Wächtersbach

Stadt · 162 m über NN  
Gemeinde
Wächtersbach
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
Urkataster+
Wächtersbach
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Stadt

Lagebezug

9,5 km nordöstlich von Gelnhausen

Lage und Verkehrslage

Bahnhof der Eisenbahnlinie Bebra – Hanau – Frankfurt am Main ("Bebraer Bahn";"Bebra-Hanauer-Bahn") seit 1868. Die Teilstrecke Steinau an der Straße - Wächtersbach wurde am 1.7.1868 eröffnet und die Teilstrecke Wächtersbach - Hanau am 1.5.1867 in Betrieb genommen. Endbahnhof der Eisenbahnlinien Wächtersbach – Grebenhain/Hartmannshain ("Vogelsberger Südbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.7.1898) bis zur Stilllegung der Strecke am 27.5.1967 und Wächtersbach – Bad Orb (Inbetriebnahme der Strecke 23.5.1901). Der Bahnhof Wächtersbach/Schwimmbad lag ebenfalls an dieser Strecke.

Ersterwähnung

1236

Siedlungsentwicklung

1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen der aufgelösten Gutsbezirke Schloss Wächtersbach und Weiherhof.

Historische Namensformen

  • Weychirsbach, de; Weichtersbach, de; Wechtersbach, de; Weterbach (1236) [Abschrift 1363 Urkundenbuch Hanau 1, S. 150-151, Nr. 196]
  • Wechtersbach (1324)

Bezeichnung der Siedlung

  • villa; villula (1236)
  • Tal (1404)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3520716, 5568975
UTM: 32 U 520633 5567187
WGS84: 50.25647° N, 9.289444° O

Statistik

Ortskennziffer

435029050

Flächennutzungsstatistik

  • 1885 (Hektar): 555, davon 176 Acker (= 31.71 %), 163 Wiesen (= 29.37 %), 18 Holzungen (= 3.24 %)
  • 1961 (Hektar): 1966, davon 1477 Wald (= 75.13 %)

Einwohnerstatistik

  • 1503: 83 Steuernde
  • 1885: 1139, davon 953 evangelisch (= 83.67 %), 102 katholisch (= 8.96 %), 54 Juden (= 4.74 %)
  • 1961: 3720, davon 2238 evangelisch (= 60.16 %), 1395 katholisch (= 37.50 %)
  • 1970: 6838
  • Um 1600: 118 Haushaltungen

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 1521: Amt Wächtersbach (zum Umfang des Amtes s. Mittelpunktfunktion)
  • 1787: Grafschaft Isenburg-Wächtersbach, Amt Wächtersbach, Gericht Wächtersbach
  • 1806: Fürstentum Isenburg, Amt Wächtersbach, Gericht Wächtersbach
  • 1816: Kurfüstentum Hessen, Amt Wächtersbach, Gericht Wächtersbach
  • 1821: Kurfüstentum Hessen, Kreis Salmünster
  • 1830: Kurfüstentum Hessen, Kreis Gelnhausen
  • 1848: Kurfüstentum Hessen, Bezirk Hanau
  • 1851: Kurfüstentum Hessen, Kreis Gelnhausen
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Gelnhausen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Gelnhausen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Gelnhausen
  • 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gelnhausen
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Kinzig-Kreis

Altkreis

Gelnhausen

Gemeindeentwicklung

Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Wächtersbach, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Wächtersbach.

Gericht

  • Amtsgerichtsort
  • 1822: Kurfürstlich-Hessisches Gräflich-Isenburgisches Justizamt Wächtersbach
  • 1850: Justizamt Wächtersbach
  • 1867: Amtsgericht Wächtersbach
  • 1968: Amtsgericht Gelnhausen

Herrschaft

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • Selbold, Kloster1236 bestätigt Kaiser Friedrich II. dem Kloster Selbold seinen Besitz in Wächtersbach.
  • Als Reichslehen zum Erbe der Herren von Büdingen gehörig. 1324 war es Sonderbesitz Konrads von Trimberg, der den Braunecker Anteil erworben hatte. 1377 lösten die Herren von Isenburg mit Zustimmung der Grafen von Weilnau das an Hanau verpfändete Schloß und Gericht an sich.
  • Seit 1685 Sitz einer Linie der Grafen von Isenburg-Wächtersbach.

