Hattersheim

Die Lage von Hattersheim am Main im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Stadt
Lagebezug
4 km südöstlich von Hofheim am Taunus
Lage und Verkehrslage
Hattersheim liegt am Übergang des Main-Taunus-Vorlandes zur Untermainebene am Westufer des Schwarzbaches und an der A 66. Bahnhof der Eisenbahnlinie Frankfurt am Main – Wiesbaden ("Taunusbahn";1839) (Inbetriebnahme der Strecke 24.11.1839, 13.4.1840).
Ersterwähnung
1132
Siedlungsentwicklung
Der Ort nahm im Zuge der ersten Besiedelung die Form eines Ringdorfs an.
Die heutige Bebauung erstreckt sich zwischen der Heddingheimer Straße und dem Gewerbegebiet.
Historische Namensformen
- Heideresheim, in (1132) [Mainzer Urkundenbuch 1, S. 497-498 Nr. 580, hier fälschlicherweise auf Heidesheim, Kreis Bingen bezogen]
- Hedersheim, de (1140) [Mainzer Urkundenbuch 2,1, S. 20-22 Nr. 13]
- Hedersheim, in (1140) [Mainzer Urkundenbuch 2,1, S. 20-22 Nr. 13]
- Heidersheim (1269)[Nassauisches Urkundenbuch 1,2, S. 469-470, Nr. 799]
- Heyderßheim (1623) (Jurisdictionalbücher der Mainzer Ämter Höchst und Königstein 1623:83)
- Hattersheim am Main (1977) (Staatsanzeiger für das Land Hessen 1977, S. 2561)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Burgen und Befestigungen
- 14. Jahrhundert: Dorfbering
- 15. Jahrhundert: Falltore
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3463331, 5548100
UTM: 32 U 463271 5546321
WGS84: 50.068029° N, 8.486775° O
Statistik
Ortskennziffer
436005020
Flächennutzungsstatistik
- 1843: 1639 Morgen
- 1885 (Hektar): 686, davon 609 Acker (= 88.78 %), 44 Wiesen (= 6.41 %), 0,4 Holzungen (= 0.00 %)
- 1895: 685,9 ha
- 1961 (Hektar): 686, davon 0 Wald
- 1981: 723 ha
Einwohnerstatistik
- 1543: 53 Hausgesessene
- 1550: 48 Häuser
- 1587: 40 Hausgesessene
- 1609: 61 Familien
- 1633: 47 Familien
- 1635: 43 Familien
- 1639: 7 Männer
- 1648: 16 Männer
- 1668: 34 Häuser mit 152 Einwohner
- 1685: 41 Familien
- 1692: 175 Einwohner
- 1720: 68 Familien
- 1750: 75 Familien
- 1777: 82 Männer
- 1796: 80 Häuser
- 1805: 103 Gemeindemitglieder und 17 Witwen
- 1817: 656 Einwohner
- 1885: 1152, davon 195 evangelisch (= 16.93 %), 925 katholisch (= 80.30 %), 32 Juden (= 2.78 %)
- 1961: 7002, davon 2995 evangelisch (= 42.77 %), 3720 katholisch (= 53.13 %)
- 1970: 9447 Einwohner
- 1981: 11365 Einwohner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1608: Oberrheinischen Reichskreis
- 1787: Kurfürstentum Mainz, Oberamt Höchst und Königstein, Amtsvogtei Hofheim
- 1803: Nassau-Usingen, Amt Hochheim
- 1814: Herzogtum Nassau, Amt Wallau
- 1817: Herzogtum Nassau/Preußen, Amtsbezirk Hochheim
- 1849: Herzogtum Nassau, Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk IX (Kreisamt Höchst)
- 1854: Herzogtum Nassau/Preußen, Amtsbezirk Hochheim
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Landkreis Wiesbaden
- 1886: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis Höchst
- 1928: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
- 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Taunus-Kreis
Altkreis
Main-Taunus-Kreis
Gemeindeentwicklung
Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Hattersheim, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Hattersheim.
