Bad König

Die Lage von Bad König im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
9 km nördlich von Erbach
Lage und Verkehrslage
Dorf mit regelhaftem Grundriss rechts der Mümling im Buntsandsteingbiet bei einseitiger Tallage. Bahnhof der Eisenbahnlinie Hanau – Eberbach ("Odenwaldbahn (I)";"Mümlingtalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 24.12.1871)
Ersterwähnung
802/817
Siedlungsentwicklung
Ehemalige Winterresidenz der Grafen von Erbach-Schönberg. Schloss, evangelische Pfarrkirche, Rentamt und Kammerbau zu einer erhöht im Ortsbild liegenden Baugruppe vereinigt. Seit dem späten 19. Jahrhundert Entwicklung zur Kurstadt (Cremer, Regierungsbezirk Darmstadt).
Historische Namensformen
- Cunticha (802/817) [aus Druck 1607 Dronke, Codex diplomaticus Fuldensis Neudr., S. 164, Nr. 341; Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 1, Bl. 158rb, S. 278, Nr. 59]
- Quinticha (847)
- Quinticha (849)
- Cunthichum (1012)
- Cunticha (1095)
- Quinteca (1113)
- Küntich (1321)
- Kuntiche (1348)
- Künnich (1349)
- Kontich (1375)
- Küncher margk (1425)
- Kuntiche (1427)
- Konich (1457)
- Koniche (1493)
- Bad König (1948)
Bezeichnung der Siedlung
- villa (847);
- dorf (1348);
- Seit 1948 Bezeichnung als Bad König
- 1980 Verleihung des Rechts zur Führung der Bezeichnung "Stadt" (Staatsanzeiger für das Land Hessen 1980, Nr. 42, S. 1930)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Burgen und Befestigungen
- Das Schloss in der Altstadt des Ortes wurde 1559 [wohl auf Resten einer früheren Anlage] erbaut. Es befand sich ursprünglich im Besitz der Schenken von Erbach.
- 1624 und um 1800 umgebaut. Seit 1937 ist es im Besitz der Stadt und wurde bis 1993 als Rathaus genutzt.
- 1954: Restaurierungsarbeiten
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3500525, 5511770
UTM: 32 U 500450 5510005
WGS84: 49.742532° N, 9.006242° O
Statistik
Ortskennziffer
437001010
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 4603, davon 2004 Acker, 502 Wiesen, 2097 Wald
- 1961 (Hektar): 1312, davon 563 Wald (= 42.91 %)
Einwohnerstatistik
- 1522: 29 wehrfähige Männer
- 1723: 53 wehrfähige Männer
- 1829: 1478 Einwohner
- 1961: 3583, davon 3010 evangelisch (= 84.01 %), 484 katholisch (= 13.51 %)
- 1970: 3659 Einwohner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1463: Amt König
- 1787: Grafschaft Erbach-Schönberg, Anteil an der Grafschaft Erbach, Amt König
- 1806: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Starkenburg, Amt König (zur Standesherrschaft Erbach gehörig)
- 1820: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt König
- 1822: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Breuberg
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Erbach
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Neustadt
- 1874: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Erbach
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Erbach
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Odenwaldkreis
Altkreis
Erbach
Gemeindeentwicklung
Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde Bad König, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Bad König.
