Eschersheim

Die Lage von Eschersheim im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
5 km nordwestlich von Frankfurt am Main
Lage und Verkehrslage
Siedlung südöstlich der Nidda. Ältere Kirche mit Ortskern im Nordwesten an der Nidda, moderne Siedlungsentwicklung nach Südosten Richtung Frankfurt. Bahnhof von 1877 - 1913 der Eisenbahnlinie Kassel – Frankfurt am Main ("Main-Weser-Bahn") (Inbetriebnahme der Strecke 10.5.1850), heute nur noch S-Bahn-Haltestelle.
Ersterwähnung
1000
Historische Namensformen
- Enscriresheim (um 1000) [Urkundenbuch der Herren von Hanau 1, Nr. 49, S. 31]
- Eischersheim (1253) [Urkundenbuch der Herren von Hanau 1, Nr. 287, S. 209-210]
- Eischersheim (1260) [Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt 1, Nr. 227, S. 110]
- Escherssheym (1267) [Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt 1, Nr. 268, S. 131-132]
- Eschersheim (1278) [Urkundenbuch der Herren von Hanau 1, Nr. 558, S. 399]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1278)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3475806, 5557969
UTM: 32 U 475741 5556186
WGS84: 50.157392° N, 8.660391° O
Statistik
Ortskennziffer
412000280
Frühere Ortskennziffer
412000828
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 356, davon 269 Acker (= 75.56 %), 59 Wiesen (= 16.57 %), 0,2 Holzungen (= 0.00 %)
Einwohnerstatistik
- 1632: 34 Haushaltungen
- 1753: 34 Haushaltungen mit 179 Personen
- 1812: 54 Feuerstellen, 349 Seelen
- 1834: 458
- 1840: 525
- 1846: 578
- 1852: 626
- 1858: 649
- 1864: 690
- 1871: 794
- 1875: 950
- 1885: 989, davon 801 evangelisch (= 80.99 %), 180 katholisch (= 18.20 %), 0 Juden, 8 andere (= 0.81 %)
- 1895: 1433
- 1905: 2843
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1303: "Grafschaft" Bornheimer Berg (explizit belegt erst Mitte 15. Jh.)
- 1736: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Amt Bornheimerberg
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Amt Bergen (Bornheimerberg)
- 1803: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Hanau, Amt Bergen
- 1806/7-10: Kaiserreich Frankreich, Fürstentum Hanau, Amt Bergen (Militärverwaltung)
- 1810-1813: Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau, Distrikt Bergen
- 1816: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Hanau, Amt Bergen
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Kreis Hanau
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hanau
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Landkreis Hanau
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hanau
- 1886: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Frankfurt am Main
- 1910: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Stadtkreis Frankfurt am Main
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Frankfurt am Main
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Frankfurt am Main
- 1952: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreisfreie Stadt Frankfurt am Main
- 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Frankfurt am Main
Altkreis
Frankfurt am Main, Stadt
Gemeindeentwicklung
Am 1.4.1910 Eingliederung in den Stadtkreis Frankfurt am Main.
Gericht
- 1303: Reichsgericht Bornheimerberg
- Nachweislich 1503 wurde im Dorf Eschersheim ein fuldisches Hof- oder Hubengericht, das sog. Cremser Gericht, gehegt (zum Umfang s. Mittelpunktfunktionen)
- 1822: Justizamt Bergen
- 1832: Justizamt Bockenheim
- 1879: Amtsgericht Bockenheim
- 1895: Amtsgericht Frankfurt am Main
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Um 1000 ist das Kloster Seligenstadt im Besitz von Einkünften aus Eschersheim. 1253 überlässt das Kloster dem Kloster Haina Güter zu Eschersheim samt dem Zehnten. 1292 befreite Abt Godefridus den Hof, der zum Abtsvermögen gehörte von allen an den Konvent zu zahlenden Zinsen. Die Vogtei des Klosters in Eschersheim-Ginheim befan sich im Besitz der Herren von Eppstein, Königstein, Münzenberg und Falkenstein.
- 1267 übergeben Winther von Reifenberg und seine Frau Gertrud vor den Schöffen von Frankfurt dem Kloster Haina alle ihre Güter in Preungesheim und Eschersheim dem Kloster Haina. 1278 verkauft das Kloster Haina all seine dortigen Güter an das Kloster Arnsburg.
- 1309 nehmen die Herren von Falkenstein von den Leuten in Eschersheim statt der Dienste künftig eine jährliche Geldzahlung. 1421 fallen Streurechte aus den falkensteinischen Besitzugen in Eschersheim an das Haus Eppstein.
- 1467 setzte der Verkauf der Besitzungen des Klosters Seligenstadt in Eschersheim und Ginnheim an die Grafen von Hanau ein. 1476 veräußerte Abt Reinhard seine Rechte und Güter, wobei die Vogtei ausgenommen sein sollte und weiterhin Junker Philipp von Eppstein als Lehen zufallen sollte.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1275: Vicepleban
- 1752-54: Emmauskirche
- 1914: Josephskirche (kath.)
Patrozinien
- Petrus (1530)
Pfarrzugehörigkeit
Filial war Ginnheim.
Patronat
Das Patronatsrecht hat 1467 das Kloster Seligenstadt inne.
Diakonische Einrichtungen
Seit Ostern 1902 eine Schwester aus Berner Diakonissenhaus in Diakonissenstation; 06.04.1907 Kleinkinderschule Rudolf Francke, Die christliche Liebestätigkeit in Kurhessen. Kassel 1904; Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel, S.275 nennt Gemeinde- und Vereinstätigkeit, Krankenpflege; 1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 233 eine Gemeindestation mit einer Krankenpflege- und einer Schulschwester, Kleinkinderschule; die Diakoniestation besteht bis 1929 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Andreas Kappus ca. 1548
Reformierter Bekenntniswechsel
Neben der reformierten Gemeinde bestand eine lutherische.
Seit 1818 unierte Pfarrei.
Kirchliche Mittelbehörden
Archidiakonat des Propstes von St. Peter in Mainz, Dekanat Eschborn
Kultur
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
Das fuldische Hofgericht ("Cremser Gericht") hatte seinen Schwerpunkt in Eschersheim und umfasste die Orte Ginnheim, Bonames, Ober-Erlenbach und (zeitweise?) Eckenheim.
Mühlen
Um 1340 wird im Weistum eine Mühle erwähnt, die die Abtei Seligenstadt besaß.
Nachweise
Literatur
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 130-131
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 68
- Löffler, Herren von Falkenstein, Bd. 1 S. 269-270
- Schäfer, Herren von Eppstein, S. 420, 424
- Erler, Cremser Gericht
- Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main, S. 496-501
- Schopp, Abtei Seligenstadt, S. 300-301
- Aschkewitz, Pfarrergeschichte des Sprengels Hanau, S. 397ff.
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Eschersheim, Frankfurt am Main“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/11719_eschersheim> (aufgerufen am 26.11.2025)
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