Wahlershausen

Dorf · 216 m über NN  
Gemeinde
Kassel
Landkreis
Kassel
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Dorf

Lagebezug

4,3 km westsüdwestlich von Kassel

Lage und Verkehrslage

Ehemaliger Stadtteil im Westen von Kassel am Ostrand des Habichtswaldes mit ursprünglich einfacher dörflicher Struktur, geringer Siedlungsdichte und lockerer Gehöftanordnung. Durch die Gemarkung und das Dorf unterhalb des Rammelsberges fließt die in die Kleine Fulda mündende Drusel. Der Kern des alten Dorfes befindet sich nördlich der Wilhelmshöher Allee unterhalb des Rammelsbergs. Die Siedlungsentwicklung wird im Mittelalter durch die Bedürfnisse des Augustiner-Mönchsklosters Weißenstein bestimmt, seit der frühen Neuzeit maßgeblich durch die Parkgestaltung an der Wilhelmshöhe. In der Neuzeit wird die Gemarkung in die Großraumplanung Kassels einbezogen, jedoch nicht zur Ansiedlung von Industrieanlagen. Vielmehr entstehen in der Gemarkung moderne Wohn- und Villenviertel, u.a. die Villenkolonie Mulang und das Flüsseviertel. Nach starken Zerstörungen durch Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg Wiederaufbau und zunehmende Verschmelzung mit dem heute namensgebenden Bad Wilhelmshöhe. Zum Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe

Ersterwähnung

1123

Vorbemerkung Historische Namensformen

Aufgrund der Namensähnlichkeit und der Tatsache, dass Kloster Weißenstein in Wahlershausen maßgeblichen Besitz hatte, sind die Belege für eine angebliche Wüstung Waleshusen bei Niederzwehren hier mit aufgenommen worden.

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

  • locus (1226)
  • Dorf (1339)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Umlegung der Flur

1935-1942,1958/1960

Älteste Gemarkungskarte

1678-1698

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3530564, 5686031
UTM: 32 U 530478 5684196
WGS84: 51.308261° N, 9.437251° O

Statistik

Ortskennziffer

611000034

Frühere Ortskennziffer

611000331

Flächennutzungsstatistik

  • 1885 (Hektar): 585, davon 373 Acker (= 63.76 %), 128 Wiesen (= 21.88 %), 2 Holzungen (= 0.34 %)

Einwohnerstatistik

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 1458/59: Landgrafschaft Kassel, Amt Ditmold
  • 1534: Landgrafschaft Kassel, Amt Ahna
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Bauna
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bauna (seit 1804 Wilhelmshöhe)
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Ober-Vellmar
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Wilhelmshöhe
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
  • 1906: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Stadtkreis Kassel

Altkreis

Kassel, kreisfreie Stadt

Gemeindeentwicklung

1.4.1906: Eingemeindung als Stadtteil in die Stadt Kassel. Seit 2001 zum Stadtteil Bad Wilhelmshöhe.

Gericht

  • Ursprünglich zum Gericht Kirchditmold gehörig
  • vor 1822: Amt Wilhelmshöhe
  • 1822: Landgericht Kassel
  • 1850: Justizamt Kassel III
  • 1867: Amtsgericht Kassel II
  • 1879: Amtsgericht Kassel

Herrschaft

  • Im 12. und 13. Jahrhundert gehört Wahlershausen zur Mark, später zum Gericht (Kirchspiel) Ditmold. Die herrschaftlichen Rechte sind nach 1247 im Zusammenhang der Auseinandersetzungen zwischen dem Erzstift Mainz und der Landgrafschaft Hessen nicht immer eindeutig zu greifen. 1483 erhebt der Landgraf von Hessen den Grundgulden in der Germarkung. Nach Einführung der Reformation und Säkularisation des Stifts Weißenstein gelangt Wahlershausen endgültig an die Landgrafschaft Hessen.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • 1123 bestätigt der Mainzer Erzbischof Adalbert I. dem Kloster Hasungen u.a. den Erwerb von einem Mansus in Wahlershausen.
  • Ohne zunächst explizit genannt zu werden, gehören Güter in Wahlershausen zu den Besitzungen, die vor der Mitte des 12. Jahrhunderts dem Augustinerchorherrenkloster Weißenstein zur Ausstattung übertragen werden. In der Folge erwirbt das Kloster weitere Güter, 1226 bestätigt Papst Honorius III. dem Kloster Weissenstein den Besitz des Ortes. 1227 bestätigt der Mainzer Erzbischof Siegfried III. von Eppstein dem Kloster eine Schenkung seines Vorgängers Arnold (1153-1160) an das Kloster. Weißenstein ist der wichtigste Grundherr vor Ort und verfügt neben einem Meierhof 1274 auch über eine Mühle.
  • 1322 gelangen Güter in Wahlershausen aus den Händen der Familie von Besse tauschweise an die Landgrafen von Hessen.

Zehntverhältnisse

1247 überträgt Erzbischof Siegfried von Mainz den von Mainz zu Lehen gehenden Zehnten in Wahlershausen der Kirche in Weißenstein. Zuvor haben Graf Hermann von Schauenburg und Graf Albert von Wallenstein ebenso wie deren Afterlehnsleute darauf vor ihm Verzicht geleistet.

Ortsadel

Adlige 1146

Kirche und Religion

Ortskirchen

  • Eine Kirche ist bis zur Neuzeit nicht belegt.
  • Christuskirche 1903 eingeweiht, sowohl Pfarr- als auch Hofkirche für die kaiserliche Sommerfrische. 1952 und 1981 renoviert.

Pfarrzugehörigkeit

1585, 1747 und 1872 Filial des Kirchspiels Kirchditmold. Seit 1904 als eigenständige Kirchengemeinde durch Ausgliederung von Kirchditmold gebildet. Bis 1929 (Auflösung des Gutsbezirks) gehörte die Schloßgemeinde als Filialgemeinde dazu. Heute evangelische Kirchengemeinde Kassel-Wilhelmshöhe.

Diakonische Einrichtungen

15.05.1902 Diakonissenstation, eine Schwester eingestellt durch politische Gemeinde; Jungfrauenverein Rudolf Francke, Die christliche Liebestätigkeit in Kurhessen. Kassel 1904

Bekenntniswechsel

Da Filial von Kirchditmold, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Kirchditmolder Pfarrer Hektor Walter um 1527.

Wirtschaft

Bis Ende des 19. Jahrhunderts überwiegend Landwirtschaft.

Mühlen

Eine obere Mühle ist 1274 im Besitz des Klosters Weißenstein belegt, 1539 sind es drei Mühlen deren Wasser der Drusel, teils dem Abfluss des Lacs entnommen wird. Die Weißensteiner- bzw. Obermühle (Wilhelmshöher Allee 330) ist vermutlich mit der 1483 erwähnten Ölmühle (oleymolen) identisch, die der Konvent zwischen dem Kloster und dem Dorf erbaut (Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 594, Nr. 1622). Sie wird bis 1886 mit einem oberschlächtigen Wasserrad danach bis 1935 mit einer Turbine betrieben. Die Mittelmühle (Rammelsbergstr. 1) mit einem oberschlächtigen Wasserrad wird 1943 zerstört, wiederaufgebaut und bis 1975 als Sägemühe betrieben. Die untere Mühle (Stockwiesen 8) wird seit 1952 nicht mehr betrieben.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Wahlershausen, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2438_wahlershausen> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/2438