Reichelsheim (Odenwald)

Die Lage von Reichelsheim (Odenwald) im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
13 km nordwestlich von Erbach
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regelhaftem Grundriss am Mergbach im Granitgebiet des Odenwaldes bei getrennter doppelseitiger Tallage. Endbahnhof der Eisenbahnlinie Reinheim – Reichelsheim ("Gersprenztalbahn"; "Odenwälder Lieschen") (Inbetriebnahme der Strecke 10.10.1887) bis Stilllegung der Strecke im Mai 1964.
Ersterwähnung
1303
Historische Namensformen
- Richelsheim (1303)
- Richoltsheim (1307)
- Richolfsheim (um 1312)
- Rycholsheim (1321)
- Richoldesheim (1357)
- Richetzheim (1363)
- Richelßheim (1443)
- Reichelsheim i. O
- Reichelsheim i. Odw
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3488498, 5508541
UTM: 32 U 488427 5506777
WGS84: 49.71339° N, 8.839476° O
Statistik
Ortskennziffer
437013140
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 1742, davon 1090 Acker, 307 Wiesen, 345 Wald
- 1961 (Hektar): 462, davon 45 Wald (= 9.74 %)
Einwohnerstatistik
- 1829: 1240 Einwohner
- 1961: 2552, davon 2143 evangelisch (= 83.97 %), 344 katholisch (= 13.48 %)
- 1970: 3133 Einwohner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1787: Grafschaft Erbach-Erbach, Anteil an der Grafschaft Erbach, Amt Reichenberg
- 1806: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Starkenburg, Amt Reichenberg (zur Standesherrschaft Erbach gehörig)
- 1820: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Starkenburg, Amt Reichenberg (zur Standesherrschaft Erbach gehörig)
- 1822: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Erbach
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Erbach
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Lindenfels
- 1874: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Erbach
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Erbach
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Odenwaldkreis
Altkreis
Erbach
Gemeindeentwicklung
Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Gemeinde s. Reichelsheim, Gemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Reichelsheim (Odenwald).
Gericht
- 1820-1822: standesherrliches Amt Reichenberg zu Reichelsheim
- 1822: Landgericht Michelstadt
- 1853: Landgericht Fürth
- 1879: Amtsgericht Fürth
- 1904: Amtsgericht Reichelsheim
- 1943: Zweigstelle Amtsgericht Reinheim
- 1945-1968: Amtsgericht Herbst, danach aufgelöst
- 1968: Amtsgericht Michelstadt
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1303 schlichten genannte Schiedsrichter den Streit Gerlachs von Breuberg mit den Schenken von Erbach über Güter zu Reichelsheim. Um 1312 verpachtet der Abt von Fulda seine eigenen Güter dem Eckehard von Frauenrode, Bürger zu Frankfurt auf sieben Jahre. 1363 bewilligt Pfalzgraf Ruprecht Schenk Heinrich von Erbach ein Wittum für seine Ehefrau Anna auf dem Hof zu Reichesheim. (1398-1400) belehnt Pfalzgraf Ruprecht Schenk Hans von Erbach mit der Hälfte von Reichelsheim. 1653 Pfälzischer Lehnbreif für die Grafen von Erbach. 1806 mit dem Amt Reichenberg an das Großherzogtum Hessen.
Zehntverhältnisse
Um 1312 verkauft Kloster Fulda seinen Zehnten an Eckehard von Frauenrode.
Ortsadel
1391: Edelknecht Albrecht von Rychelsheim
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1303: parochia
- 1387: Pfarrer
Patrozinien
- Maria
Pfarrzugehörigkeit
Zum Kirchspiel gehörten: Frohnhofen, Ober-Ostern, Unter-Ostern, Erzbach, Pfaffen-Beerfurth, Laudenau, Rohrbach, Eberbach, Bockenrod, Klein-Gumpen, Brandau, Lützelbach, Steinau, Winterkasten, Ober-Klein-Gumpen, Groß-Gumpen, Freiheit, Kirch-Beerfurth, Erlau, Güttersbach, Bierbach, Hof Eberbach, Michelbach, Rodenstein. Tochterpfarrei war 1360 Neunkirchen und 1387 Fränkisch-Crumbach
Patronat
Ursprünglich hatten die Herren von Rodenstein das Patronatsrecht, 1398 die Schenken von Erbach.
Diakonische Einrichtungen
Lungenheilanstalt 1897 – 1900, Gemeindepflege 1900 – 1958 (Angaben basieren auf Mitteilungen des Zentralarchivs der EKHNZA in Darmstadt vom 01.07.2021); nach Röschen, Beschreibung der evangelischen Pfarreien des Großherzogtum Hessen für 1928 bestehen eine Diakonissenstation, eine Kleinkinderschule, eine Lungenheilanstalt und eine Krankenpflegestation im Ort; für die Kleinkinderschule gibt es ein eigenes Haus; für 1900 nennt Röschen die Kleinkinderschule und die Lungenheilanstalt; nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 2, ein Kindergarten mit 2 Kräften
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation in der Grafschaft Erbach ab 1539.
Erster evangelischer Pfarrer: Volprecht Fischer bis 1543
Kirchliche Mittelbehörden
Archidiakonat St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, Landkapitel Montat
Juden
1830: 172, 1895: 202, 1905: 189, 1925: 121 Juden
1817 Einweihung der Synagoge
israelitische Elementarschule
1856 Anlage eines Friedhofs
Kultur
Schulen
seit 1609 arbeiten Kapläne als Lehrer an der Schule, dadurch geben studierte Lehrer Unterricht; 1852 Trennung von Schule und Kaplanei; 1910 Volksschule mit vier Klassen; Bürgerschule
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
Sitz einer Zent zu der Reichelsheim, Eberbach, Erzbach, Rohrbach, Ober-Ostern, Unter-Ostern, Bockenrode, Frohnhofen, Groß-Gumpen, Klein-Gumpen, Ober-Klein-Gumpen, Winterkasten, Laudenau, Kirch-Beerfurth, Pfaffen-Beerfruth, Neunkirchen, Steinau, Brandau, Lützelbach, Fränkisch-Crumbach, Freiheit, Güttersbach, Erlau, Bierbach, Hof Eberbach, Michelbach und Rodenstein gehörten.
Mühlen
Im 16. Jahrhundert gibt der Müller zum Send in Reichsheim einen Geldzins.
Nachweise
Literatur
- Müller, Starkenburg, S. 574-575
- Demandt, Kirchenorganisation, S. 144-145
- Historisches Ortsverzeichnis Großherzogtum und Volksstaat Hessen, S. 175
- Denkmaltopographie Odenwaldkreis, S. 572-590
- Schäfer, Georg: Kreis Erbach, S. 217-220
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die hessen-darmstädtischen Souveränitätslande, S. 82ff.
- Krapp, Hessische Schulstatistik, S. 73
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd.2
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Reichelsheim (Odenwald), Odenwaldkreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/14029_reichelsheim-odenwald> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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