Gerterode

Die Lage von Gerterode im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
7 km nördlich von Bad Hersfeld
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit einfachem, regellosem Grundriss und geringer Siedlungsdichte am Rohrbach am Ostrand des Knüllgebirges. Kirche in zentraler Lage auf Anhöhe. Jüngere Siedlungsentwicklung nach Nordosten und Südwesten. Durch den Ort führt parallel zum Bach als Hauptachse die L 3254 (Tanner Straße)
Ersterwähnung
1343-1364
Siedlungsentwicklung
1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Rotenburg-Ost.
Historische Namensformen
- Gerbrechterode, in (1343-1364) [HStAM Bestand Urk. 56 Nr. 681; A. Herbst, Hersfelder Zinsenverzeichnis des 14. Jahrhunderts, S.16-19 §§ 6,7]
- Gerterode (1368) [HStAM Best. Urk. 56 Nr. 498]
- Gerterade, von (1403) [HStAM Best. Urk. 13 Nr. 4091; Druck (auszugsweise): Grimm, Weistümer 3, S. 327-330]
- Gerterade (1421) [HStAD Best. B 13 Nr. 127]
- Gerterode (1481) [HStAM Best. Urk. 13 Nr. 4094; Druck: Grimm, Weistümer 3, S. 330]
- Gertinrode (1492) [HStAD Best. B 13 Nr. 386]
- Gerterodt (1538) [HStAM Best. S Nr. 533]
- Gerterode (1585) [Der ökonomische Staat, S. 89]
- Gerterode (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 16,1]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1343 und 1364)
- Dorf (1492)
- Dorfschaft (1779)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1904
Älteste Gemarkungskarte
1872
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3547942, 5644407
UTM: 32 U 547849 5642589
WGS84: 50.932944° N, 9.680924° O
Statistik
Ortskennziffer
632012050
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 400, davon 210 Acker (= 52.50 %), 68 Wiesen (= 17.00 %), 72 Holzungen (= 18.00 %)
- 1961 (Hektar): 1023, davon 688 Wald (= 67.25 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 32 Hausgesessene ((von Riedesel)
- 1747: 37 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
- 1779: 40 Feuerstätten mit 217 Menschen; Gewerbetreibende: 12 Ackerleute so zugleich Leinweber, 1 Müller, 1 Maurer, 1 Schmied, 2 Schneider, 1 Schuhmacher, 4 Wagner, 1 Zimmermann, 5 Tagelöhner, 4 Schäfer, 1 einzelne Weibsperson, so sich vom Tagelohnen und Spinnen nähret
- 1885: 291, davon 291 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1961: 282, davon 261 evangelisch (= 92.55 %), 20 katholisch (= 7.09 %)
- 1970: 275
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1403: Landgrafschaft Hessen, Amt Rotenburg, Gericht in der Rohrbach (jedoch mit Sonderstatus aufgrund konkurrierender Hersfelder Rechte; vgl. auch Herrschaft)
- 1538: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg, Gericht in der Rohrbach (nicht zum Amt Rotenburg gehörig)
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg, Gericht in der Rohrbach (von Riedesel)
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Rotenburg, Freiherrlich Riedeselisches Gericht
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton Rotenburg
- 1814-1817: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg
- 1817-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Neuenstein
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Rotenburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Altkreis
Rotenburg
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Ludwigsau zusammengeschlossen.
Gericht
- 1821: Justizamt Rotenburg
- 1822: Assistenzamt Neuenstein
- 1824: Justizamt Rotenburg
- 1836: Justizamt Rotenburg II
- 1837: Justizamt Rotenburg II
- 1867: Amtgericht Rotenburg
- 1879: Amtsgericht Rotenburg a. d. Fulda
Herrschaft
- Mitte des 14. Jahrhunderts sind Herrschaftsrechte der Reichsabtei Hersfeld nachweisbar. Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts erwerben und reklamieren die Landgrafen Gerichtsrechte und geben diese zu Lehen aus. Das Gericht in der Rohrbach, zu dem Gerterode gehört, wird hessisches Lehen der Grafen von Waldeck, die es an die von Beenhausen und die von Lilienberg weiter verlehnten. 1420 kommen die von Röhrenfurth in Teil- und ab 1421 in den Lehensbesitz. Seit 1432 werden die von Riedesel mit dem Gericht in der Rohrbach belehnt. Anders als die Dörfer Rohrbach und Tann gehört die Dorfschaft Gerterode in der Frühen Neuzeit zum Freiherrlich Riedeselischen Gericht.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Mitte des 14. Jahrhunderts sind im Hersfelder Zinsenverzeichnis Einkünfte in Gerterode aufgeführt. 1492 willigen der Dechant Hartmann und der ganze Konvent des Stifts zu Hersfeld als Lehensherrn ein, dass die Kathrin Vollkopf, Konventualin des Klosters Blankenheim, dem Reynhart Süßerampt und seiner ehelichen Hausfrau Barben, das Feyßtegut zu Gerterode im Dorf und in der Feldmark mit allen Rechten, Freiheiten, Nutzen und Zugehörungen für 18 rheinische Gulden verkauft.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Saalkirche mit Dachreiter im Westen,1802,1852 gründlich erneuert und nach Osten erweitert
Pfarrzugehörigkeit
1569, 1779, 1872 Filiale von Beenhausen, 1893 zum neu gegründeten Kirchspiel Rohrbach. Dort auch 1994
Patronat
Patrone sind die Riedesel zu Eisenbach
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation vermutlich Mitte des 16. Jahrhunderts.
Kultur
Schulen
1779 ist ein Schulhaus vorhanden, 1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
Die 1677 genannte Mühle am Westrand von Gerterode wurde mit dem Wasser des Rohrbaches über ein oberschlächtiges Wasserrad betrieben. 1949 Austausch des Wasserrades gegen eine Turbine, vor 1976 außer Betrieb
Nachweise
Literatur
- 650 Jahre Gerterode (1343 - 1993)
- Denkmaltopographie Landkreis Hersfeld-Rotenburg 2, S. 528-530
- Scholz, Wasser- und Windmühlen im Landkreis Hersfeld-Rotenburg, S. 114-115
- Schellhase, Kreis Rotenburg, S. 233 (Register), bes. S. 83-85, 110-114
- Ziegler, Reichsabtei Hersfeld, S. 314 (Register), bes. S. 18-21 und 99
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 167
- Classen, Kirchliche Organisation, S. 168
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Gerterode, Hersfeld-Rotenburg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/3090_gerterode> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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