Willingen (Upland)

Die Lage von Willingen (Upland) im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
18,5 km nordwestlich von Korbach
Lage und Verkehrslage
Ausgedehntes Dorf mit regelhafen Grundrissmerkmalen im bergigen Upland, dicht an der Nordrhein-Westfälischen Landesgrenze (Hochsauerlandkreis) im oberen Tal des Itterbaches. Evangelische Pfarrkirche in zentraler Lage, katholische Kirche im Süden. Jüngere Siedlungsausdehnung in Richtung Südwesten entlang der Hoppecke sowie nach Norden und Südosten entlang des Itterbaches. Durch den Ortskern führt die B 251 (Brilon-Korbach-Kassel), von der die L 3393 nach Norden (Richtung Bontkirchen) abzweigt. Bahnhof der Eisenbahnlinie Korbach – Brilon/Wald ("Uplandbahn") seit 1914 (Die Teilstrecke Usseln - Willingen (Upland) wurde am 2.4.1917 eröffnet, die Teilstrecke Willingen - Brilon/Wald am 30.10.1914).
Ersterwähnung
1380
Siedlungsentwicklung
Die ursprüngliche Siedlung Alten-Wildingen befand sich südöslich des heutigen Willingen. Die Neubesiedlung entlang des oberen und höher gelegenen Uferbereiches der Itter erfolgte ab etwa 1470. Die Entwicklung steht in Zusammenhang mit der Eisengewinnung.
Vorbemerkung Historische Namensformen
Bei den Belegen aus dem 14. Jahrhundert ist einen eindeutige Zuordnung nicht möglich. Vgl. daher auch Alten-Wildingen.
Historische Namensformen
- Wildinghen, in (1380) [Johann Suibert Seibertz (Hrsg.), Quellen der Westfälischen Geschichte 3, S. 286]
- Wildingen (1388) [HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 10906 = Regesten der Erzbischöfe von Köln 9, S. 432, Nr. 1622]
- Wildingen (1502) [HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 4928]
- Wyldinghen (1537) [HStAM Bestand 127 Nr. 3]
- Willingen (1733) [HStAD Bestand P 23 Nr. 56]
Bezeichnung der Siedlung
- Dorf und Mark (1388)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Burgen und Befestigungen
- Die ursprüngliche Siedlung Alten-Wildingen befand sich südöslich des heutigen Willingen. Die Neubesiedlung entlang des oberen und höher gelegenen Uferbereiches der Itter erfolgte ab etwa 1470. Die Entwicklung steht in Zusammenhang mit der Eisengewinnung.
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3472856, 5684610
UTM: 32 U 472793 5682776
WGS84: 51.295659° N, 8.609779° O
Statistik
Ortskennziffer
635022090
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 1635, davon 223 Acker (= 13.64 %), 147 Wiesen (= 8.99 %), 997 Holzungen (= 60.98 %)
- 1961 (Hektar): 1635, davon 1063 Wald
Einwohnerstatistik
- 1541: 12 Häuser
- 1620: 45 Häuser
- 1650: 26 Häuser
- 1738: 55 Häuser
- 1770: 66 Häuser, 478 Einwohner
- 1885: 755, davon 752 evangelisch (= 99.60 %), 1 katholisch (= 0.13 %), 2 andere Christen (= 0.26 %)
- 1895: 785, davon 784 evangelisch (= 99.87 %), 0 katholisch, 1 andere Christen (= 0.13 %)
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1489: Grafschaft Waldeck, Amt Eisenberg
- 1546: Grafschaft Waldeck, Amt Eisenberg
- 1712: Fürstentum Waldeck, Amt Eisenberg
- 1755/1757: Fürstentum Waldeck, Amt Eisenberg
- bis 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Amt Eisenberg
- 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberamt des Eisenbergs (Sitz in Korbach)
- 1816: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberjustizamt Eisenberg (Sitz in Korbach)
- 1850: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis des Eisenbergs
- 1919-1929: Freistaat Waldeck, Kreis des Eisenbergs
- 1929: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis des Eisenbergs
- 1942: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Altkreis
Waldeck
Gemeindeentwicklung
Zur Entwicklung seit Einführung der hessischen Gebietsreform 1970-1974 s. Gemeinde Willingen (Upland).
