Altenritte

Dorf · 222 m über NN  
Gemeinde
Baunatal
Landkreis
Kassel
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Dorf

Lagebezug

10 km südwestlich von Kassel

Lage und Verkehrslage

Ursprünglich Haufendorf mit einfachem Grundriss und lockerer Hofbebauung südwestlich unterhalb des Baunsbergs entlang der in N-S Richtung verlaufenden Ritterstraße. Etwas nördlich fließt die Baune, auf die in Altenritte der Lützelbach trifft. Kirche in leicht erhöhter Lage. Moderne Besiedlung vor allem nach Norden und Südosten. Nördlich des Stadtteils verlaufen die Bundesautobahn 44 sowie die Landesstraße 3215 (ehemalige Bundesstraße 520). Südlich der Ortschaft trifft die L 3218 auf die L 3219.

Ersterwähnung

775

Siedlungsentwicklung

Im Bereich des Sportplatzes Überreste einer Siedlung der älteren und jüngeren Eisenzeit, im Bereich Baunsberg-Südgipfel befand sich die vorgeschichtliche Wallanlage Baunsberg.

Vorbemerkung Historische Namensformen

Bei den frühen Belegen ohne Zusatz muss offen bleiben, ob sie auf Alten- oder Großenritte zu beziehen sind.

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

  • villa (vor 775)
  • villa (1061)
  • Dorf (1359)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Älteste Gemarkungskarte

1700

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3528060, 5681014
UTM: 32 U 527975 5679181
WGS84: 51.263296° N, 9.40095° O

Statistik

Ortskennziffer

633003020

Flächennutzungsstatistik

  • 1885 (Hektar): 231, davon 164 Acker (= 71.00 %), 46 Wiesen (= 19.91 %), 0,4 Holzungen (= 0.00 %)
  • 1961 (Hektar): 237, davon 2 Wald (= 0.84 %)

Einwohnerstatistik

  • 1585: 24 Haush. (Der ökonomische Staat Landgraf Wilhelms IV.)
  • 1639: 17 Haush. (KLB Landaus Samml., Volkszählung)
  • 1747: 27 Haush. (Stadt- und Dorfbuch)
  • 1885: 370, davon 370 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
  • 1961: 943, davon 821 evangelisch (= 87.06 %), 73 katholisch (= 7.74 %)
  • 1970: 1041

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 9. Jh.: Hessengau (in pago Hassorum)
  • 1061: Provinz Hessen, Grafschaft des Werner, die Maden genannt wird (in provincia Hassia in comitatu Werinheri qui dicitur Madena)
  • 1458/59: Landgrafschaft Kassel, Amt Kassel
  • 1483: Landgrafschaft Kassel, Gericht des Zwehrentores (später Gericht bzw. Amt Bauna)
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Bauna
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bauna (seit 1804 Wilhelmshöhe)
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Zwehren
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Wilhelmshöhe
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
  • 1964: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel

Altkreis

Kassel

Gemeindeentwicklung

Am 1.1.1964 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss von Altenbauna, Altenritte und Kirchbauna zur neu gebildeten Gemeinde Baunatal, die am 01.07.1966 Stadtrechte erhielt. Altenbauna wurde Sitz der Gemeindeverwaltung.

Gericht

  • Zum Amtsgericht Kassel gehörig
  • bis 1822: Amt Ahna
  • 1822: Landgericht Kassel
  • 1850: Justizamt Kassel II
  • 1867: Amtsgericht Kassel II
  • 1879: Amtsgericht Kassel

