Bierstadt

Die Lage von Bierstadt im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
3,5 km östlich von Wiesbaden
Lage und Verkehrslage
Siedlung mit komplexem Grundriss östlich des Aukammtales. Kirche im Osten des Ortsbereichs
Ersterwähnung
927
Historische Namensformen
- Peristatter marca (881) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 31, Nr. 71]
- brigidam, ad sanctam (910) [MGH Diplomata dt. Karolinger 4, Zwentibold und Ludwig das Kind : Schieffer, S. 210-211, Nr. 73]
- Birgidesstat (927) [Dotzauer, Ortschronik, S. 78-79 = Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 40-41, Nr. 85]
- Birgestat (1102) [Mainzer Urkundenbuch 1, Nr. 408, S. 314-315]
- Birgestat (1128) [Mainzer Urkundenbuch 1, Nr. 554, S. 466-468]
- Bergestat (1133-1137) [Mainzer Urkundenbuch 1, Nr. 616, S. 536-537]
- Birgestat
- Birgerstat (1211) [Meyer zu Ermgassen, Oculus Memorie 2, S. 46-47, S. 332-333]
- Birgestat (1221) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 265-267, Nr. 377]
Bezeichnung der Siedlung
- marca (881) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 31, Nr. 71]
- villa (927) [Dotzauer, Ortschronik, S. 78-79 = [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 40-41, Nr. 85]
- curia (1128) [Mainzer Urkundenbuch 1, Nr. 554, S. 466-468]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3448866, 5550014
UTM: 32 U 448811 5548234
WGS84: 50.084167° N, 8.284492° O
Statistik
Ortskennziffer
414000120
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 1119, davon 746 Acker (= 66.67 %), 83 Wiesen (= 7.42 %), 250 Holzungen (= 22.34 %)
Einwohnerstatistik
- 1885: 2077, davon 1830 evangelisch (= 88.11 %), 177 katholisch (= 8.52 %), 70 Juden (= 3.37 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 881: in pago Cunigeshundero in Peristatter marca
- 927: in Kuningessundere in comitatu Everhardi comitis (Königssondergau in der Grafschaft des Grafen Eberhard)
- 1353: Grafschaft Nassau (walramische Linie), Herrschaft Wiesbaden
- 1433: Herrschaft Eppstein-Münzenberg
- 1787: Fürstentum Nassau-Usingen, Oberamt oder Herrschaft Wiesbaden
- 1806: Herzogtum Nassau, Oberamt Wiesbaden, Kirchspiel Bierstadt
- 1816: Herzogtum Nassau, Amt Wiesbaden
- 1849: Herzogtum Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden,Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk X (Kreisamt Wiesbaden)
- 1854: Herzogtum Nassau, Amt Wiesbaden
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Wiesbaden (Main-Kreis)
- 1928: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Stadtkreis Wiesbaden
Altkreis
Wiesbaden
Gemeindeentwicklung
Am 1.4.1928 Eingemeindung in die Stadt Wiesbaden
Gericht
- 1254 sollte das Mainzer Domkapitel den Schulheißen, die Herren von Eppstein den Zentgrafen stellen
- 1441: Abtretung der Hochgerichtsbarkeit von den Herren von Eppstein an Nassau
- 1516: Nassau-Idstein
- 1816: Amt Wiesbaden
- 1849: Justizamt Wiesbaden
- 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Wiesbaden
- 1867: Amtsgericht Wiesbaden
Herrschaft
- 1353 im Weistum des Hofes Wiesbaden genannt
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 927 schenken die Eheleute Alfwin und Ada dem Ursula-Stift zu Köln einen Hof mit allem Zubehör in Bierstadt sowie mit 30 zu diesem Hof gehörenden Mansen samt den darauf sitzenden Hörigen und einen Anteil an der Bierstädter Kirche, in Bierstadt, Kloppenheim, Erbenheim und Wicker im Königssondergau und an einem weiteren Ort. Der Besitz ging schon früh an lokale Gewalten bzw. an das Mainzer Erzstift über. 1128 schenkt Erzbischof Adalbert I. von Mainz dem Domkapitel einen Hof in Bierstadt, den seine Verwandten Graf Ulrich und dessen Gattin Mathilde dem Erzstift übertragen hatten. Unter Adalbert I. wird Bierstadt als Allod erwähnt, das der Erzbischof für Geld erworben hat. Kloster Eberbach besaß schon vor 1211 ein predium in Bierstadt. 1211 wies das Kloster dem Mainzer Mauritiusstift einen halben Mansus Allodialland dieses offensichtlich noch wesentlich umfangreicheren Bierstädter Besitzes an. 1221 kaufen die Grafen Heinrich und Robert von Nassau vom Mainzer Domkapitel den Bezirk der Burg Sonnenberg für 30 Mark, tragen denselben dem Kapitel zu Lehen auf und versprechen, den Hof des Kapitels zu Bierstadt, dessen Gemarkungsgrenze festgestellt wird, nicht weiter zu schädigen.
- Die Herren von Eppstein hatten bereits vor 1200 alle Güter, die zum Hof Wiesbaden gehörten, als nassauische Lehen empfangen, wobei unsicher ist, welche Dörfer hierzu gehörten. Beide Geschlechter bemühten sich seit dem 13. Jahrhundert um eine Ausweitung ihrer Herrschaft, wobei die Eppsteiner im 14. und 15. Jahrhundert immer mehr zurückgedrängt wurden. 1254 kam es zum Streit zwischen dem Domkapitel und den Herren von Eppstein, der in einem Vergleich vor dem Mainzer Erzbischof endete.
- Im der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts gelang es den Grafen von Nassau das Domkapitel aus der Herrschaft zu verdrängen..
- 1540 erwarb das Kloster Bleidenstadt den Mainzer Besitz.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 927: Kirche
- 1337: Pfarrer
Patrozinien
- Nikolaus
Pfarrzugehörigkeit
Zum Kirchspiel gehörten Rambach und Sonnenberg zur Hälfte.
Patronat
1351 werden die Patronatsrechte vom Mainzer Dompropst seinem Kapitel übertragen und inkorporiert. Die Einsetzung des Vikars blieb jedoch beim Dompropst. 1540 fiel das Recht an das Kloster Bleidenstadt.
Diakonische Einrichtungen
Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 2, ein Kindergarten mit 3 Kräften
Bekenntniswechsel
Die Einführung der Reformation erfolgte vermutlich um 1540.
In allen Orten des Herzogtums Nassau wurde ab 1817 die Union des lutherischen und reformierten Bekenntnisses zu einer evangelischen Kirche eingeführt.
Kirchliche Mittelbehörden
Archidiakonat des Propstes von St. Peter in Mainz, Dekanat Kastel
Juden
1843: 141, 1905: 65 Juden; alte Siedlung
um 1827 Bau einer Synagoge; seit 1890 Friedhof
Kultur
Schulen
1594 Errichtung der Schule.
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Die deutschen Königspfalzen, Band 1, Lfg. 1, S. 16-23
- Kehrein, Nassauisches Namenbuch, S. 169
- Bach, Siedlungsnamen, S. 67
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 76
- Vogel, Beschreibung Nassau, S. 537-538
- Regesten Herrschaft Wiesbaden, S. 135 (Register)
- Luthmer, Untertaunus, S. 222-225
- Moßig, Grundbesitz des Klosters Ebersbach, S. 186, 188-189, 422
- Schäfer, Herren von Eppstein, S. 66, 300, 399
- Dotzauer, Anfänge
- Dotzauer, Ortschronik
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd.1
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Bierstadt, Wiesbaden“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/11153_bierstadt> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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