Harleshausen

Die Lage von Harleshausen im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
4,7 km nordwestlich von Kassel
Lage und Verkehrslage
Stadtteil am nordwestlichen Rand von Kassel am Fuße des Habichtswaldes am Geilebach. Das ursprünglich ohne Mittelpunkt an der Wolfhager Straße entlang führende Dorf mit geringer Siedlungsdichte erfuhr Ende des 19. Jahrhunderts durch die Industrialisierung der Region sowie die Flurbereinigung 1882-1902 (sog. Verkoppelung) starken Bevölkerungszuwachs und rege Bautätigkeit mit Erweiterungen nach Süden und Westen in Richtung Kirchditmold und Habichtswald. Im Nordwesten der Gemarkung entstand die sogenannte Gartenstadt. Im Zweiten Weltkrieg wurden Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiterlager in der Gemarkung von Harleshausen angelegt. Nach starker Zerstörung und Wiederaufbau entsteht durch Neuzuschnitt der Stadtteile in der Gemarkung der Jungfernkopf.
Ersterwähnung
1081
Historische Namensformen
- Herldeshusun, in (1081) [Fälschungen um 1100 HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 585 und HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 586. Druck UB Mainz 1, S. 253-258, Nr. 358]
- Heroldeshusun, de (1146) [HStAM Bestand Urk. 56 Nr. 2337; Druck Wenck, Hessische Landesgeschichte 3, Urkundenbuch S. 69-70, Nr. 69]
- Heroldeshusen, de (1219) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 511-512, Nr. 1378]
- Haroldeshusen (1225) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, Nr. 1381] und (1463) [Elberberger Archiv]
- Haroldishusin, in (1372) [Urkunden Kloster Hardehausen, S. 586, Nr. 844]
- Harleshusen (1457-1459) [HStAM Bestand S Nr. 411]
- Harlshusen (1492) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, Nr. 1627]
- Harleshausen (1585) [Der ökonomische Staat, S. 77]
- Harleshausen (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 1]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1300) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 534, Nr. 1437]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Burgen und Befestigungen
Umlegung der Flur
1892-1902 (Verkoppelung)
Älteste Gemarkungskarte
1694
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3530629, 5689239
UTM: 32 U 530543 5687403
WGS84: 51.337092° N, 9.438459° O
Statistik
Ortskennziffer
611000041
Frühere Ortskennziffer
611000411
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 686, davon 442 Acker (= 64.43 %), 160 Wiesen (= 23.32 %), 0 Holzungen
Einwohnerstatistik
- 1585: 42 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 65 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen). 19 Ackermänner, 6 Knechte, 13 Mägde, 27 Tagelöhner, 18 Handwerker, 13 Wagner, 4 Leineweber, 1 Schreiner, 1 Wirt
- 1885: 1097, davon 1093 evangelisch (= 99.64 %), 2 katholisch (= 0.18 %), 1 Juden (= 0.09 %), 1 andere (= 0.09 %)
- 1895: 1418 Einwohner.
- 2006: 12845 Einwohner.
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1458/59: Landgrafschaft Hessen, Amt Ditmold
- 1483: Landgrafschaft Hessen, Gericht, später Amt Ahna
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Ahna
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Ahna
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Ober-Vellmar
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Ahna
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
- 1936: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Stadtkreis Kassel
Altkreis
Kassel, kreisfreie Stadt
Gemeindeentwicklung
1.4.1936: Eingemeindung in die Stadt Kassel.