Gericht
- Im Mittelalter zum Landgericht Dieffenwegen gehörig.
- 1340 werden erstmal Schultheiß und Schöffen genannt.
- 1364 dient der Hof des Altmünsterklosters als Gerichtsstätte.
- Das Hattersheimer Gericht ist bis 1668 dem Hofheimer Gericht unterstellt.
- 1816: Amt Höchst
- 1849: Justizamt Höchst
- 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Höchst
- 1867: Amtsgericht Höchst am Main
- 1879: Amtsgericht Höchst
- 1928: Amtsgericht Frankfurt a. M./Höchst
- 1945: Amtsgericht Frankfurt am Main
Herrschaft
- Herrschaft:
- 1307: als Teil der Vogtei über das Mainzer St. Stephan-Stift im Besitz der Falkensteiner
- 1350: Herrschaft Königstein
- 1364: Kurmainz
- 1396: Pfandschaft der Herrschaft Kronberg
- 1433: Pfand der Herrschaft Eppstein-Königstein
- 1460: Kurmainz
- 1465: Stolberg-Königstein
- 1565: Kurmainz
- 1802: Nassau-Usingen
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1132 bekommt das Kloster Johannisberg im Rheingau 3 Hufe Land und einen Hof in Hattersheim geschenkt.
- 1140 erhält Johannisberg weitere 3 Hufe und 3 Höfe geschenkt.
- 1219 besitzt das Stift St. Stephan 4 Hufe Land und einen Hof.
- 1269 besitzen Gottfried und Konrad von Bergen dort Güter als Falkensteiner Lehen.
- 1276 Tauscht Rudolf von Hochweisle Land mit seinem Schwager Marquard von Bergen, welches dem Kloster Haina gehört.
- Seit 1279 hat das Altmünsterkloster hier Besitzungen.
- 1282 erwirbt der Graf von Ziegenhain die Vogtei des Altmünsterklosters für dessen Besitz in Hattersheim.
- 1364 haben die Mönche von Lindau, ein Junker Dielchen, das Kloster Altmünster, Heiliggrab Mainz, das Kloster Klusen und Junker Diederich Nase von Kriftel dort Besitzungen.
- 1371 besitzt das Kloster Arnsburg dort einen Hof.
- 1385 erwirbt ein Mainzer Bürger Güter von Heinrich Mönch von Lindau und Henne Ring von Böckelheim.
- 1401 verkauft das Kloster Engelthal 4 Hufe Land und eine Hofreite an das Frankfurter Liebfrauenstift.
- 1407 erwerben die Mainzer Kartäuser unter Verwendung des Böckelheimer Erbes großen Besitz in Hattersheim.
- 1410 umfasst der Besitz des Klosters Arnsburg 2,5 Hufe Land.
- 1426 erhält georg von Sulzbach von Wolf von Bommersheim 4,5 Hufe Land in Hattersheim und Okriftel.
- 1438 trägt Philipp der Jüngere von Kronberg 11 Morgen Wiese als eppsteinisches Lehen.
- 1476 erhalten die Eppstein-Königstein die Vogtei für die Güter des Altmünsterklosters.
- 1490 erwirbt der Deutsche Orden 8,5 Hufe Land von Philipp von Rüdigheim.
- 1525 besitzen die Kartäuser 11 Hufe, die johanniter 6 Hufe, St. Johannes 1 Hufe, Johannisberg im Rheingau 8 Hufe, der Deutsche Orden 11 Hufe, das Frankfurter Heiliggeistspital 4 Hufe, das Frankfurter Liebfrauenstift 4 Hufe und das Weißfrauenkloster in Frankfurt 1 Hufe Land in Hattersheim.
