Veckerhagen

Die Lage von Veckerhagen im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
15 km östlich von Hofgeismar
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrissmerkmalen, einfacher Struktur und lockerer Bebauung an den östlichen Ausläufern des Reinhardswaldes, am linken Ufer der Weser unmittelbar an der Landesgrenze zum Bundesland Niedersachsen. Am Nordrand des Ortes verläuft der Hemelbach von dem ein Mühlgraben abgezweigt wurde, der Kinkelbach führt am Süden von Veckerhagen vorbei. Kern der Siedlung um die Kirche, ehemalige Burg- bzw. Schlossanlage unmittelbar an der Weser. Ausdehnung zunächst nach Westen in Richtung Eisenhütte, jüngere Siedlungsentwicklung mit regelhafter Struktur nach Südwesten in Richtung Reinhardswald.
Ausgangspunkt der Chaussee Veckerhagen - Kassel. An der heutigen B80 (Karlshafener Straße) und L3229 Richtung Immenhausen.
Fährverbindung nach Hemeln seit 1342
Ersterwähnung
1297
Siedlungsentwicklung
Um 1430/31 lässt Landgraf Ludwig I. von Hessen vor Ort eine Burg errichten, die vielleicht an die Stelle eines befestigten Hofes rückte. Die Anlage kann als Ausgangspunkt für die eigentliche Siedlungsentwicklung gelten.
1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Ochsenhof.
Historische Namensformen
- Feckershagen, de; Feckernhagen, de (1297) (Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Witzenhausen, S. 20-22, Urkunde 23; Witzenhäuser Salb. von 1575, 62 v.)
- Vegkirchain (1342) (HStAM Generalrepertorium Veckerhagen)
- Veykerhaygen, tome (1355) [Urkundenbuch Stift Hilwartshausen, S. 165, Nr. 204]
- Vekerhagin (1355) [Urkundenbuch Stift Hilwartshausen, S. 16, Nr. 205]
- Vekirhagin (1377) [Abschrift 18. Jahrhundert HStAM Bestand Urk. 100 Nr. 2023]
- Vekerhagen, in (1396) [Urkundenbuch Stift Hilwartshausen, S. 191-294, Nr. 238]
- Fekerhayn (1402) [HStAM Bestand Urk. 49 Nr. 4063]
- Fekernhagen, in (1408) [Urkundenbuch Stift Hilwartshausen, S. 212-216, Nr. 257]
- Vekernhagen (1499) [Urkundenbuch Stift Hilwartshausen, S. 353-354, Nr. 393]
- Vekernhagen (1570-1590) [Übersichtskarte vom Reinhardswald und Kaufungerwald HStAM Bestand Karten Nr. P II 15629]
- Veckernhagen (1585) [Der ökonomische Staat, S. 96]
- Veckernhagen (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 3]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1396)
- Dorf (1499)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Die Staue
- Eisenhütte
- Farbenmühle
- Forsthaus Hemelberg
- Haldmerden
- Haus an der Olbe
- Heimbeck
- Hemelmühle
- Herboldessen
- Jugendherberge
- Kieswerk
- Ochsenhof
- Schmachteshagen
- Veckerhagen
- Veckerhagen
- Ziegelhütte
- Veckerhagen (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Veckerhagen (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Burgen und Befestigungen
Umlegung der Flur
1905
Älteste Gemarkungskarte
1764
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3541832, 5706710
UTM: 32 U 541742 5704867
WGS84: 51.493403° N, 9.601269° O
Statistik
Ortskennziffer
633022020
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 785, davon 354 Acker (= 45.10 %), 235 Wiesen (= 29.94 %), 7 Holzungen (= 0.89 %); vgl. auch Oberförsterei Veckerhagen
- 1961 (Hektar): 816, davon 14 Wald (= 1.72 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 87 Haush.(Der ökonomische Staat)
- 1747: 147 Haush. (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 1581, davon 1556 evangelisch (= 98.42 %), 4 katholisch (= 0.25 %), 19 andere Christen (= 1.20 %), 2 Juden (= 0.13 %)
- 1961: 2463, davon 2014 evangelisch (= 81.77 %), 416 katholisch (= 16.89 %)
- 1970: 2604
- 1750: 2 Wagner, 5 Bender, 10 Schneider (2 üben den Beruf nicht mehr aus), 15 Schmiede, 3 Metzger, 6 Zimmerleute, 22 Leineweber, 33 Tagelöhner, 7 Schreiner, 1 Fenstermacher, 3 Drechsler, 4 Bäcker, 6 Schuster, 1 Hutmacher, 1 Ziegelbrenner, 3 Tabakspinner, 7 Krämer, 8 Mann auf der Eisenhütte, 7 Fischer, 5 Brandtweinbrenner, 2 Wirte, 1 Braumeister, 2 Schäfer, 5 Müller, 12 Frauen, teils einzeln, teils verheiratet, die sich vom Tagelohn und Spinnen ernähren, die übrigen ernähren sich lediglich vom Ackerbau und Transport der Eisensteine zur Eisenhütte
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1430: Landgrafschaft Hessen, Amt Veckerhagen (Unteramt von Grebenstein)
- 1551: Landgrafschaft Hessen, Amt Gieselwerder
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Amt Sababurg
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Sababurg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sababurg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Karlshafen
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sababurg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
Altkreis
Hofgeismar
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1970 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss der beiden Gemeinden Vaake und Veckerhagen zur neuen Gemeinde Reinhardshagen, deren Ortsteil und Gemeindeverwaltungssitz Veckerhagen wurde.
