Obersuhl

Die Lage von Obersuhl im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
22 km südöstlich von Rotenburg an der Fulda
Lage und Verkehrslage
Langgestrecktes Dorf an gleichnamigem, über die Weihe in die Werra mündenden Bach unmittelbar an der heutigen Landesgrenze zum Freistaat Thüringen. Kern der Siedlung mit Ortskirche, rund ummauertem Anger vor dem Kirchhof südlich der als Hauptachse durch den Ort führenden Eisenacher Str. (L 3251). Hiervon nach Norden abzweigend Zubringer zur A 4 Richtung Erfurt. Jüngere Siedlungsentwicklung südlich und nördlich der Hauptstraße. Haltepunkt der nördlich verlaufenden Eisenbahnlinie Bebra – Gerstungen (Inbetriebnahme der Strecke 25.9.1849).
Ersterwähnung
1322
Siedlungsentwicklung
1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Wildeck.
Die Lage von Obersuhl ist über Jahrhunderte durch ihre Grenzlage zwischen Hessen und Thüringen gekennzeichnet. Mit der innerdeutschen Teilung nach 1945 verschärft sich die Randlagenfunktion, durch die Obersuhl von traditionellen Verbindungsstrecken abgeschnitten wird.
Vorbemerkung Historische Namensformen
Die Zuordnung der frühen Quellenbelege ohne präzisierenden Zusatz bereitet Schwierigkeiten, da sie auf zwei, nicht weit voneinander entfernt liegende Zuflüsse der Werra südlich von Gerstungen bezogen werden können. Hierzu gehören ein rechter Zufluss mit den Orten Wünschensuhl, Marksuhl und Kupfersuhl sowie ein linker Werrazufluss mit den Orten Untersuhl und Obersuhl. Die fuldischen Besitzbelege werden in der Forschung in der Regel auf Marksuhl bezogen und daher hier nicht berücksichtigt. Vgl. hierzu Gockel, Die urkundliche Überlieferung des Klosters Fulda zu Thüringen in der Karolingerzeit, S. 79-80 und S. 239 (Register)
Historische Namensformen
- Ubern Sula, zcu (1322) [Kopiar HStAM Best. K Nr. 432, fol. 290r, Nr. 348]
- Obernsůla (1364) [ HStAM Best. Urk. 75 Nr. 471]
- Obern Sula (1396) [HStAM Best. Urk. 75 Nr. 657]
- Sula superiori, in (1506) [Bünz, Mainzer Subsidienregister 1506, S. 243, Nr. 2147]
- Obern Saüll (1579) [HStAM Best. S Nr. 535]
- Ober Saula (1585) [Der ökonomische Staat, S. 88]
- Obern Sula (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 14]
Bezeichnung der Siedlung
- Gut (1322)
- Dorf (1364)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1870/71
Älteste Gemarkungskarte
1779
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3572691, 5646533
UTM: 32 U 572588 5644714
WGS84: 50.949467° N, 10.033354° O
Statistik
Ortskennziffer
632020030
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 943, davon 712 Acker (= 75.50 %), 114 Wiesen (= 12.09 %), 2 Holzungen (= 0.21 %)
- 1961 (Hektar): 1036, davon 119 Wald (= 11.49 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 87 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 114 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
- (1780): 104 Wohnhäuser, 520 Menschen; Gewerbetreibende: 27 Ackerleute und Leinenweber, 22 Leinenweber, 1 Büttner, 1 Müller, 2 Maurer, 5 Schneider, 1 Schmidt, 1 Schreiner, 1 Schuhflicker, 4 Raschmacher, 3 Wagner, 1 Wirt, 4 Töpfer und Ziegelbrenner, 3 Zimmerleute, 2 Taglöhner, 3 Schäfer, 5 einzelne Weibspersonen, so Taglohnen und Spinnen
- 1885: 1311, davon 1306 evangelisch (= 99.62 %), 0 katholisch, 5 andere Christen (= 0.38 %)
- 1961: 3240, davon 2967 evangelisch (= 91.57 %), 234 katholisch (= 7.22 %)
- 1970: 3074
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1322: Fürstabtei Fulda, Amt und Gericht Wildeck
- 1396: Fürstabtei Fulda, Amt und Gericht Wildeck (an die Trotten verpfändet)
- 1413: Landgrafschaft Hessen, Amt Wildeck
- 1504: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg
- 1579: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg, Gerichtsstuhl Obersuhl (zum Umfang s. Mittelpunkt)
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg, vierter Gerichtsstuhl
- 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Rotenburg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Nentershausen
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg, Fürstlich Rotenburgisches Justizamt
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Rotenburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Altkreis
Rotenburg
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform neben anderen Gemeinden als Ortsteil der Gemeinde Wildeck eingegliedert. Obersuhl wurde Sitz der Gemeindeverwaltung.
