Steinau an der Straße

Die Lage von Steinau an der Straße im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Stadt
Lagebezug
6,5 km südwestlich von Schlüchtern
Lage und Verkehrslage
Am linken Ufer der Kinzig gelegen. Bahnhof der Eisenbahnlinie Bebra – Hanau – Frankfurt am Main ("Bebraer Bahn";"Bebra-Hanauer-Bahn") seit 1868. Die Teilstrecke Neuhof - Steinau an der Straße wurde am 15.12.1868 eröffnet und die Teilstrecke Steinau an der Straße - Wächtersbach am 1.7.1868 in Betrieb genommen.
Siedlungsentwicklung
Historische Namensformen
- Steina (1290)
- Steinahe (1304)
- Steyna an der strasze gegin Fulde (1339)
- Stena (1361)
- Steinau (1364)
Bezeichnung der Siedlung
- oppidum (1290)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Burgen und Befestigungen
- Festungsartig ausgebaute Schloßanlage südlich der Altstadt an der Stelle einer früheren Burg. Von dieser quadratischer Stumpf des Bergfrieds aus dem 13. Jahrhundert erhalten.
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3533024, 5575308
UTM: 32 U 532936 5573517
WGS84: 50.312844° N, 9.462582° O
Statistik
Ortskennziffer
435028080
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 2616, davon 851 Acker (= 32.53 %), 677 Wiesen (= 25.88 %), 935 Holzungen (= 35.74 %)
- 1961 (Hektar): 3427, davon 1711 Wald (= 49.93 %)
Einwohnerstatistik
- 1587: 65 Schützen, 49 Spießmänner, 15 Schlachtschwerter, 9 Zimmermänner (dazu 17 Schützen und 32 Federspießer in Niederdorf)
- 1633: 245 Haushaltungen und 15 Gefreite
- 1753: 262 Haushaltungen mit 1289 Personen
- 1812: 237 Feuerstellen, 1453 Seelen
- 1885: 2189, davon 2094 evangelisch (= 95.66 %), 90 katholisch (= 4.11 %), 1 andere Christen (= 0.05 %), 4 Juden (= 0.18 %)
- 1961: 4078, davon 3236 evangelisch (= 79.35 %), 764 katholisch (= 18.73 %)
- 1970: 6095
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1299: officiatus
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Amt Steinau an der Straße (zum Umfang des Amtes s. Mittelpunktfunktion)
- 1806/7-10: Kaiserreich Frankreich, Fürstentum Hanau, Amt Steinau (Militärverwaltung)
- 1810-1813: Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau, Distrikt Steinau
- 1816: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Hanau, Amt Steinau
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Landkreis Schlüchtern
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hanau
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Landkreis Schlüchtern
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Schlüchtern
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Schlüchtern
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Schlüchtern
- 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Schlüchtern
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Kinzig-Kreis
Altkreis
Schlüchtern
Gemeindeentwicklung
Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Steinau an der Straße, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Steinau an der Straße.
Gericht
- Amtsgerichtsort zu dem außer der Stadt 1633 Seidenroth und der Hof Hundsrück gehören.
- 1822: Justizamt Steinau
- 1867: Amtsgericht Steinau
- 1968: Amtsgericht Schlüchtern
Herrschaft
- 1290 erhält Ulrich, Herr von Hanau, vom König für sein oppidum Steinau die Freiheiten von Gelnhausen
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Der Besitz kam durch Heirat aus rieneckischem an Hanau.
Fulda, Kloster 1339 beanspruchte das Erzstift Mainz den Heimfall der Stadt als verfallenes Lehen, doch blieb Steinau bei Hanau und wurde zu unbekannter Zeit Fulda als Lehen aufgetragen (erster Lehenbrief über Burg und Stadt 1442).
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1015 und um 1160: Zehntkirche
- 1273: Pfarrkirche
Patrozinien
- Maria [1273] (Altar)
- Katharina [1414] (Kirche)
- Heilig Kreuz (Crux) [1477] (Altar)
- Jacobus [1512] (Altar)
- Anna [1541] (Altar)
Pfarrzugehörigkeit
1319 wird die Filialkirche in Steinau der Kollegiatkirche in Salmünster vom Abt von Fulda übergeben.