Gericht
- 1585: Gericht auf der Ahn, vierter Schöffenstuhl (Wolfsanger, Harleshausen)
- 1822: Amt Wilhelmshöhe
- 1822: Landgericht Kassel
- 1850: Justizamt Kassel III
- 1867: Amtsgericht Kassel II
- 1879: Amtsgericht Kassel
Herrschaft
- Im 12. und 13. Jahrhundert gehört Harleshausen zur Mark, später zum Gericht Ditmold. Die herrschaftlichen Rechte sind nach 1247 im Zusammenhang der Auseinandersetzungen zwischen dem Erzstift Mainz und der Landgrafschaft Hessen nicht immer eindeutig zu greifen. 1342 belehnt Landgraf Heinrich II. von Hessen den Schultheißen zu Kassel Hartmann von Lehrbach mit einer Wiese in Harleshausen. 1381 überträgt Landgraf Hermann von Hessen dem Stephan Hase Geld aus der Herbstbede in Harleshausen.
- 1399 verpfänden die von Harleshausen ihr Haus genannt 'eyn steynerthus' auf dem Kirchhofe des Dorfes Harleshausen für 4 Pfund hessische Pfennige.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Um 1081 bestätigt der Mainzer Erzibschof dem Kloster Hasungen die Stiftung einer Hufe in Harleshausen. Besitz des Klosters blieb bis zu seiner Aufhebung bestehen.
Hersfeld, Kloster 1146 hat das Stift Hersfeld Ministeriale in Harleshausen.- 1300 ist das Kloster Weißenstein im Besitz von einigen Äckern im Dorf Harleshausen. In der Folge kommen weitere Güter hinzu.
- 1322 erwirbt eine Nonne von Kloster Ahnaberg einen Garten in Harleshausen.
- 1272 erhält das Kloster Hardehausen als Ausgleich zwei Äcker in Harleshausen, 1372 verpachtet das Kloster Hardehausen seinen dortigen Hof, zu dem vier Hufen gehören.
- 1424 erwirbt das Stift Kaufungen ein halbes Gut in Harleshausen von der Familie von Hundelshausen.
Zehntverhältnisse
1387 belehnt der Landgraf von Hessen die Familie Hund mit dem Zehnten zu Harleshausen.
1527 ist Caspar von Berlepsch vom Stift Kaufungen mit einem Teil des Zehnten von Harleshausen belehnt. Im 17. Jahrhundert haben die von Buttlar den Zehnten inne.
Ortsadel
Adlige für 1219, 1227 und vielleicht noch 1264 belegt (Schultze 1378. 1386. 30).
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Evangelische Kirche 1908
- Katholische Kirche 1957
Patrozinien
- Herz Jesu
Pfarrzugehörigkeit
1362 zu Kirchditmold, ebenso 1569 und 1585, 1747 und 1872 dorthin eingepfarrt; 1908 durch Ausgliederung aus dem Kirchspiel Kirchditmold gebildete Pfarrei
Diakonische Einrichtungen
04.02.1910 eine Schwester, Krankenpflege, Vereinsbetreuung, Gemeindearbeit Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel S. 288; Fortbestand der Diakonissenstation bis 1981 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)
Bekenntniswechsel
Da Filial von Kirchditmold, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Kirchditmolder Pfarrer Hektor Walter um 1527.
Juden
Ort der Gemeinde Kassel angeschlossen.
1932/33: 5 Juden
Kultur
Schulen
1910 Volksschule mit sieben Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Bis ins 19. Jahrhundert überwiegend Landwirtschaft, im 20. Jahrhundert vor allem Arbeiterwohnort für Industriearbeiter u.a. im benachbarten Rothenditmold.
Nachweise
Literatur
- Kassel-Lexikon, Bd. 1: A-K, S. 243-244
- Denkmaltopographie Stadt Kassel, Bd. III, S. 119-175
- Thomas-Sergej Huck, Zisterzienserkloster Hardehausen, S. 260
- 900 Jahre Harleshausen
- K. Heinemeyer, Königshöfe und Königsgut im Raum Kassel, S. 284 (Register)
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 40
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 203
- Eisenträger/Krug, Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, S. 108
- Classen, Kirchliche Organisation, S. 175
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 414
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Gerichtsstätten in Hessen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
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Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Harleshausen, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2433_harleshausen> (aufgerufen am 26.11.2025)
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