Nied

Die Lage von Nied im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
8 km westlich von Frankfurt am Main
Lage und Verkehrslage
Siedlung mit regelhaften Grundrissmerkmalen im Flußwinkel von Main und Nidda mit Kirche in zentraler Lage. Moderne Siedlungsentwicklung ostwärts in Richtung Griesheim bzw. Frankfurter Innenstadt. Bahnhof der Eisenbahnlinien Frankfurt am Main - Wiesbaden ("Taunusbahn") und Limburg/Eschhofen – Frankfurt am Main ("Main-Lahn-Bahn") (Inbetriebnahme der Strecke 18.8.1888).
Ersterwähnung
1218
Siedlungsentwicklung
1275 wird eine Brücke über die Nidda erwähnt
1824: Bau der steinernen Niddabrücke
Historische Namensformen
- Nide (1035) [Zuordnung zweifelhaft. Kop. 16. Jahrhundert Urkundenbuch der Herren von Hanau 1, Nr. 59, S. 37-38]
- Nitha (um 1150) [Mainzer Urkundenbuch 2, 1, Nr. 148, S. 271-273]
- Nithe (1218) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 250 , Nr. 351] = Falck, Mainzer Regesten 1, Nr. 264, S. 148-149]
- Nithe (1223) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 272-273, Nr. 391]
- Niede (1268) [Nassauisches Urkundenbuch 1,2, S. 463-464, Nr. 786]
- Nyeda (1271) [Nassauisches Urkundenbuch 1,2, S. 478-479, Nr. 813]
- Niede (1274) [Nassauisches Urkundenbuch 1,2, S. 497, Nr. 849]
- Nide (1274) [Nassauisches Urkundenbuch 1,2, S.499-500, Nr. 855]
- Nidda (1606) [HStAM Urk. 96 Nr. 1143]
Bezeichnung der Siedlung
- ville (1218)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Frankfurt-Nied, Arme Dienstmägde Jesu Christi (→ Klöster)
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3469409, 5551729
UTM: 32 U 469346 5549948
WGS84: 50.100998° N, 8.571377° O
Statistik
Ortskennziffer
412000370
Frühere Ortskennziffer
412000837
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 388, davon 215 Acker (= 55.41 %), 50 Wiesen (= 12.89 %), 69 Holzungen (= 17.78 %)
Einwohnerstatistik
- 1580: 120 Einwohner
- 1620: 160 Einwohner
- 1651: 70 Einwohner
- 1668: 90 Einwohner
- 1736: 230 Einwohner
- 1808: 273
- 1834: 424
- 1840: 491
- 1846: 535
- 1852: 616
- 1858: 670
- 1864: 776
- 1871: 940
- 1875: 1035
- 1885: 1476, davon 610 evangelisch (= 41.33 %), 865 katholisch (= 58.60 %), 1 andere Christen (= 0.07 %)
- 1895: 2179
- 1905: 5485
- 1910: 7491
- 1925: 8597
- 1939: 8326
- 1946: 9198
- 1950: 10191
- 1961: 10086
- 1970: 14118
- 1976: 14720
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1303: "Grafschaft" Bornheimer Berg (explizit belegt erst Mitte 15. Jahrhundert)
- 1474: Amt Höchst
- 1787: Kurfürstentum Mainz, Oberamt Höchst und Königstein, Amtsvogtei Höchst
- 1803: Nassau-Usingen, Oberamt Höchst und Königstein, Amtsvogtei Höchst
- 1816: Herzogtum Nassau, Amt Höchst
- 1849: Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk IX (Kreisamt Höchst)
- 1854: Herzogtum Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Amt Höchst
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Wiesbaden (Main-Kreis)
- 1886: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Höchst
- 1928: Stadtkreis Frankfurt am Main
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Frankfurt am Main
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Frankfurt am Main
- 1952: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreisfreie Stadt Frankfurt am Main
- 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Frankfurt am Main
Altkreis
Frankfurt am Main, Stadt
Gemeindeentwicklung
Am 1.4.1928 Eingliederung in den Stadtkreis Frankfurt am Main.