Patronat
Bis zur Reformation hatte der Abt von Fulda das Kollationsrechte inne. Die Herren von Hanau besaßen das Kollationsrecht für die Frühmesse als Lehen der Äbte von Fulda.
Diakonische Einrichtungen
1832 - 1955 Schwesternstation (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Steinau Pfarrarchiv Steinau an der Straße); 1890 Genesungsheim des Kurhessischen Diakonissenhauses, gegründet als Alten- und Siechenheim; 1893 Kreiskrankenhaus Eröffnung im November; zwei Diakonissen in der Krankenpflege; 1906 Diakonissenstation für Betreuung der Gemeinde, Vereinsarbeit, Kinderschule, Krankenpflege (2 Diakonissen; Schwestern im Kreiskrankenhaus angestellt Rudolf Francke, Die christliche Liebestätigkeit in Kurhessen. Kassel 1904, nach Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel, S. 337-338, am 1.11.1893 Übernahme der Verwaltung und Pflege im Kreiskrankenhaus durch Hessische Diakonissen aus Kassel; Diakoniestation bis 1973 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Johann Gass 1541-1546
Reformierter Bekenntniswechsel
Neben der reformierten Gemeinde bestand eine lutherische, erster Pfarrer Johann Jakob Breithaupt 1691-1694.
Seit 1818 unierte Pfarrei.
Kirchliche Mittelbehörden
Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Mariengraden, Dekanat Roßdorf, Sendbezirk Salmünster
Juden
Juden leben bereits vor Mitte des 14. Jahrhunderts in der Stadt. Für das Jahr 1400 jüdische Familien für den Ort belegt.
Kultur
Schulen
1555-1635 Diakonatsstelle, mit der Schuldienst verbunden ist; vor 1775 Bau eines Schulhauses; 1910 Volksschule mit sechs Stellen
1839 Handwerksschule; 1873 Neugründung einer Handwerksschule, Fortbestand bis 1926
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
1787 gehörten zum Amt Steinau an der Straße Seidenroth, Steinau, Hundsrück und Thalhof.
Landwirtschaft als Haupterwerbszweig
1662 Grafen von Hanau fördern Weinbau in schwierigenLagen (232 Weinberge), Verfall bis 1618, 1655-1690 erneute Blüte, wiederum Verfall, 1822 neue Anpflanzungen, 1895 endgültige Aufgabe des Weinbaus
erfolgreicher Hopfen- und Tabakanbau, Niedergang durch napoleonische Kriege (seit 1805), Wiedereinführungsversuche um 1850, Schließung der letzten Tabakfabrik um 1925
1910 Ende der uralten Ton- und Eisenindustrie
seit Ende des 19. Jahrhunderts Aufbau von Betrieben zur Stein- und Holzverarbeitung, Kisten- und Wagenfabriken, Holzhandel, Seifenfabrik
Mühlen
An von der Kinzig abgeleiteten Betriebsgräben lassen sich eine Hopfenmühle, eine Walkmühle sowie die sogenannte Herrenmühle (Sägemühle) und die Neumühle (Mahl- und Sägemühle) nachweisen.
1835 und 1895 Papiermühle
1895 Schleifmühle (1925 Entwicklung zu bedeutenden Diamantschleifereien)
Markt
1845 6 Jahr- und 4 Viehmärkte
Zoll
1373 Verleihung eines Zolls als Reichslehen der Stadt durch Karl IV. an Ulrich IV. von Hanau
Nachweise
Literatur
- Leinweber, Kirchliche Organisation, S. 100
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 45
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 454
- Hartmann, Geschichte Steinau 1
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 374-375
- Hessisches Städtebuch, S. 410-412
- Klein, Geschichte des Mühlenwesens, S. 87-92
- Aschkewitz, Pfarrergeschichte des Sprengels Hanau, S. 762ff.
- Germania Judaica 3/2, S. 1410
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Steinau an der Straße, Main-Kinzig-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/12557_steinau-an-der-strasse> (aufgerufen am 27.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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