Bebra

Stadt · 205 m über NN  
Gemeinde
Bebra
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
Urkataster+
Bebra
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Stadt

Lagebezug

5,5 km südöstlich von Rotenburg an der Fulda

Lage und Verkehrslage

Kleinstadt mit dreigeteiltem Grundriss in einer beckenförmigen Weitung des Fuldatales an den nördlichen Zuflüssen Bebrabach und Solz, zwischen östlichem Knüllvorland und Richelsdorfer Gebirge. Ältester Kern der jungen Stadt ist das durch die Seitentälchen von Bebra und Solz begrenzte Dorf mit regelhaftem Grundriss und Kirche in zentraler Lage. Die östlich des Dorfkerns verlaufenden Bahnlinien leiteten einen Strukturwandel ein, durch den um 1900 Wohnsiedlungen entstanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen weitere ausgedehnte Siedlungen am nördlichen Ortsrand und an den Hängen des Solztals hinzu, in jüngster Zeit auch südlich der Solz (Eichkoppe). Chausseen nach Hönebach, Rotenburg an der Fulda, Rautenhausen und Bad Hersfeld. Anschluß an das Straßenverkehrsnetz über die Bundesstraßen B27 und B83, die Landesstraße L325, sowie die Kreisstraßen K52, K60, K72 und K74. Endbahnhof der Eisenbahnlinien Bebra – Kassel (Inbetriebnahme der Strecke 29.8.1848), Bebra – Gerstungen (Inbetriebnahme der Strecke 25.9.1849), Bebra – Hanau – Frankfurt am Main („Bebraer Bahn“; „Bebra-Hanauer-Bahn“) (Inbetriebnahme der Strecke 22.1.1866) und Bebra – Friedland („Bebra-Friedländer-Bahn“; „Werratalbahn III“) (Inbetriebnahme der Strecke 31.10.1875). Verschiebebahnhof, Interzonenbahnhof

Ersterwähnung

769-775

Siedlungsentwicklung

1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Rotenburg-West und Guttels.

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

  • villa (1323)
  • Dorfmark (1354)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Umlegung der Flur

1900

Älteste Gemarkungskarte

1775

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3556053, 5648844
UTM: 32 U 555957 5647024
WGS84: 50.972094° N, 9.796975° O

Statistik

Ortskennziffer

632003020

Flächennutzungsstatistik

  • 1885 (Hektar): 1140, davon 775 Acker (= 67.98 %), 157 Wiesen (= 13.77 %), 50 Holzungen (= 4.39 %)
  • 1961 (Hektar): 1172, davon 104 Wald (= 8.87 %)

Einwohnerstatistik

  • 1585: 94 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
  • 1747: 164 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
  • 1781: 180 Häuser mit 822 Menschen; Gewerbetreibende: 49 Ackerleute, so zugleich Leinweber, 38 Leinweber, so zugleich Tagelöhner, 3 Leinentuchhändler, 1 Bäcker, 1 Chirurg, 1 Maurer, 3 Müller, 8 Schneider, 3 Schmiede, 1 Schreiner, 2 Schuster, 1 Siebmacher, 1 Wagner, 2 Wirte, 4 Zimmerleute, 5 Tagelöhner, 8 Schäfer, 21 Einzelne Weibspersonen, so Spinnen, Nähen und Tagelöhnen, 13 Juden so allerhand Handlungen treiben
  • 1885: 2303, davon 2020 evangelisch (= 87.71 %), 95 katholisch (= 4.13 %), 43 andere Christen (= 1.87 %), 145 Juden (= 6.30 %)
  • 1961: 7549, davon 6192 evangelisch (= 82.02 %), 1223 katholisch (= 16.20 %)
  • 1970: 8065
  • 1981: 15507 (mit Stadtteilen)
  • 2003: 14970 (mit Stadtteilen)

