Höchst im Odenwald

Die Lage von Höchst i. Odw. im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
15 km nördlich von Erbach
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regelhaftem Grundriss im Buntsandsteingebiet des Odenwaldes bei doppelseitiger Tallage. Bahnhof der Eisenbahnlinie Hanau – Eberbach ("Odenwaldbahn I";"Mümlingtalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 24.12.1871). Endbahnhof der Eisenbahnlinie Aschaffenburg/Süd – Höchst i. Odw. ("Bachgaubahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.12.1912).
Ersterwähnung
1156
Vorbemerkung Historische Namensformen
Die Identifizierung von Höchst in der Urkunde von 1156 ist durch den Zusatz quod est in ripa Mimininga gewährleistet.
Historische Namensformen
- Hoiste, in (1156) [HStAM Bestand Urk. 75 Nr. 128 Transkription und Übersetzung bei H. Wagner, Die Erstnennung von Höchst im Odenwald 1156, in: Der Odenwald. Zeitschrift des Breuberg-Bundes 49, Heft 1 (2002), S. 3-12, hier S. 9-11]
- Hofsteden (1359)
- Hosten (1366)
- Hoste (1374)
- Hoeste
- Höste (1390)
- Hoeste (1393)
- Host
- Hoeste
- Hoest (1438)
- Hest (1485)
- Hoegst (1567)
- Hoegst (1607)
- Großen-Höchst
Bezeichnung der Siedlung
- Marktflecken
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Oberhöchst
- Höchst (Odenwald), (→ Klöster)
- Höchst (Odenwald), Augustinerinnenkloster (→ Klöster)
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3499642, 5518118
UTM: 32 U 499567 5516350
WGS84: 49.799606° N, 8.993984° O
Statistik
Ortskennziffer
437009060
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 3967, davon 1417 Acker, 449 Wiesen, 2101 Wald
- 1961 (Hektar): 1029, davon 538 Wald (= 52.28 %)
Einwohnerstatistik
- 1829: 1277 Einwohner
- 1961: 3988, davon 2970 evangelisch (= 74.47 %), 883 katholisch (= 22.14 %)
- 1970: 4657 Einwohner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- undatiert: Fuldische Mark Umstadt
- 1787: Grafschaft Erbach-Schönberg, Herrschaft Breuberg (halb), die andere Hälfte gehörte zum Fürstentum zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Cent Höchst
- 1806: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Starkenburg, Amt Breuberg (zur Standesherrschaft Löwenstein-Wertheim gehörig)
- 1820: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Starkenburg, Amt Breuberg (zur Standesherrschaft Löwenstein-Wertheim gehörig)
- 1822: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Breuberg
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Erbach
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Neustadt
- 1874: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Erbach
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Erbach
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Odenwaldkreis
Altkreis
Erbach
Gemeindeentwicklung
Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Höchst im Odenwald, Gemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Höchst im Odenwald.
Gericht
- 1806: Zentgericht Höchst
- 1820: standesherrliches Amt Breuberg
- 1822-1879: Landgericht Höchst (zunächst Breuberg-Höchst)
- 1879: Amtsgericht Höchst
- 1943: Zweigstelle Amtsgericht Groß-Umstadt
- 1945: Zweigstelle Amtsgericht Reichelsheim (Odenwald)
- 1946: Amtsgericht Höchst
- seit 1968: Zweigstelle Amtsgericht Michelstadt (Auflösung vorgesehen)
Herrschaft
- 1156 wird Höchst im Zusammenhang mit der Lehnsauftragung der Burg Staden (Wetteraukreis) an das Kloster Fulda genannt. Lehnsstreitigkeiten musste der Freie Wortwin nur vor dem Abt von Fulda in Petterweil, Umstadt und Höchst entgegentreten.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1303 Vergleich zwischen den Brüdern Rucker und Otto von Crumbach und der Kommende Mosbach über Güter zu Höchst. 1373 überträgt Pralzgraf Ruprecht Dorf und Kloster dem Grafen Johann von Wertheim. 1396 empfängt Dieter Gans seine früher von Fulda lehnbaren Güter von Pfalzgraf Ruprecht.
