Praunheim

Die Lage von Praunheim im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
6 km nordwestlich von Frankfurt am Main
Lage und Verkehrslage
Siedlung am Nordufer der Nidda. Kirche in zentraler Lage.
Ersterwähnung
804
Siedlungsentwicklung
Zwischen Heddernheim und Praunheim befanden sich mindstens zehn römische Militärlager, die zu einem civitas-Hauptort gehörten und einen strategisch wichtigen Punkt für die Eroberung der Wetterau bildeten.
1929-31 wird die Siedlung Praunheim-Westhausen zwischen Hausen und Praunheim errichtet.
Historische Namensformen
- Brumheim (804) [Dronke, Codex diplomaticus Fuldensis Neudr., Nr. 224 S. 118]
- Brunniheim (1063) [MGH Diplomata Könige 6, Heinrich IV. : Gladiss, S. 143-144 Nr. 109]
- Prumheim, in (1132) [Kop. Mainzer Urkundenbuch 1, Nr. 579, S. 496-497]
- Bruningesheim (1194) [Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt 1, Nr. 32, S. 16]
- Phrumheim (1211) Meyer zu Ermgassen, Oculus Memorie 2, S. 319 XVIII, 2]
- Bruningesheim (1219) [Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt 1, Nr. 46 S. 22-23]
- Prumheim (1247) [Urkundenbuch der Herren von Hanau 1, Nr. 239, S. 180]
- Prumheim (1251) [Urkundenbuch der Herren von Hanau 1, Nr. 273, S. 201]
- Prhumheim (1276) [Urkundenbuch der Herren von Hanau 1, Nr. 529, S. 382-383]
- Brumheim (1323]
- Promheim (1374)
- Brunheim (1477]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1063) [MGH Diplomata Könige 6, Heinrich IV. : Gladiss, S. 143-144 Nr. 109]
- Burg, Mühle, Römerkastell
Burgen und Befestigungen
- Im Bereich der Kirche lag in der Nähe der Nidda ein vermutlich wasserumwehrter Königshof. Die Klettenburg und spätere Augustusburg (seit 1676) lag nach Niederursel zu in dem damals sumpfigen Steinbachtal.
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3472362, 5556732
UTM: 32 U 472298 5554949
WGS84: 50.14612° N, 8.612288° O
Statistik
Ortskennziffer
412000220
Frühere Ortskennziffer
412000822
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 434, davon 299 Acker (= 68.89 %), 96 Wiesen (= 22.12 %), 1 Holzungen (= 0.23 %)
Einwohnerstatistik
- 1612: 74 Steuernde
- 1753: 113 Haushaltungen
- 1812: 76 Feuerstellen, 450 Seelen
- 1834: 595
- 1840: 629
- 1846: 662
- 1852: 698
- 1858: 665
- 1864: 739
- 1871: 786
- 1875: 856
- 1885: 859, davon 749 evangelisch (= 87.19 %), 107 katholisch (= 12.46 %), 3 Juden (= 0.35 %)
- 1895: 1055
- 1905: 1423
- 1910: 1413
- 1956: 12456
- 1961: 13192
- 1970: 16315
- 1980: 15180
- 1985: 15398
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 804: Niddagau ( in pago Nitinsae)
- 1063: Niddagau (in pago Nitgowe in comitatu vero Bergtolfi comitis)
- 1356: Grafschaft Hanau (zunächst als Lehen ausgetan an die Herren von Praunheim) und die Grafen von Solms-Rödelheim
- 1736: jeweils zur Hälfte zur Landgrafschaft Hessen-Kassel, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Amt Bornheimerberg sowie den Grafen von Solms-Rödelheim
- 1787: jeweils zur Hälfte Landgrafschaft Hessen-Kassel, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Amt Bergen (Bornheimerberg) und Grafschaft Solms-Rödelheim, Amt Rödelheim
- 1803: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Hanau, Amt Bergen
- 1806/7-10: Kaiserreich Frankreich, Fürstentum Hanau, Amt Bergen (Militärverwaltung) und bis 1816 Großherzogtum Hessen-Darmstadt (solmsischer Teil)
- 1810-1813: Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau, Distrikt Bergen und (bis 1816) Großherzogtum Hessen-Darmstadt (solmsischer Teil)
- 1816: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Hanau, Amt Bergen (alleiniger Besitz)
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Kreis Hanau
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hanau
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Landkreis Hanau
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hanau
- 1886: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Frankfurt am Main
- 1910: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Stadtkreis Frankfurt am Main
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Frankfurt am Main
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Frankfurt am Main
- 1952: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreisfreie Stadt Frankfurt am Main
- 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Frankfurt am Main
Altkreis
Frankfurt am Main, Stadt
Gemeindeentwicklung
Am 1.4.1910 zum Stadtkreis Frankfurt am Main.