Gericht
- 1502: Halsgericht bei den Grafen von Waldeck, Bauergericht als Lehen bei Volkhard von Berninghausen
- 1537/1541: Gogericht Flechtdorf, Freistuhl Usseln
- 1814: Oberjustizamt des Eisenbergs in Korbach
- 1850: Kreisgericht Korbach
- 1868/69: Amtsgericht Korbach
Herrschaft
- 1388 erfolgt eine Scheidung zwischen dem Stift Köln und der Stadt Brilon einerseits und dem Grafen Heinrich von Waldeck andererseits durch Schiedsleute. Im Hochwald zwischen Keffeiker und Willinger Mark sollen die Grenzsteine und dazwischen stehende Bäume mit den Wappen von Köln und Waldeck bezeichnet werden. Grenzfrevler sollen gepfändet werden. Die Briloner müssen die Pfandstücke in Willingen, die Willinger in Brilon abholen.
- 1502 wird Volkhard von Berninghausen von Graf Philipp II. von Waleck mit dem Dorf dem halben Zehnten, dem Bauergericht und Mark dasselbst belehnt, ausgenommen Obrigkeit, Halsgericht, Jagd, Straße und Geleit.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1380 hat das Kanonissenstift Geseke (Kreis Soest) Einkünfte in Willingen.
- Philipp der Ältere, Graf von Waldeck, bestimmt 1535, dass das Gut Wildingen nebst der Mühle, mit dem er Volpert von Berninghausen beleibzüchtigt hat, nach seinem Tode auch auf seine unechten Kinder übergehen darf.
Zehntverhältnisse
1502 ist Volkhard von Berninghausen vom Graf von Waldeck mit dem halben Zehnten belehnt. 1537 gehört die eine Hälfte Volpert, die andere Hälfte löst Kanzler Wendel Colbacher vom Spital zu Korbach. Sie fällt 1540 aber gleichfalls an Volpert.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1541: Kapelle
- 1847: bei Großbrand zerstört, 1849-51 als rechteckiger Saalbau im klassizistischen Stil neu errichtet. 1952 erneuter Umbau, bis in die 1960er Jahre als Kirche genutzt, dann als Gaststätte.
- 1960-1969: Neubau der heutigen evangelischen Pfarrkirche
- 1954: Katholische Kirche errichtet, 1964 durch größere ersetzt
Patrozinien
- Maria [1541]
Pfarrzugehörigkeit
Ursprünglich zum Kirchspiel Usseln gehörig, seit 1947 Hilfspfarrstelle zu der Schwalefeld als Filialgemeinde gehört. 1976 wird das Kirchspiel Willingen mit zwei Pfarrstellen errichtet, Rattlar und Schwalefeld werden Filialgemeinden.
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation in der Grafschaft Waldeck ab 1526.
Kultur
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
In der Frühen Neuzeit findet in Willingen vorindustrielle Eisenproduktion statt. 1536 erhält Tielemann Limperger von Volpert von Berninghausen die Genehmigung, eine Blasehütte mit Graben und Zubehörung, soweit das für eine Hütte nötigt sei, gegen jährliche Zahlung von 8 Schilling zu errichten und zu seinem Nutzen zu betreiben. Im Landregister des Jahres 1540 wird der Waldhammer unter Willingen aufgeführt, in der Folge wird vom Hammer unter Willingen gesprochen. 1576 erfolgt ein Hammerneubau. Unterschieden wird zwischen dem Willinger Stabhammer, später Frisch Hammer, unterhalb des Dorfes Willingen, der zumeist zur Stryker Faktorei gehört (Vgl. Stryck) und dem Willinger Zein- oder Zainhammer dicht oberhalb des Dorfes. Der Willinger Frisch-Hammer wird 1812-1815 abgebrochen, der Zeinhammer lassen die Pächter 1819 stillstehen. Von 1871/72 bis 1971 Abbau von Schiefer (Grube Christine) und seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Leinen- und Faßkranenhandel. Seit 1950 entwickelt sich Willingen zu einem bedeutenden Wintersportzentrum in Norddeutschland.
Mühlen
1535: Mühle
Nachweise
Literatur
- Willingen. Waldeckische Ortssippenbücher 50
- Karl Schäfer, Geschichte der Eisenindustrie in der ehemaligen Grafschaft Waldeck, S. 78-82
- Bockshammer, Grafschaft Waldeck, S. 216-228
- Bau- und Kunstdenkmäler Kassel N.F. 3 (Kreis des Eisenberges), S. 230 f.
- Mannel, Eisenhütten und Hämmer des Fürstentums Waldeck, S. 20, 192-194
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Willingen (Upland), Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/1875_willingen-upland> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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