Niederaula

Die Lage von Niederaula im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
10 km südwestlich von Bad Hersfeld
Lage und Verkehrslage
Chausseen nach Hersfeld, Breitenbach am Herzberg und Heddersdorf. Anschluss an die Bundesautobahn A7 über die Anschlussstelle Niederaula. Weiterer Anschluss an das Straßenverkehrsnetz besteht über die Bundesstraßen B454 und B62, die in der Ortslage aufeinander treffen, sowie die Landesstraße L3471 (Richtung Mengshausen) und die Kreisstraße K31 (nach Hattenbach). Bahnhof der Eisenbahnlinie Bad Hersfeld – Schwalmstadt/Treysa (Inbetriebnahme der Strecke 1.5.1906) bis zur Stilllegung der Strecke am 10.9.1984. Endbahnhof der Eisenbahnlinie Bad Salzschlirf – Niederaula/Niederjossa (Inbetriebnahme der Strecke 10.11.1914) bis zur Stilllegung der Teilstrecke am 15.1.1973.
Ersterwähnung
779
Siedlungsentwicklung
1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Niederaula.
Historische Namensformen
- Oulaho (779)
- Owila, in (1182) (HStAM Bestand Urk. 56 Nr. 2352; Druck: MGH Diplomata Könige 10, Friedrich I. : Appelt, T. 4: 1181-1190, S. 46-47, Nr. 835)
- Owela, in (1215) [HStAM Bestand Urk. 56 Nr. 14]
- Nidder Aula, czu (1392) [HStAM Best. Urk. 56 Nr. 642]
Bezeichnung der Siedlung
- villicatio (1215)
- Dorf und Gemarkung (1392)
- 1807: Flecken und Amt
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3542883, 5629700
UTM: 32 U 542792 5627888
WGS84: 50.801146° N, 9.607242° O
Statistik
Ortskennziffer
632015060
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 982, davon 586 Acker (= 59.67 %), 263 Wiesen (= 26.78 %), 7 Holzungen (= 0.71 %)
- 1961 (Hektar): 1020, davon 64 Wald (= 6.27 %)
Einwohnerstatistik
- 1885: 1060, davon 909 evangelisch (= 85.75 %), 6 katholisch (= 0.57 %), 145 Juden (= 13.68 %)
- 1961: 1935, davon 1524 evangelisch (= 78.76 %), 384 katholisch (= 19.84 %)
- 1970: 2789
- 1981: 5316 (mit Ortsteilen)
- 2003: 5546 (mit Ortsteilen)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Fürstentum Hersfeld, Amt Niederaula
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Hersfeld, Amt Niederaula
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton Niederaula
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Hersfeld, Amt Niederaula (zuletzt Landgericht Hersfeld)
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Fulda, Kreis Hersfeld
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Fulda, Kreis Hersfeld
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hersfeld
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hersfeld
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hersfeld
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Altkreis
Hersfeld
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1970 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingliederung der Gemeinde Mengshausen in die Gemeinde Niederaula. Zu deren weiterer Entwicklung s. Niederaula, Gemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Niederaula.
Gericht
- Niederaula
- vor 1822: Amt Niederaula
- 1822: Landgericht Hersfeld
- 1832: Justizamt Niederaula
- 1867: Amtsgericht Niederaula
- 1879: Amtsgericht Niederaula
- 1932: Amtsgericht Bad Hersfeld
- 1933: Amtsgericht Oberaula (Zweigstelle Niederaula)
- 1943: Amtsgericht Oberaula
- 1945: Amtsgericht Bad Hersfeld
Herrschaft
- 1215 verzichten Landgraf Hermann und seine Söhne gegenüber dem Kloster Hersfeld auf die Vogtei über die Stadt Hersfeld, St. Petersberg, St. Johannesberg, die Villikation Aula und das Dorf Rohrbach.
