Hertingshausen

Die Lage von Hertingshausen im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
12 km südwestlich von Kassel
Lage und Verkehrslage
Urpsrüngliches Haufendorf mit lockerer Hofbebauung an der alten Landstraße von Frankfurt nach Kassel. Kirche ursprünglich am östlichen Ausgang des Ortes, heute in der Dorfmitte. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte der Bau eines VW-Zweigwerks zu nachhaltigen Veränderungen im gesamten Raum. Die Stadtgründung von Baunatal sollte der Zuwanderung Rechnung tragen. Moderne regelmäßige Siedlungsausdehnung in der Altgemarkung vor allem nach Norden.
Die Bundesautobahn 49 trennt den Ort vom Gewerbegebiet.
Ersterwähnung
1081
Siedlungsentwicklung
Im Bereich der Flur "In der Lache" Menhir. Südlich des Ortes Überreste einer Siedlung aus der Jüngeren Eisenzeit.
Historische Namensformen
- Hertingeshusun, in (1081) [Fälschungen um 1100 HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 585 und HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 586. Druck UB Mainz 1, S. 253-258, Nr. 358]
- Heirtdingeshusen, in (1123) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 591; Druck: Mainzer Urkundenbuch 1, S. 417-420, Nr. 514]
- Hertingeshusen, de (1150-1200) [Otto Grotefend, Beitrag zur älteren Geschichte des Klosters Breitenau, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Bd. 59/60, Neue Folge 49/50 (1934), S. 53-56]
- Hertingeshusen, de (1267) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 524, Nr.1410]
- Hertingshusen, in (1299) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 18-19, Nr. 42]
- Hertingishusen, in (1329) [HStAM Bestand Urk. 15 Nr. 110]
- Hertingshausen (1585) [Der ökonomische Staat, S. 77]
- Hertingshausen (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 1]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1123)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Hertingshausen, Junkermeierhof (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Umlegung der Flur
1884
Älteste Gemarkungskarte
1680
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3529485, 5677314
UTM: 32 U 529399 5675483
WGS84: 51.229967° N, 9.421061° O
Statistik
Ortskennziffer
633003050
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 346, davon 231 Acker (= 66.76 %), 40 Wiesen (= 11.56 %), 29 Holzungen (= 8.38 %)
- 1961 (Hektar): 346, davon 11 Wald (= 3.18 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 12 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 17 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 181, davon 181 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1961: 472, davon 410 evangelisch (= 86.86 %), 59 katholisch (= 12.50 %)
- 1970: 706
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- undatiert: Kasseler Amt Baune (Landau, Beschreibung des Hessengaues, S. 95)
- 1458/59: Landgrafschaft Kassel, Amt Kassel
- 1483: Landgrafschaft Kassel, Gericht des Zwehrentores (später Gericht bzw. Amt Bauna)
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Bauna
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bauna (seit 1804 Wilhelmshöhe)
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Zwehren
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Wilhelmshöhe
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
- 1971: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel, Stadt Baunatal (s. Gemeindeentwicklung)
Altkreis
Kassel
Gemeindeentwicklung
Am 1.10.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil in die Stadtgemeinde Baunatal eingegliedert.
Gericht
- bis 1822: Amt Ahna
- 1822: Landgericht Kassel
- 1850: Justizamt Kassel II
- 1867: Amtsgericht Kassel II
- 1879: Amtsgericht Kassel
- um 1900: Amtsgericht Kassel (Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 230)
Herrschaft
- Um 1350 ist der Zehnte in Hertingshausen von den Landgrafen an Johann von Schwarzenberg als Lehen ausgetan (Landgrafen-Regesten online Nr. 1118). 1363 hält Landgraf Hermann II. Gericht in Hertingshausen, in dem er über einen zwischen denen von Hertinghausen und von Elben strittigen Zehnten zu Hangenbauna und zwei Hufen in Hertingshausen entscheidet (HStAM Bestand Urk. 110 Nr. 29). In der Folge ist der Meierhof an die Familie von Hertingshausen als Lehen ausgetan. 1689 fällt das Lehnsgut Hertinghausen nach dem Aussterben der gleichnamigen Adligen an die Landgrafen heim. Es gelangt über die von Meysenbug durch Verkauf an Heinrich Wilhelm Julius von Lindau, dessen Familie in der Folge von den Landgrafen belehnt wird (Wunder, Adel im Hessen des 18. Jahrhunderts, S. 117, 690)
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Um 1081 kommen insgesamt drei Hufen in Hertingshausen von unterschiedlichen Gebern an das Kloster Hasungen. 1123 besitzt das Kloster insgesamt vier Hufen in Hertingshausen, von denen zwei von den Möchen gekauft worden waren.
- 1291 ist durch eine Streitbeilegung zwischen Herbord von Hertingshausen Besitz des Klosters Breitenau belegt, das in der Folge wichtigster Grundherr vorort ist (HStAM Bestand Urk. 16 Nr. 47). 1299 und 1329 ist Kloster Ahnaberg als Grundherr in Hertingshausen nachgewiesen, 1377 auch das Kasseler Martinsstift.
- Geringere Besitzansprüchen hatten die Klöster Nordshausen, Heydau, Bredelar und Kaufungen.
- Zum Lehnsgut des Meierhofes den die Familie von Hertingshausen bis zu ihrem Aussterben 1689 innehatten gehörten neben dem freien Hof vier Hufen.
Ortsadel
Adlige von Hertingshausen 2. Hälfte 12. Jahrhundert-1689
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1347 Kapelle
- Saalkirche in romantisierendem Stil 1857 rund 150 m östlich des 1855 abgebrochenen Vorgängerbaus errichtet.
Patrozinien
- Barbara (Kapelle)
- Elisabeth (2007)
Pfarrzugehörigkeit
1347 vereint und inkorporiert Erzbischof Gerlach von Mainu die Pfarrkirche in Grifte und die Kapelle in Hertingshausen auf Bitten des Abtes des Klosters Breitenau, dem das Patronatsrecht der berührten Kirche und Kapelle gehört (HStAM Bestand Urk. 16 Nr. 163. Nach der Reformation wurde Hertingshausen von der Pfarrei Grifte getrennt und 1570 zur Pfarrei Kirchbauna gegeben. 1585 und 1747 gehörte es als Filial nach Kirchbauna. Seit 1872 eingepfarrt nach Kirchbauna, 1994 Filialgemeinde.
Patronat
1347 Kloster Breitenau, 1539 bei den Landgrafen von Hessen
Bekenntniswechsel
Da Filial von Grifte, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Grifter Pfarrer Heinrich Ratz um 1527.
Kultur
Schulen
1890 erste Volkschule
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Denkmaltopographie Landkreis Kassel, Bd. II, S. 112-119
- G. Krug, Hertingshausen. Die Geschichte eines kleinen Dorfes
- G. Krug, Familiengeschiche der Ritter von Hertingshausen
- J. Kneipp, Die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung in und um Baunatal, in: Chronik der Stadt Baunatal Bd. 1, S. 47-204, Katalog, S. 188-200
- Th. S. Huck, Zum Verlauf der Besiedlung des Baunatals, in: Chronik der Stadt Baunatal Bd. 2, S. 61-126, besonders S. 95-98
- Eisenträger/Krug, Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, S. 109-114
- Landau, Ritterburgen 2, S. 218-250
- Landau, Beschreibung des Hessengaues, S. 95
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 219
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 230
- Holtmeyer, Landkreis Kassel, S. 86-88
- Classen, Kirchliche Organisation, S. 191, 201
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Hertingshausen, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2270_hertingshausen> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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