Kirchbauna

Die Lage von Kirchbauna im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
9,5 km südwestlich von Kassel
Lage und Verkehrslage
Dorf an der alten Landstraße von Frankfurt nach Kassel im Tal der Bauna mit ursprünglich einfacher Struktur und lockerer Bebauung. Kirche auf steiler Anhöhe am Südrand des Ortes. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte der Bau eines VW-Zweigwerks in der Gemarkung von Altenbauna nördlich von Kirchbauna zu nachhaltigen Veränderungen im gesamten Raum. Die Stadtgründung von Baunatal sollte der Zuwanderung Rechnung tragen. Moderne Siedlungsausdehnung in der Altgemarkung von Kirchbauna vor allem nach Süden und Osten.
Nördlich von Kirchbauna verläuft die Landesstraße 3473 als Zubringer zur südöstlich gelegenen Bundesautobahn 49 (Anschlussstelle Baunatal Mitte).
Ersterwähnung
1015/1123
Siedlungsentwicklung
In der Flur "Vor dem Lind" eisenzeitiches Brandgrab.
Vorbemerkung Historische Namensformen
Schwer zu entscheiden ist, ob die Erwähnung von 1015 auf Altenbauna oder Kirchbauna zu beziehen ist. Nach den Ausführungen von M. Frase, Die erste schriftliche Erwähnung Baunas in einer Kaiserurkunde Heinrich II., in: Chronik der Stadt Baunatal Bd. 2, S.139-158, besitzt Altenbauna eine höhere Wahrscheinlichkeit.
Historische Namensformen
- Búnon in pago Hessigowe (1015) [MGH Diplomata Könige 3, Heinrich II. : Bresslau, S. 416-417, Nr. 329]
- Bunun, in (1081) [Fälschungen um 1100 HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 585 und HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 586. Druck UB Mainz 1, S. 253-258, Nr. 358]
- Kilechbune, in (1123) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 591; Druck: Mainzer Urkundenbuch 1, S. 417-420, Nr. 514]
- Kirchbunen, apud (1150-1200) [Otto Grotefend, Beitrag zur älteren Geschichte des Klosters Breitenau, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Bd. 59/60, Neue Folge 49/50 (1934), S. 53-56]
- Bunen, de (1227) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 514-515, Nr. 1388],
- inferior Bunen, in (um 1220) [Transsumpt 1317 Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 512, Nr. 1379]
- Kirhbune, in (1255) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 521-522, Nr. 1403]
- Bune, de (1258) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 48]
- Kerichbune, in (1299) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, Nr. 1403, 1435]
- Bůne, in (1303) [HStAD Bestand B 13 Nr. 1 = Grotefend-Rosenfeld, Landgrafenregesten 1, S. 155-156, Nr. 430]
- Nederbune (um 1500) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, Nr. 1379, 1450]
- Kirchbaun (1585) [Der ökonomische Staat, S. 77]
- Kirch-Baune (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 1]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1255)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1879
Älteste Gemarkungskarte
1701
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3529850, 5678944
UTM: 32 U 529764 5677112
WGS84: 51.244599° N, 9.426422° O
Statistik
Ortskennziffer
633003060
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 432, davon 260 Acker (= 60.19 %), 45 Wiesen (= 10.42 %), 75 Holzungen (= 17.36 %)
- 1961 (Hektar): 435, davon 5 Wald (= 1.15 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 24 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 40 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 405, davon 405 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1961: 913, davon 777 evangelisch (= 85.10 %), 120 katholisch (= 13.14 %)
- 1970: 1060
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1015: Hessengau, in der Grafschaft des Grafen Friedrich (in pago Hessigowe in comitatu vero Friderici comitis)
- 1458/59: Landgrafschaft Kassel, Amt Kassel
- 1483: Landgrafschaft Kassel, Gericht des Zwehrentores (später Gericht bzw. Amt Bauna)
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Bauna
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bauna (seit 1804 Wilhelmshöhe)
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Zwehren
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Wilhelmshöhe
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
- 1964: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
Altkreis
Kassel
Gemeindeentwicklung
Am 1.1.1964 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss von Altenbauna, Altenritte und Kirchbauna zur neu gebildeten Gemeinde Baunatal, die am 01.07.1966 Stadtrechte erhielt. Altenbauna wurde Sitz der Gemeindeverwaltung.