Gericht
- 1269 hält das Stift St. Mariengraden in Nied jährlich 1-2 Hofgericht unter dem Vorsitz des Kellners
- 1303: Reichsgericht Bornheimerberg
- 1816: Amt Höchst
- 1849: Justizamt Höchst
- 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Höchst
- 1867: Amtsgericht Höchst am Main
- 1879: Amtsgericht Höchst
- 1928: Amtsgericht Frankfurt a. M./Höchst
- 1945: Amtsgericht Frankfurt am Main
Herrschaft
- 1268 hat das Stift St. Mariengraden die Dorfherrschaft in Nied inne. 1271 kommt es zu einem Vergleich zwischen dem Stift und der Gemeinde Nied wegen der beiderseitigen Gerechtsame in der dortigen Mark.
- 1474 und nochmals 1485 übergibt das Stift die Dörfer Nied und Griesheim mit der hohen und niederen Gerichtsbarkeit an das Mainzer Erzstift. Die Ortsherrschaft war seitdem zwischen dem Kurfürstentum und der Grafschaft Hanau strittig. 1592 verpfändete das Erzstift seinen Anteil an den Dörfern Griesheim und Nied an die Grafen von Hanau, die aber erst 1631 in den vollen Besitz der beiden Orte gelangten. 1684 tauschte Kurmainz endgültig alle Rechte in Nied und Griesheim von Hanau gegen einige Ortschaften im Bibergrund ein.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1218 bestätigte der Mainzer Erzbischof Siegfried II. dem Kapitel des Stifts St. Mariengraden in Mainz das Patronatsrecht auf die Kirche in Nied das Propst Theoderich an das Kapitel abgetreten hatte. Mit der Überweisung des Patronatsrechts war die Überlassung von Zehntrechten zu Griesheim, Sossenheim und einem Drittel des Zehnten zu Breidenloch verbunden. 1268 verpachtete das Stift St. Mariengraden seinen Hof in Nied mit Zubehör und dem Schultheißenamt auf 9 Jahre an Folzo von Durencheim. 1474 und nochmals 1485 übergab das Stift die Döfer Nied und Griesheim mit der hohen und niederen Gerichtsbarkeit an das Mainzer Erzstift. Das Stift behielt jedoch das Besitzrecht an der Kirche, den Zehnten und einige Zinsgefälle.
Zehntverhältnisse
1218 ist das St. Mariengradenstift in Mainz im Besitz des vollständigen Zehnten in Nied.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1218: ecclesia
- 1828: Klassizistische Saalkirche errichtet, 1908 durch Turmanbau erweitert (evangelische Christuskirche)
- 1906/07: Neubau der kath. St. Marcuskirche
Patrozinien
- Martinus [1489]
Pfarrzugehörigkeit
Zum Kirchspiel gehörten Griesheim, Sossenheim und 1274 auch die Wüstung Biegen.
Patronat
1218 bestätigte der Mainzer Erzbischof Siegfried II. dem Kapitel des Stifts St. Mariengraden in Mainz das Patronatsrecht auf die Kirche in Nied das Propst Theoderich an das Kapitel abgetreten hatte.
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation: 1554
Durch die unterschiedliche konfessionelle Ausrichtung der Landesherren Mainz und Hanau war auch Religionszugehörigkeit der Bevölkerung in Nied umstritten.
Kirchliche Mittelbehörden
Archidiakonat des Propstes von St. Peter in Mainz, Dekanat Eschborn
Kultur
Schulen
1825 Neubau einer Volksschule
1878/79 Neubau hinter der Kirche, 1897/98 Erweiterung (Beuneschule)
1904 Bau der Niddaschule
1931 Bau der Friedrich-List-Schule durch die Reichsbahn
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Vogel, Beschreibung Nassau, S. 864
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 71
- Dörr, St. Mariengredenstift, S. 231-233
- Christ, Erzstift Mainz, S. 93, 295-296
- Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main, S. 622-629
- Löffler, Herren von Falkenstein, Bd. 1 S. 371-372
- Vollert, Nied
- Bethke, Main-Taunus-Land, S. 137-141
- Schäfer, Herren von Eppstein, S. 72, 424
- Cremer, Regierungsbezirk Darmstadt, S. 308
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Nied, Frankfurt am Main“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/11751_nied> (aufgerufen am 25.11.2025)
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