Gericht
- bis 1822: Amt Sababurg
- 1822: Justizamt Sababurg (Sitz Veckerhagen)
- 1867: Amtsgericht Veckerhagen
- 1879: Amtsgericht Veckerhagen
- vor 1932: Amtsgericht Veckerhagen
- 1932: Amtsgericht Hofgeismar
Herrschaft
- 1342 erwirbt der Landgraf von Hessen von den Rittern von Stockhausen die Hälfte des Dorfes Veckerhagen mit Fähre und Mühlen. Die andere Hälfte verbleibt bei den Schönebergern. 1377 tritt der Herr von Schöneberg Veckerhagen, das bis dahin ein schönebergisches Lehen der von Stockhausen gewesen war, an Hessen ab. Die von Stockhausen haben den Ort nun von Hessen zu Lehen. 1429 löst der Landgraf von Hessen den Kaltenhof von den von Stockhausen zugleich mit dem Dorf Veckerhagen, das auch von den Welfen beansprucht wird, ein und beginnt im Jahr darauf mit der Errichtung einer Befestigungsanlage um den Reinhardswald gegen das Kurmainz zu sichern. 1551 ist die Hälfte des Ortes als hessisches Lehen im Besitz eines von Stockhausen, nach dessen Tod das Lehen heimfiel (Gieselwerd. Salbuch).
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1355 gibt der Ritter Heinrich von Stockhausen bekannt, dass er vom Stift Hilwartshausen einen Hof in Herboldessen mit vier Hufen sowie eine halbe Hufe bei Veckerhagen zur Pacht erhalten habe.1395 erhält das Stift Einkünfte aus dem Testament es Propstes Johann Gruner. 1408 sind vier Höfe des Stifts zur Pacht ausgetan, zwei entrichten einen Wachszins. 1499 verkauft der Knappe Stephan von Stockhausen dem Stift eine Jahresrente aus der Herbstbede in Veckerhagen.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1542 Pfarrer zu Veckerhagen und Vaake, 1557 wird in einem Visitationsprotokoll zunächst Veckerhagen als Sitz der Pfarrei genannt, 1585 Vaake
- Evangelische Pfarrkirche 1778 als kreuzförmiger Bau im klassizistischen Stil errichtet
- Kirche der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten)
Pfarrzugehörigkeit
Im Mittelalter zum Benediktinerkloster Hilwartshausen eingepfarrt. 1585 ist Veckerhagen Filial von Vaake, seit 1979 eigene Pfarrei
Patronat
Das Patronat gehört im Mittelalter dem Kloster Hilwartshausen, nach der Reformation den Herzögen von Braunschweig.
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Johann Hufnagel ca. 1527-1542, Pfarrer in Vaake und Veckerhagen. Er wurde von Landgraf Philipp eingesetzt, weil das Kloster Hilwartshausen sich weigerte, einen evangelischen Prädikanten zu besolden.
Juden
1506 und 1509 jüdische Zollzahlungen im Ort.
Kultur
Schulen
1910 Volksschule mit vier Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Land- und Waldwirtschaft (vgl. auch Oberförsterei Veckerhagen), Fischerei, Wesersschiffahrt, Hüttenwesen (Eisenhütte)
Mühlen
1587 werden im Salbuch des Amtes Sababurg (HStAM Bestand S Nr. 543) fünf Mühlen bzw. Müller in Veckerhagen genannt, ebenso im Lager-, Stück- und Steuerbuch von um 1750. Hinzugekommen ist inzwischen noch die Eisenhütte. Neben der außerhalb der Ortslage gelegenen Farben- und der Hemelmühle existierten im Dorf noch die Schleifmühle Peter, die Kloppmühle (Hofmannsche Mühle, bis ca. 1960 betrieben), die Untere Brüggemannsche Mühle (Mittelmühle, bis ca. 1954 betrieben) und die Mahl- und Holzschneidemühle Beuermann (bis ca. 1910 betrieben)
Markt
1777 Marktgerechtigkeit mit drei Märkten
Nachweise
Literatur
- Veckerhagen in sieben Jahrhunderten
- Reinhardshagen. 1100 Jahre Vaake, 700 Jahre Veckerhagen
- Denkmaltopographie Kreis Kassel, Bd. I, S. 539-569
- Scholz, Wasser- und Windmühlen im Landkreis Kassel, S. 169-172
- K. Günther, Territorialgeschichte der Landschaft zwischen Diemel und Oberweser vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, S. 190-196
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 21
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 107
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 480
- Desel, Pfarrergeschichte des Kirchenkreises Hofgeismar, S. 907ff.
- Germania Judaica 3/2, S. 1879, Anm. 45
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Veckerhagen, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2099_veckerhagen> (aufgerufen am 28.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/2099