Herrschaft

  • 1102 erhält Kloster Kaufungen von Graf Werner u.a. vier Hufen in Ritte.
  • Die Herrschaft gehört im 12./13. Jahrundert in den Einflussbereich der Grafen von Schauenburg, vermutlich als mainzisches Lehen. 1346 bestätigt Erzbischof Heinrich zu Mainz Reinhard, Elger und Bernhard von Dalwigk den Kirchsatz zu Ritte, Ditmold, Niedervellmar und Hoof.
  • 1303 belehnen Landgraf Heinrich I. von Hessen, seine Gemahlin Mechthild und ihr Sohn Johann den Ritter Johann Riedesel und seine Erben mit 50 Mark Silber Kasseler Währung aus namentlich genannten Gütern u.a. zu Altenritte. 1329 verkauft Thiemo von Züschen das niedere Gericht an den Landgrafen von Hessen.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • Hersfeld, KlosterUm 775 hat das Klosters Hersfeld Besitz vor Ort.
  • Anfang des 9. Jahrhunderts schenkt ein gwissser Engelherre dem Kloster Fulda seine Güter mit Hörigen in Ritte und Venne. 1061 tätigen der Edle Erenfrid und seine Ehefrau Rucela einen Gütertausch mit dem Kloster Fulda und begeben sich damit in dessen Lehnsherrschaft. Sie übertragen dem Abt Widerad von Fulda verschiedene Güter in Provinz Hessen in der Grafschaft Werners, die Maden genannt wird, u.a. in Ritte, und erhalten sie zu Lehen zurück.
  • 1102 erhält Kloster Kaufungen von seinem Vogt Graf Werner u.a. insgesamt vier Hufen in Ritte, das zweimal genannt wird. Das Kloster hat als Besitz in Großen- und in Altenritte. 1299 kommen zwei Hufen in Altenritte durch Schenkung hinzu.
  • 1154/59 erwirbt Abt Hildebold von Hasungen eine halbe Hufe in Altenritte.
  • Um 1200 überträgt der Laie Walthelm aus Kassel an das Kloster Weißenstein einige Äcker im Dorf Ritte. In der Folge kommen weitere Güter hinzu. 1480 geht ein Geld- und Naturalzins an das Kloster Ahnaberg über, das aber schon 1358 in Ritte begütert ist.
  • 1209 und 1310 hat das Petersstift Fritzlar Einkünfte in Altenritte.
  • Als weitere geistliche Grundherren sind das Martinsstift, die Klöster Breitenau, Merxhausen, Nordshausen, Berich und Hardehausen bekannt. HInzu kommt der Adel der näheren und weiteren Umgebung, d.h. die von Dalwig, Elben Hertinghausen, Hundelshausen, Schwarzenberg und Treffurt. Dabei wird in den Quellen nicht immer zwischen Großen- und Altenritte unterschieden.

Zehntverhältnisse

1288 ist der Zehnte im Besitz von Kasseler Burgmannen (Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 1, S. 362-363, Nr. 485)

Ortsadel

1247

Kirche und Religion

Ortskirchen

  • Um 1200: Kirche
  • 1768 Neubau eines Langhauses, 1908 Errichtung einer Dorfkirche (Heilandskirche) an der Stelle der baufälligen Kapelle.

Pfarrzugehörigkeit

1536 und 1585 zu Großenritte 1611 wird Altenritte als Filial von Großenritte genannt, wohin es eingepfarrt ist. So auch 1872 und 1994.

Patronat

1346 bestätigt Erzbischof Heinrich zu Mainz den Herren von Dalwigk den Kirchsatz zu Ritte, Ditmold, Niedervellmar und Hoof (HStAM Bestand Urk. 111 Nr. 1). Das Patronat in Altenritte besitzen die von Dalwigk auch in der Folge, so 1585.

Bekenntniswechsel

Da Filial von Großenritte, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Großenritter Pfarrer Wittekindt Engelhard um 1536.

Kultur

Schulen

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Wirtschaft

Mühlen

1215 Mühle belegt, um 1400 existieren zwei Mühlen (1402 niedersten Mühle [HStAM Bestand Urk. 47 Nr. 11]) Die Dorfmühle, auch oberste Mühle oder Obermühle genannt, an einem Betriebsgraben der Baune am Westrand von Altenritte. Bis 1938 1 oberschlächtiges Wasserrad, dann durch Turbine ersetzt. Zur Niedermühle bzw. Untermühles. Mühlenwerth B. Vits, Der ländliche Raum im Mittelalter und der frühen Neuzeit, in: in: Chronik der Stadt Baunatal Bd. 2, S. 34-37

Nachweise

Literatur

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Altenritte, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2252_altenritte> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/2252