Ochshausen

Die Lage von Ochshausen im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
5,5 km südöstlich von Kassel
Lage und Verkehrslage
Ursprünglich Dorf mit einfachem, langgestrecktem Grundriss und geringer Siedlungsdichte am Wahlebach am Südostrand des Kasseler Beckens. Kirche auf Bergsporn. Um 1900 Wandel der landwirtschaftlich geprägten Siedlungsstruktur durch Industrialisierung. Einschneidende Veränderungen erfolgen im Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Siedlungs-, Rüstungs- und Kriegspolitik durch die Errichtung der Reichsautobahn I (heute A 7) sowie die Anlage von Industriebetrieben und Lagern (Lohfelden, Lager für sowjetische und belgische Zwangsarbeiter, Gastwirtschaft Gundlach, Lohfelden, Lager für Zwangsarbeiter, Flugzeugwerke Fieseler; vgl. Crumbach und Lohfelden). Es entwickelt sich eine enge siedlungsräumliche Verbindung zu Crumbach, mit dem Ochshausen 1941 zur Großgemeinde Lohfelden zusammengeschlossen wird. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Zuzug von Heimatvertriebenen und Entstehung moderner Wohnsiedlungsplätze. Verbindungsstraßen führen nach Kassel, Niederkaufungen, Vollmarshausen. Im Nordwesten grenzt die A7 an die alte Ortsgemarkung. Bahnhof der Eisenbahnlinie Kassel/Bettenhausen – Söhrewald/Wellerode-Wald ("Söhrebahn") (Inbetriebnahme der Strecke 22.8.1912) bis zur Stilllegung der Strecke ca. 1975.
Ersterwähnung
1102
Historische Namensformen
- Ogozzeshusum, in (1102) [HStAM Bestand Urk. 87 Nr. 1157; Druck: Roques, Urkundenbuch Kloster Kaufungen 1, S. 26, Nr. 20]
- Okkozzeshusin, in (vor 1170) [HStAM Bestand Urk. 74 Nr. 1585 = Dobenecker, Regesta 2, S. 118, Nr. 620; zur Datierung s. Demandt, Chorherrenstift St. Peter zu Fritzlar, S. 372]
- Hochoteshusen, in; Ochozeshusen, in; Ochotshusen, in; Ochozishusen; Ochoteshusen; Okeshusen (1209/1310) [Karl E. Demandt, Besitz des Fritzlarer Petersstiftes im 13. Jahrhundert, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde, 61 (1936), S. 35-120, hier S. 64-65, 80, 100]
- Ockeshusen, in (1303) [HStAD Bestand B 13 Nr. 1 = Grotefend-Rosenfeld, Landgrafenregesten 1, S. 155-156, Nr. 430]
- Ockeshusin (1319) (Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, Nr. 31)
- Ockeshusen (1324) [Roques, Urkundenbuch Kloster Kaufungen 1, S. 156, Nr. 164]
- Ockishusen, de (1390) [Demandt, Chorherrenstift St. Peter zu Fritzlar, S. 259]
- Ockenhusen (14. Jahrhundert) (Fritzl. Zinsreg. im Pfarrarchiv Fritzlar)
- Ogkeßhusen, zu (1436) [Roques, Urkundenbuch Kloster Kaufungen 1, S. 442-443, Nr. 408]
- Oxhusen (1491) (Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, Nr. 1065)
- Oxhußen (1519) [W. A. Eckhardt, Salbuch des Stifts Kaufungen von 1519, S. 110]
- Uxhusen (1527/28) [Roques, Urkundenbuch Kloster Kaufungen 2, S. 520-527, Nr. 766b, hier S. 526]
- Ochshausen (1585) [Der ökonomische Staat, S. 77]
- Ochshausen (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 1]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1324)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1868, 1939 (Reichsautobahn)
Älteste Gemarkungskarte
1710-1730
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3538319, 5682781
UTM: 32 U 538230 5680948
WGS84: 51.278581° N, 9.548111° O
Statistik
Ortskennziffer
633017040
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 358, davon 290 Acker (= 81.01 %), 21 Wiesen (= 5.87 %), 0 Holzungen
Einwohnerstatistik
- 1585: 17 Haush. (Der ökonomische Staat)
- 1744: 34 Häuser mit 203 Bewohnern. 4 Ziegelbrenner, 1 Leinweber, 1 Müller, 2 Wirte, 2 Schneider, 1 Schmied, 1 Branntweinbrenner, 1 Schuster, 1 Tagelöhner, 6 Spinnerinnen
- 1747: 31 Haush. (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 615, davon 596 evangelisch (= 96.91 %), 19 katholisch (= 3.09 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1458: Landgrafschaft Hessen, Amt Neustadt Kassel
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Kassel, Gericht vor der Neuenstadt
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Neustadt
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Neustadt
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Waldau
- 1814-1817: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Kaufungen
- 1817-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Waldau
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
- 1941: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel (weitere Entwicklung s. Gemeinde)
Altkreis
Kassel
Gemeindeentwicklung
Am 1.6.1941 ging die Gemeinde Crumbach mit der Gemeinde Ochshausen in einer neuen Gemeinde Lohfelden auf. Beide Orte wurden durch den Bau einer Siedlung miteinander verbunden und kamen in eine Gemarkung. Am 1.12.1970 schloss sich Lohfelden im Zuge der hessischen Gebietsreform mit der Gemeinde Vollmarshausen zu einer größeren Gemeinde Lohfelden zusammen. Dabei wurden Crumbach und Ochshausen wieder als eigene Ortsteile benannt.
