Mariendorf

Die Lage von Mariendorf im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
9 km südöstlich von Hofgeismar
Lage und Verkehrslage
Kreuzförmige Dorfanlage mit einfacher Struktur und geringer Siedlungsdichte am Westhang des Reinhardswaldes. Die etwas breitere Mittelachse wird von zwei schmaleren parallelen Straßen gekreuzt, an deren Nordende sich die Kirche befindet.
Nördlich des Ortes verläuft die L3229 (Veckerhagener Straße) von der die L3386 abzweigt und durch Mariendorf Richtung Immenhausen führt
Siedlungsentwicklung
Ein Ringwall rund um den Ahlberg umschloss eine befestigte eisenzeitliche Siedlung.
Im Jahre 1687 siedelt Landgraf Karl von Hessen Hugenotten aus den Hochalpentälern bei Brinçon (Pragelas, Embrunois) auf dem Gebiet der Wüstung Hildesheim an und benennt die Siedlung nach seiner Ehefrau Maria Amalia, geborene Herzogin von Kurland, und überträgt sie ihr auf Lebenszeit.
Historische Namensformen
- Mariendorf (1688)
- Mariendorf (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 3]
Bezeichnung der Siedlung
- Kolonie (1693)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1947-1956
Älteste Gemarkungskarte
1792
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3534126, 5702144
UTM: 32 U 534039 5700303
WGS84: 51.452883° N, 9.489877° O
Statistik
Ortskennziffer
633014030
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 173, davon 123 Acker (= 71.10 %), 38 Wiesen (= 21.97 %), 0 Holzungen
- 1961 (Hektar): 284, davon 3 Wald (= 1.06 %)
Einwohnerstatistik
- 1687: 30, 1691: 32, 1698: 25, 1699: 29, 1724: 29, 1732: 20, 1732: 37, 1780: 40 Familien
- 1747: 34 Haush. (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1819: 267 Einwohner
- 1885: 317, davon 317 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1961: 365, davon 329 evangelisch (= 90.14 %), 25 katholisch (= 6.85 %)
- 1970: 394
- 1780: 21 Bauern, 8 Handwerker, davon 8 mit mehr als 0,5 ha Land, 4 Tagelöhner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1687-1800: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Französische Kanzlei (ursprünglich Französische Kommission, dann Französische Kanzlei, ab 1778 offiziell Französische Justizkanzlei)
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Grebenstein
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Grebenstein
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Grebenstein
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Grebenstein
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1970: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar, Stadt Immenhausen (s. Gemeindeentwicklung)
Altkreis
Hofgeismar
Gemeindeentwicklung
Am 1.12.1970 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss der Gemeinden Holzhausen und Mariendorf mit der Stadt Immenhausen zu neu gebildeten Stadtgemeinde Immenhausen.
Gericht
- 1821: Justizamt Grebenstein
- 1822: Justizamt Grebenstein
- 1867: Amtsgericht Grebenstein
- 1879: Amtsgericht Grebenstein
- 1945: Amtsgericht Hofgeismar
- 1968: Amtsgericht Hofgeismar
Herrschaft
- Bis 1800 untersteht die Kolonie der Französischen Kanzlei der landgräflichen Regierung in Kassel.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1688 schenkt Landgraf Karl seiner Frau die Einkünfte aus dem Dorf
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1701-1705 Erbauung, 1710 Einweihung der Kirche
- Schlichte Saalkirche mit geschwungenem Mansarddach, 1937, 1971 und 1987 renoviert
Pfarrzugehörigkeit
Bis 1739 eigenständige Pfarrei, von da an bis 1840 mit Carlsdorf verbunden. Ab dann eigenständige Pfarrei der Klasse Grebenstein mit Udenhausen als Filial. 1982 Auflösung des Kirchspiels und Verbindung der Waldensergemeinde Mariendorf mit Immenhausen und Udenhausen mit Hombressen. Seitdem ist Mariendorf Vikariatsgemeinde von Immenhausen.
Bekenntniswechsel
1687 französisch-reformierte Pfarrei für Réfugiés, erster Pfarrer: Jean Laget 1686-1692, Pfarrer in Immenhausen und Mariendorf
Kirchliche Mittelbehörden
gehörte zunächst zur französischen Inspektur, seit ca. 1825 zur Klasse Grebebstein, seit 1872 zur Klasse Hofgeismar
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Historische Ereignisse
Dorfbrand 1928
Nachweise
Literatur
- Denkmaltopographie Kreis Kassel, Bd. I, S. 412-415
- Zögner, Hugenottendörfer in Nordhessen, S. 55-66
- Vogt, Ansiedlungen französischer Glaubensflüchtlinge, S. 119-123
- Kadell, Hugenotten in Hessen-Kassel
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 320
- Desel, Pfarrergeschichte des Kirchenkreises Hofgeismar, S. 746-775
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Mariendorf, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2084_mariendorf> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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