Gericht
- 1303: Reichsgericht Bornheimerberg
- 1822: Justizamt Praunheim (verwaltet durch das Justizamt Bergen)
- 1832: Justizamt Praunheim (verwaltet durch das Justizamt Bockenheim)
- 1879: Amtsgericht Bockenheim
- 1895: Amtsgericht Frankfurt am Main
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1063 schenkt König Heinrich IV. dem Bistum Halberstadt Weinberge zu Praunheim.1132 schenkt der Mainzer Erzbischof Adalbert dem Domstift St. Martin zehn Hufen und den Pfarrsitz in Praunheim und die Zehntrechte u.a. in Hausen. 1318 erhält das Frankfurter Leonhardsstift das Kirchlehen als Schenkung von König Ludwig. 1323 verlangte König Ludwig der Bayer von den Herren von Praunheim, die Reichspfandschaft Praunheim zur Lösung an den Grafen von Hanau herausgeben. 1356 löste es Hanau von denen von Praunheim an sich und der Kaiser erhöhte die Pfandsumme um 500 Gulden. 1425 verkaufte das Kapitel zu Lich an Frank von Kronberg seinen Hof nebst Zehnten zu Rödelheim und Praunheim. 1412 verkaufte Wolf von Sponheim die Hälfte von Praunheim an Mainz und über dieses gelangte es über die Herren von Kronberg weiter an Solms. 1452 teilte der Mainzer Erzbischof Dietrich seinen Eigenleuten zu Praunheim und Rödelheim mit, dass er dem Fran d.Ä. von Kronberg seinen und des Stifts Anteil an Dorf und Schloß Praunheim für 400 Gulden auf Wiederkauf verkauft habe und gebietet ihnen, dem Frank gehorsam zu sein. Die von Praunheim besaßen noch bis 1470 einViertel an Burg, Hohem Haus sowie Dorf und Gericht von Praunheim. Bis 1736 war Praunheim zur Hälfte hanauisches Reichslehen, die andere Hälfte gehörte den Grafen von Solms-Rödelheim. In diesem Jahr ging mit dem Aussterben der Hanauer Grafen deren Anteil an die Landgrafen von Hessen-Kassel über.
Zehntverhältnisse
Das St. Leonhardstift war im seit 1336 im Besitz des Zehnten.
Ortsadel
1194
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1132: Pfarrei
- 1748: Zerstörung der alten Kirche durch Brand
- 1770-73: Errichtung der evangelischen Auferstehungskirche. Nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1949 wieder erichtet
- 1930: Einweihung der katholischen Christkönigskirche
- 1937: Errichtung der Neuapostolischen Kirche
Pfarrzugehörigkeit
Zum Kirchspiel Praunheim gehörten ursprünglich Ginnheim, Hausen bei Frankfurt (bis 1772), Heddernheim (bis 1821) und Niederursel. Rödelheim war Tochterpfarrei, bis es 1464 selbstständige Pfarrei wurde. Die Protestantische Pfarrei zur Klasse Bockenheim.
Patronat
1247 bestreitet Papst Innozenz IV. dem Kaiser Friedrich II. das Präsentationsrecht in Praunheim und spricht es dem Dompropst von Mainz zu. 1251 erklärt König Konrad IV., dass ihm das Recht auf die Besetzung der Kirche zu Praunheim nicht zustehe. Seit 1336 war das Leonhardstift in Frankfurt Patronatsherr, aber auch die Erzbischöfe von Mainz erhoben Ansprüche. Nach dem Ende des alten Reiches besaß die Stadt Frankfurt das Patronatsrecht bis 1906.
Diakonische Einrichtungen
1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 236 eine Gemeindestation mit einer Schwester
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Joseph Vischer bis 1542
Seit 1818 unierte Pfarrei.
Kirchliche Mittelbehörden
Archidiakonat des Propstes von St. Peter in Mainz, Dekanat Eschborn
Juden
Im Ort lebte ein Jude, der 1495 in Frankfurt bestattet wurde.
Kultur
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Bach, Siedlungsnamen, S. 52
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 369
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 74
- Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main, S. 684-693
- Römer in Hessen, S. 275-292
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 402
- Nassauer, Burgen um Frankfurt 4. Aufl.
- Ritzel, Praunheimer Geschichte 3. Aufl.
- Wagner, Rhein-Main-Gebiet 1787, S. 70, 94
- Germania Judaica 3/2, S. 1151f.
- Cremer, Regierungsbezirk Darmstadt, S. 310-311
- Aschkewitz, Pfarrergeschichte des Sprengels Hanau, S. 411ff.
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Gerichtsstätten in Hessen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
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Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Praunheim, Frankfurt am Main“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/11724_praunheim> (aufgerufen am 26.11.2025)
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