Schöneberg (Hugenottensiedlung)

Die Lage von Schöneberg im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
4 km nordöstlich von Hofgeismar
Lage und Verkehrslage
Planmäßig angelegtes, langgezogenes Straßendorf in einer Mulde unterhalb des gleichnamigen Burgberges an einem rechten Nebenbach der Esse. Durch den Ort verläuft als Hauptachse in Süd-Nordrichtung die B 83 (Bremer Straße) von Hofgeismar nach Trendelburg.
Ersterwähnung
1699
Siedlungsentwicklung
1699 als französische Kolonie auf den alten Meiergütern des Schöneberger Hofes und der Wüstung Bünichheim gegründet
Vorbemerkung Historische Namensformen
Die älteren Namensformen zur Burganlage Schöneberg finden sich im Burgenmodul.
Historische Namensformen
- Friedrichsdorf (1699) [ohne Beleg vgl. Kadell, Hugenotten in Hessen-Kassel, S. 267, Anm. 2)
- Schöneberg (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 3]
Bezeichnung der Siedlung
- Kolonie (1699)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Schöneberg, Burg
- Schöneberg, Burg (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Umlegung der Flur
1948-1959
Älteste Gemarkungskarte
1871/72
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3529117, 5709231
UTM: 32 U 529032 5707387
WGS84: 51.516859° N, 9.418403° O
Statistik
Ortskennziffer
633013080
Flächennutzungsstatistik
- 1688: ca. 100 ha
- 1885 (Hektar): 209, davon 167 Acker (= 79.90 %), 4 Wiesen (= 1.91 %), 0 Holzungen
- 1961 (Hektar): 408, davon 1 Wald (= 0.25 %)
Einwohnerstatistik
- 1699: 24, 1700: 25, 1724: 24, 1732: (19), 1747: 26, 1773: 35, 1780: 28 Familien
- 1819: 128 Einwohner
- 1885: 241, davon 237 evangelisch (= 98.34 %), 4 katholisch (= 1.66 %)
- 1961: 355, davon 287 evangelisch (= 80.85 %), 43 katholisch (= 12.11 %)
- 1970: 371 Einwohner
- 1780: 13 Bauern, 11 Handwerker, davon 8 mit mehr als 0,5 ha Land, 3 Tagelöhner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1699-1800: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Französische Kanzlei (ursprünglich Französische Kommission, dann Französische Kanzlei, ab 1778 offiziell Französische Justizkanzlei)
- 1800-1803: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Hofgeismar
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Hofgeismar
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Hofgeismar
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Hofgeismar
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
Altkreis
Hofgeismar
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1970 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden als ein Stadtteil der Stadtgemeinde Hofgeismar eingegliedert.
Gericht
- 1821: Justizamt Hofgeismar
- 1822: Justizamt Hofgeismar
- 1867: Amtsgericht Hofgeismar
- 1879: Amtsgericht Hofgeismar
- 1968: Amtsgericht Hofgeismar
Herrschaft
- Bis 1800 unterstand die Kolonie der Französichen Kanzlei der landgräflichen Regierung in Kassel.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1705-1706 als Fachwerkständerbau giebelständig zur Straße errichtet, Renovierungen 1756 und 1982
Pfarrzugehörigkeit
Zunächst hat die Kolonie mit Carlsdorf, Hofgeismar und Kelze einen gemeinamen Pfarrer, 1704 wird es mit Carlsdorf von Hofgeismar und Kelze, 1739 dann auch von Carlsdorf getrennt. Dann wird Schöeneberg wieder Filial von Hofgeismar. 1892 kommt Schöneberg mit Carlsdorf zum neu gebildeten Kirchspiel Hofgeismar-Gesundbrunnen.
Bekenntniswechsel
Der Ort entstand 1699 als Gründung für französische Glaubensflüchtlinge. Die Gemeinde wurde zusammen mit Carlsdorf zunächst durch David Clément, französisch-reformierter Pfarrer in Hofgeismar, betreut. 1704 entstand eine eigene französisch-reformierte Pfarrei Carlsdorf, zu der auch Schöneberg gehörte. Der erste Pfarrer dieser Pfarrei war Jacques Le Fèvre von 1704 bis 1716. Nach 1739 wurde Schöneberg wieder von Hofgeismar versehen.
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Denkmaltopographie Kreis Kassel, Bd. I, S. 371-379
- Zögner, Hugenottendörfer in Nordhessen, S. 66-76
- Vogt, Ansiedlungen französischer Glaubensflüchtlinge, S. 123-128
- Kadell, Hugenotten in Hessen-Kassel
- Pfaff, Neubegründung des Hospitals in Hofgeismar, in: Hessenland, 19 (1905), S. 250-251, 266-267
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 430
- Rommel, Geschichte der französischen Kolonien in Hessen-Cassel, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde , 7 (1858), S. 83-186
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 150-155
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Schöneberg, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2092_schoeneberg-hugenottensiedlung> (aufgerufen am 28.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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