Thalitter

Die Lage von Thalitter im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
6 km südöstlich von Korbach
Lage und Verkehrslage
Zweigeteiltes Dorf mit geringer Bebauung im engen Thal der Itter nördlich des Edersees. Älterer Kern im Norden in erhöhter Lage im Anschluss an Burg und Bergkirche. Sogenannte Bergfreiheit im Südosten unterhalb des Lorbergs. Wichtigste Verkehrsanbindung über die B 252 (Frankenberg-Korbach), die den Ort heute teilt.
Ersterwähnung
1368
Siedlungsentwicklung
1854 sind von dem Dorf durch die Itter geschieden drei Reihen Häuser terrassenweise über einander nach der Anhöhe zu erbaut, die "Bergfreiheit" heißen.
Historische Namensformen
- Itra, de (1123) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 591; Druck: Mainzer Urkundenbuch 1, S. 417-420, Nr. 514]
- Itere, in (1126) [Erhard (Hrsg.), Regesta historiae Westfaliae 2: Vom Jahre 1126 bis 1200, Urkundenbuch S. 4-5, Nr. 198 = Kaminsky, Reichsabtei Corvey, S. 255-259, U. 8. Unklar, ob auf Thalitter, Dorfitter oder auf beide zu beziehen]
- vallis Ittere (1368) [Regesten der Erzbischöfe von Mainz 2,1, Nr. 2491, S. 563]
- Thal Itter (1585) [Der ökonomische Staat 2, S. 84]
- Thalitter (1733) [HStAD Bestand P 23 Nr. 56]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Heckelsburg
- Ittertal
- Kupferhütte
- Papiermühle
- Rosengarten
- Burg Löwenstein (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Itterburg (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Steuerburg (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Burgen und Befestigungen
Umlegung der Flur
1883
Älteste Gemarkungskarte
1875
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3492834, 5676005
UTM: 32 U 492763 5674175
WGS84: 51.218915° N, 8.896374° O
Statistik
Ortskennziffer
635019140
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 1919, davon 723 Acker, 185 Wiesen, 1011 Wald
- 1885 (Hektar): 505, davon 191 Acker (= 37.82 %), 28 Wiesen (= 5.54 %), 238 Holzungen (= 47.13 %)
- 1961 (Hektar): 505, davon 238 Wald (= 47.13 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 12 Haushaltungen
- 1629: 14 Haushaltungen
- 1742: 11 Haushaltungen
- 1885: 299, davon 298 evangelisch (= 99.67 %), 1 katholisch (= 0.33 %)
- 1961: 416, davon 370 evangelisch (= 88.94 %), 44 katholisch (= 10.58 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 14./15. Jahrhundert: Herrschaft und Gericht Itter
- 1567: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Herrschaft und Gericht Itter
- 1585: Landgrafschaft Hessen-Marburg, Herrschaft und Gericht Itter
- 1604: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Herrschaft und Gericht Itter
- 1648/50: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Herrschaft Itter
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Herrschaft Itter
- 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Itter
- 1820: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Herrschaft Itter
- 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Vöhl
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Vöhl
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg (bis 1886 noch als Amtsbezirk/Verwaltungsamt Vöhl)
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Altkreis
Frankenberg
Gemeindeentwicklung
Am 1.2.1971 schlossen sich die Gemeinden Dorfitter, Herzhausen und Thalitter zur Großgemeinde Ittertal zusammen. Am 1.1.1974 wurden die (Groß-)Gemeinden Vöhl, Ittertal und Hessenstein zur Großgemeinde Vöhl vereinigt.
Gericht
- 1821: Landgericht Vöhl
- 1867: Amtsgericht Vöhl
- 1932: Amtsgericht Korbach
Herrschaft
- Das Dorf gehört zunächst zum Kern der Herrschaft Itter, die sich im Spätmittelalter in einem zwischen den Erzbischöfen von Mainz, den Landgrafen von Hessen und den Grafen von Waldeck ausgetragenen Konflikt um die Landeshoheit befindet. 1356/57 kommt es zur Eroberung der Burg Itter durch die Konkurrenten, die sich die Herrschaft Itter in der Folge teilen. Die Herrschaft wird von Mainz, den Grafen von Waldeck und den Landgrafen von Hessen als Pfand ausgegeben, namentlich an die Familie der Wölfe von Gudenberg. Im 16. Jahrhundert gelangen die Herrschaft Itter und Thalitter endgültig an Hessen, das sich zuletzt gegenüber den Grafen von Waldeck durchzusetzen vermag.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- s. Herrschaft
- 1817 gelangt Thalitter in den Besitz des ehemaligen schwedischen Königs Gustav IV. Adolph, der sich Herr von Itterburg nennt.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Um 1353: Kapelle am Fuß des Hoppenberges begründet [Wenck, Hessische Geschichte 2,2, S. 1083 Anm. 1]
- 1717 Bergpredigerstelle für die Bergfreiheit
- Bergkirche: Unterbau des Westturms gotisch, Aufbau mit Haubenhelm 1660-1663, Schiff als schlichter Saalbau 1715-23 errichtet
Patrozinien
- Bartholomäus
Pfarrzugehörigkeit
1353 gehörte der Ort Thalitter zur Pfarrei Obernburg, die Kreuzkirche neben der Burg aber zur Diözese Mainz. 1368 präsentiert Erzbischof Gerlach von Mainz dem Propst von St. Stephan für die Kapelle in Thalitter den Gottschalk von Wolfhagen. Seit 1585 Filial von Obernburg, 1871 mit diesem äqualiter uniert, seit 1925 Vikariatsgemeinde von Obernburg 1717 wird für die "Bergfreiheit zu Thal Itter" eine Bergpredigerstelle errichet, die bis 1814 besteht.
Patronat
Das Patronat der 1717 neu gegründeten Pfarrei lag beim Bergamt
Bekenntniswechsel
Da Filial von Obernburg, Einführung der Reformation vermutlich ab 1526. Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch. Bergprediger: Hartmann Friedrich Bierau 1717-1723
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
1854 gehörten zu Thalitter 2 Kupferschmelzhütten, das Zechenhaus Rosengarten, 1 Kalk- und Ziegelbrennerei. Zu den Erträgen s. Walther, Großherzogthum Hessen, S. 83-84
Mühlen
1854 wird die Papiermühle genannt (s. Siedlungsplätze). In der Ortsgemarkung existierte ferner eine Mahlmühle mit 1 Mahlgang, deren oberschlächtiges Wasserrad 1947 durch eine Turbine ersetzt wird. Sie wird seit 1979 nicht mehr betrieben
Nachweise
Literatur
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Thalitter, Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/1251_thalitter> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/1251