Oberzwehren

Dorf · 173 m über NN  
Gemeinde
Kassel
Landkreis
Kassel
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Dorf

Lagebezug

5,5 km südwestlich von Kassel

Lage und Verkehrslage

Stadtteil in der Beckenlandschaft südwestlich von Kassel mit ursprünglich dörflicher Struktur, geringer Siedlungsdichte und lockerer Gehöftanordnung. Durch den Ort führt der Grunnelbach,die Kirche befindet sich in zenraler Lage. Bis zur Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist der Ort landwirtschaftlich geprägt, erfährt aber sodann eine rasante wirtschaftliche und bevölkerungspolitische Entwicklung sowie eine Wandlung der Erwerbsstruktur. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft und im Zweiten Weltkrieg werden Kriegs- und Zwangsarbeiterlager in der Gemarkung Oberzwehren (s. Topographie des Nationalsozialismus) angelegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg führen Zuwanderung und der Bau eines VW-Zweigwerks in Altenbauna, südöstlich von Oberzwehren zu nachhaltigen Veränderungen im gesamten Raum. Neue Siedlungsbereiche entstehen am Mattenberg und Schenkelsberg Im Osten verläuft die B 3 bzw. die A 49 mit den Anschlusstellen Kassel-Niederzwehren und Kassel-West. Haltepunkt Oberzwehren der Eisenbahnlinie Kassel – Frankfurt am Main („Main-Weser-Bahn“)

Siedlungsentwicklung

Nieder- und Oberzwehren bildeten ursprünglich eine Siedlungseinheit, die erst um 1200 differenziert wird.

Vorbemerkung Historische Namensformen

In den frühen Quellen ohne präzisierenden Bestimmungsteil sind Ober- und Niederzwehren nicht zu unterscheiden.

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

  • villa (1311)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Umlegung der Flur

1882

Älteste Gemarkungskarte

1729

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3531418, 5682255
UTM: 32 U 531332 5680422
WGS84: 51.274275° N, 9.449166° O

Statistik

Ortskennziffer

611000096

Frühere Ortskennziffer

611000821

Flächennutzungsstatistik

  • 1885 (Hektar): 472, davon 310 Acker (= 65.68 %), 84 Wiesen (= 17.80 %), 0 Holzungen

Einwohnerstatistik

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 1458/59: Landgrafschaft Kassel, Amt Kassel
  • 1483: Landgrafschaft Kassel, Gericht des Zwehrentores (später Gericht bzw. Amt Bauna)
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Bauna
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bauna (seit 1804 Wilhelmshöhe)
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Zwehren
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Wilhelmshöhe
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
  • 1936: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Stadtkreis Kassel

Altkreis

Kassel, kreisfreie Stadt

Gemeindeentwicklung

1.4.1936: Eingemeindung in die Stadt Kassel.

Gericht

  • vor 1822: Amt Ahna
  • 1822: Landgericht Kassel
  • 1850: Justizamt Kassel II
  • 1867: Amtsgericht Kassel II
  • 1879: Amtsgericht Kassel

Herrschaft

  • 1257 ist der Schaumburger Graf Albert von Wallenstein Besitzer der Kirche in Oberzwehren und der Kapelle in Nordshausen. Beides überträgt er dem von ihm in Nordhshausen gegründeten Konvent.
  • Nach der Reformation fällt die Herrschaft in Oberzwehren endgültig an die Landgrafschaft.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • Um 1081 bestätigt Erzbischof Siegfried I. von Mainz dem Kloster Hasungen u.a. den Besitz von zwei Hufen in Zwehren, 1123 kommt eine weitere hinzu. Das Kloster erhebt noch Anfang des 14. Jahrhunderts Anspruch auf Güter in Oberzwehren.
  • 1196 vertauscht der Mainzer Erzbischof Konrad an das Augustinerchorfrauenstift Weißenstein den Zehnten inTodenhausen gegen vier Mansen in Oberzwehren und einem halben in Nordshausen. 1213 erwirbt das Stift dort zwei weitere Hufen, 1259 und 1337 kommen weitere Besitzungen hinzu.
  • 1257 schenkt Graf Albrecht von Wallenstein Kirche und Patronat zu Oberzwehren dem Kloster Nordshausen. In der Folge kommen weitere Güter im Ort durch Erwerb oder Schenkung hinzu.
  • 1322 schenkt der Ritter Ludwig von Zwehren dem Kloster Ahnaberg u.a. seine Güter in Oberzwehren, die für ihn Conrad Schwarz (Niger) bebaut.
  • 1350 verfügt das St. Martinsstift auf der Freiheit über einen Zins in Oberzwehren, 1417 fließen Einkünfte aus drei Höfen und zwei Wiesen in die Ausstattung eines Altars

Zehntverhältnisse

1439 geht ein Teil des Zehnten zu Oberzwehren von denen von Gudenburg zu Mannlehen aus

Kirche und Religion

Ortskirchen

Patrozinien

  • Thomas [1821]

Pfarrzugehörigkeit

1257 ist die Kapelle in Nordshausenvon der Kirche in Oberzwehren abhängig, doch erscheint diese in der Folge nicht mehr. 1486 und 1512 ist Oberzwehren zur Klosterpfarrei Nordshausen gehörig. 1536 als Pfarrei bezeichnet. Seit 1585 Filial von Nordshausen. 1960 werden Gemeindeteile zur Errichtung der Kirchengemeinde der Stephanuskirche (Mattenberg) ausgegliedert.

Patronat

Das Patronat gehört seit 1257 dem Kloster Nordshausen und wird 1303 von Papst Benedikt XI. bestätigt.

Diakonische Einrichtungen

01.08.1914 eine Schwester, Krankenpflege, Vereinsbetreuung, Gemeindearbeit Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel, S. 324-325; Fortbestand der Station bis 1971 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)

Bekenntniswechsel

Einführung der Reformation vermutlich unter dem Nordshäuser Pfarrer Werner Grünberg nach 1527.

Juden

Ort ist der Gemeinde Kassel angeschlossen. 1932/33: 2 Juden

Kultur

Schulen

1910 Volksschule mit vier Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Wirtschaft

Bis zur Industrialisierung überwiegend Landwirtschaft.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Oberzwehren, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2249_oberzwehren> (aufgerufen am 28.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/2249