Hattenbach, Adlige Hersfeld, Kloster 1392 erhält Konrad von Hattenbach vom Abt von Hersfeld die Erlaubnis zur Übergabe des Burglehens in Hattenbach, zu dem auch Niederaula gehört, an seine Ehefrau Luckard.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Hersfeld, Kloster Ab 779: Kloster Hersfeld
Kirche und Religion
Beginen
kath. Abt Michael (1556-71) von Hersfeld kauft Begardenhaus, stiftet Geld zwecks Erhaltung des Hospitals; 1843 Zusammenlegung des Sondersiechenhauses zu Asbach mit dem Hospital (S. 307-308); 1901 Neubau mit Einweihung 1902 am Sonntag Rogate
Diakonische Einrichtungen
01.02.1886 Diakonissenstation im neu gebauten Hospital; Diakonissen vom Hospitalvorstand berufen, Betreuung von Jungfrauen und Mütterverein, Flickschule Rudolf Francke, Die christliche Liebestätigkeit in Kurhessen. Kassel 1904; nach Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel, S. 319-320 Krankenpflege im Hospital und der Gemeinde, Gemeindearbeit; bis 1988 Diakoniestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation vermutlich um 1527.
Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Volckmar Kohlhäuser 1538-1541
Katholischer Bekenntniswechsel: 1629, um 1633 wieder evangelisch
Juden
Provinzial-Rabbinat Fulda, seit 1905 Hattenbach angeschlossen. 1835: 72; 1861: 97; 1905: 132; 1932/33: 88 Juden; 30.5.1942: 9 Juden 1503 wird einer jüdischen Familie ein 4jähriger Aufnahmeschutzbrief gewährt. Seit dem 18. Jahrhundert lebten mehrere jüdische Familien im Ort. Zwischen 1886-1887 27 jüdische Steuerzahler. Zum Synagogenverband Niederaula gehörte bis 1878 die Stadt Bad Hersfeld. Die Synagoge von Niederaula lag in der Bahnhofstraße 13. In den 1950er wird das Gebäude von der katholischen Kirche genutzt, später erfolgt der Umbau zum Wohnhaus. Eine jüdische Elementarschule existierte ebenfalls, seit 1868 gibt es Unterlagen zu Schule. 1935 Umschulung der Kinder nach Bad Hersfeld. Berufe: Pferdehandel; Metzgerwesen; Handel, aber auch Handwerk Vermutlich im 19. Jahrhundert wurde der Friedhof gegenüber dem allgemeinen Friedhof an der Ziegenhainer Straße angelegt. (alemannia-judaica)
Kultur
Hospitäler
Gründung eines Hospitals um 1570 durch die Äbte Michael Landgraf und Ludwig Landau; 1843 mit Siechenhaus in Asbach vereingt; 1901/02 Neubau; 1926 noch 21 Insassen nach großen Verlusten des Stiftungsvermögens in der Inflation der Nachkriegszeit; Verwaltung durch Landrat, Pfarrer, Bürgermeister (Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 292)
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
Zum Amt Niederaula gehörten nach dem Salbuch von 1610 Asbach, Beyersgraben oder Wolfelbach, Beyershausen, Engelbach, Frielingen, Gersdorf, Gershausen, Hattenbach, Heddersdorf, Kemmerode, Kerspenhausen, Kirchheim, Kleba, Mengshausen, Niederaula, Niederjossa, Reckerode, Reimboldshausen, Rotterterode, Scheidehof, Solms, Sternberg und Willingshain. Das Dorfbuch von 1747 fügte noch Goßmannsrode, Allendorf in Wüsten und Hof Falkenbach hinzu. Allendorf, Frielingen, Hattenbach, Kirchheim und Niederjossa waren adlige Dörfer.
Nachweise
Literatur
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 23.
- Mitze, Steinköpfe
- Fundberichte aus Hessen 1996 , S. 495 (Sippel) > Funde in Hersfelder Stiftsbezirk
- Denkmaltopographie Landkreis Hersfeld-Rotenburg 2, S. 664-711 (Ortsteil S. 666-676)
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 525.
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 358.
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 2, S. 131f.
- Germania Judaica 3/2, S. 968.
- 1200 Jahre Niederaula, S. 29.
- Rudolf Francke, Die christliche Liebestätigkeit in Kurhessen. Kassel 1904
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Niederaula, Hersfeld-Rotenburg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/3088_niederaula> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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