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • (769-775): Hessengau (in pago Hassorum)
  • 1259: Reichsabtei Hersfeld, Vogtei Bebra
  • 1502: Landgrafschaft Hessen, Amt Rotenburg, Obergericht, Gerichtsstuhl Bebra
  • 1538: Landgrafschaft Hessen, Amt Rotenburg, Obergericht, Gerichtsstuhl Bebra (zum Umfang s. Mittelpunktfunktion)
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg, erster Gerichtsstuhl
  • 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Rotenburg
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton Bebra
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg, Fürstlich Rotenburgisches Justizamt
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Rotenburg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Altkreis

Rotenburg

Gemeindeentwicklung

1935: Verleihung des Stadtrechts. Die Stadtrechte erhielt Bebra durch den Oberpräsidenten der Provinz Hessen-Nassau, Philipp Prinz von Hessen, am 20. September 1935. Am 31.12.1971 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform durch Eingliederung die Neubildung der Stadtgemeinde Bebra. Zur deren Entwicklung s. Bebra, Stadtgemeinde. Sitz der Stadtverwaltung ist Bebra.

Gericht

  • 1822: Fürstlich Rotenburgisches Oberamt Rotenburg
  • 1834: Justizamt Rotenburg I
  • 1867: Amtsgericht Rotenburg
  • 1879: Amtsgericht Rotenburg a. d. Fulda

Herrschaft

  • Die Herrschaft hat ursprünglich die Reichsabtei Hersfeld inne. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts bis 1220 benennen sich Hersfelder Ministeriale nach Bebra, im 13. Jahrhundert, bis 1276, Vögte.
  • 1182 wird durch kaiserlichen Schiedsspruch zwischen Abt Siegfried von Hersfeld und dem Neffen des Kaiser, Landgraf Ludwig von Thüringen festgehalten, dass der Abt von Hersfeld über die Weizengefälle von Bebra verfügen solle. Dennoch versuchen die Landgrafen von Hessen als Nachfolger der Thüringer Landgrafen seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ihren Einfluss auszudehnen und die Abtei zurückzudrängen.
  • Mit dem 1359 nachweisbaren Besitz des Zolls zu Bebra ist der landgräfliche Herrschaftsanspruch dokumentiert.
  • Bis 1425 ist Bebra Sitz einer Nebenlinie der Adligen von Baumbach (-Bebra), die den halben Zoll von Bebra zu Lehen hatten.
  • 1538 gehört das Dorf Bebra mit aller Obrigkeit, Gericht, Gebot und Verbot, Dienst und Schaftrift dem Landgrafen von Hessen.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • Hersfeld, Kloster (769-775) ist Besitz des Klosters Hersfeld aufgrund privater Schenkungen nachweisebar. Im Hersfelder Zinsenverzeichnis aus der Mitte des 14. Jahrhunderts sind Einkünfte u.a. von einer Mühle aufgeführt.
  • Kloster Blankenheim1323 und in der Folge erhält die Propstei Blankenheim Zinseinkünfte in Bebra
  • 1538 haben die Trotten zwei Güter, die von Rotenburg eines. Die von Berlepsch haben zwei Güter

Ortsadel

1209

Kirche und Religion

Ortskirchen

  • pleban (1253)
  • 2 plebani (1348)
  • ecclesia (1425-1428)
  • Gestreckter Saalbau mit quadratischem Chorturm. Kirche aus dem 13. Jahrhundert 1642 erweitert, 1730-35 erhöht, 1892 nördliches Seitenschiff angebaut, 1914 renoviert und verlängert; Kirche 1944 zerstört, 1946-48 wiedererrichtet
  • Katholische Kapelle 1886 geweiht, Kirche 1952 (Auferstehungskirche)
  • Kirche der Ev. freikirchlichen Gemeinde 1950 geweiht (Gilfershäuser Straße 31)
  • Evangelisch-methodistische Kirche (Friedrichstraße 23)
  • Syrisch-Orthodoxe Kirche (Eisenacher St. 67)

