rautenhausen und Mönchhosbach
Mühlen
1402 ist die molen zu Rockensüß im Besitz des Klosters Cornberg, 1525 werden Pachteinnahmen aus der Untermühle genannt. Die Ober- und Mittelmühle wurden mit dem Wasser der Sontra über oberschlächtige Wasserräder betrieben. Die Obermühle am nordwestlichen Rand von Rockensüss stellte ihren Betrieb vermutlich schon vor dem Ersten Weltkrieg ein, die Mittelmühle am nordöstlichen Rand spätestens 1965.
Nachweise
Literatur
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Rockensüß, Hersfeld-Rotenburg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/3127_rockensuess> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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