Gericht
- Zunächst zur Zent Umstadt, später eigene Zent
- 1820-1822: standesherrliches Amt Bad König
- 1822: Landgericht Höchst
- 1879: Amtsgericht Höchst
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 802/817 schenken Ratfrid und seine Frau Rosmot ihren Besitz dem Stift Fulda. 847 schenken Rudacer und seine Schwester Agatha ihren Besitz in der villa König dem Klsoter Lorsch. 1113 bestätigt König Heinrich V. dem Abt von Lorsch die zur Celle Michelstadt gehörigen Güter in König. 13232 trägt Werner von Anefelt dem Abt von Fulda 8 Pfund von seinen eigenen Gütern auf und empfängt sie als Otzbergisches Burglehen zurück. 1348 verkauft das Erzstift Mainz das Haus Fürstenau und das (halbe) Dorf König gegen 2000 Pfund wiederkäuflich dem Schenken Konrad von Erbach. 1355 verkauft Erzbischof Gerlach von Mainz das Haus Fürstenau und das zugehörige Halbteil des Dorfes König gegen 2700 Pfund. 1418 belehnt Erzbischof Johann von Mainz Schenk Konrad von Erbach mit dem halben Dorf König. 1459 ist die Belehnung auf den ganzen Ort ausgedehnt. 1477 werden die Schenken von Erbach als oberste Vögte, Zent- und Gerichtsherren genannt. 1747 kommt das Amt bei der Grundteilung an die Linie Erbach-Schönbach. 1806 kommt König mit dem Erbach-Schönbergischen Amt König an das Großherzogtum Hessen.
- Besitz hatten ferner die Klöster Himmelthal, Höchst und Steinbach.
Zehntverhältnisse
1095: Zehnte bei der Celle Michelstadt
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1336 Kirche und Geistlicher
- Katholische Pfarrkirche St. Johannes der Täufer 1928/29 erbaut.
- Evangelische Pfarrkirche auf ehemaliger Wehranlage. Turm von 1479, Schiff 1750/51 errichtet.
- Der Kernbau der Friedhofskirche um 1000 errichtet und im 12. Jahrhundert um den Chorraum erweitert, der 1312 und 1343 umgebaut wurde. Seit 1771 Friedhofskapelle.
Patrozinien
- Johannes
Pfarrzugehörigkeit
Zum Kirchspiel gehörten Fürstengrund, Kimbach und Heckenhof
Patronat
Bis 1544 Patronat bei dem Kloster Höchst, danach bei den Grafen von Erbach
Diakonische Einrichtungen
1904-1959 besteht eine Schwesternstation des Elisabethenstifts in Darmstadt für die Gemeindepflege, Kindergarten 1907 - 1941, 1946 – 1957 und ein Altersheim 1945 -1953 (Angaben basieren auf Mitteilungen des Zentralarchivs der EKHNZA in Darmstadt vom 01.07.2021) ; nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit einer, ein Kindergarten mit einer Kraft
Bekenntniswechsel
Erste evangelische Predigten in den 1520er Jahren.
Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Wendel Ziegler nach 1546
Kirchliche Mittelbehörden
Archidiakonat St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, Landkapitel Montat
Juden
1932/33 gab es eine Synagoge, einen Friedhof, eine Mikwe und ein Schächteramt.
1820-1830: 51, 1905: 75, 1925: 83 Juden, 1932-1933: 72 Personen (26 Familien)
Kultur
Schulen
1910 Volksschule mit sechs Klassen, zwei Schulhäuser von 1832 und 1809
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
Zur Zent und zum Amt gehörten König, Fürstengrund, Kimbach und Heckenhof
Mühlen
1321 schlichtet der Abt von Fulda einen Streit wegen dier Hälfte der Mühle zu König.
Mühle im Dorf (Mühlgasse 28) 1477 erwähnt
Nachweise
Literatur
- Müller, Starkenburg, S. 401-403
- Demandt, Kirchenorganisation, S. 126
- Historisches Ortsverzeichnis Großherzogtum und Volksstaat Hessen, S. 150
- Denkmaltopographie Odenwaldkreis, S. 48-75
- Schäfer, Georg: Kreis Erbach, S. 150-155
- Kleberger, Territorialgeschichte des Odenwalds, S. 145-147
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 552
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die hessen-darmstädtischen Souveränitätslande, S. 109
- "gelurt". Odenwälder Jahrbuch für Kultur und Geschichte 2018, S. 27
- Führer durch die jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege in Deutschland 1932-1933. Herausgegeben von der Zentralwohlfahrtsstelle der Deutschen Juden, S. 382
- Krapp, Hessische Schulstatistik, S. 65
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd.1
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Bad König, Odenwaldkreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/14004_bad-koenig> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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