Pfarrzugehörigkeit

Pfarrei ohne Filialen

Patronat

1538 wird der Landgraf von Hessen genannt, 1556, 1569 und 1585 der Abt von Hersfeld

Diakonische Einrichtungen

Gemeindeschwester ab 1900, 1918 - 1988 Diakoniestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus); nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 311 arbeitet 1926 eine Schwester in der Gemeindediakoniestation; 1924 allgemeiner Kindergarten

Bekenntniswechsel

Erster evangelischer Pfarrer: möglicherweise Petrus Nithaber 1526, sicher Johann Faber 1543-1561

Kirchliche Mittelbehörden

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Braach

Juden

Statistik: 1789: 13 Familien; 1835: 80; 1842: 90 (von 1281 Einwohnern); 1861: 111; 1905: 120 Juden; 1932/33: 120 (2,40 % der Gesamtbevölkerung). Nach 1933 verstärkte Auswanderung (166 Abmeldungen) Zur jüd. Gemeinde gehören: Iba, Weiterode und Ronshausen. Juden seit ca. 1735 im Ort ansässig Die Synagoge wird 1924 gebaut, Standort in Amalienstraße 4. Berufe: Textilhandel; Gastwirtschaft 1868 bestand die öffentliche jüdische Volksschule; die Auflösung erfolgte zum 1.1 1934. Friedhof: seit 1869 eigener Friedhof oberhalb der Otto-Kraffke-Straße. Vorher Beerdigungen in Rotenburg/Fulda. (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen

Schulmeister: Niclas Hoff ca. 1518 bis nach 1536; 1652 einklassige Schule genannt, die bis 1843 besteht; seit 1843 zweiklassige Schulen bis 1944; seit 1902 vielklassige Hauptschule; 1910 Volksschule mit zehn Stellen; 1887-1937 Katholische Volksschule; 1933-38 Private Höhere Realschule; 1927 Landwirtschaftsschule; 1939 Kreisberufsschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion

1538 gehören zum Gerichtsstuhl Bebra die Dörfer Lispenhausen, Asmushausen, Braunhausen und Gilfershausen

Landwirtschaft und Leineweberei als Haupterwerbsbereiche; 1789 sind 49 Ackersleute gleichzeitig Leineweber, daneben 38 berufsmäßige Leineweber, 3 Leinentuchhändler, nach 1900 Bedeutungsverlust;1907 Bebritwerk, 1938 Maschinenfabrik, nach 1945 Wollwirkerei Breitling, Glühlampenfabrik

Mühlen

Im Hersfelder Zinsenverzeichnis aus der Mitte des 14. Jahrhunderts ist eine Mühle erwähnt.
1781 werden 3 Mahl- bzw. Ölmühlen genannt:
Obermühle und Bitzenmühle wurden mit dem Wasser des Bebrabaches über oberschlächtige Wasserräder angetrieben. In der Obermühle (Lindenallee 8) wurde 1845 das Wasserrad gegen eine Turbine ausgetauscht. Die Bitzenmühle (Mühlenstraße 13, 1538: Kornmolen) wurde bis 1959 betrieben.
Die Grimmmühle (Nürnberger Straße; 1478 Erlesmühle, im 19./20. Jahrhundert auch Kraymühle) betrieben mit dem Wasser der Solz eine Mahl- und Schneidemühle. 1897 vernichtete ein Großfeuer die Gebäude. Danach wurde das Wasserrad gegen eine Turbine ausgetauscht. 1985 wurde sie nur noch mit elektrischer Energie betrieben.

Zoll

1359 verschreibt Landgraf Heinrich zu Hessen Jutte, der Frau Helmerichs von Baumbach, ein Leibgedinge für den Fall seines Todes an der Hälfte des Zolls zu Ronshausen und von seiner Hälfte des Zolls zu Bebra und aus seiner Hälfte des Wohnsitzes in der Burg mit Zustimmung seines Bruders Hermann von Baumbach.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Bebra, Hersfeld-Rotenburg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2992_bebra> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

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