Kirche und Religion

Ortskirchen

  • 1354 stiftet Konrad Herr von Trimberg eine Marienkapelle.

Patrozinien

  • Heilige Drei Könige [1357]

Pfarrzugehörigkeit

Zunächst Pfarrei Aufenau, ab 1435 selbständig.
Zur protestantischen Pfarrei der Klasse Gelnhausen sind Hesseldorf und Weilers eingepfarrt.

Patronat

1354 Dynasten von Trimberg, 1376 und 1474 Herren von Isenburg zu Büdingen

Diakonische Einrichtungen

1887 durch Fürstin Auguste zu Ysenburg und Büdingen geb. Prinzessin von Hanau Kleinkinderschule, 01.10.1903 Diakonissenstation; eine Schwester für Gemeindearbeit vom Presbyterium berufen; wohnt mit Kleinkinderlehrerin (von Fürst eingestellt) im fürstlichen Augustenhospital; Sonntagsschule Rudolf Francke, Die christliche Liebestätigkeit in Kurhessen. Kassel 1904; nach Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel, S. 341-342 Vereinsarbeit, Nähschule, Krankenpflege; 1938 - 1985 Diakoniestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)

Bekenntniswechsel

Erster evangelischer Pfarrer: Philipp Wahn bis 1556
Reformierter Bekenntniswechsel, unter hessen-darmstädtischer Herrschaft 1635-1643 lutherisch, nach 1643 wieder reformiert.
Unierte Pfarrei seit 1819.

Kirchliche Mittelbehörden

1375 Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Mariengraden, Dekanat Roßdorf, Sendbezirk Salmünster

Juden

Provinzial-Rabbinat Hanau 1835: 62; 1861: 49; 1905: 62; 1932/33: 58 Juden. Nach 1933 meldeten sich 34 Personen aus dem Ort ab. 1747 erste Belege zu Juden im Ort, ein Schutzjuden richtet ein Gesuch an den Fürsten. 1764 wird ein weiterer Schutzjude erwähnt. Die Entstehung der jüdischen Gemeinde erfolgte erst Anfang des 19. Jahrhunderts. Die Höchstzahl ihrer Gemeindemitglieder lag bei ca. 70 Personen. In den 1840er Jahren gab es eine starke Auswanderung in die USA. Berufe: Fabrikaten, Händler, Metzger, Handwerk Die Synagoge wurde 1893/94 erbaut , sie lag in der Hindenburgstraße bzw. Bleichgartenstraße. Möglicherweise identische Straße nur andere Namensgebung. 1938 wird das Gebäude verkauft; die jüdisch Gemeinde erlischt in diesem Jahr. Der Friedhof in Aufenau ist zuständig.

Kultur

Schulen

um 1590 Volksschule; 1701 Gründung Rektorschule, Lateinschule unter kirchlicher Aufsicht, Progymnasium; 1839 Stadtschule mit getrennter Mädchenklasse sowie Rektorklasse für besonderen Sprachunterricht; 1910 Volksschule mit drei Klassen
1702 Arbeitsschule für Mädchen
1946 Kreismittelschule

Hospitäler

1537 - 1648 Spital

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion

Zum Amt Wächtersbach gehörten 1521 der Hof Mitbach, der Hainerhof, Hesseldorf, Haitz (ab 1687 zu Gründau) und Weilers, 1787 Hesseldorf, Wächtersbach und Weilers.

Landwirtschaft und Handwerk als Haupterwerbszweige,Gerbereien
seit 15. Jahrhundert Fürstliche Schlossbrauerei
1800 Steingutfabrik
1825 Strumpfmanufakturen
1874 Erstes Brunnen- und Tiefbauunternehmen Hessens
ab 1900 Industrialisierung mit Kartonagenfabrik, elektrische Maschinen, Holzartikel
1906 Basaltwerke
1918 Gummiwerke
1925 Holzindustrie (Sägewerke, Holzverarbeitung)

Mühlen

3 Mühlen befanden sich innerhalb der Ortslage: Unter-, Schloß- und Walkmühle. Eine weitere Mühle wird vor dem alten Untertor vermutet.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Wächtersbach, Main-Kinzig-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/12706_waechtersbach> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/12706