Gericht
- Gericht Bauna
- bis 1822: Amt Ahna
- 1822: Landgericht Kassel
- 1850: Justizamt Kassel II
- 1867: Amtsgericht Kassel II
- 1879: Amtsgericht Kassel
Herrschaft
- 1303 belehnen Landgraf Heinrich I. von Hessen, seine Gemahlin Mechthild und ihr Sohn Johann den Ritter Johann Riedesel und seine Erben mit 50 Mark Silber Kasseler Währung aus namentlich genannten Gütern u.a. zu Bauna.
- Dorf des Gerichts Bauna, das seit dem 15. Jahrhundert als ein Zubehör von Kassel betrachtet wurde.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1015 erhält die Abtei Hersfeld von Kaiser Heinrich II. im Tausch gegen Güter in Thüringen sechs vollständige Litenhufen in der villa Búnon. Weitere Nachrichten über Besitz der Abtei in Bauna liegen nicht vor.
- Um 1081 kommen insgesamt dreieinhalb Hufen in Bauna von unterschiedlichen Gebern an das Kloster Hasungen. 1123 werden zwei Hufen in Kirchbauna genannt.
- 1145 tauscht Kloster Weißenstein Besitz in Bauna gegen solchen in Hadebrachtshausen. 1255 verpachtet das Kloster Güter im Dorf Kirchbauna gegen Zins, 1299 gegen Naturalabgaben.
- In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wird unter den Erwerbungen des Klosters Breitenau eine Hufe in Kirchbauna erwähnt. In der Folge kommen weitere Güter hinzu.
Ortsadel
Altenbauna oder Kirchbauna
Bunen, de (1227)
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Auf die Existenz einer Kirche deutet bereits der 1123 belegte Bestimmungsteil Kirch- hin.
- Pleban 1235 (HStAM Bestand Urk. 28)
- 1773 an der Stelle einer Vorgängerkirche Errichtung eines Saalbaus nach Entwurf von Baumeister Möller, 1979/80 renoviert
Pfarrzugehörigkeit
Zur protestantischen Pfarrei der Klasse Wilhelmshöhe waren 1872 Altenbauna und Hertingshausen eingepfarrt, Filial Rengershausen. 1963 scheiden die Kirchengemeinden Altenbauna und Rengershausen mit der Bildung eigener Pfarrstellen aus dem Kirchspiel aus.
Patronat
Landgraf von Hessen 1384
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Reinhard Braun ca. 1527 bis ca. 1560
Kirchliche Mittelbehörden
Die mittelalterliche Pfarrei stand unter dem Dekanat Fritzlar (Würdtwein D. 10. 511). Die protestantische Pfarrei gehörte 1872 zur Klasse Wilhelmshöhe (Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 218).
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
Um 1220 wird bereits eine Mühle erwähnt, 1299 erhält Albert aus der roten Mühle (ex rufo molendino) von Kloster Weißenstein ein Pachtgut in Kirchbauns.
In der Schleensteinkarte (1708/10) sind zwei Mühlen verzeichnet.
Die Obermühle am Nordwestausgang von Kirchbauna wurde bis 1951 zunächst durch ein, dann durch zwei oberschlächtige Wasserräder mit dem Wasser des Leiselbaches und der Baune betrieben.
Die Damm- oder Untermühle an einem Betriebsgraben der Baune wird seit 1914 nicht mehr betrieben.
Nachweise
Literatur
- Denkmaltopographie Landkreis Kassel, Bd. II, S. 120-129
- J. Kneipp, Die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung in und um Baunatal, in: Chronik der Stadt Baunatal Bd. 1, S. 47-204, Katalog, S. 188-200
- Th. S. Huck, Zum Verlauf der Besiedlung des Baunatals, in: Chronik der Stadt Baunatal Bd. 2, S. 61-126, besonders S. 77-80
- Scholz, Wasser- und Windmühlen im Landkreis Kassel, S. 47-48
- Eisenträger/Krug, Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, S. 109-110
- Landau, Beschreibung des Hessengaues, S. 62
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 218
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 29 (Bauna)
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 514
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Kirchbauna, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2273_kirchbauna> (aufgerufen am 26.11.2025)
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