Zehntverhältnisse
1359 ist der Zehnte im Besitz des Klosters Höchst.
Ortsadel
1282
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1273: ecclesia
- 1458: Altarist des Marienaltars
Patrozinien
- Maria
Pfarrzugehörigkeit
Mutterkirche ist Sandbach. Zum Kirchspiel Höchst gehören Annelsbach, Dusenbach, Etzengesäß, Forstel, Hetschbach, Hummetroth, Mümling-Grumbach, Ober-Nauses, Pfirschbach, Schloß-Nauses und Ober-Höchst (wüst)
Patronat
Patronatsherren waren die Herren von Wertheim.
Klöster
Diakonische Einrichtungen
1902 – 1968 arbeiten Diakonissen des Elisabethenstift Darmstadt in Höchst, im Kindergarten 1912 -1941,1945 – 1968; nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 1, ein Kindergarten mit 2 Kräften
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation ab 1526 durch die Grafen von Wertheim.
Erster evangelischer Pfarrer: Christoph v. d. Kiesel bis 1555
Kirchliche Mittelbehörden
Archidiakonat St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, Landkapitel Montat
Juden
1830: 146, 1905: 127, 1931: 120, 1932/33: 110 Juden
Die Gemeinde hatte eine Synagoge, einen Friedhof, eine Mikwe und ein Schächteramt.
1903-1904 Bau einer Synagoge auf dem Platz einer abgerissenen alten, vermutlich schon um 1700
Kultur
Schulen
1575 Gründung einer Schule; 1910 Volksschule mit sechs Klassen, zwei Schulhäuser von 1850 und 1880
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
Sitz einer Cent, zu der 1557 Höchst, Arnheider Hof, Sandbach, Hainstadt, Pfirschbach, Annelsbach, Hummetroth, Forstel, Mümling-Crumbach, Etzen-Gesäß, Rimhorn, Dusenbach, Breitenbach, Mühhausen, Rosenbach, Ober-Höchst (wüst), Hetschbach, Ober-Nauses, Schloß-Nauses, Neustadt, Raibach, Fürstengrund (nördlicher Gemarkungsteil), Zent Lützelbach, Zent Kirch-Brombach und Eschern (wüst) gehörten.
Mühlen
Im 16. Jahrhundert hat die Mühle zwei Flügel.
Nachweise
Quellen
Literatur
- H. Wagner, Die Erstnennung von Höchst im Odenwald 1156, in: Der Odenwald. Zeitschrift des Breuberg-Bundes 49, Heft 1 (2002), S. 3-12
- Die Inschriften des Odenwaldkreises, S. XX-XXI
- Müller, Starkenburg, S. 346-349
- Demandt, Kirchenorganisation, S. 120-121
- Historisches Ortsverzeichnis Großherzogtum und Volksstaat Hessen, S. 117
- Denkmaltopographie Odenwaldkreis, S. 362-378
- Schäfer, Georg: Kreis Erbach, S. 133-142
- Kleberger, Territorialgeschichte des Odenwalds, S. 150-154
- Germania Benedictina 7: Benediktinerklöster Hessen, S. 639-652
- Cremer, Regierungsbezirk Darmstadt, S. 460-461
- Cramer, Baden-Württembergisches Pfarrerbuch I, 1, S. 148
- Führer durch die jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege in Deutschland 1932-1933. Herausgegeben von der Zentralwohlfahrtsstelle der Deutschen Juden, S. 382
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die hessisch-darmstädtischen Souveränitatslande, S. 126
- Krapp, Hessische Schulstatistik, S. 62
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd.1
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Höchst im Odenwald, Odenwaldkreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/13994_hoechst-im-odenwald> (aufgerufen am 25.11.2025)
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