- 1708 gehören St. Stephan für Gericht und Hof 5 Hufe Eigengut, 8 Hufe Land des Klosters Johannisberg, 5,5 Hufe der Johanniter, 5 Hufe der Kartäuser, 2 Hufe der von Reifenberg, 4 Hufe des Heuleck, 1/2 Hufe des Deutschen Ordens und 1/2 Hufe des St. Johannesstiftes.
Zehntverhältnisse
Bis 1282/83 haben die Eppsteiner den Zehnten inne.
1435 gehört dem Mainzer Stift St. Alban der große Fruchtzehnte.
1525 gehören St. Alban 2/3, dem Pfarrer von Okriftel 1/3 und den Herren zu Königstein der Rest des Frucht- und Weinzehnten.
1694 gehören St. Alban die Hälfte, dem Hattersheimer Pfarrer ein Viertel sowie Mainz und den Grafen von Isenburg-Büdingen ein Achtel des großen Zehnten.
Ortsadel
1140-1340 Mainzer Ministeriale von Hattersheim
Im 15. Jahrhundert nennen sich die von Sulzbach auch von Hatterheim.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1313: Errichtung einer Kuratkapelle
- 1340: Pleban
- 1685: Restaurierung der im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigten Kirche
- 1747/48: Neubau der kath. Pfarrkirche St. Martin
- 1913-15: Erweiterung der Kirche
- 1928/29: Bau der ev. Kirche
Patrozinien
- Martinus
Pfarrzugehörigkeit
Vor 1313 zum Kirchspiel Okriftel
1313 zur eigenständigen Pfarrei erhoben
1525/26 wieder zu okriftel gehörig
1685 zu Kirftel gehörig
Die ev. Gemeinde wird 1959 zur Pfarrei erhoben.
Patronat
Patronat beim Abt des Klosters St. Alban
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation im Amt Hofheim: 1540
Katholischer Bekenntniswechsel: nach 1559 durch Kurmainz
1894 werden wieder protestantische Gottesdienste zunächst im Posthof und ab 1929 in der neu errichteten Kirche abgehalten.
Kirchliche Mittelbehörden
Seit 1107: Dekanat Eschborn, Archidiakonat St. Peter in Mainz
Juden
Ab Ende des 17. Jahrhunderts existierte eine jüdische Gemeinde mit Synagoge. Die Gemeinde löste sich aber bereits vor 1933 auf und die Synagoge wurde schließlich 1930 verkauft.
1800: 18, 1843: 30, 1905: 23 Juden
Kultur
Schulen
1609: Schulmeister und Glöckner
1724: Neubau von Schul- und Rathaus
1846/47: Errichtung des neuen Schulhauses
1904/05: Bau eines weiteren Schulgebäudes
1957-59: Bau der Robinson Grundschule anstelle des Baus von 1904/05
1976 Einweihung der 1987 umbenannten Heinrich-Böll-Gesamtschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
1897 gab es eine ÖL- und eine Zuckerfabrik.
Mühlen
1219: Mühle des St. Stephan-Stifts und eine des Altmünsterklosters
Um 1300: Mühle im Besitz der Eppsteiner
1559: Kronberger Mühe (1963 stillgelegt und 1967 abgerissen)
1452: Schleifmühle (auf dem Feld in Richtung Kriftel errichtet)
1677: Urbansmühle (um 1950 stillgelegt)
1710: Engelmühle
Nachweise
Literatur
- Flug, Altmünsterkloster in Mainz, S. 125-128
- Bethke, Main-Taunus-Land, S. 70-73
- Hattersheim 1132-1982
- Hessisches Städtebuch
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation S. 73
- Denkmaltopographie Main-Taunus-Kreis
- Niemeyer, Pagus, S. 109-112
- Oesch, Zeitbilder
- Struck, Geschichte Hattersheim
- Vogel, Beschreibung Nassau, S. 863
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd.1
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
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„Hattersheim, Main-Taunus-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/11268_hattersheim> (aufgerufen am 26.11.2025)
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