Gericht
- 1822: Fürstlich Rotenburgisches Oberamt Rotenburg
- 1834: Justizamt Rotenburg I
- 1837: Justizamt Nentershausen
- 1867: Amtsgericht Nentershausen
- 1879: Amtsgericht Nentershausen
- 1932: Amtsgericht Rotenburg a. d. Fulda
- 1933: Amtsgericht Rotenburg
Herrschaft
Fulda, Kloster Obersuhl ist 1322 Zubehör des fuldischen Schlosses bzw. Amtes Wildeck und wird von den Äbten 1364 und 1396 den Trotten verpfändet. 1406 ist das Amt an die Landgrafen verpfändet, die es im Jahr darauf für 4100 Gulden den Trotten veräußern. Für 9000 Gulden veräußert Fulda Schloss und Amt 1413 an die Landgrafen von Hessen, die es ihrerseits auch wieder verpfänden. Es ragt wie ein schmaler Sporn in das Gerstunger Amtsterritorium der Landgrafen von Thüringen und Sachsen-Eisenach hinein. 1444 werden die Boyneburger von den Landgrafen als Amtmänner von Wildeck eingesetzt, die im 15. Jahrhundert in Pfandbesitz bleiben. 1504 ist Obersuhl ein Dorf des Amtes Rotenburg. Im Laufe des 16. Jahrhunderts endet die eigenständige Amtsstruktur und das Amt ebenso wie Obersuhl werden Teil des hessischen Amtes Rotenburg. Mit diesem wird es 1627 Bestandteil der Rotenburger Quart.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Pfarrer (1428)
- Plebanus (1506)
- Spätgotischer Chorturm, nahezu quadratisches Schiff 1855 neu errichtet
- Evangelisch-methodistischen Kirche (Auweg 13) 1910 errichtet
Pfarrzugehörigkeit
1585 gehören Hönebach, Schildhof, Almushof und Wildeck zum Pfarrbezirk, außerdem wird die Pfarrei Richelsdorf von hier aus versehen. Hönebach wird 1835 abgetrennt, die frühere Vikariatsgemeinde 1958 selbständige Pfarrstelle
Patronat
1585: Hessen
Diakonische Einrichtungen
10.11.1912 eine Schwester, Krankenpflege, Vereinsbetreuung, Gemeindearbeit Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu CasselS. 323-324; Diakoniestation bis 1922 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus); nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 318 Diakoniestation noch 1926
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Simon Isbrant ca. 1540
Kirchliche Mittelbehörden
1506: Erzbistum Mainz, Archidiakonat Dorla, Archipresbyterat Heringen
Kultur
Schulen
(1780 ) ist ein Schulhaus vorhanden, 1910 Volksschule mit sechs Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
1579 umfasst der Gerichtsstuhl Obersuhl die Dörfer Obersuhl und Hönebach sowie die Höfe Schildhof und Almushof
Mühlen
1579 ist ein mol underm Dorf gelegen; in der Steuerrektifikation von (1780) heißt es, dass die Mühle 1726 neu erbaut wurde. Im 19. Jahrhundert wurde der Betrieb eingestellt.
Nachweise
Literatur
- Schellhase, Kreis Rotenburg, bes. S. 95-102, 110-114
- Denkmaltopographie Landkreis Hersfeld-Rotenburg 2, S. 958-967
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 463 (Suhl)
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 529
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Obersuhl, Hersfeld-Rotenburg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/3120_obersuhl> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/3120