Gericht
- 15. Jahrhundert: Dritter Schöppenstuhl
- 1822: Landgericht Kassel
- 1850: Justizamt Kassel I
- 1867: Amtsgericht Kassel II
- 1879: Amtsgericht Kassel
Herrschaft
- 1102 überträgt der Kaufunger Vogt Graf Werner dem Kloster für einen ihm überlassenen goldenen Kelch, mit dem er sich aus der Gefangenschaft loskauft, verschiedene Güter, darunter einen Mansus in Ochshausen.
- 1303 belehnen Landgraf Heinrich I. von Hessen, seine Gemahlin Mechthild und ihr Sohn Johann den Ritter Johann Riedesel und seine Erben mit 50 Mark Silber Kasseler Währung aus namentlich genannten Gütern u.a. zu Ochshausen.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Um 1180 bekundet Landgraf Ludwig von Thüringen die tesatmentarische Schenkung eines Allods in Ochshausen durch seinen Ministerialen Gerlach von Körle und dessen Ehefrau Jutta zugunsten eines Altars in der Petruskirche in Fritzlar. In der Folgezeit erhält das Chorherrenstift Fritzlar weitere Einkünfte in Ochshausen (Übersicht bei Demandt, Chorherrenstift St. Peter zu Fritzlar, S. 303)
- 1324 übergeben Hermann von Waldau und seine Frau Mechthild ihre Güter in Ochshausen dem Stift Kaufungen, das im 15. Jahrhundert drei Hufen Land in Ochsenhausen besitzt. Mit diesen belehnt das Stift u.a. 1436 Otto von Mulenbach, dann den Amtmann Hans von Wildungen und 1508 Kurt von Elben. 1527/28 tragen die von Dalwig Güter in Ochshausen vom Stift Kaufungen zu Lehen.
- 1368 vermacht Werner, Pfarrer zu Vollmarshausen und Kannoniker zu Rotenburg, dem Kasseler Martinsstift das "Mergellant" zu Ochshausen.
- 1351/1359 überträgt der landgräfiche Schulhteiß Hartmann von Louberbach ein Gut von vier Hufen zu Ochshausen an Kloster Ahnaberg.
- 1436 wird Otto von Mulenbach von der Äbtissin Bertha von Sayn zu Kaufungen mit 3 Hufen Land zu Ochshausen belehnt, im gleichen Jahr befreit Landgraf Ludwig Mulenbachs dortigen Besitz.
- 1491 ist das Vorwerk zu Ochshausen des Philipp von Berlepsch zu Pacht an das Martinsstift ausgetan. 1593 besitzen die von Berlepsch ein freies Gut mit Ziegelhütte in Ochshausen. Bis zum Ende des alten Reiches reklamieren die Berlepsch Rechte in Ochshausen.
- 1527/28 tragen die von Dalwig Güter in Ochshausen vom Stift Kaufungen zu Lehen.
Zehntverhältnisse
1209 und 1310 hat das Petersstift Fritzlar Anteile an den Zehnteinkünften in Ochshausen. 1371 erfolgt durch die Landgrafen eine pfandweise Belehnung des Walter von Hundelshausen mit dem Zehnten zu Ochshausen. 1414 ist der halbe Zehnte zu Ochshausen von den Landgrafen an die Brüder Henne (V.) und Hermann (II.) Riedesel ausgtan, die ihn versetzt haben (Landgrafen-Regesten online Nr. 2261). 1467 behält sich der Landgraf selbst vor, den Zehnten zu lösen, wenn dies die Riedesel nicht binnen vier Jahren tun (Landgrafen-Regesten online Nr. 9563)
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Saalbau mit dreiseitigem Chorschluss unter Verwendung mittelalterlichen Mauerwerks 1731 errichtet
Pfarrzugehörigkeit
1534, 1556, 1569,1585 Filialort von Crumbach, 1747 und 1872 nach dorthin eingepfarrt, mit Errichtung einer zweiten Pfarrstelle 1972 evangelische Kirchengemeinde Lohfelden
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.
Kultur
Schulen
1910 Volksschule mit zwei Klassen
Wirtschaft
Ursprünglich vor allem Landwirtschaft und dazugehörende Handwerksberufe sowie Tonabbau und Verarbeitung in Ziegelhütten. Um 1900 Industriealisierung, ab 1935 Ausbau der Rüstungsindustrie (Flugzeugmontage)
Mühlen
Die Ochshäuser Mühle (Mühlenweg 5), betrieben mit dem Wasser des Wahlebaches, hat 1744 ein oberschlächtiges Wasserrad für den Mahl- und ein unterschlägchtiges für den Schlaggang.
1964 Einstellung des Betriebs
Nachweise
Literatur
- Streifzüge durch 900 Jahre Ortsgeschichte
- Denkmaltopographie Landkreis Kassel, Bd. II, S. 470-483
- Kassel-Lexikon, Bd. 2: L-Z, S. 40-41
- Lohfelden, drei Dörfer
- Scholz, Wasser- und Windmühlen im Landkreis Kassel, S. 138-139
- W. A. Eckhardt, Salbuch des Stifts Kaufungen von 1519, S. 110-111
- Eisenträger/Krug, Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, S. 200-201
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 358
- Lohfelden, drei Dörfer
- Baumgärtner, Ochshausen
- Holtmeyer, Landkreis Kassel
- Classen, Kirchliche Organisation, S. 184
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Nachnutzung
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Ochshausen, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2478_ochshausen> (aufgerufen am 26.11.2025)
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