Carlsdorf

Die Lage von Carlsdorf im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
3 km südöstlich von Hofgeismar
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit einfachem, kreuzförmigem Grundriss in den westlichen Ausläufern des Reinhardswaldes. Durch den Ort führt die Lempe, die Kirche befindet sich am Südwestrand in Richtung Hofgeismar. Moderner Wohnsiedlungsbereich nördlich der Lempe am Rand des Strauchbergs.
Ersterwähnung
1686
Siedlungsentwicklung
1686 wird das Dorf als erste Kolonie für französische Réfugiés unter Landgraf Karl in der Nähe des ausgegangenen Dorfes Gauze (früher Gothardessen genannt) angelegt.
Historische Namensformen
- Carlsdorf 1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 3]
- Karlsdorf (1885)
Bezeichnung der Siedlung
- Kolonie (1686)
- Siedlung
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1867-82; 1965-1976
Älteste Gemarkungskarte
1889
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3529923, 5706086
UTM: 32 U 529837 5704243
WGS84: 51.48855° N, 9.429747° O
Statistik
Ortskennziffer
633013020
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 211, davon 196 Acker (= 92.89 %), 1 Wiesen (= 0.47 %), 3 Holzungen (= 1.42 %)
- 1961 (Hektar): 491, davon 7 Wald (= 1.43 %)
Einwohnerstatistik
- 1686: ca. 30, 1688: 43, 1690: 37; 1691: 27, 1700: 29; 1732: 33, 1772: 41, 1780: 43 Familien
- 1819: 212 Einwohner
- 1747: 35 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1770: 19 Ackerleute, 1 Weber, 2 Müller, 1 Schmied
- 1780: 24 Bauern, 13 Handwerker, davon 9 mit mehr als 0,5 ha Land, 4 Tagelöhner
- 1885: 212, davon 212 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1961: 349, davon 285 evangelisch (= 81.66 %), 58 katholisch (= 16.62 %)
- 1970: 375
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1686-1800: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Französische Kanzlei (ursprünglich Französische Kommission, dann Französische Kanzlei, ab 1778 offiziell Französische Justizkanzlei)
- 1800-1803: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Hofgeismar
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Hofgeismar
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Hofgeismar
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Hofgeismar
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
Altkreis
Hofgeismar
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1970 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden als ein Stadtteil der Stadtgemeinde Hofgeismar eingegliedert.
Gericht
- 1821: Justizamt Hofgeismar
- 1822: Justizamt Hofgeismar
- 1867: Amtsgericht Hofgeismar
- 1879: Amtsgericht Hofgeismar
- 1968: Amtsgericht Hofgeismar
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1699-1704 Errichtung einer querorientierten Fachwerksaalkirche auf den Fundamenten der mittelalterlichen St. Georgskapelle
Pfarrzugehörigkeit
1704 Gründung der Pfarrei die aufgenommenen Hugenotten. Anfangs mit Schöneberg verbunden, ab 1738 dann mit Mariendorf. Ab 1789 wiederum war Mariendorf Filial von Carlsdorf. 1821jzur Altstadtpfarrei Hofgeismar. Ab 1840 ist Carlsdorf Vikariat von Hombressen, so noch 1872. Ab 1892 gehört Carlsdorf mit Schöneberg zur neuen Pfarrei Hofgeismar-Gesundbrunnen
Bekenntniswechsel
Das 1686 entstandene Carlsdorf ist die älteste Gründung für Hugenotten in Hessen. Die Gemeinde wurde zunächst durch David Clément, französisch-reformierter Pfarrer in Hofgeismar, betreut. Dieser weihte auch 1704 die Kirche ein. Erster Pfarrer der neu errichteten französisch-reformierten Pfarrei Carlsdorf, zu der auch Schöneberg gehörte, war Jacques Le Fèvre von 1704 bis 1716. Von 1739 bis zur Auflösung der Pfarrei 1821 wurde Carlsdorf von den Pfarrern aus Mariendorf betreut. 1821 kam Carlsdorf als Filial zunächst an die Altstädter Kirche in Hofgeismar 1840 an Hombressen und schließlich 1892 an Hofgeismar-Gesundbrunnen.
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Denkmaltopographie Kreis Kassel, Bd. I, S. 255-260
- Zögner, Hugenottendörfer in Nordhessen, S. 45-54
- Vogt, Ansiedlungen französischer Glaubensflüchtlinge, S.113-119
- Kadell, Hugenotten in Hessen-Kassel
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 101
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 271 (Karlsdorf)
- Rommel: Zur Geschichte der französischen Kolonien; in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde; Band 7; S. 173 f.
- Pfaff: Karlsdorf, die älteste französische Kolonie in Hessen; in: Hessenland; Band 19 (1905); S. 81 ff.
- Desel, Pfarrergeschichte des Kirchenkreises Hofgeismar, S. 29-35
Siehe auch
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Orte
Personen
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Carlsdorf, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2052_carlsdorf> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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